Kommissar Kirchenberg ist gerade von einer sechswöchigen Weltreise zurück, da wird er er mit einem düsteren Fall betraut. In einem abgelegenen aufgelassenen Stollen werden Hinweise auf einer furchtbaren Tat gefunden. Offensichtlich wurde hier ein Mensch festgehalten, womöglich gefoltert, aber, nach den Blutmengen zu urteilen, sicherlich ermordet. Seltsamerweise finden sich keinerlei Spuren, die auf den Täter hindeuten und auch die Leiche selbst bleibt unauffindbar.
Genaugenommen gibt es kaum einen Anhaltspunkte über die Identität der vermeintlichen Leiche, geschweige denn des Mörders. Und so beginnt eine eintönige, langwierige Ermittlungsarbeit, die eine ziemlich finstere Geschichte zutage fördert.
Das Faszinierende an diesem Buch ist weniger der Plot, der ist eher mittelmäßig, ziemlich konstruiert und mir tendentiell zu blutig, sondern die Perspektive: Die Geschichte wird konsequent aus der Sicht Kirchenbergs erzählt. Das ist zu Beginn erstmal sehr gewöhnungsbedürftig, wirkt streckenweise aufgesetzt und macht es schwer, der Geschichte zu folgen. Hat man sich jedoch erstmal eingelesen, sitzt man also quasi im Kopf des Helden, fängt der Film an zu laufen.
Da sagt Edda nix mit kummervoller Miene, oder Helmut mit heiserer Stimme. Nur die Ansage: Edda. Wie sie das nun sagt, kann man dem Gesagten schon entnehmen.
Das ist nur konsequent, unser Held ist eben ein Kerl, der nicht viele Worte macht. Der ergötzt sich nicht an der Landschaft, sondern höchstens mal an den Nougatringen des Dorfbäckers. Er hat mehrere Frauen am Start und ist entsprechend unsentimental. Und er hat natürlich irgendwie einen grusligen Job.
Verstärkt wird dieser schnörkellose Stil dadurch, dass immer wieder Protokolle, Notizen, Berichte als denkbar unliterarischste Form des Geschriebenen eingeschoben werden. Das bricht nicht nur die Sprache noch ein Stück herunter, sondern macht auch die Arbeit und daraus resultierend die Denkweise Kirchenbergs plastisch und schlüssig.
Da die Identität des Opfers sehr lange unbekannt bleibt, kann der Autor weitestgehend auf Emotionen verzichten, das Opfer hat kein Gesicht und somit auch keine trauernden Angehörige. So kann der Roman auch inhaltlich auf die rein technischen Aspekte einer Mordermittlung reduziert werden: Zeugenbefragung und Spurenauswertung, aber keinerlei Spekulationen über das Motiv.
Der Stil dieses Buches ist sicherlich gewöhnungsbedürftig und dürfte auch nicht bei allen Lesern funktionieren. Wenn es aber funktioniert, ist dieses Buch eine wohltuende Ausnahme im deutschen (Regio)Krimi-Einheitsbrei.