Ben Berkeley - Judaswiege

  • Klappentext
    »Schau unter den Fahrersitz, Jessica.« Mit Autobomben zwingt ein Psychopath junge Frauen in abgelegene Waldgebiete und ermordet sie mit einem mittelalterlichen Folterwerkzeug, der Judaswiege. Doch schon bald ist ihm das nicht mehr genug: Er stellt Videos von seinen grausamen Taten ins Netz, getarnt als harte Pornografie. Ein schwieriger Fall für Sam Burke, Psychologe und leitender Ermittler beim FBI. Hilfe von unerwarteter Seite erhält er durch seine Expartnerin Klara »Sissi« Swell, die sich bei ihren Untersuchungen jedoch am Rande der Legalität bewegt. Können sie den brutalen Killer stoppen?



    Der Autor
    Ben Berkeley, Jahrgang 1975, wurde als Sohn deutscher Einwanderer in Palo Alto geboren und wuchs in der Bay Area auf. Nach einem Psychologie-Studium wurde er Berater des FBI und ist einer der führenden Experten für Medien- und Täterpsychologie. Ben lebt in Santa Barbara, Kalifornien und Tel Aviv, Israel. Judaswiege ist sein erstes Buch.





    Die "Judaswiege" ist ein mittelalterliches Folterwerkzeug. Titel und Cover (blutbeschmierte Holzpflöcke) suggerieren, das man es hier mit einem ordentlichen Thriller zu tun hat.


    In der Tat ist "Judaswiege" aber ein zimperliches Buch. Die Taten werden nicht beschrieben und das meiste wird der Phantasie des Lesers überlassen. Bis ca. Mitte des Buches erfährt man immer wieder, wie der Täter nach dem gleichen Schema junge Frauen in seine Gewalt bringt. Die Handlung bricht aber jedesmal ab, wenn er die Frauen hat. Das der Autor sich nun nicht in überflüssiger Gewalt ergeht und nicht ausführlich die Foltermethoden beschreibt ist ja nun nicht unbedingt etwas schlechtes. Leider aber gelingt es ihm nicht, wenigstens die Spannungsschraube anzuziehen. Spätestens nach der 3. gleichlaufenden Entführung wird es etwas fad. In der Nebenhandlung werden lang und breit Sissi Sewell eingeführt und ihr Ex-Kollege Sam Burke. Sissi sitzt im Gefängnis, da sie ihre akrobatischen Fähigkeiten gerne bei illegalen Einbrüchen trainiert. Das ist ihre Art, an Beweise zu kommen die anderweitig nicht zu beschaffen sind. Die Figur des Sam bleibt sehr distanziert. Daneben gibt es noch den alten Anwalt Stein und seine Gehilfin Pia. Achja, und Adrian, den Ehemann des ersten Opfers. Es gibt so einige Personen kennenzulernen, zudem muss ja auch die obligatorische Liebesgeschichte mit hinein. Und ein paar Kochrezepte, denn Adrian ist Koch und bekocht seine Liebste.


    Diese ganze Rahmenhandlung zieht sich und nimmt jedwede Spannung aus dem Buch. Zudem gelingt es dem Autor, wirklich jede Person unterkühlt und unnahbar zu gestalten. Sympathisch war mir niemand. Ich war mittendrin geneigt, das Buch abzubrechen. Irgendwann kam dann doch noch der Täter ins Spiel. Da wurde es dann tatsächlich kurzweilig etwas spannend. Den Täter ereilt dann bald ein unspektakuläres Ende. Die letzten 50 Seiten habe ich eigentlich nur noch überflogen, den die sind Showdowns leider auch nicht so gut gestaltet und im Grunde hatte ich jedwedes Interesse an dem Ausgang der Dinge verloren.


    Ben Berkeley macht auch genau das, was ich bei Krimis nicht leiden kann: er beschreibt minutiös alle Handlungen seiner Figuren, kochen, anziehen etc. Aber sobald es z.B. um die Einkreisung des Täters geht, handeln seine Figuren heimlich und lassen mich als Leser im Dunklen. Ich empfinde das als Bruch, wenn ich einerseits an jedem kleinen Detail der Gedankengänge beiteiligt bin, nur nicht bei den wirklich relevanten. Da fehlt mir der Blick fürs Wesentliche.


    Und wirklich verdorben hat der Autor es mit seinem letzten Satz. Das ist einfach nur lächerlich.


    Ich kann die ganzen guten Kritiken auf amazon und auch bei der krimi-couch nicht nachvollziehen. Ich habe mich über weite Strecken gelangweilt. Weder Handlung noch Schreibstil sind bemerkenswert. Und dann natürlich der unsägliche letzte Satz :rolleyes. Von mir eine klare Nicht-Empfehlung!

  • Ich habe das Buch etwas spannender empfunden als Darcy und fand auch die Ermittlungen der Behörden ganz okay. Gut, es hätte ausführlicher sein können, aber ich habe es jetzt nicht unbedingt als störend empfunden. Den Anwalt Stein und seine Assistentin Pia mochte ich sehr gerne. Ich habe mich immer gefreut, wenn ein Kapitel von den beiden handelt. Der Anwalt ist einfach ein komischer alter Kauz mit seinen Eigenheiten, die mir sehr gut gefallen haben :-)


    Wen ich hingegen überhaupt nicht mochte war Klara Swell. Am Anfang war ihr Charakter noch in Ordnung, aber das flaute rasch ab. Ich fand sie einfach nur nervig. Genauso wie die Tatsache, dass Sam Burke noch immer an ihr hing. Diese Gefühlsduselei war meiner Meinung nach wirklich nicht notwendig.


    Die Passagen mit dem Mörder haben mir gefallen. Was ich aber schade fand in Bezug auf den Täter war...



    Es gab am Ende einfach keinen Überraschungseffekt. Und den Showdown fand ich ziemlich überzogen. Vor allem, da dabei Klara Swell eine große Rolle spielte, so als ob das FBI sonst nicht fähig gewesen wäre...


    Und der letzte Satz bzw. Absatz des Buches... tja, das war ja extrem überflüssig. Ich weiß echt nicht, was sich der Autor dabei gedacht hat. So ein Schwachsinn... ehrlich, das kam mir so vor, als ob er sich selbst auf die Schulter klopfen würde. Ne, das ist mal gründlich in die Hose gegangen :nono


    Alles in allem ein Thriller, den man lesen kann, aber nicht muss. Man versäumt bestimmt nichts, wenn man sich das Buch nicht kauft, auch wenn der Schreibstil flüssig ist und man das Buch schnell lesen kann.


    6 Punkte

  • Meine Meinung:


    Frauen werden entführt und fürchterlich gefoltern und die Polizei steht vor einem großen Rätsel. FBI-Experte Sam Burke erhofft sich, mit seiner Ex-Partnerin Klara Swell, Licht ins Dunkel zu bringen.


    Ben Berkeley hat es geschafft, mich in diesen Thriller hineinzuziehen, mitzufiebern und die Daumen zu halten, dass der Täter, der solch furchtbare Taten begeht, zur Strecke gebracht wird.


    In diesem Buch werden viele Gesetze gebrochen, um der Gerechtigkeit gerecht zu werden. Das finde ich einfach toll. Nicht nur nach Schema F, sondern auch mal ausbrechen, um das Ziel zu erreichen. Die Protagonisten sind hervorrand beschrieben, man kann sich richtig gut hineinversetzen wie sie agieren und wie ihre Charaktere sind.
    Der Schreibstil ist voll fließend, man lässt sich dahintreiben, wird immer wieder aufgewühlt und hofft, endlich ans Ziel zu kommen. Aber nein, Berkeley findet immer wieder einen Weg um die Spannung weiter hochzuschrauben.


    Ein wahnsinnig interessantes, spannendes - sicher für Thriller-Fan - Buch, das man gelesen haben muss.

  • Das Buch lag schon fast ein Jahr auf meinem SUB und im Nachhinein ärgere ich mich fast ein bisschen, dass ich es nicht schon früher gelesen habe. Denn es ist ein wirklich spannender Thriller.
    Es beginnt damit, dass eine junge Frau auf Hawaii während ihrer Hochzeitsreise verschwindet.
    Von ihr fehlt jede Spur und schließlich wird die Suche vor Ort eingestellt. Der Ehemann Adrian gibt aber die nie die Hoffnung auf, dass man Jessica doch noch irgendwann findet. Was dann auch leider der Fall ist und es wird klar, dass sie das Opfer eines brutalen Serientäters geworden ist.
    Das ruft das FBI auf den Plan. Agent Sam Burke macht sich zusammen mit seinem Team auf die Jagd nach dem Killer. Mit Hilfe des gewieften Anwalts Stein, einem Freund von Adrian, kommt auch Sams Ex-Partner Klara „Sissi“ Swell wieder zur Truppe. Gewisse Umstände bei einem früheren Fall hatten ihr schwerwiegende juristische Probleme eingebracht.
    Als weitere junge Frauen verschwinden, beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Der Täter scheint die Opfer wahllos auszusuchen, es gibt keine Gemeinsamkeiten und die Fundorte verteilen sich über mehrere Bundesstaaten. Und er hinterlässt keine Spuren und scheint perfekt organisiert. Wo sollen Sam und sein Team anfangen?


    Dem Autor gelingt es, die Spannungskurve immer aufrecht zu erhalten und zum Schluss hin noch zu steigern, was auch der Wechsel zwischen den Erzählperspektiven bewirkt. Mal schreibt er aus Sicht des FBI oder des Anwalts Stein, mal aus Sicht der Opfer und mal aus der des Täters. Und auch wenn die Morde blutig und brutal sind, liegt der Schwerpunkt des Romans doch mehr auf den Ermittlungen und der Jagd nach dem Täter. Man merkt, dass sich der Autor in dem Bereich auskennt. Die Taten an sich werden nie bis ins Detail geschildert, wie es oft bei anderen Thrillern ist. Trotzdem kommen die Abscheulichkeit der Taten und das Grauen gut rüber. Man kann sich vorstellen, welche Qualen die Opfer erlebt haben müssen.
    Von den Charakteren mochte ich Sam, Klara, den Anwalt Stein sowie seine Assistentin Pia am meisten.
    Einen witzigen Einfall fand ich den letzten Absatz im Buch, als es um die Gemeinsamkeiten der Opfer ging. Wer das Buch liest, weiß was ich meine. :grin


    Alles in allem ein spannender Thriller, der mich sehr gut unterhalten hat und den ich auf jeden Fall weiter empfehlen kann.

  • Nachdem ich längere Zeit nur noch Pech mit meiner Bücherwahl hatte, war Judaswiege seit langem wieder ein wirklich gutes Buch.


    Den Anfang empfand ich als etwas holprig, da mich die verschiedenen Perspektiven in den ersten Kapiteln einfach nur nervten, doch nachdem alle zueinander gefunden hatten, musste ich das Buch in einem Durchgang fertig lesen.
    Ein besonders hervorstechenes Merkmal hat das Buch meiner Meinung nicht und ich hatte nicht das Gefühl, eine tiefere Bindung zu den Figuren aufbauen zu können, trotzdem möchte ich das Buch jedem weiterempfehlen, der bereit ist, sich die titelgebende Foltermethode anzutun.


    Ich habe schon einiges gelesen, wo ich die Tat als schrecklich grausam empfunden habe, doch hier war ich wirklich froh, dass keine aktive Folterszene beschrieben wurde. Schon bei der lediglichen Beschreibung der Judaswiege hat sich bei mir alles gesträubt - vielleicht lag es daran, dass es sich bei der Judaswiege um ein echtes Folterwerkzeug handelt, mit dem Menschen in derVVergangenheit grauenvoll in den Tod getrieben wurden.


    An den verschiedenen, teilweise wirklich sehr einzigartigen Figuren habe ich kaum was auszusetzen und ich würde mich freuen, sie in weiteren Büchern wieder zu sehen.
    Erwähnenswert finde ich es zudem, dass mich das Buch die ganze Zeit über unterhalten hat - grausame Folter hin oder her. Nur das Ende (sowohl das scheinbare als auch endgültige) kam wie vom Himmel gefallen.


    Was den letzten Abschnitt angeht.. ich frag mich, ob irgendwer das gut aufgenommen hat.

    Destiny is for losers. It's just a stupid excuse to wait for things to happen instead of making them happen.


    -inaktiv-

  • Meine Meinung: Solider Thriller, aber ohne Überraschungen!

    Die Jagd nach dem Serientäter gestaltet sich durchaus spannend ohne mit besonderen Überraschungen aufzuwarten, insgesamt also solide Thrillerarbeit aber auch leider nicht mehr.

    Die Handlungen der Protagonisten sind insgesamt wenig überraschend. Allein die Ermittlerin Klara fällt aus der Rolle, das aber für meinen Geschmack dann aber auch zu überzeichnet. Nicht nur ihre Art der Informationsbeschaffung, vor allem in ihrer Häufigkeit, finde ich etwas fehl am Platze, sondern besonders im letzten Teil des Buches den [Achtung Spoiler: kurzfristig inszenierten / organisierten Ausbruch.]
    Für mich wird die Protagonistin hier zu sehr überzeichnet und verliert klar an Substanz.

    Der männliche Gegenpart, Sam Burke hingegen erledigt solide Ermittlungsarbeit. Und, obwohl er gefühlt in der Geschichte eher einen kleineren Part hat im Vergleich zu Klara, kommt er mir authentischer vor.

    Wer mir hingegen sehr gut gefällt ist der ziemlich alte Anwalt Thiebault Stein, der ob seiner Kauzigkeit und seiner „Steinschen-Prozessordnung“ irgendwie ein sympathischer Kauz.

    Beim Antagonisten ist die Rolle, ähnlich zu Sam Burke, klar gezeichnet und auch glaubhaft mit seiner Listen-Pedanterie und wie sorgfältig er alles plant ist schon plausibel.

    [Achtung Spoiler: Auch die Sache mit seinem „Schüler“ kann man durchaus nachvollziehen, sieht er sich doch hierdurch als der Meister und verstärkt somit sein Machtgefühl, dass er durch seinen Taten ja bezweckt. Gibt der Handlung also auch eine Wendung, allerdings eben keinen wirkliche Überraschung.]

    Sucht man etwas neues, oder besondere Auffälligkeiten, so kann man auf dieses Buch verzichten. Möchte man hingegen einen soliden Thriller auf der Jagd nach einem Serientäter mit ausgefallener Todesart, dann kann man hier getrost zugreifen.

    Viele Grüße
    Thomas


    ________________________________________
    wyrd bid ful aræd - Das Schicksal ist unausweichlich