Titel: Das Skript
Autor: Arno Strobel
Verlag: Fischer Taschenbuch Verlag
Erschienen: Januar 2012
Seitenzahl: 390
ISBN-10: 3596191033
ISBN-13: 978-3596191031
Preis: 8.99 EUR
Nach "Der Trakt" und "Das Wesen" hat Arno Strobel mit "Das Skript" seinen dritten Psychothriller vorgelegt. So wie schon mit seinen beiden vorgenannten Büchern, so ist ihm auch mit diesem Buch wieder eine punktgenaue Landung geglückt. Ein Psychothriller der Extraklasse - ohne Wenn und Aber.
Worum geht es nun in diesem Thriller? Eine junge Frau wird entführt. Auf einem Stück Haut, dass ihr der Entführer aus dem Rücken schneidet, beginnnt er eine Geschichte zu schreiben und verschickt sie dann per Post an eine andere junge Frau. Und ist es nun ein Zufall, dass der bekannte Bestsellerautor Christoph Jahn einen Kriminalroman mit eben dieser Handlung geschrieben hat? Spielt dort jemand auf perfide Art und Weise die Handlung dieses Buches nach? Jahn, der in Hamburg lebt, hatte Ähnliches bereits mit einem anderen seiner Bücher in Köln erlebt. Was steckt dahinter?
Die Polizei ist anfangs ratlos. Da ist die Kriminalhauptkommissarin Andrea Matthiessen, die stellvertretende Leiterin der Ermittlungsgruppe Heike (das Entführungsopfer hat den Vornamen Heike), die sich erstmal mit ihrem Kollegen dem Kriminaloberkommissar Stephan Erdmann zusammenraufen muss - anfangs bestehen erhebliche Spannungen zwischen diesen beiden Kripo-Mitarbeitern. Und dann ist da auch noch Stohrmann, der Leiter der Ermittlungsgruppe, offensichtlich voller Vorbehalte gegen seine Stellvertreterin ist und versucht wo es nur geht ihr das Leben schwer zu machen.
Mehr soll an dieser Stelle aber auch nicht verraten werden.
In diesem sehr gut recherchierten Buch (man könnte meinen Arno Strobel würde in Hamburg leben) schauen die Leser - zusammen mit dem Autor oder besser gesagt durch den Autor - in tiefe Abgründe der menschliche Seele. Dort finden wir alles was es so an schlechten menschlichen Eigenschaften gibt: Egoismus, Selbstverliebtheit, Selbstgerechtigkeit, skrupelloses Profitdenken und sehr viel menschliche Kälte anderen Menschen gegenüber.
Das alles schildert der Autor realistisch ohne zu übertreiben. Es ist auch dieser erzählerische Realismus der entscheidend dazu beiträgt, dass man dieses Buch kaum aus der Hand legen kann. Neben aller Spannung wird der Leserschaft auch in einigen Passagen ein Blick in das Spiegelbild unserer Gesellschaft präsentiert, da bauen sich Fassaden auf, die beim kleinsten Windstoss wie nichts in sich zusammenfallen. Es werden Menschen geschildert, so wie sie uns täglich überall begegnen oder begegnen können. Großsprecher, überhebliche Möchtegern-Juristen und Menschen die an sich selbst gescheitert sind.
Arno Strobel beginnt schon mit dem ersten Satz das tragende Fundament eines Spannungsbogens zu bauen, ein Spannungsbogen der weder im Laufe des Buches noch zum Ende hin in sich zusammenfällt. Der Spannungsbogen hält! Damit schafft er das, woran viele seiner Kollegen scheitern, nämlich Spannung aufzubauen und dieses Level kontinuierlich durchzuhalten. Immer wenn man als Leser denkt "nun habe man die Geschichte aber durchschaut" kickt der Autor diesen Gedanken sehr schnell weg und man steht wieder so ahnunglos da wie zum Beginn der Geschichte. Der überraschende Schluss ist zudem ein weiteres Highlight in diesem Psychothriller.
Hervorzuheben ist auch der sehr angenehme Schreibstil des Autors. Was nützt die beste Geschichte, wenn der Autor nur durch die Sätze stolpert und jedes Wort wie ein Fallstrick wirkt. Das ist hier nun ganz und gar nicht der Fall. Die Geschichte fließt ohne dabei auf eigene Konturen zu verzichten. Die Geschichte ist gradlinig aber eben nicht stromlinienförmig erzählt. Auch in dieser Beziehung ein wirklich sehr schönes Leseerlebnis.
Für mich begegnen sich Fitzek und Strobel auf Augenhöhe. Sie sind wohl die Spitze der gegenwärtigen deutschen Thrillerliteratur und müssen sich auch vor keinem ihrer ausländischen Kollegen verstecken - ganz im Gegenteil.
Freunde von wirklich guten Psychothrillern kommen bei diesem Buch von Arno Strobel voll auf ihre Kosten. Und auch mit diesem dritten Thriller hat Arno Strobel eindrucksvoll bewiesen: Er kann es!
"Das Skript" von Arno Strobel kann ich ohne Einschränkungen empfehlen.