Julia Crouch: Angsthauch
Englischer Originaltitel: Cuckoo
Kurzbeschreibung bei amazon
Ein gemütliches Cottage auf dem Land, ein Ehemann und zwei Kinder –
eigentlich könnte das Leben von Rose nicht idyllischer sein. Doch dann
zieht ihre Jugendfreundin Polly mit ihren zwei Söhnen bei ihr ein, und
plötzlich ist alles anders. Gefährliche Unfälle häufen sich, und niemand
glaubt Rose, dass die exzentrische Polly etwas zu verbergen hat. Viel
schlimmer noch, jeder hält sie für verrückt. Mit dem Feind im eigenen
Haus kämpft Rose bald um alles: ihren Mann, ihre Kinder, ihr Leben und
ihren Verstand.
Inhalt
Rose Cunningham ist mit ihrem Mann, dem egozentrischen Künstler Gareth, aus einer beengten Stadtwohnung auf das Land gezogen, wo sie sich ein altes Haus in monatelanger Heimarbeit umgebaut und nach ihren Wunschvorstellungen hergerichtet haben. Rose hat bereits bei der Geburt ihrer Tochter Anna vor sieben Jahren ihre Arbeit als Lehrerin aufgegeben und ist jetzt eine sehr engagierte Hausfrau und Mutter. Die ungeplante zweite Schwangerschaft hat Gareth in eine Depression und die Ehe in eine Krise gestürzt, die Geburt der zweiten Tochter Flossie hat dann aber doch beide Elternteile erfreut, sodass das Ehepaar harmonisch in seinem neuen Haus zusammenlebt.
Eines Tages kommt ein Anruf von Roses Jugendfreundin Polly, die mit einem Künstlerfreund von Gareth verheiratet ist und mit ihrem Mann und den zwei Söhnen auf einer griechischen Insel lebt. Christos ist mit dem Auto tödlich verunglückt und Polly, die sich mit ihrer Schwiegerfamilie nicht versteht, will nach England zurückkehren. Rose bietet Polly an, mit ihren Kindern auf unbestimmte Zeit bei ihnen im Gästehaus zu wohnen, obwohl Gareth Polly noch nie mochte. Dieser Besuch bringt Roses geordnetes Leben immer mehr durcheinander. Sie hat ihre eigene unerfreuliche Kindheit als unerwünschtes Kind hinter sich gelassen und setzt alles daran, ihren Kindern ein schönes Heim und eine liebevolle Erziehung zu bieten. Polly fügt sich nicht gut in die Familie ein: sie hilft nicht im Haushalt, überlässt Rose die Aufsicht über ihre beiden unerzogenen Söhne und widmet sich ausschließlich dem Komponieren und Schreiben neuer Songtexte, da sie an ihre frühere Gesangskarriere anknüpfen möchte. Mit Gareth versteht sie sich immer besser, Rose gewinnt allmählich den Eindruck, dass sie selbst zum Gast im eigenen Haus wird. Ihr Selbstwertgefühl ist ohnehin nicht groß, dazu kommt noch, dass Polly Dinge aus Roses Jugend weiß, von denen niemand - auch und vor allem Gareth nicht- erfahren soll. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der schwelende Konflikt zwischen den beiden Frauen zum Ausbruch kommen wird...
Aufbau
Der sehr kurze Prolog ist mit der Überschrift "Danach" versehen und chronologisch dort angesiedelt, wo die Situation in der Familie Cunningham zum ersten Mal eskaliert. Der Haupttext beginnt mit der Beschreibung der harmonischen Familiensituation mit eingeschobenen Rückblenden auf die gerade überstandene Ehekrise. Nach der Ankunft von Polly und ihren Söhnen sind in den geradlinigen Handlungsverlauf zunehmend Hinweise auf die gemeinsam verbrachten Jugendjahre der beiden Frauen eingestreut, sodass der Leser nach und nach eine Vorstellung von den geheim gehaltenen Geschehnissen gewinnt und Roses Charakter, bzw. ihr Verhalten Polly gegenüber nachvollziehen kann. Im Verlauf des Romans spitzt sich nicht nur die Lage im Haushalt Cunningham dramatisch zu, sondern auch die Rückblenden auf die Kindheit von Rose enthüllen stückweise immer schockierendere Dinge.
Beurteilung
"Angsthauch", dessen englischer Titel "Cuckoo" wesentlich zutreffender ist als der deutsche Titel, hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Der Psychothriller ist durchgehend spannend, ohne dabei auf Blut und Gewalt angewiesen zu sein, vielmehr wird die Spannung durch die psychologische Raffinesse von Pollys Schachzügen und durch die Ungewissheit des Lesers über Roses "psychische Baustellen" genährt.
Die Charakterzeichnung der Protagonisten hat mir gefallen, besonders die verzweifelten Bemühungen von Rose, ihre heile Welt aufrecht zu erhalten, schienen mir sehr nachvollziehbar.
Etwas unglaubwürdig kam mir der regelmäßige hohe Alkoholkonsum einer stillenden Mutter vor und zwischen dem Ende des Hauptteils und dem zwei Jahre später spielenden Epilog blieben für mich ein paar Fragen unbeantwortet.
Dessen ungeachtet konnte ich "Angsthauch" kaum aus der Hand legen und möchte es Freunden von Psychothrillern unbedingt weiterempfehlen.
8 Punkte