Knesebeck Verlag
28. Februar 2011
336 Seiten
Gebunden mit Schutzumschlag
Originaltitel: MM-Personal: From the Private Archive of Marilyn Monroe
Die andere Seite des Hollywood-Stars
In diesem Sommer jährt sich zum 50. Mal der Todestag einer der berühmtesten Frauen der Welt – Marilyn Monroe. Sie gilt bis heute als das Sexsymbol schlechthin und nach wie vor begeistern sich Millionen Fans für alles, was mit dem Mythos "MM" zusammenhängt. Doch neben ihren Erfolgen als Pin-Up-Girl und Schauspielerin, ihren Affären mit den einflussreichsten Männern der USA, ihrer Medikamentensucht und ihrem ausgeprägten Faible für die Freud'sche Psychoanalyse gab es da noch eine andere Marilyn, die ein ganz normales Familienleben führen wollte und sich um ebensolche banalen Alltagsangelegenheiten kümmerte wie andere Menschen auch. Über diese Marilyn gab es bislang wenig Aufschlussreiches zu lesen, was zum einen daran liegen mag, dass sich die pikanten und dramatischen Details ihres Lebens sowie die Spekulationen rund um ihren mysteriösen Tod viel besser vermarkten lassen, zum anderen galt das private Archiv von Marilyn Monroe – bestehend aus zwei Aktenschränken mit ungefähr fünftausend Gegenständen – für vier Jahrzehnte als verschollen.
Vor einigen Jahren nun erhielt der international erfolgreiche Fotograf Mark Anderson von einem Privatmann den Auftrag, die sich in seinem Besitz befindliche "Monroe Collection" fotografisch für die Nachwelt festzuhalten. Anderson zog daraufhin die amerikanische Geschichtsprofessorin und Autorin Lois Banner, die sich seit langem mit Marilyns Leben beschäftigte, zu Rate. Eins kam zum anderen und die Idee für "MM – Das private Archiv von Marilyn Monroe" war geboren. Das fertige Buch breitet auf über 300 Seiten eine beachtliche Auswahl der in den Aktenschränken gefundenen Schätze vor dem Leser aus. Hauptsächlich im Großformat gibt es neben geschäftlichen und persönlichen Briefen seltene oder bislang unveröffentlichte Fotos, Quittungen, Fanpost, Schmuck, Zeichnungen, handschriftliche Notizen, Zeitungsausschnitte und Telegramme zu bestaunen.
Dem Ganzen vorangestellt ist eine Einführung von Lois Banner, in der sie näher auf den bisherigen Verbleib der Aktenschränke und die Entstehungsgeschichte des Buches eingeht. Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte sind Inez Melson, ehemals Marilyns Freundin und Beraterin in finanziellen Angelegenheiten, und das Ehepaar Strasberg, ebenfalls Freunde von Marilyn und gleichzeitig ihre Schauspiellehrer. Im Anschluss folgt eine recht übersichtliche Biografie Marilyns, in der Lois Banner versucht, nicht alles hinlänglich Bekannte noch einmal wiederzugeben, sondern sich weitestgehend auf neue Erkenntnisse bezüglich Marilyns Person konzentriert. Dabei räumt sie gleich mit einigen Behauptungen auf, die von anderen Biografen jahrelang fälschlicherweise verbreitet wurden und unter anderem die Freundschaften der Schauspielerin zu anderen Frauen und ihre Kindheit betreffen. Der weitere Text ist nach Themen gebündelt und ordnet sich den Fotos von Mark Anderson unter, die das Buch dominieren. Persönliche Äußerungen Marilyns komplettieren die Textstellen der Autorin.
Gemessen am Inhalt, der oftmals auf Schreibmaschine angefertigte, äußerlich unscheinbare Dokumente zeigt, ist die optische Aufmachung von "MM – Das private Archiv von Marilyn Monroe" sehr gelungen. Mark Anderson hat einen Teil der Materialien zusammen mit Rosen und anderen Accessoires arrangiert und dem Buch so einen Hauch von Eleganz verliehen. Die Texte von Lois Banner sind auf unterschiedlich pastellfarbenem Hintergrund gedruckt und typographisch gelungen. Und zu guter Letzt hat der Knesebeck Verlag das Buch mit einem schönen Schutzumschlag und einer Fadenheftung versehen, was den qualitativ guten Eindruck noch verstärkt. Das einzige, was ich vielleicht bemängeln könnte, sind die doch etwas klein geratenen Bildunterschriften und die möglichen Schwierigkeiten für deutsche Leser, insbesondere die handschriftlichen Briefe und Notizen zu entziffern und zu übersetzen. Aber das liegt wohl in der Natur der Sache, denn schließlich war Marilyn Monroe Amerikanerin und das Buch wurde von Landsleuten geschrieben.
Aus meiner Sicht hebt sich das Buch wohltuend von der Masse der Veröffentlichungen über Marilyn Monroe ab. Man merkt Mark Anderson und Lois Banner ihr Bemühen um Objektivität an und ihr Bestreben, die einzelnen Gegenstände für sich sprechen zu lassen. Dankenswerterweise haben die beiden darauf verzichtet, Marilyn Monroes intimsten Geheimnisse preiszugeben und sie in irgendeiner Weise zu kompromittieren – sofern sich überhaupt diesbezügliche Unterlagen in den Schränken befanden, denn einiges dürfte in Marilyns Todesnacht und vielleicht auch später daraus entfernt worden sein. Ich freue mich über die Veröffentlichung dieses Werkes, denn hier wird endlich mal eine ganz andere und sehr sympathische Seite der Hollywood-Ikone gezeigt, ohne voyeuristisch zu wirken. Ein schönes Buch, das ich allen Marilyn-Fans ans Herz legen möchte!
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