'Das Spiel der Nachtigall' - Seiten 001 - 108

  • Der erste Abschnitt war flugs gelesen und ich war schnell in Walthers Welt eingetaucht. Die perfekt dosierten Beschreibungen von Menschen und Umgebung ließen Bilder in meinem Kopf entstehen, die Wortgefechte zwischen Walther von der Vogelwiese :grin -weide und anderen sind genial formuliert, manche habe ich gleich nochmal gelesen. Ganz schön dreist, wie er immer wieder auftritt, meist gibt ihm der Erfolg ja recht, aber auch wenn ich glaube, dass ihm so früh etwas passieren würde, halte ich manchmal die Luft an, wenn er spricht...


    Mir gefällt die Mischung aus detaillierten Hintergrundinformationen (so z.B. zu den Dichtformen) und der Entwicklung der Hauptfiguren sowie der Handlung.


    Judith hat es nicht einfach gehabt im Leben bisher, wenn man nach heutigen Standards geht, für damalige Verhältnisse ist sie sehr priviligiert und weiß das meistens auch zu schätzen. Ihr Vater hat es nicht leicht und ich war ein wenig überrascht, dass er sich zur Behandlung des Herzogs überreden ließ - aber sonst hätte Judith ja nicht Walther getroffen. ;-)


    P.S. Das Buch ist für mich eine echte Augenweide, wunderschön gestaltet und das Lesebändchen natürlich noch das Tüpfelchen auf dem i. :-)

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

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  • Zitat

    Original von ottifanta
    ...
    P.S. Das Buch ist für mich eine echte Augenweide, wunderschön gestaltet und das Lesebändchen natürlich noch das Tüpfelchen auf dem i. :-)


    Auch mir gefällt die Gestaltung des Buches sehr. Heute Abend werde ich beginnen, es zu lesen.

  • Mir gefällt die Gestaltung ebenfalls sehr gut. Ich finde es sehr positiv, dass zwei Karten sowie ein Personenregister enthalten sind. :fingerhoch


    Der Erzählstil hat mich absolut überzeugt. Die Geschichte wird wunderbar eingeführt und die Personen werden nicht zu knapp, aber auch nicht zu lang beschrieben. Man hat das Gefühl, dass direkt etwas passiert. Ich habe schon nach wenigen Seiten mit Walther mitgefiebert und auch Judith fand ich sehr sympathisch. Das Geschehen und die damalige Zeit sind sehr lebendig dargestellt.


    Zumindest bis jetzt ein einfach fantastisches Buch, ganz nach meinem Geschmack. Habe daher auch ziemliche hohe Erwartungen an den Rest des Buches. :freude

  • Walther strotzt wirklich nur so vor Selbstbewusstsein. Vermutlich kann er sich das aber erlauben, weil Reinmar wohl auch der Meinung ist, er sei förderungswürdig. Der angesehene Troubadur hätte wohl niemanden in die Lehre genommen, der diese Kunst nicht ebenso fortführen könnte.


    Zunehmend merke ich, dass ich mich am Hofe Wiens überhaupt nicht auskenne. Ich wusste zwar, dass der arme Richard dort einige Zeit festgehalten wurde, habe das aber bis zu diesem Buch nicht mit der Zeit von Walther in Verbindung gebracht.

  • Mich spricht das Buch auch sehr an, lerne ich doch wieder einmal dazu, wie es so im Mittelalter zuging :grin


    Ich mußte zwischendurch immer wieder mal zu den Personenbeschreibungen blättern um anfangs reinzukommen. Es wird aber zusehend einfacher, wie die einzelnen Personen so verknüft sind.
    Ich finde die Protagonisten leben richtig in diesem Buch, werden also anschaulich beschrieben.


    Walther und auch Judith, die sich quasi beide auf Wanderschaft befinden, Walther als angehender Minnesänger, Judith als angehende Ärztin - in der damaligen Zeit ja wirklich nicht alltäglich... bin schon sehr gespannt, was die beiden Hauptfiguren noch zusammenführt. :chen

  • Dass Walther bei der Gefangennahme von König Richard zugegen war, ist der dichterischen Freiheit zuzuschreiben, oder :gruebel? In jedem Fall offenbart das Verhalten in der Schänke seine grundlegenden Charakterzüge! Er ist intelligent und schlagfertig, zielstrebig, mutig, dreist und ein ziemliches Schlitzohr!


    Judith zeigt sich ihm ebenbürtig und auf jedenfall auch intelligent, schlagfertig, zielstrebig und mutig. Die Wortgefechte der beiden habe ich sehr genossen :-].


    Als wir vor zwei Jahre von Passau nach Wien geradelt sind, kamen wir auch an Dürnstein vorbei, wo Richard Löwenherz eine Zeit lang (Dez. 1192 - März 1193) gefangen gehalten wurde.

  • Frau Kinkel hatte mich schon nach dem Aufgesang am Wickel. Der ausgefeilte Schreibstil, der in feinsinnigen Wortgefechten seine Höhepunkte findet, dazu die liebevoll gezeichneten Charakter - allen voran Walther - habe ich schnell ins Herz geschlossen.


    Zitat

    Er ist intelligent und schlagfertig, zielstrebig, mutig, dreist und ein ziemliches Schlitzohr!


    Und ein Jungsspund, der gerne mal übers Ziel hinausschießt und dann schwer beschäftigt ist, sich möglichst gut aus der Affäre zuziehen. :grin Sei es bei den hohen Herren oder bei Judith. Walther trägt seine Klugheit aber auch seine jügendliche Überheblichkeit auf der Zunge. Dennoch ist die Art und Weise, wie die Autorin von ihm erzählt eine, die ihn sympathisch macht. Man schmunzelt über ihn und bewundert seine Schläue.


    Ebenfalls gefesselt bin ich von den geschichtlichen Vorkommnissen, den historischen Figuren, die hier auf dem Parkett eines Buches agieren, als wäre alles tatsächlich so passiert - und ich bin mir sicher, dass das meiste gut recherchierte belegbare Ereignisse sind, gekonnt verquickt mit der nötigen Phantasie, die man bei Walther auch braucht, da ja wohl ziemlich wenig über ihn bekannt und belegbar ist.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Hallo alle zusammen! Ich freue mich, daß Ihr an der Leserunde teilnehmt.


    Die Komplimente in Sachen Buchausstattung werde ich an das Team bei Droemer Knaur weitergeben. Und ja, es ist dichterische Freiheit, daß Walther bei Richards Geiselnahme dabei war; allerdings kam er um diese Zeit etwa nach Wien, den Tag oder Monat wissen wir nicht, und daher kann mir keiner nachweisen, daß er nicht da war. :) :-)

  • 1192, als die ritterlichen Herren noch zu Kreuzzügen ins gelobte Land aufbrachen und einige bedeutungslose Details der heiligen Schrift- du sollst nicht töten, nicht stehlen, nicht begehren deines nächsten Weib- nach ihrem Gutdünken auslegten, tritt der junge Walther von der Vogelweide auf den Plan. Er gerät in einer Schankwirtschaft mitten unter die Räuber, jedenfalls hält er König Richard von England zunächst großspurig für eine obskure Gestalt unbekannter Herkunft, bis Dieser von Herzog Leopold gefangen genommen wird. An dessen Hof begegnet Walther, der Lebemann und ungeschliffene Dichter seinem Vorbild Reinmar, der vor allem Tugend, Liebe und Moral weiter in Verse gepresst sehen möchte. Der Konflikt mit Walther ist unvermeidlich. Der Herzog wird bei einem Unfall schwer verletzt. Die schöne Jüdin Judith kommt aus dem fernen Köln nach Wien geeilt, um dem Herrscher zu helfen und anschließend im Süden ihre Ausbildung zur Medizinerin zu vervollständigen. Das Ränkeschmieden am Hof beginnt. Zwischen Judith und Walther sprühen die Funken zweier geradliniger, emotionaler Dickköpfe, die keinem Streit aus dem Wege gehen.


    Ich muss gestehen mit einem gewissen Vorbehalt an eine Walther von der Vogelweide Geschichte herangegangen zu sein. Ich denke da automatisch an bestrumpfte Lautenspieler auf königlichen Ritterspielen, die das fröhliche Lanzenstechen musikalisch untermalen und sich ansonsten irgendwie albern in sechziger Jahre Filmen verhalten. Mich hat der Autorenname gereizt. Tanja Kinkel ist beileibe keine Unbekannte mehr. Für mich schon. Und bis jetzt bin ich nicht enttäuscht worden. Der Roman beginnt mit einem Paukenschlag. Walther wird herrlich großmäulig, wahrheitsliebend und zupackend eingeführt, wer später das große Wort führen will muss rechtzeitig anfangen. Und wer später, die große Liebe beglücken will, sollte beizeiten die Theorie mit der Praxis vermählt haben. Walther lässt nichts aus. Auch den Konflikt mit Reinmar sucht er förmlich, wenn auch mit einer gewissen Traurigkeit, dem Älteren gegenüber. Das ist alles bildhaft, humorvoll, warmherzig und spannend erzählt. Man spürt die gründliche Recherche und liebevolle Detailarbeit.


    Nun ist die jüdische Außenseiterrolle Judiths natürlich nichts Neues. Im Gegenteil, bei historischen Romanen ist die von Kirche und Obrigkeit unterdrückte Frau, die sich dann erfolgreich auflehnt, sich im Beruf selbstverwirklicht und den Mann ihres Herzens findet, anscheinend ein Muss. Bei mir funktioniert die burschikose junge Frau. Bis jetzt, eine beeindruckende Leistung. Auch für die Buchgestaltung: Daumen hoch!


    :wave

  • Bin zwar noch nicht ganz durch mit diesem Abschnitt, aber auch ich möchte gleich mein Lob loswerden über die Ausstattung des Buches, sowohl das Cover als auch die Innenausstattung - Karten, Lesebändchen usw. - sind super gelungen.


    Ich finde die vorlaute Art von Walther einfach mutig und genial und mache mal gleich weiter.


    Viele Grüße :wave

  • Zitat

    Original von ottifanta
    P.S. Das Buch ist für mich eine echte Augenweide, wunderschön gestaltet und das Lesebändchen natürlich noch das Tüpfelchen auf dem i. :-)


    Das finde ich auch!!! :write


    Ich habe die ersten Seiten heute früh gelesen.
    Den Prolog fand ich einen sehr guten Einstieg. Walther scheint ein sehr spannender Charakter zu sein, der vor allen Dingen kein Blatt vor den Mund nimmt. Ich bin sehr gespannt, wohin ihn diese lose Zunge noch so führt.


    Sein Ziel von Reimar in die Lehre genommen zu werden verfolgt er unermüdlich und erreicht es schließlich auch.


    Ich bin jetzt an der Stelle angelangt, als dem Herzog das Bein abgenommen werden soll.
    Ich bin Tanja übrigens sehr dankbar, daß die Amputation des Beines nicht detailverliebt geschildert wird. Walthers Eindrücke und meine Phantasie haben mir gereicht.


    Ich bin sehr gespannt, wie es nun weitergeht.

  • Zitat

    Original von Luc
    ...Ich denke da automatisch an bestrumpfte Lautenspieler auf königlichen Ritterspielen, die das fröhliche Lanzenstechen musikalisch untermalen ...


    :rofl Diese Assoziation kann ich gut nachvollziehen! Aber da ich schon viele Bücher von Tanja Kinkel gelesen habe, hatte ich keinerlei Bedenken, dass es sich um so eine alberne Geschichte handeln könnte.

  • so, erster Abschnitt ist beendet.


    Erstmal zum Buch: Ich kann mich den anderen nur anschliessen, eine schöne Ausstattung!


    Walther ist wirklich eine spannende Figur, allerdings ist er mir noch nicht so richtig ans Herz gewachsen. Dafür ist er mir dann doch zu unbedacht. Bis jetzt hat er ja Glück gehabt, daß er sich immernoch im letzten Moment hat rausreden können.
    Sein Handeln für Judith und ihren Vater fand ich allerdings bewundernswert. Das hätte doch gewaltig ins Auge gehen können.


    Judith ist mir sehr symphatisch, auch wenn sie sehr unbedarft ist, was die Politik betrifft.
    Aber es scheint eine Schwäche der Jugend zu sein, den Älteren erstmal nicht glauben zu wollen :-) Auch Walther wird ja von Reinmar eher als jungendlicher Leichtsporn gesehen.


    Beide haben schnell lernen müssen mit politischen Intrigen umzugehen , bin ja mal gespannt ob es ähnlich weitergeht.
    Und wo und bei welcher Gelegenheit die beiden sich wiedertreffen.

  • Ich bin nun auch mit diesem Abschnitt fertig. Ich finde das Buch läßt sich sehr flüssig lesen und bis jetzt gefällt es mir wirklich gut.


    Walthers Weg am Hofe des Herzogs ist sehr spannend und noch spannender scheint es ja weiterzugehen, da der Bischof von Passau nun auf ihn als "Spitzel" aufmerksam geworden ist.


    Judith ist mir bereits nach den ersten Sätzen ans Herz gewachsen. Die Wortgefechte, die sie sich mit Walther liefert, sind sehr unterhaltsam. Mein Gefühl sagt mir, daß die beiden wohl noch öfter verbal aneinander geraten. Diese Wortspielereien gefallen mir sehr.

  • Sayia, bei Foltern und mittelalterlichen Operationen war ich schon immer der Meinung, daß die Phantasie der Leser mit ein paar Hinweisen mehr ausrichtet, als es detaillierte Schilderungen meinerseits tun könnten. :-] Bei der Recherche kommt man allerdings nicht drum rum, solche Schilderungen zu lesen. :wow Und fragt sich, warum überhaupt jemand in dieser Zeit Amputationen überlebte....

  • Wow, was für ein Einstieg.


    Man muss regelrecht bezaubert sein von der Geschichte und diesem tollen Erzählstil.


    Das Gefühl in die Geschichte einzutauchen und mit den Personen an einem Tisch zu sitzen ist so gigantisch groß, Kompliment das schafft nicht jeder Schreiberling :grin


    Werde nachher direkt weiterlesen.....


    Zur Geschichte: Walther und Judith sind einfach klasse, jeder für sich schon eine enorme literarische Figur, aber erst recht wenn sie zusammen eine Szene bestreiten.
    Ich bin schon sehr gespannt welche Wege die beiden so gehen werden, es wird mit Sicherheit sehr spannend und wir werden sehr viel lernen :knuddel1

  • Nicht nur Amputationen sind grausam, sondern auch die Vorurteile, die schon wieder Judiths Vater entgegengebracht werden. Auch Walthers Frage, was denn wohl ein Christ von einem Araber lernen wolle, ließ mich den Kopf schütteln. Welchen Wissenstand sie tatsächlich hatten, zeigt sich ja dann am Wundbrand.