Dagmar H. Mueller: Herbst im Kopf.
Meine Oma Anni hat Alzheimer
Illustratorin: Verena Ballhaus
Annette Betz Verlag 2006. 32 Seiten
ISBN-13: 978-3219112603. 12,95€
Vom Verlag empfohlen ab 5
Verlagstext
Oma Anni vergisst manchmal, wie man Kaffee kocht oder dass Paula ihre Enkelin ist. Oma Anni hat die Alzheimer-Krankheit und Paula erzählt, wie es ist, mit ihr in einem Haus zu leben. Eine einfühlsame Geschichte über diese Krankheit und die Veränderungen, die sie mit sich bringt.
Die Autorin
Geboren 1961 im Sauerland, aufgewachsen in Westfalen und in Bayern auf dem Land, zeitweise an der Ostsee zur Schule gegangen, und erst mit 13 Jahren nach Hamburg gekommen. Abitur und Studium (Germanistik und Sportwissenschaften) in Hamburg. 2006 erhält Dagmar H. Mueller den mit 5.000 Euro dotierten Kinderbuchpreis des Landes Nordrhein-Westfalen für ihr Bilderbuch Die unsichtbare Noa.
Die Illustratorin
Verena Ballhaus 1951 in Unterfranken geboren, aufgewachsen in München, dort Kunststudium. Kam über Bühnenbild, Theaterplakate zur Illustration. Mutter von 4 Kindern.
Inhalt
Paulas Oma Anni wird nicht nur älter, sondern "ein Stück mehr anders als die anderen", hat Paulas Papa erklärt. Paula weiß, dass diese Krankheit, die man nicht wie eine Kinderkrankheit von außen sehen kann, von Herrn Alzheimer entdeckt wurde. Paula hat beobachtet, dass ihre Oma immer wieder vergisst, wie die Kaffeemaschine funktioniert, aber sich noch sehr gut an ihre Kindheit erinnern und den Kaffee mit Filter und Wasserkessel aufbrühen kann wie früher. Paula kommt mit der Situation offenbar gut klar, auch wenn es oft schwer für sie ist, anderen Kindern zu erklären, warum Oma Anni komisch und unfreundlich ist. Die Illustrationen von Verena Ballhaus bilden im Buch eine zusätzlich Ebene, auf der weniger harmlose Dinge passieren als Paula bisher erzählt hat. Oma Anni begießt Moritz und sein Buch oder sie glaubt, dass sie noch eine junge Frau ist und Paulas Mutter ein kleines Mädchen, das auf den Nikolaus wartet. Diese für Kinder teils beunruhigenden Ereignisse bieten sich zum Gespräch und zum Erzählen mit eigenen Worten an. Paulas Mutter hat eine Superidee, wie sich der Verlust des Kurzzeitgedächtnisses bei Demenzerkrankungen anschaulich erklären lässt. Sie malt mit Paula einen riesigen Baum, der an den Zweigen Bilder aus Oma Annis Leben trägt. Die Bilder an der Spitze wirken viel blasser als die an den unteren Ästen. Wenn im Kopf der Oma der Herbst kommt, fallen die Blätter mit Erinnerungen ab, nur einige bleiben am Baum zurück. Paula zeigt sehr viel Verständnis dafür, wie schlimm es für Oma Anni sein muss, wenn sie nicht mehr weiß, ob sie sich nach dem Aufstehen anziehen oder zum Insbettgehen ausziehen soll. Paula löst das Problem heute geschickt, indem sie sich wünscht, vor dem Schlafengehen noch ein Bilderbuch anzusehen. Beim Bilderbuchansehen ist Oma Anni der geduldigste Mensch der Welt.
Fazit
Beim Versuch Erwachsenen zu erklären, dass Demenzkranke nicht bewusst schwierig sind, hätte ich mir schon einige Male ein so gelungenes Bild wie das vom Herbst im Kopf gewünscht. Nicht nur für Kinder ab 5 empfohlen, die sich nicht vor sonderbaren Ereignissen fürchten, sondern auch für erwachsene Angehörige Demenzkranker und für die Fortbildung.