Ich weiß nicht recht, wo ich das Buch hinordnen soll, habe mich aber für "sonstiges Sachbuch" entschieden, denn eine Biographie ist es nicht, würd ich sagen.
Inhalt:
Der pensionierte Richter Heinz Lackner hat mit diesem Buch keine Memoiren im herkömmlichen Sinn geschrieben, sondern er gibt dem Leser in meist vergnüglicher, manchmal auch ernster Form ein Bild vom Arbeitsalltag eines Richters. Das Buch spricht den Juristen wie den Laien gleichermaßen an und will das von den Medien meist negativ gezeichnete Bild der Justiz zurechtzurücken.
Karikaturen seines Amtskollegen Dr. Robert Fucik, Abteilungsleiter im BuMfJ, illustrieren den Juristenalltag.
Mit einem Vorwort von Dr. Manfred Scaria, Präsident des Oberlandesgerichtes Graz.
Über den Autor:
Dr. Heinz Lackner war von 1970 bis 2002 als Zivilrichter tätig, darunter sieben Jahre als Scheidungsrichter in 1. Instanz und 15 Jahre als Rechtsmittelrichter in Familienrechtssachen beim Landesgericht für Zivilrechtssachen in Graz.
Meine Meinung:
Ich bin Christ und ich bin Jurist! Eine gute Voraussetzung also, dieses Buch zu lesen, immerhin ist der Autor überzeugter Katholik und pensionierter Richter. Ich bin auf das Buch aufmerksam geworden, als ich unverhofft zu einem "Vortrag" dieses Richters gekommen bin. Neugierig habe ich das Buch gelesen, wirklich was anderes, als er im Vortrag gesagt hat, steht aber auch nicht drinnen. "Live" habe ich mich aber über manche Aussagen von ihm sogar geärgert, im Buch wenigstens nicht.
Das Buch hat gerade einmal 64 Seiten, aber trotzdem ist es mir stellenweise zu lang geworden (man möge meinen, das wäre nicht möglich). Das Buch teilt sich in 14 Kapitel (ohne Vorwort und Danksagung). Der Autor lässt sich von seiner eigenen Kapiteleinteilung aber nicht beirren und schreibt Anekdote um Anekdote irgendwohin, ohne zu Bedenken, dass er ein Kapitel hätte, wo eben diese vielleicht besser (thematisch) rein passen würde. So wird das Ganze etwas anstrengend zu lesen, weil der Lesefluss durch thematisch unpassende Geschichten gestört wird. Die Anekdoten sind alle unglaublich unwitzig. Zweifelsohne mögen sie damals, erlebt, witzig gewesen sein, aber der Autor schafft es nicht, sie für den Leser einzufangen. So reiht er unwitzige Anekdote an unwitzige Anekdote und der erhobene Zeigefinger wird manchmal nur zu deutlich. Der Autor verweist immer wieder darauf, was für ein guter Richter er doch gewesen ist und scheut sogar den direkten Hinweis auf die von ihm veröffentlichen Aufsätze nicht.
Manchmal wird zu deutlich, dass ein Kapitel nur dazu dient, das Buch etwas "umfangreicher" zu machen, anders kann ich mir sonst das Kapitel "Aphorismen" nicht erklären und schon gar nicht die englischen Witze, die nämlich nicht einmal einen Juristenbezug haben.
Es wird auch immer wieder deutlich, dass der Autor die ZPO nicht so genau genommen hat. Klar, manche Richter sind strenger als andere, aber manchmal konnte ich meinen Kopf nur schütteln.
Der Autor war Familienrichter und lamentiert sehr lange über die Scheidung. Es könnte der Eindruck entstehen, dass Familienrecht bloß aus Scheidung über Scheidung besteht, es darf aber festgehalten werden, dass dem nicht so ist.
Für Juristen ist dieses Buch vielleicht dahingehend interessant, was ein pensionierter Richter für Erfahrungen gemacht hat und wie es denn früher war (Rechtsgeschichte kommt in diesem Buch sehr viel vor). Für den Laien halte ich dieses Büchlein jedoch völlig ungeeignet, weil ihm einfach das Hintergrundwissen fehlt. Und ohne dieses dürften die Anekdoten noch unwitziger sein, als sie es ohnehin schon sind.
Um positiv abzuschließen: Das Vorwort von Dr. Scaria, Präsident des OLG Graz, ist ein Traum! Und die Zeichnungen von Dr. Fucik sind wirklich, wirklich toll.