eBooks gut für die Autoren oder doch nur für den Verlag

  • Hallo,


    wir hatten das Thema vor einiger Zeit in einer Leserunde schon mal angeschnitten, wem bringt eigentlich ein eBook Verkauf mehr, dem Autor oder dem Verlag, verdient man das gleiche als Autor oder etwa sogar mehr???


    Wie seht ihr das?

  • Also in meinem Fall, kann ich sagen, dass ich an dem Ebook mehr verdienen werde, als an der Printausgabe. Mehr sage ich dazu aber nicht.


    Immer vorrausgesetzt: es kauft jemand dieses Buch.

    Fay
    Ein Roman ist wie der Bogen einer Geige und ihr Resonanzkörper wie die Seele des Lesers. (Stendhal)

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  • Zitat

    Original von Whooomaster
    Hallo,


    wir hatten das Thema vor einiger Zeit in einer Leserunde schon mal angeschnitten, wem bringt eigentlich ein eBook Verkauf mehr, dem Autor oder dem Verlag, verdient man das gleiche als Autor oder etwa sogar mehr???


    Wie seht ihr das?


    Im Grunde...beiden. Wobei ich mir bei den Verlagen nicht sicher bin, dass sie wesentlich mehr haben. Bei denen fallen theoretisch nur Druck/Bindung und Logistik weg. Aber auch nur bedingt, da ja inzwischen zweigleisig gefahren werden muss. Print und e-book. Das ist Personalintensiv.


    Die verlagsgebundenen Autoren erhalten in etwa das doppelte Honorar vom print. Insofern sind sie die eigentlichen Gewinner (wurde auch Zeit)


    Nicht an einen Verlag gebundene Autoren können bei Kindl bis zu 70% erwirtschaften. Das hört sich viel an. Aber sie müssen alles selbst machen, was sonst der Verlag macht. Wer das nicht kann, der legt drauf


    euer hef

  • Es gibt immer viele Wege nach Rom.
    Denn ich muss ja auch die downloads ins Verhältnis zu den verkauften prints setzen.
    Da nützt mir u.U. eine riesige marche am e-book nix im Verhältnis zur Arbeit, wenn ich das Buch im 5-stelligen Bereich verkaufen kann.


    Aber das wird sich im Lauf der nächsten Jahre zeigen. Was wir hier diskutieren ist Glaskugelleserei


    euer hef


    edit: man darf bei der ganzen Spekulation auch nicht vergessen, dass jeder download ein print weniger ist. D.h. irgendwann werden die printauflagen kleiner, somit teurer, somit sinken die Anfangshonorare der Autoren (Garantiehonorar), bis sich das print wirklich nur noch als Superextraauflage lohnt, die bezahlt werden will. Aber soweit sind wir noch nicht.

  • Die verlagsgebundenen Autoren erhalten in etwa das doppelte Honorar vom print. Insofern sind sie die eigentlichen Gewinner (wurde auch Zeit)


    Nicht an einen Verlag gebundene Autoren können bei Kindl bis zu 70% erwirtschaften. Das hört sich viel an. Aber sie müssen alles selbst machen, was sonst der Verlag macht. Wer das nicht kann, der legt drauf


    Habe ich doch drauf geantwortet. Oder :gruebel?


    Aber man muss, auch als Autor die Zusammenhänge sehen, sonst kann man keinen Vergleich ziehen. E-book? mehr von was? Wer ist der Gewinner, wenn ich keine Messlatte habe. Und die ist noch das print


    euer hef


  • Woran liegt das denn? Dass der Verlag mehr verdient, leuchtet mir als Laie ein, denn es entstehen keine Kosten für den Druck, Versand, ect.


    Spielt es in dem Zusammenhang auch eine Rolle dass EIN Exemplar eines prints durch mehrere Hände gehen kann (Verleih, Weiterverkauf, Büchereien), ein Ebook dagegen in der Regel nur einen Leser glücklich macht. Denn wer verleiht schon seinen Ebook-reader? Und verkaufen kann man sein erworbenes virtuelles Exemplar auch nicht.

  • Zitat

    Original von Roma


    Woran liegt das denn? Dass der Verlag mehr verdient, leuchtet mir als Laie ein, denn es entstehen keine Kosten für den Druck, Versand, ect.


    Spielt es in dem Zusammenhang auch eine Rolle dass EIN Exemplar eines prints durch mehrere Hände gehen kann (Verleih, Weiterverkauf, Büchereien), ein Ebook dagegen in der Regel nur einen Leser glücklich macht. Denn wer verleiht schon seinen Ebook-reader? Und verkaufen kann man sein erworbenes virtuelles Exemplar auch nicht.


    Ich vermute jetzt mal das Honorar der Autoren wird am Nettogewinn berechnet und wie du sagst fallen wohl weniger Kosten an, aber ich bin da kein Experte, das wird "hef" korrekter erklären können.

  • Bei "verlagsgebundenen Autoren" (bzw. Büchern, bei denen die Digitalrechte mitverkauft wurden) lässt sich das schwer generalisieren. In den Verlagsverträgen bis etwa 2009 waren die Digitalrechte überhaupt nicht enthalten, mussten also nachverhandelt werden, da die Autoren nicht einfach die in Verlagsbeteiligung lektorierten Fassungen ihrer Bücher selbst verlegen durften - und oft auch nicht wollten. Das ist nicht immer geschehen, weshalb es viele Backlist-Titel auch nicht als eBooks gibt - und auch viele Lizenztitel, bei denen die Nachverhandlungen noch schwieriger sind, und sich aus Verlagssicht noch weniger lohnen, wenn die Print-Fassung zwar noch auf der Backlist oder auf Lager ist, aber nur ein paar Dutzend Male pro Monat abgeht.


    Nach dem, was ich so gehört habe, bekommen die Autoren in der Regel etwa das zweieinhalb- bis dreifache an Tantiemen bei eBooks - bei mir ist es ebenfalls so. Einige Verlage versuchen inzwischen aber auch, die Digitalrechte in die normalen Tantiemenstaffeln zu nehmen. Das sollte man sich nicht gefallen lassen.


    Dass die Kosten für die Verlage bei eBooks so viel dramatisch geringer sind, ist ein Märchen. Einen großen Verlag kostet die Herstellung eines Taschenbuchs ungefähr einen Euro pro Stück, bei fester Bindung sind es knapp 3 Euro, oft sogar noch weniger - Fensterkreuz mal Pi kann man 10 Prozent des Ladenpreises annehmen. Für Lagerhaltung und Verteilung an den Buchhandel fallen vielleicht noch mal 30 bis 50 Cent an, aber das wird ohnehin nicht pro Exemplar abgerechnet. Bei eBooks fallen also auf dieser Seite um die 12 Prozent weg. Hinzu kommen Remittenden (also Exemplare, die vom Handel zurückgegeben werden) und verramschte Bücher (Restauflagen von Büchern, die nicht mehr nachgefragt und deshalb für einen geringeren Endpreis abgegeben werden), außerdem Presse-, Lese- und Rezensionsexemplare (Pflichtanteil i.d.R. 5 Prozent der ersten Auflage). Aber, wie gesagt, die Herstellung von Büchern macht nur einen kleinen Teil ihres Preises aus. Das meiste verdient in aller Regel der Buchhandel, wobei die Ketten und die großen Onliner auch schon mal 40 Prozent und mehr abgreifen. Den Rest teilen sich Autor und Verlag, wobei sich der Verlag den größeren Happen nimmt. Bei der derzeitigen Preisgestaltung ist der zu verteilende Betrag nach Abzug der Produktionskosten bei eBooks und gedruckten Büchern also in etwa gleich hoch. Tantiemen, also das, was der Autor verdient, werden in der Regel vom Nettoladenpreis berechnet, also vom Endpreis abzüglich Mehrwertsteuer. Das ist auch bei eBooks so.


    Edit: Ach so, um die Frage zu beantworten. Aus Verlagssicht nimmt es sich wenig, der Rohgewinn bei eBooks dürfte allerdings etwas höher sein. Die Autoren verdienen relativ deutlich mehr. Allerdings sollte man sich nicht von den ganzen herumschwirrenden Statistiken irritieren lassen. Die eBook-Verkäufe sind nach wie vor relativ gering und beschränken sich dann auch noch in der Hauptsache auf Titel, die auch im Print-Bereich Bestseller sind. Spannend aus Autoren-, aber auch aus Verlagssicht ist übrigens die ganze Abrechnerei. Die Verwaltung der digitalen Rechte übernehmen in aller Regel die Online-Händler, vor allem bei Amazon ist das so. Es gibt also im Prinzip keine verlässliche Möglichkeit, die Verkaufszahlen nachzuprüfen. Dafür müssten sich die Online-Händler in ihre Software schauen lassen, und das machen sie natürlich nicht. Womit ich nicht unterstellen will, dass sie betrügen, aber es wäre hier deutlich einfacher als bei gedruckten Büchern. Weil kein physisches Produkt existiert.

  • Grundsätzlich sind die Vorlaufkosten, ob print oder e-book gleich.


    Ein auf seine Autoren eingespielter Lektor sitzt ca 4 Wochen über einem MS. Egal was da später draus werden soll. Dann kommt die Korrektur der Korrektur und die endgültige Fassung. Ein Lektor ist ein hochqualifizierter Mensch, der richtig Geld kostet.
    Das print verschwindet danach zur Druckerei und zum Binden. Kostet Geld.


    Jetzt sollten sich die Geister scheiden. Das e-book braucht ja keine teure Nacharbeit. Datei fertig und weg damit.
    Denkste. Bei den vielen Reader-Formaten ist der Lektor der gekniffene. Er darf nämlich das MS "seines" Autors in alle Formate umwandeln. Noch ne Woche bis zwei, bis er das technisch hingebogen hat.


    Also, solange sich am Markt kein einheitliches Reader-Format durchgesetzt hat, kann das e-book nicht viel billiger sein.


    Es sei denn, du nutzt Amazon SP. Dann hat der Autor alle Arbeit alleine, oder gibt Lektorat und Cover auf seine Kosten außer Haus. Dann ist von den 70% pro download nicht mehr viel übrig....und du hast nur noch einen einzigen Vertriebspartner...Amazon

  • Zitat

    Bei den vielen Reader-Formaten ist der Lektor der gekniffene. Er darf nämlich das MS "seines" Autors in alle Formate umwandeln


    Ich kenne keinen einzigen Lektor, der irgendwie damit befasst wäre, eBook-Konvertierungen vorzunehmen. Das machen entweder andere im Haus oder beauftragte Serviceunternehmen. Die auch nur bei originell gesetzten Texten größeren Aufwand damit haben.

  • Muss ich dir widersprechen. Bei Lübbe ist es z.Zt. so, dass mein Lektor und Freund eine reine e-book Abteilung aufbauen darf. alles mit Lektoren, die woanders fehlen (dafür gibts mehr externe Lektoren, mit denen du als Autor nicht warm wirst)


    Um zu den VK-Zahlen und deren Kontrolle zu kommen: die habe ich beim print auch nicht. Nur einen Passus im Vertrag, dass es mir freisteht, auf eigene Kosten, durch meinen Anwalt eine Überprüfung vornehmen zu lassen. Und wer macht das? In unseren Bereichen ist das uninteressant...beim Millionseller schon eher


    euer hef

  • Hallo, Hef.


    Und Dein Freund und Lektor ist regelmäßig damit beschäftigt, eBook-Dateien zu konvertieren? Verblüfft mich ehrlich. ;-)


    Einige Agenturen lassen tatsächlich hin und wieder Prüfungen durchführen, und die Abrechnungen, die Agenturen bzw. Autoren erhalten, sollten in aller Regel aus der Buchhaltung stammen und sich auf die Kostenstelle beziehen. Auf jeden Fall aber hat der Verlag dem Buchhandel gegenüber absolut die Möglichkeit, die Verkaufszahlen zu prüfen, denn er liefert ja vorher die Bücher - bzw. lässt sie liefern. eBooks existieren nicht als einzelne Produkte, es werden immer nur Kopien von Dateien ausgeliefert, die dann entsprechend für das DRM codiert sind, und über das hält in der Regel der jeweilige Händler seine schützende Hand. Solche Verkaufszahlen sind unmöglich zu überprüfen, ohne in die entsprechende Software einzudringen. Das gilt für alle Datenprodukte, also auch für Musik und Software selbst. Ich unterstelle keineswegs, dass hier gemauschelt wird, aber es wäre sehr viel einfacher als beim physischen Buchhandel. Für einen halbwegs findigen Programmierer wäre es ein Leichtes, sein System eBooks ausliefern zu lassen, die auf keiner offiziellen Abrechnung auftauchen. Oder DRM-freie Kopien anzufertigen und zu verteilen.

  • Hi Tom,


    Lübbe ist einer der letzten, wenn nicht noch der einzige private Großverlag. Und die gehen ihren eigenen Weg, der uns Stammautoren nicht unbedingt gefallen kann.
    Aber das ist eine Sache, die nur uns was angeht.


    Was die Abrechnungen angeht: e-book wird die gleichen Probleme wie die Musik Industrie bekommen und auch haben.


    Aber, ich halte es mit meiner Enkelin: Wo ich bin, ist das Chaos. Aber ich kann nicht überall sein :chen


    dein hef


  • Um wieder aufs Thema zu kommen, wer mehr von was hat: Die Verlage, wie du sagst, geben das außer Haus, um konvertieren zu lassen. Die machen das nicht für Lau. Sie haben weniger Logistikkosten, und gleichen die teuren eigenen Lektoratskosten für "Spezialaufgaben" durch ein billigeres externes Lektorat aus.


    Genauso, wie ein Großverlag für Millonen Vorschuss einen Follett als Lizenz ankauft und für die Stammautoren mal wieder kein Geld da ist, bis sich Follett armotisiert hat.
    Also, Spaß macht das mom. keinen mehr.... :bonk

  • Zitat

    Original von Tom


    Das meiste verdient in aller Regel der Buchhandel, wobei die Ketten und die großen Onliner auch schon mal 40 Prozent und mehr abgreifen. Den Rest teilen sich Autor und Verlag, wobei sich der Verlag den größeren Happen nimmt. Bei der derzeitigen Preisgestaltung ist der zu verteilende Betrag nach Abzug der Produktionskosten bei eBooks und gedruckten Büchern also in etwa gleich hoch. Tantiemen, also das, was der Autor verdient, werden in der Regel vom Nettoladenpreis berechnet, also vom Endpreis abzüglich Mehrwertsteuer. Das ist auch bei eBooks so.


    Edit: Ach so, um die Frage zu beantworten. Aus Verlagssicht nimmt es sich wenig, der Rohgewinn bei eBooks dürfte allerdings etwas höher sein. Die Autoren verdienen relativ deutlich mehr.


    Danke für deine Ausführungen, Tom. Das war wirklich interessant. Deine Aussage, dass der Buchhandel am meisten verdient, kann ich nachvollziehen. Allerdings verstehe ich nicht, warum Ketten und große Onliner einen höheren Gewinn erzielen. Wir haben doch eine Preisbindung :gruebel


    Aus welchem Grund verdienen Autoren an eBooks mehr? Das ist mir auch nicht klar geworden.
    Die fehlende Kontrolle des Autoren beim Verkauf eines eBooks habe ich noch nie bedacht, aber das ist ja wirklich eine Lücke im System. Sind noch keine Autoren deshalb auf die Barrikaden gegangen?

  • Zitat

    Original von Roma
    Aus welchem Grund verdienen Autoren an eBooks mehr? Das ist mir auch nicht klar geworden.


    Vermutlich war ein gewitzter Autor oder dessen Agent ganz zu Anfang der eBooks clever, bessere Konditionen auszuhandeln, als die üblichen Buch-Prozente.
    Das sprach sich rum und schon hatte man eine Aussage wie "Üblich sind XY% bei eBooks" im Raum stehen, die sich dann weitestgehend etablierte.
    Wie gesagt "weitestgehend". Es gibt Autoren, die verdienen pro eBook ihre 6%. Das sollte nicht sein, ist aber teilweise noch so und auch nicht verboten. Es kommt lediglich darauf an, welche Verträge man unterschreibt.