Suche - Monica Kristensen

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    Inhalt
    Longyearbyen, die Hauptstadt von Spitzbergen: Im städtischen Kindergarten gehen seltsame Dinge vor sich. Immer wieder verschwinden Kinder von dort. Sie sind nicht lange fort. Die Erzieherinnen sind beunruhigt, nehmen es aber nicht wirklich ernst, dass die Kinder nicht erzählen wollen, wo sie gewesen sind. Eines Tages tritt dann das Gefürchtete ein: Ein kleines Mädchen verschwindet - und taucht nicht mehr auf. Eine hektische Suche beginnt. Die Spuren, die sie hinterließ, führen in die Grubenschächte, hinunter in die Tiefe stillgelegter Kohlengruben auf Spitzbergen. Und bald wird klar, dass sie nicht die Einzige ist, die in der überschaubaren Welt von Spitzbergen verloren ging



    Autorin
    Monica Kristensen ist eine der bekanntesten norwegischen Polarforscherinnen, sie leitete zahlreiche Expeditionen in arktische und antarktische Gebiete. Von 1998-2003 war sie Direktorin der Kings Bay GmbH, der Kohlebergwerkgesellschaft in Ny-Ålesund auf Spitzbergen. Darüber hinaus promovierte sie an der Universiät von Cambridge in Glaziologie. Für ihre Forschungsarbeiten erhielt sie mehrere bedeutende wissenschaftliche Auszeichnungen, darunter die Goldmedaille der Royal Geographical Society. „Die Suche“ ist ihr erster Roman, der auf Deutsch erscheint. Gegenwärtig schreibt sie an ihrem vierten Krimi aus Spitzbergen.



    Meine Meinung:
    Der Beginn ist sehr langsam - fast bedächtig kommt die Handlung ins Rollen.
    Anfangs verschwinden Kinder für kurze Zeit im Kindergarten, was allerdings nicht sonderlich spektakulär ist.
    Kinder sind eben Kinder und wenn man weiß wie sie denken, könnte man sich denken, wo sie sind…


    Problematisch und ernst wird es, als die kleine Ella nicht mehr aufzufinden ist, keines der Kinder weiß wo sie sein könnte und sie auch nachts nicht nach Hause kommt....


    Eine Suche nach dem vermißten Mädchen beginnt.
    Diese Suche ist sozusagen der Hauptleitfaden des Krimis.



    Es gibt diverse Handlungsstränge in die sich die Handlung dann aufteilt – teilweise in kleinen Rückblenden, die aber nicht weit vom Zeitpunkt des aktuellen Geschehens spielen - werden einige Protagonisten und vor allem ihr Verhalten, das dem jetzigen vorangeht beschrieben.
    So werden die verschiedenen Protagonisten auch peu à peu vorgestellt.
    Für das Verständnis der einzelnen Figuren sehr interessant und auch aufschlußreich.



    Man könnte es auch so ausdrücken, daß die Haupthandlung – die Suche nach der kleinen Ella –in mehreren kleinen verschachtelten Geschichten und Erlebnissen erzählt wird.
    Denn, das war mein persönlicher Eindruck – es handelt sich weniger um einen Krimi, es mutet eher wie eine Erzählung an, die Krimihandlung rückt doch oft in den Hintergrund.
    Was allerdings bei diesem Buch kein Problem ist, da es sich um eine interessante Erzählung handelt.
    Viele Personen beschrieben werden und diese auch vielschichtig dargestellt werden.


    Normalerweise mag ich ja Krimis mit mehr „Kriminalhandlung“ lieber, aber bei diesem Buch hier hat der Schreibstil – der sehr schön und flüssig lesbar ist – einiges dazu beigetragen, daß es mir trotzdem ganz gut gefiel.
    Und eben auch die Beschreibung der Protagonisten, der Einblick in ihr Leben in einer einsamen Bergwerkssiedlung mitten im kalten Spitzbergen im Winter.

    Die Beschreibung des Ortes, der Kälte, der Zustände dort sind sehr gut getroffen und die Autorin versteht es, diese gut zu vermitteln.
    Man spürt förmlich die Kälte, die über dem Ort liegt. Möchte sich am liebsten selber in einen dicken Schneeanzug mummeln. Die arktischen Temperaturen kommen sehr plastisch herüber.


    Das Ganze Buch ist in einem ruhigen Erzählstil gehalten, der aber sehr flüssig gehalten ist und dadurch nicht langweilig wird.
    Es ist ein wenig so, als wolle er die Spannung sehr langsam vorantreiben, sorgt aber dafür, daß man keine Seite verpassen möchte.



    Fazit:
    Ein schönes Buch, eher ein Roman denn ein Krimi, der sich besonders in dieser kalten ungemütlichen Jahreszeit eignet, sich gemütlich aufs Sofa zu kuscheln und ins noch kältere Spitzbergen einzutauchen und seine Bewohner kennenzulernen.
    Eine Krimihandlung ist aber durchaus trotzdem vorhanden, auch wenn sie meiner Meinung nach nicht den Hauptteil des Buches ausmacht.

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    Verlag: btb Verlag, 2012
    Taschenbuch: 336 Seiten
    ISBN-10: 3442744342

    Originaltitel: Kullunge
    Übersetzt vn Christel Hildebrandt


    Rückseite:
    Niemand verschwindet einfach so ... auf Spitzbergen!


    Ein kleines Mädchen ist wie vom Erdboden verschluckt. Bald stellt sich heraus, dass sie nicht die Einzige ist, die auf seltsame Weise in dieser extremen Landschaft verloren ging. Was verbergen die Bewohner voreinander, die sich doch alle so gut zu kennen scheinen?


    Spektakulärer Start einer ungewöhnlichen Krimiserie aus der Arktis.


    Über die Übersetzerin:
    Christel Hildebrandt, geboren 1952, studierte Soziologie, Germanistik und Literaturwissenschaft. Das Norwegische wurde nach dem Studium vom Hobby zum Beruf. Seit mehr als zwölf Jahren übersetzt sie vom Bilderbuch bis hin zum harten Thriller, von Henrik Ibsen bis zum Liebesgedicht. Daneben ist sie Mitherausgeberin mehrerer Anthologien aus dem nordischen Sprachraum, u.a. auch von »Mord am Fjord«.


    Mein Eindruck:
    Der Roman beschreibt die Umgebung in Spitzbergen sehr intensiv. Im Buch gibt es auch eine Karte. Die Autorin stellt viele Figuren vor und lässt die Leser so schnell mit der exotischen Welt der Fjorden, Gletschern und Eisbären in der Arktis vertraut werden.
    In Ansätzen erinnert mich „Suche“ an „Im Eis“ von Melanie Grath.
    Schwachpunkt ist eventuell die schwache Ausbildung all dieser Figuren.


    Ausgangspunkt der Handlung ist das Verschwinden der 4jährigen Ella aus einem Kindergarten in Longyearbyen. Das ist nicht zu erklären, denn bei diesen tiefen Temperaturen und Schnee kann das Mädchen schlecht selbst ins Freie gelaufen sein, Anzeichen für eine Entführung gibt es aber zunächst auch nicht. Es stellt sich die Frage, ob der Bergbau-Ingenieur Steinar Olsen, Ellas Vater, sie vielleicht abgeholt hat, da er mit seiner Frau Tone in Scheidung lebt.


    Die Kapitel springen zeitlich vor und zurück, so dass man auch die Vorgeschichten, z.B. mit den Vorgängen in den Kohlebergwerken, kennen lernt. Reiche Kohlevorkommen in Spitzbergen haben eine große traditionelle Rolle.
    Spannung ergibt sich daraus, dass man versucht, Zusammenhänge zu erkennen. Aber Erkenntnisse ergeben sich eigentlich mehr über Mentalität und Leben der Menschen dort als über den Fall.


    Die Landschaftsbeschreibungen sind atmosphärisch. Gut fand ich zum Beispiel die Szenen mit den Fischkuttern in der Meeresenge Hinlopen, bei der schon durch Eisschollen zwischen die Berge gefahren wird. Ich als Leser auf literarischer Weltreise bin zufrieden!
    Echte Krimifans könnten eventuell Probleme damit habe, dass vieles vorhersehbar ist. Mch hat es nicht gestört.

  • Trotz der vielen eher mittelmäßigen Rezensionen, habe ich dann jetzt endlich zu dem Buch gegriffen und wurde tatsächlich seit Langem noch mal positiv überrascht. Klar, das hier ist kein brutaler blutrünstiger packender Thriller, dieses Buch setzt mehr auf die Atmosphäre, die leisen Töne, das Zwischenmenschliche. Langeweile habe ich zu keinem Zeitpunkt verspürt, da mir auch die Abläufe einer Polizeistation in Spitzbergen nicht bekannt sind, habe ich auch hier nicht ständig herumnörgeln können, da das Geschildert für mich durchaus authentisch wirkte.
    Der Sommer ist vielleicht nicht die richtige Lesezeit für dieses fast schon im Ewigen Eis spielende Buch, trotzdem gelang es mir, mich dank der wirklich guten Beschreibungen in die Geschichte hineinzulesen.
    Die Protagonisten, eigentlich gibt es keinen, der sich wirklich in den Vordergrund spielt, sondern mehr viele wichtige Nebenrollen, agieren rollengerecht und nachvollziehbar, das Ende ist zwar ein wenig zu erahnen, da es hier aber mehr auf den Weg dorthin ankommt, fand ich dies nicht tragisch.


    Ein wenig Punktabzug gab es von mir dafür, daß ich mir vorstellen könnte, daß in einer so kleinen Gemeinde doch noch mehr Gerede herrscht, mehr von den einzelnen Personen bekannt wird und es sich ein wenig zum Wespennest wandelt, wenn so etwas passiert, wie im Buch geschildert, das war mir ein bißchen zu harmlos oder kam nicht so rüber, wie ich es mir gewünscht hätte.


    Trotzdem hat es mir in Spitzbergen sehr gut gefallen und ich werde mit Band zwei, sobald dieser übersetzt wird, sicherlich dorthin zurück kehren!