'2001. Odyssee im Weltraum' - Teil 5 - Ende

  • Dann muß ich wohl den Anfang machen. Ich habe gestern Abend ausgelesen, und bin etwas ratlos. Doch der Reihe nach, also der Reihe der Zettel, die im Buch stecken.


    Seite 178, im Kapitel 32, wird dann die Frage nach der Endgültigkeit der Lichgeschwindigkeit gestellt. Finde ich das für die damalige Zeit verwunderlich? Weiß ich nicht, ist ja ein Roman. Aber wie erwähnt, vor einiger Zeit habe ich eine Meldung gelesen, daß diese Grenze von Wissenschaftlern ernsthaft infrage gestellt wird und man gar nicht mehr so sicher ist, ob das wirklich eine unüberwindbare Barriere ist.


    Dann die Erwähnung von Wurmlöchern. Nun, da könnte der Wissenschaftler und Astronaut John Crichton erschöpfend Auskunft geben, und das aus eigener Erfahrung. :grin
    Farscape - ich sollte da wirklich mal ernsthaft dem Ansehen aller vier Staffeln incl. dem grandiosen Finale der Peacekeeper Wars :anbet nähertreten. Darin werden alle Fragen über Wurmlöcher erschöpfend behandelt. :grin ;-)


    Kapitel 37, der Begriff Star Gate. Ich nehme mal an, Roland Emmerich kannte das Buch. Der in diesem Kapitel geäußerte Gedanke der Höherentwicklung von materiellen zu rein geistigen Wesen ist mir schon mal irgendwo begegnet, ob das ein Science Fiction Film, eine SciFi Serie oder ein Roman war, erinnere ich momentan nicht.


    Das ganze Finale des Buches habe ich nicht verstanden. :rolleyes Jetzt nicht bezogen auf „ich konnte das nicht übersetzen“, sondern in dem Sinne „ich weiß zwar, was ich lese, kann damit aber überhaupt nichts anfangen“. War es bisher eher handlungsbezogen, wird es plötzlich mystisch metaphorisch, ohne daß sich mir der Sinn erschließt. (Diese „Stargate-Reise“ hat mich übrigens an Contact erinnert, ich meine jetzt die Verfilmung mit Jodie Foster.) Dabei kamen mir dunkle Erinnerungen an den Film "2001" hoch, den ich in der Hinsicht auch nicht verstanden hatte. Vielleicht muß man wirklich die Folgebände lesen, um zu wissen, was der Autor im Sinne hatte.


    Oder jemand von euch kann es mir erklären.


    Bis zum Beginn dieser letzten Reise hat mir das Buch relativ gut gefallen, dieser Abschluß hat mich etwas verwirrt und ratlos zurückgelassen.


    Birgit Fiolka sprach (bzw. schrieb) in den Leserunden zu „Bltuschwestern“ und „Feuerprinz“, daß sie eine Breitbildpanorama-Geschichte erzählt. Ich habe dazu den Begriff „handlungsbezogen“ verwendet. Ein gleiches erscheint mir hier der Fall. Ich habe zu keiner einzigen auftauchenden Figur ein Verhältnis aufgebaut oder eine Sympathie entwickelt. Ich hatte irgendwie immer das Gefühl, daß eine Geschichte erzählt werden soll, deren Protagonisten austauschbar sind. Es also egal ist, ob da jemand David Bowman oder Arthur McFinlay heißt.



    Eine Rezi wird mir schwer fallen, da ich momentan überhaupt keine Ahnung und kein Gefühl dafür habe, wie gut - oder nicht gut - mir das Buch gefallen hat. Eigentlich bin ich froh, zu meinem um 1860 entstandenen Roman, der auch in der Zeit damals spielt zurückkehren zu können. Eigentlich nicht unbedingt ein gutes Zeichen. :rolleyes

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich habe das Buch noch in der Nacht ausgelesen und mir hat der letzte Teil gefallen. Wirklich alles habe ich nicht verstanden, glaube aber, dass sich Bowman in ein anderes Wesen verwandelt hat, nachdem er auf dem Weltraumhauptbahnhof angekommen ist. Aber wohin er dann verschwunden ist, und zu welcher Zeit, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht zurück zur Erde? :gruebel


    Zitat

    War es bisher eher handlungsbezogen, wird es plötzlich mystisch metaphorisch, ohne daß sich mir der Sinn erschließt. (Diese „Stargate-Reise“ hat mich übrigens an Contact erinnert, ich meine jetzt die Verfilmung mit Jodie Foster.) Dabei kamen mir dunkle Erinnerungen an den Film "2001" hoch, den ich in der Hinsicht auch nicht verstanden hatte. Vielleicht muß man wirklich die Folgebände lesen, um zu wissen, was der Autor im Sinne hatte.


    Ich für meinen Teil habe ein recht großes Bedürfnis, die weiteren Bücher recht bald lesen zu wollen. :grin Insgesamt hat es mir besser als das erste Leseerlebnis mit Clarke gefallen.


    Zitat

    Birgit Fiolka sprach (bzw. schrieb) in den Leserunden zu „Bltuschwestern“ und „Feuerprinz“, daß sie eine Breitbildpanorama-Geschichte erzählt. Ich habe dazu den Begriff „handlungsbezogen“ verwendet. Ein gleiches erscheint mir hier der Fall. Ich habe zu keiner einzigen auftauchenden Figur ein Verhältnis aufgebaut oder eine Sympathie entwickelt. Ich hatte irgendwie immer das Gefühl, daß eine Geschichte erzählt werden soll, deren Protagonisten austauschbar sind. Es also egal ist, ob da jemand David Bowman oder Arthur McFinlay heißt.


    Das erschien mir beim Lesen auch so, wir erfahren über die einzelnen Protagonisten auch nicht besonders viel. Besonders nichts privates. So scheint es mir zumindest.

  • Zitat

    Original von Wiggli
    Wirklich alles habe ich nicht verstanden, glaube aber, dass sich Bowman in ein anderes Wesen verwandelt hat, nachdem er auf dem Weltraumhauptbahnhof angekommen ist. Aber wohin er dann verschwunden ist, und zu welcher Zeit, ist mir nicht ganz klar. Vielleicht zurück zur Erde?


    Das beruhigt mich, daß ich nicht der einzige mit Verständnisproblemen bin, meine ich. Handlungsmäßig habe ich es genauso interpretiert, wie Du das geschrieben hast. Incl. der Rückkehr zur Erde. Nur was damit gemeint ist, was es bedeuten soll, das erschließt sich mir nicht. Ich empfinde einen starken Bruch im Buch - bis zum Finale handlungsbezogen und plötzlich ohne Übergang metaphorisch und mystisch.



    Zitat

    Original von Wiggli
    Ich für meinen Teil habe ein recht großes Bedürfnis, die weiteren Bücher recht bald lesen zu wollen.


    Von mir aus gerne; die drei Folgebände habe ich und möchte die dieses Jahr noch lesen.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Ich bin noch nicht durch, habe also eure Beiträge wohlweislich nicht gelesen und nehme also auch keinen Bezug darauf, noch nicht.


    Im Teil "Die Monde des Saturn" Kapitel "Botschafter im All" gibt es einen Abschnitt, der nicht nachdrücklich sehr angesprochen hat, weil Musik so eine große Bedeutung hat.
    Es ist von Bowmans Einsamkeit die Rede und seinen "Methoden", um sie ein wenig abzumildern und nicht an sich heran zu lassen. Es wird beschrieben, wie er die Stille, die absolute Stille mit Musik zu mildern versucht. Clarke hat sich da wirklich Gedanken gemacht, denn Bowmans Versuche, sich durch Stilrichtungen und Epochen zu hören, wobei er eine Richtung nach der anderen abwählt, weil er sie nicht mehr ertragen kann, deckt sich absolut mit der Wirklichkeit. Eindrücklich auch der Letzte Satz zu diesem Thema:


    "Doch endgültigen Frieden fand er - wie so viele vor ihm - in der mathematischen Tonstruktur von Bach."


    Clarke schreibt im Allgemeinen recht nüchtern über Bowmans Odyssee. Hier kommt er mir endlich auch einmal menschlich nahe.


    Und jetzt werde ich mal zu Ende lesen. Ich bin schon durch den "Bahnhof" hindurch und am "Inferno" vorbei...

  • Zitat

    Original von Clare
    "Doch endgültigen Frieden fand er - wie so viele vor ihm - in der mathematischen Tonstruktur von Bach."


    Ich entsinne mich, daß ich vor Jahren (weiß nicht mehr, wo) gelesen habe, daß Bach'sche Musik komponierte Mathematik ist. Mit Mathe (und den Naturwissenschaften überhaupt) habe ich es nicht so, vermutlich finde ich daher nicht den richtigen Zugang zu Bach. :rolleyes



    Zitat

    Original von Clare
    Clarke schreibt im Allgemeinen recht nüchtern über Bowmans Odyssee. Hier kommt er mir endlich auch einmal menschlich nahe.


    Wie erwähnt, kam mir keine der Figuren zu irgendeiner Zeit nahe. :rolleyes

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Das beruhigt mich, daß ich nicht der einzige mit Verständnisproblemen bin, meine ich. Handlungsmäßig habe ich es genauso interpretiert, wie Du das geschrieben hast. Incl. der Rückkehr zur Erde. Nur was damit gemeint ist, was es bedeuten soll, das erschließt sich mir nicht. Ich empfinde einen starken Bruch im Buch - bis zum Finale handlungsbezogen und plötzlich ohne Übergang metaphorisch und mystisch.


    Vielleicht ist es einfach nur ein auch heute bei Trilogien so beliebter Schluss: Das Ende versteht man so wenig, dass man allein deswegen den nächsten Teil kaufen und lesen muss. Wenn ich mir die deutsche Kurzbeschreibung zu "2010" anschaue werden dort einige Fragen aufgegriffen - und vielleicht auch beantwortet.
    Ich wollte noch die Kurzgeschichte, die bei der Filmausgabe dabei ist, noch lesen. Vielleicht erhellt die mich etwas.


    Ach ja: Ich bin mir nicht sicher, aber wird ganz am Ende das Ende der Menschheit/der Erde beschrieben?


    Zitat


    Von mir aus gerne; die drei Folgebände habe ich und möchte die dieses Jahr noch lesen.


    Ich brauche nur ein paar Tage, da ich mir noch die Bücher besorgen muss. Aber ansonsten wäre ein gemeinsames lesen nicht schlecht, zur Not auch in einer Mini-LR. :-)

  • "...mathematischen Tonstruktur von Bach"


    Steht das wirklich so in der Übersetzung? Zum Vergleich hier mal das Original:


    "He finally found peace, like so many others had done, in the abstract architecture of Bach, occasionally ornamented with Mozart"


    Kommt das eurer Meinung nach überhaupt nahe dran?


    Jetzt, wo ich fertig bin, bin ich richtig froh an der LR teilgenommen zu haben. Das Buch war unterhaltsam und ließ sich flüssig lesen. Das Ende hatte im Endeffekt garnicht soviele Unterschiede zum Film. Die psychodelische Reise durch das Sternentor war, wie das relativ offene und viele Interpretationsmöglichkeiten lassende Ende, vorhanden. Ich kann jedem nur ans Herz legen sich jetzt auch noch den erstklassigen Film anzuschauen, falls ihn jemand hier noch nicht kennt.


    Auf die Nachfolger wäre ich zwar auch gespannt, allerdings werde ich nicht direkt in den nächsten Buchladen rennen und mir 2010 holen. Ich liebe die Abwechslung, weswegen ich wohl erst in einem halben Jahr diese Geschichte weiterverfolgen werde. :-)

  • Zitat

    Original von SiCollier


    Das beruhigt mich, daß ich nicht der einzige mit Verständnisproblemen bin, meine ich. Handlungsmäßig habe ich es genauso interpretiert, wie Du das geschrieben hast. Incl. der Rückkehr zur Erde. Nur was damit gemeint ist, was es bedeuten soll, das erschließt sich mir nicht. Ich empfinde einen starken Bruch im Buch - bis zum Finale handlungsbezogen und plötzlich ohne Übergang metaphorisch und mystisch.


    Ich weiß auch nicht, ob ich alles richtig verstanden habe, aber vielleicht war das auch Clarkes Absicht: Platz für eigene Interpretationen zu lassen.
    Ich denke, dass Bowman in diesem "Hotelzimmer", das zu diesem Zeitpunkt aber schon wieder im Schwinden ist, eine Wandlung zurück zu seinen Ursprüngen macht und schließlich, so stelle ich mir es jedenfalls vor, zu reiner Energie wird. Dafür spricht, dass er sich zum Schluss frei und in beliebiger Geschwindigkeit durch das Universum bewegen kann.
    Mit dem Ende komme ich nicht so recht klar: Was passiert, als er oder das, in was er sich verwandelt hat, bei der Erde ankommt? Zerstört er den Planeten? Oder der sich selbst? Oder habe ich da etwas ganz falsch verstanden? :gruebel

  • Die Beschreibung des Sternentores, bzw. die Reise hindurch hat mir gut gefallen. Ebenso das Abgleiten ins Metaphysische. Diese Idee, dass sich Geist unabhängig von Materie manifestieren lässt, ist reizvoll. Allerdings ist die schriftstellerische Ausarbeitung durch Clarke so gar nicht mein Gusto.


    Überall dort, wo es um die Beschreibung astronomischer Dinge geht (etwa auch die Konstellation Roter Riese - Weißer Zwerg), unterhält mich Clarke gut. Aber wenn es um Plot, Protagonisten, Spannungsaufbau geht, enttäuscht mich diese Buch komplett.


    Aus diesem Grund werde ich mit Sicherheit keinen der Folgebände lesen. Und von Clarke auch keine anderen Bücher.


    Sein Schreibstil ist zwar leicht und einfach zu lesen, doch aus dieser Einfachheit der Sprache erhebt sich keine Eleganz, die es für mich zum Genuss machen würde.


    Das Ende der Geschichte fand ich ebenfalls unlogisch. Angeblich verschwinden in dieser körperlosen Daseinsform die Emotionen. Warum sollte Bowman also so dringend Richtung Erde reisen wollen? Würde er sich nicht erst mit seinen neuen Fähigkeiten vertraut machen wollen, Kontakt zu "Artgenossen" suchen? Und sich dann in den Weiten des Alls umsehen?


    Ich habe es so verstanden, dass er schnurstracks zur Erde zurück kehrt und fortan deren Aufpasser und Beschützer sein will.


    Der Schlusssatz:


    Obwohl zum Herrn der Welt geworden, war er sich nicht im klaren darüber, was er jetzt unternehmen sollte. Doch eines stand fest: Er würde auch den nächsten Schritt tun.


    Na bravo, keine Ahnung aber zu allem entschlossen.

  • Zitat

    Original von Clare
    "Doch endgültigen Frieden fand er - wie so viele vor ihm - in der mathematischen Tonstruktur von Bach."


    Clarke schreibt im Allgemeinen recht nüchtern über Bowmans Odyssee. Hier kommt er mir endlich auch einmal menschlich nahe.


    Diese Sequenz des Buches hat mir auch sehr, sehr gut gefallen.

  • Ich habe die drei Folgebände zwar hier, doch direkt im Anschluß lesen klappt nicht so ganz. Jetzt erst mal meinen aktuellen Roman fertig, dann ab dem Wochenende vermutlich das neue Buch von Lynn Austin, und für Februar habe ich mir (entgegen meinem Vorsatz) doch schon wieder zwei Leserunden „eingebrockt“.


    Außerdem will die Science Fiction Gruppe doch im Februar (oder März?) einen Roman lesen; wenn ich jetzt die nächste Clarke-LR vorschlagen würde - käme das dann nicht damit in die Quere (was ich auf keinen Fall möchte)? Abgesehen davon, daß man erst mal warten müßte, ob eine LR zustande käme (was man natürlich nur weiß, wenn man entsprechend fragt - also einen Thread erstellt).



    Wenn ich das so richtig interpretiere, bin ich nicht der einzige, der mit dem Schluß so seine Schwierigkeiten hat. Irgendwie beruhigend.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Rosha
    ...
    Überall dort, wo es um die Beschreibung astronomischer Dinge geht (etwa auch die Konstellation Roter Riese - Weißer Zwerg), unterhält mich Clarke gut. Aber wenn es um Plot, Protagonisten, Spannungsaufbau geht, enttäuscht mich diese Buch komplett.


    Da geht es mir genau so. Weitere Clarke-Romane werde ich wohl nicht lesen.


    Zitat

    Das Ende der Geschichte fand ich ebenfalls unlogisch. Angeblich verschwinden in dieser körperlosen Daseinsform die Emotionen. Warum sollte Bowman also so dringend Richtung Erde reisen wollen? Würde er sich nicht erst mit seinen neuen Fähigkeiten vertraut machen wollen, Kontakt zu "Artgenossen" suchen? Und sich dann in den Weiten des Alls umsehen?


    Ich habe es so verstanden, dass er schnurstracks zur Erde zurück kehrt und fortan deren Aufpasser und Beschützer sein will.
    ...


    Aha. Ich muss zugeben, dass mich die letzten Seiten, nach Bowmans Wandlung, nicht mehr mit besonders großem Interesse lesen konnte. Die Geschichte glitt mir zu weit ins Mystische ab.


  • Für mich liest es sich ziemlich verschieden. Abstrakt und mathematisch sind für mich nicht das selbe. Seht ihr das anders?


    @ andere Clarke-Bücher


    Ich hatte schon "Die letzte Generation" gelesen und rezensiert. "2001" hat mir jedoch besser gefallen. Da ich aber gespannt bin, wie es weiter geht, lese ich auch die nächsten Teile. Zur Not auch ohne LR. :-)

  • Zitat

    Original von Wiggli


    Für mich liest es sich ziemlich verschieden. Abstrakt und mathematisch sind für mich nicht das selbe. Seht ihr das anders?


    Zumindest sind die Begriffe miteinander verwandt. Man spricht doch häufig davon, dass Musik sich mathematisch ausdrücken lässt. Ebenso ist gerade höhere Mathematik durchaus als abstrakt zu bezeichnen, wenn man es hauptsächlich mit Platzhaltern zu tun hat und nicht mit realen, echten Zahlen.


    In dem konkreten Fall der Übersetzung von "2001" empfinde ich es nicht als Sinnentfremdung abstrakte Architektur mit mathematischer Tonstruktur zu übersetzten. Im Gegenteil, ich finde den deutschen Text sogar gelungener als das englische Begriffspaar.

  • Die Folgebände (zumindest den nächsten) lese ich auf jeden Fall, nur nicht jetzt sofort, weil da meine aktuelle Leseplanung „abgeschlossen“ ist. „2001“ hatte ich ja wegen der LR zwischengeschoben, das mache ich mit den weiteren Büchern, weil die ähnlich „dick“ sind, vermutlich ähnlich.



    Zu Bach’schen Musik: vor Jahren las ich (Quelle vergessen), daß dieselbe „komponierte Mathematik“ sei. Mit Mathe habe ich meine Probleme, mit der Musik von J. S. Bach auch.


    Zitat

    Original von Rosha
    Man spricht doch häufig davon, dass Musik sich mathematisch ausdrücken lässt.


    Ja, kann man. Musik beruht auf den mathematischen Abständen zwischen den Tönen (= Schwingungen), wenn man das so sehen will. Die lassen sich mathematisch ausdrücken. Das seltsame ist, daß dadurch sehr stark Emotionen angesprochen werden können. (Habe ich gerade gestern Abend erlebt, als ich mir nach langer Zeit wieder mal die 3. Leonoren-Ouvertüre von L. van Beethoven angehört habe.) - Mit Bach oder Mozart hätte ich allerdings vermutlich eher nicht die Ruhe gefunden.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von Moloko
    Mir erschließt sich immer noch nicht, warum in der Übersetzung überhaupt von der "...mathematischen Tonstruktur von Bach" die Rede ist.


    - Weil, um es krass auszudrücken, Übersetzungen nicht unbedingt etwas mit dem Original zu tun haben müssen (Beispiel: die Avalon-Bücher von Marion Zimmer Bradley; siehe ggf. hier: Übersetzung oder veränderte Nachdichtung?
    - weil gute Übersetzer (und -innen), die gibt es nämlich auch, versuchen, sich in der Zielsprache (hier also Deutsch) bestmöglich auszudrücken, was schon mal heißt, einen Vergleich zu übertragen. Hier gehe ich mit Rosha überein, daß mir die deutsche Formulierung fast besser als die im Original gefällt (was selten vorkommt).

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Zitat

    Original von SiCollier


    - Weil, um es krass auszudrücken, Übersetzungen nicht unbedingt etwas mit dem Original zu tun haben müssen (Beispiel: die Avalon-Bücher von Marion Zimmer Bradley; siehe ggf. hier: Übersetzung oder veränderte Nachdichtung?
    - weil gute Übersetzer (und -innen), die gibt es nämlich auch, versuchen, sich in der Zielsprache (hier also Deutsch) bestmöglich auszudrücken, was schon mal heißt, einen Vergleich zu übertragen. Hier gehe ich mit Rosha überein, daß mir die deutsche Formulierung fast besser als die im Original gefällt (was selten vorkommt).


    Ich glaube, Molokos Frage war eher musikalischer Natur. Falls doch nicht, dann beachtet das einfach Folgende nicht! :grin


    Im Barock wurde nicht so einfach nach Gefühl und Stimmung komponiert, sondern nach strengen Kompositionsregeln und strikter Harmonik. Bach war ein Meister, vielleicht DER Meister der Musik dieser Zeit. Es gab Regeln, nach denen ein Motiv wiederholt wurde, Regeln, nach denen Stimmen versetzt einsetzten, gleich einem harmonischen "Durcheinander", aber immer klar strukturiert.
    Deshalb wird Bachs Musik oft eine mathematische Struktur zugeschrieben.


    Ich verstehe, warum Bowman meint, dass er erst mit Bachs klaren Strukturen Frieden fand. Gefühle konnte er nicht zulassen, denn sie hätten ihn tief in die Depression der Einsamkeit gerissen. Der transparente Klang der Bachschen Musik war für ihn einfach nur schön, ohne seine Gefühle aufzuwirbeln.