Die Herrlichkeit des Lebens - Michael Kumpfmüller

  • Titel: Die Herrlichkeit des Lebens


    Autor: Michael Kumpfmüller


    Sprecher: Christian Brückner


    Verlag: parlando Edition



    Beschreibung:


    Roman über die letzte Lebensphase Franz Kafkas und seine Liebe zu Dora Diamant. Im letzten Lebensjahr lernt Kafka sie bei einem Reha-Aufenthalt kennen. Gegen jede Vernunft und die Widerstände seiner Eltern, zieht er zu ihr nach Berlin. Dort verleben sie eine glückliche, eheähnliche Zeit, trotz der finanziellen Not, die sie immer wieder zum Wohnungswechsel zwingt. Er ist krank, sie pflegt ihn. Die Eltern aus dem fernen Prag mischen sich ständig ein, aber die große Liebe des ersten Augenblicks ist unzerstörbar. Enger, immer enger wird das Netz der Widrigkeiten. Bedingungslos hält Dora zu dem schwächer werdenden Franz. Das Leben hat sich gegen die beiden verschworen, bietet ihnen nur noch Strohhalme in den Strudeln, die sie immer weiter nach unten reißen, Franz keine Chance zum Überleben lassen.
    Auf der Basis von Briefen und Biographien imaginiert Michael Kumpfmüller eine Liebesgeschichte, die den Leser anrührt und ergreift und die aus dem fernen Dichter Franz Kafka, den Menschen Franz macht, der leben möchte und lieben und dem langsam sogar das Schreiben entgleitet im langen, langen Kampf um eine Liebe, die ihm vorher nie gelang.



    Mein Eindruck:


    Man befindet sich in der Zeit von 1923 bis 1924, nur ein Jahr. Aber in diesem, zeichnet der Journalist und Autor Michael Kumpfmüller, das letzte Lebensjahr von Frank Kafka in Form eines Romans nach und das wirkt so voll von kleinen und liebevollen Ereignissen und Leichtigkeit, die man nicht vermutet hätte.


    Er bedient sich dabei aus den Tagebüchern Kafkas und hat aus einem Zitat auch den Titel, „Die Herrlichkeit des Lebens“ gewählt. Dieser begegnet einem in jedem Satz dieses Buches auch wieder, wenn man dies aus der Sicht Kafkas und der damaligen Zeit betrachtet. Der tuberkulosekranke Dichter ist froh, dem langen Winter und der Stadt entflohen zu sein und verbringt den Sommer 1923 im Ostseebad Müritz. Dabei lernt dabei die erst 25 jährige Dora Diamant kennen und lieben. Ihre Anziehungskraft ist für ihn so groß, dass er sich in kürzester Zeit entscheidet, mir ihr Tisch und Bett zu teilen. Berlin wird die Wahl ihrer Heimat und das ausgerechnet in den Zeiten der Weimarer Republik und dem beginnenden Antisemitismus.
    Kafkas Leben und seine Liebe zu Frauen war nicht einfach, mehrere Beziehungen endeten tragisch oder unglücklich. Er ver- und entlobte sich, eine weitere Beziehung musste er unter dem ständigen Druck seiner Eltern wieder aufgeben, eine weitere war nur kurz und leidenschaftlich und fast immer waren es Fernbeziehungen, die er mit viel Korrespondenz aufrecht erhalten wollte. Da er mit 40 schon schwer erkrankte und pensioniert wurde, ist er von seinen Eltern und Schwestern abhängig.


    Aber diesmal ist es für den bindungs- und ehescheuen Dichter anders, Dora verzaubert ihn mit ihrer jugendlichen Schönheit, Ausstrahlung und ihrem Humor. Kafka zieht es immer wieder und mehr ihn ihre Nähe und als das Ende seines Aufenthaltes naht, beschließen die beiden in Berlin ein Zimmer in Berlin-Steglitz zu beziehen, aber beide haben nicht viel Geld, müssen sich immer wieder eine andere Unterkunft suchen. Die schwierige Zeit der Inflation, die Preise für Lebensmittel belaufen sich auf Millionen von Mark und viele Menschen müssen hungern. Einzig die Leichtigkeit und Kraft der Liebe, lässt die beiden über viele Dinge hinwegsehen oder erst gar nicht an sie herankommen, doch die fortschreitende Krankheit des Dichters lässt Angst aufkommen. Er muss ins Sanatorium, wohin ihn Dora begleitet und ihm liebevoll auf seinem Leidensweg zur Seite steht.


    Der Autor erzählt die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Kafka und Dora, und als Zuhörer hat man das Gefühl, sich mitten in dieser Zeit- und Liebesgeschichte zu befinden. Ich war skeptisch, ob man aus den Tagebuch Auszügen, der Zeit in der erzählt wird und nur zwei Personen, um die sich die Geschichte dreht, ein so wundervolles, sehr berührendes und emotionales Hörbuch aus der der Vergangenheit und den letzten Lebenstagen Kafkas erzählen kann.


    Das Lob gebührt vor allem dem Autor, sowie dem Sprecher Christian Brückner, der einen mühelos in die Gedankenwelt mitnimmt und den ausweglosen und traurigen Verlauf einfühlsam vorträgt. Wer sich auf diesen Roman einlässt, macht einen Glücksgriff und findet in keiner Zeile etwas Kitschiges. Sehr behutsam erlebt man hier die Gefühlswelt und Sichtweise des Paares und doch treffen einen so viele Be- und Umschreibungen mit der ganzen zarten und oft auch poetischen Wucht.


    Das Hörbuch gibt es auch bei audible klick