'Regionalexpress' - Seiten 068 - 137

  • Interessanter Abschnitt, zu dem mir garnicht viel zu sagen einfällt, weil ich alles als sehr rund und stimmig empfunden habe :wave


    Dass Max so schnell konvertiert ist, wundert mich kein Stück. Der Kerl war einsam, hat da eine Gemeinschaft gefunden, die ihm das versprochen hat, wonach er suchte. Er hat's geglaubt. Klar, dass der lieber heute als morgen konvertiert, der giert doch jetzt danach, richtig dazu zu gehören.
    Ich habe einen Bekannten, der ebenfalls nach dem ersten Besuch der Moschee konvertieren wollte; die Muslime haben ihm das allerdings ausgeredet und gesagt, er solle erstmal ein paar Wochen im Glauben leben, bevor er Gott Versprechungen macht. Wurde dann auch nichts mehr ...
    Hier aber haben einige der Muslime (zumindest die arabischen Brüder und sicher auch Mohammad) offenbar etwas vor und können - vermute ich - ein Bauernopfer gut gebrauchen.


    Adil schätze ich inzwischen etwas anders ein als zuvor. Irgendwie ist es schon ein wenig erbärmlich, wie er nach Ausreden für Paula sucht, aber keine findet. Ich frage mich, wie weit es mit seinem "Glauben" wirklich ist und vermute, dass er bloß was nachbetet. Und da das nicht aus ihm selbst kommt, sondern ihm eingeredet wurde, schwankt das.
    Sagen wir mal so: da geht noch was.

  • Habe diesen Teil des Buches nun auch beenden können :wave
    Was ich persönlich ein klein wenig störend, bzw. verwirrend finde, sind die kurzen Kapitel. Für mich wäre es einfacher, wenn man für etwas längere Zeit bei ein und derselben Person geblieben wäre.


    Max: Ich fand's sehr interessant, dass Max mal an einer Sitzung seiner Eltern teilgenommen hat. Wollte wohl deren "Religion" mit seinen "Zeremonien" in der Moschee vergleichen... Zwei Sätze sind mir übrigens besonders positiv aufgefallen: ... und faselten von "Erlösung", wenn sie "Erlös" meinten. (Seite 91) und Dass ich einen Weg gefunden hatte, der mich aus meinem erbärmlichen kleinen Leben herausführte. (Seite 98) Besonders der letzte Satz zeigt doch deutlich wie unzufrieden Max mit seinem Leben ist und weshalb er genau deshalb besonders empfänglich für eine Religion ist. Dabei ist der Islam meines Erachtens zweitrangig. Max hätte auch dem Dalai Lama begegnen können. Für ihn ist das Wichtige die Zuflucht und die Geborgenheit, die er in der Religion findet. Zufällig ist er eben beim Islam gelandet. Auch das Wort "Bruder" scheint für ihn eine sehr, sehr große Bedeutung zu haben, denn dadurch fühlt er sich zugehörig, verstanden und geliebt. Deshalb wird ihm auch mehr und mehr das Verhalten seiner Eltern egal, denn er ist durch seine Religion nun nicht mehr auf sie angewiesen. Er hat jetzt eine neue Familie, seine sog. "Brüder".


    Paula: Ich finde immer noch, dass teilweise zu viel "pferdisch" gesprochen wird. Für Nichtreiter also dementsprechend schwierig zu lesen, oder empfinde ich das falsch? :gruebel Übrigens hätte ich durch's viele Reiten auch gerne so einen Bizeps bekommen, wie Paula den angeblich hat. Hatte den nie! :-( Besonders interessant war für mich die Szene, in der Paula sich für Adil aufbrezelt, er ihr absagt und sie dann ein Gespräch mit ihrer Mutter führt. Dabei hat man genauestens gemerkt, dass die Mutter eigentlich gar nicht an Paula und ihrer Gefühlswelt interessiert ist. Sie hat nicht einmal bemerkt, warum sie sich plötzlich wieder abschminkt und ihre zuvor so große Freude in Traurigkeit umgeschlagen ist.


    Kemper: Finde ihn immer noch äußerst unsympathisch und viel Zeit hat er ja nicht mehr, das irgendwie wettzumachen :chen Zum Nachdenken anregend fand ich seinen Vergleich mit der Bürokratie und einer Religion; ist am Ende alles, was wir tun auf Religion zurückzuführen??

    "Katzen achten nicht drauf, welche Namen wir ihnen geben. Sie haben ihre eigenen Namen und brauchen unsre nicht. Darum schaut einen eine Katze auch immer so mitleidig an, wenn man sie beim Namen ruft, den man ihr gegeben hat, als ob man es nie lernt.

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  • Habe diesen Abschnitt auch schon beendet.


    Mein Eindruck von Max hat sich bestätigt. Ich finde nach wie vor, dass er nur zum Islam konvertiert ist, weil er in seinem Elternhaus nicht den Halt gefunden hat, den er gebraucht und gesucht hat. Auch mir geht die Konvertierung etwas zu schnell. Die Sitzung seiner Eltern an der er teilnimmt muss für ihn schrecklich sein. Und dass seine Eltern die Konvertierung nur mit einigen Bemerkungen abtun zeigt doch dass sie völlig in ihrem eigenen Wahn gefangen sind.


    Paula tut mir leid, dass ihre Liebe zu Adil seinem "fanatischen" Glauben geopfert wird.


    Kemper benötigt eigentlich auch Hilfe, aber nicht unbedingt von seiner Schwester, die eigentlich genug mit ihrem behinderten Kind zu tun hat. Der Beschreibung nach leidet der Junge doch an Autismus oder habe ich das falsch verstanden?


    Muss unbedingt weiterlesen.


    Viele Grüße :wave

  • Son, nun bin ich auch durch mit dem Abschnitt, sorry, dass ich so hinterherhinke, das ist den persönlichen Umständen und nicht dem Buch geschuldet.


    Ich kann mich Mulle nur anschließen, was Max' Konvertierung betrifft, in seiner Situation war er einfach leicht zu gewinnen und ist wohl auch leicht beeinflussbar, da er einfach nach Anerkennung strebt und dazugehören möchte. Ich nehme an, genau aus dem Grund hat man ihn ausgewählt. Besonders gelungen fand ich in diesem Abschnitt die Konvertierung beschrieben: ohne es beim Namen zu nennen erlebt man diesen Moment mit Max und weiß genau, dass es nur die Konvertierung sein kann, die er gerade durchlebt


    In Adil erkennt man ein wenig die Zerrissenheit: Er mag Paula, weiß aber, das so eine Frau nach dem, was er glaubt, ungehörig ist. Aber dieses Frauenbild scheint er nicht von seinen Eltern zu haben, denn seine Mutter wirkte sehr aufgeschlossen und integriert, als sie auf Paula traf.


    Auch Kempers Zerissenheit ist hier wieder gut und nachvollziehbar dargestellt. Er schafft es einfach nicht, aus seiner Trauer herauszukommen.

  • Max' Übertreten in den Islam ging mir etwas zu schnell. Kaum hat er die Gruppe in der Adil sich bewegt ein paar Mal besucht, nehmen sie ihn schon auf? Was war Max eigentlich davor? War er Katholike oder hatte er keinen Glauben?
    Seine Versionen find ich auch mehr als komisch. Erst die mit der Lehrerin und jetzt die über seine Mutter.


    Max' und Paulas Eltern kommen mir immer merkwürdiger vor. Immer ihr mechanisches Grinsen und dass sie sich nie richtig aufregen. Sie kommen genauso aufgesetzt rüber, wie Max sie sieht.
    Mich würde interessieren, warum sie so von ihrer Religion überzeugt sind. Warum sie früher so anders waren.


    Kemper ist wohl seit dem Tod seiner Frau ganz schön depressiv. Er sieht alles negativ und zieht sich immer weiter runter, alles ist ihm egal. Er nervt mich manchmal ein wenig mit seinem Selbstmitleid, aber ich kann ihn auch verstehen. Jeder würde wohl in siener Situation eine Zeit lang so sein wie er. Sein Neffe und seine Schwester gehen ihm auf den Geist. Aber dass er alle Leute um sich herum so schlecht machen muss?


    Adil ist wohl hin- und hergerissen mit Paula. Einmal möchte er mit ihr ins Kino gehen, dann hat er wohl Angst bekommen, die Regeln zu brechen und sagt kurz vorher noch ab. Da hat mir Paula richtig leid getan. Adil kann sich wohl nicht entscheiden, was ihm wichtiger ist.


    Paula ist mir von allen bis jetzt am sympathischten. Sie kommt mir so unkompliziert vor.
    Nicht so toll fand ich aber von ihr, dass sie Simon ein bisschen ausnutzt, um sich von Adil abzulenken.


    Ich finde es auch interessant, dass so viele aktuelle Themen angerissen werden wie Fukushima, die Aufstände in Tunesien und Ägypten. Ein bisschen fraglich finde ich, dass sich Paula in ihrem Alter damit auseinander setzt, wo sie doch eigentlich erst nur Pferde im Kopf hatte. Ich hab mich in dem Alter noch nicht für das Weltgeschehen interessiert, auch nicht wenn es schockierend war.


    Der Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut, mal was anderes. Er ist direkt und ehrlich.
    Die 3 Erzählperspektiven find ich immer noch super, besonders dass diese jeweils so kurz gehalten sind. Dadurch liest es sich so schnell. Man denkt sich "diese Seite noch, und diese noch...." :-)

  • Zitat

    Original von AgnesH
    Waldmeisterin : Ja, Burak: Ich wollte unbedingt eine Figur haben, die ein gläubiger Moslem ist und gleichzeitig gerne in Deutschland. Deshalb muss er Mohammad ja ablehnen... und natürlich ist er um Adil (sein Neffe) besorgt und verrät ihn nicht an Kemper. Burak zu entwerfen und zu schreiben hat mir übrigens großen Spaß gemacht und er hat auch ein entferntes reales Vorbild.


    Ich wusste gar nicht, dass Adil Buraks Neffe ist. Hab ich da was in diesem Abschnitt überlesen?

  • @ Anili: Irgendwo steht, dass Burak Adil zum Essen einlädt und in dem Zusammenhang wird klar oder wird explizit gesagt, dass Burak Adils Onkel ist.

    :write "Wenn die Menschen nur über das sprächen, was sie begreifen, dann würde es sehr still auf der Welt sein." -Albert Einstein-


    :lesend

  • So, nun bin ich auch mit dem zweiten Abschnitt fertig und ich muss sagen dass die Geschichte wirklich sehr dynamisch erzählt wird und ein ziemliches Tempo drauf hat...


    Um mich meinen Vorrednern anzuschließen: Als Thriller würde ich es auch nicht einstufen. Irgendwo habe ich es als Jugendbuch gelesen und das trifft denke ich eher zu. Es geht ja um Jugendliche und ihre Probleme.


    Max war tatsächlich ein leichtes Opfer. Verwirrt und wusste nicht mehr ein noch aus. Da kamen seine "Brüder" gerade recht. Da er ja schon auf den ersten Seiten verraten hat, dass er ein Mörder ist, kann man sich ja nun schon vorstellen in welche Richtung sich die Geschichte entwickeln wird.


    Die Eltern von ihm regen mich einfach nur auf. Dieser ganze Engelquatsch lässt sie von den Tatsachen wegsehen: Ihr Sohn braucht sie! Ihre Abwesenheit schürt seine Wut und Verzweiflung nur noch mehr und sie sehen es einfach nicht. Jedesmal wenn ich den Engelsnamen der Mutter lese werde ich echt wütend!


    Dann haben wir da natürlich noch Paula, die durch ihren Bruder indirekt in den Konflikt mit hinein gezogen wird. Adil wird sicher kein guter Umgang für sie sein und es ist vielleicht wirklich besser für sie, dass er mit ihr nichts zu tun haben möchte.


    Und Kemper sollte sich mal ein bisschen mehr zusammen reißen. Jeder hat denke ich mal schon einen geliebten Menschen verloren und so wie man die Geschichte im Moment präsentiert bekommt, wird er sicher schuld sein, dass man die wahren Terroristen nicht findet.

  • Die streng durchgehaltene Ich-Perspektive der erzählenden Hauptpersonen - Paula, Max und Kemper empfinde ich teilweise als etwas eintönig, wenig abwechslungsreich.


    Die Geschichte wird langsam spannender. Max ist konvertiert und geht in seinem neuen Glauben voll auf. Er weiss eigentlich noch nicht viel über den Islam, aber der Zusammenhalt, der Zugewinn durch seine "neuen Brüder" an Selbstachtung und dem Gefühl, ernst genommen zu werden, wiegt alles andere auf. Es wird klar, dass er zu allem bereit ist. Seine Eltern nimmt er nicht mehr ernst und ansonsten scheint er keine weiteren wichtigen Bezugspersonen zu haben. Für ihn zählen nur noch Karim, Yusuf und Mohammad.


    Die ruhige und doch zielstrebige Erzählweise der Autorin gefallen mir gut. Plötzlich erkennt der Leser, wie weit Max schon in die Gedankenwelt seiner Brüder verstrickt ist und man fragt sich, wie das so schnell passieren konnte...


    Für einen Thriller ist mir die Geschichte aber doch etwas zu langatmig, wiederholt sich in vielen Punkten. Max Eltern sind sehr überzeichnet dargestellt und auch Kempers Rolle wirkt etwas zu polemisch. Der Bezug der hier zur Religion gezogen wird, was seine Arbeit betrifft, ist nicht so leicht nachvollziehbar. Er glaubt nicht mehr wirklich an den Ermittlungserfolg seiner Truppe, fühlt sich als "Ketzer", "Abtrünniger", der dem "Gebet" seines Vorgesetzten nichts mehr abgewinnen kann. Die Trauer um seine tote Frau, die ihn fast völlig lähmt und kaum mehr handlungsfähig werden lässt, ist wiederum gut nachvollziehbar und seine Reaktion auf die sich einnistende Schwester und deren behinderten Sohn hat mir mit am besten gefallen!

  • Ich komme jetzt erst dazu das Buch zu lesen und musste an einer Stelle sehr lachen (ich stelle mir ja immer alles bildlich vor): S. 118 unten: "Hier steckte ich mir den iPod ins Ohr...." Den GANZEN iPod? Eine seeehr lustige Vorstellung :D :lache

  • Zitat

    Original von buntfisch
    Max:
    ...Agnes, Du hast keine Kinder in diesem Alter, oder ? Dann wüsstest Du, dass ein Kind/Jugendlicher seine Playstation ganz bestimmt nicht nach dem Spielen brav in einem Karton verstaut ;-) .....aber vielleicht gibt es das ja tatsächlich....kicher.....gut, Spass beiseite.....
    .


    Diese Stelle habe ich eben gelesen und ich habe das irgendwie ganz anders aufgefasst. :gruebel
    Für mich kam das so rüber, dass Max nach dem ( ernsthaften und religiösen ) Gespräch mit Adil keinen Kopf mehr für Autorennen hatte. Dass ihm das in diesem Moment zu "belanglos" erschien. Und er dann "das Ganze" einfach wegpackte. Nicht aus Ordnungssinn oder so..........
    Schon interessant, wie unterschiedlich Szenen beim Leser so ankommen. ;-)