Janet Clark: Schweig still, süßer Mund
Kurzbeschreibung bei amazon
Ich beobachte dich. Jeden deiner Schritte. Du solltest vorsichtig sein. Zwing mich nicht, auch dich zum Schweigen zu bringen.
Janas beste Freundin Ella ist verschwunden. Auch wenn die Polizei nicht an
ein Verbrechen glaubt, steht für Jana eines fest: Ella würde niemals
einfach so abhauen. Sie beschließt, auf eigene Faust zu recherchieren.
Dabei kommen Dinge ans Tageslicht, die Jana an ihrer Freundschaft zu
Ella zweifeln lassen. Und die sie in große Gefahr bringen, denn ihre
Suche hat sie dem Täter nahe gebracht. Zu nah.
Inhalt
Ella, die beste Freundin der siebzehnjährigen Münchner Schülerin Jana Rosenthal, ist plötzlich verschwunden, obwohl sie Jana noch eine SMS mit der Aufforderung zu einem Treffen geschrieben hat, um ihr etwas Wichtiges zu erzählen. Da Ella eine für sie wichtige Theaterprobe versäumt hat, macht Jana sich Sorgen, wird aber zunächst von ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester Miriam nicht ernstgenommen. Die beiden sind der Meinung, Ella habe sich in letzter Zeit von Jana zurückgezogen und sind unwillig, sich mit diesem Vermisstenfall zu beschäftigen. Auch die Polizei sieht vorläufig keinen Handlungsbedarf, da Ella bereits volljährig ist und außerdem mit 15 Jahren schon einmal für mehrere Tage weggelaufen war. Nur Janas Schulfreund Fabian ist bereit, Janas Bedenken ernst zu nehmen und er ist es auch, der ihr durch die Verteilung von Flugblättern und Erstellung einer Webseite mit Suchaufruf bei ihren Nachforschungen hilft.
Als sich herausstellt, dass eine weitere junge Frau aus Ellas Bekanntenkreis vermisst wird und diese schließlich tot aufgefunden wird, interessiert sich die Polizei für Ellas Verschwinden und beginnt endlich intensiv zu ermitteln, ohne dass Jana dadurch von ihren eigenen Nachforschungen abzubringen wäre. Jana erfährt immer mehr ihr bisher unbekannte Details aus Ellas Leben und muss zu ihrem Entsetzen feststellen, dass sie ihre Freundin längst nicht so gut kennt, wie sie dachte...
Beurteilung
Vom Cover und Titel her hätte ich hinter diesem Buch eher einen Liebesroman erwartet und es daher eher nicht gelesen, zumal es ein "Jugendthriller" ist, zu dessen eigentlicher Zielgruppe ich bei Weitem nicht mehr gehöre. Glücklicherweise wurde ich durch eine Leserunde darauf aufmerksam und assoziierte den Autorennamen gleich mit einem spannenden Thriller, den ich 2011 gelesen habe.
Und das ist auch gut so, denn "Schweig still, süßer Mund" ist ein Buch, das auch für Erwachsene, vor allem für Eltern von Teenagern, sehr lesenswert ist.
Die siebzehnjährige Protagonistin Jana ist ein sympathisches und ihrer Freundin gegenüber sehr loyales Mädchen, aber sie handelt oft erschreckend naiv. Im Zuge ihrer Nachforschungen auf eigene Faust handelt sie teilweise zu impulsiv, ohne sich über die möglichen Folgen ihres gutgemeinten, aber leichtsinnigen Verhaltens Gedanken zu machen.
Eine große Rolle spielen in diesem Jugendthriller die modernen Medien, dabei werden zum Einen die bei jungen Leuten beliebten Castingshows thematisiert, bei denen naive Teenager, die vom Ruhm träumen, zu Unterhaltungszwecken missbraucht und bloßgestellt werden. Zum Anderen wird das Thema Datenschutz im Internet im Allgemeinen und Facebook im Besonderen aufgegriffen. Man hofft, dass jugendliche Leser aus diesem Roman Lehren ziehen und den -oft nichtsahnenden - Eltern die Augen geöffnet werden, welche Gefahren ihren Kindern drohen können, wenn sie sich im Internet zu transparent machen.
Die Charakterisierung der Figuren finde ich sehr gelungen, die vielen Personen in diesem komplexen Jugendroman sind in ihren guten und weniger guten Eigenschaften glaubwürdig ausgestaltet und ihre Handlungen sind nachvollziehbar.
Der Erzählstil hat mir gut gefallen und wirkt sehr authentisch. Die gesamte Handlung des Romans ist spannend erzählt, wobei die Spannung auf die Ungewissheit von Ellas Situation und auf Janas zunehmend alarmierendere Entdeckungen zurück zu führen ist. Es ist aber, der jugendlichen Adressatengruppe entsprechend, kein blutiger Thriller.
Ein kleines Problem hatte ich einzig mit dem Schluss, der mir in dieser Form nicht ganz realitätsnah vorkam, dazu will ich an dieser Stelle natürlich nichts weiter verraten.
Fazit: Passionierte Krimileser sollten sich von den rosa Röschen auf dem Cover nicht abschrecken lassen. "Schweig still, süßer Mund" ist ein ebenso unterhaltsamer wie auch nachdenklich machender Jugendkrimi, den ich nicht nur Jugendlichen, sondern auch Erwachsenen bedenkenlos empfehlen kann.
9 Punkte