'Das Spiel der Nachtigall' - Seiten 413 – 570

  • Durch diesen Abschnitt bin ich gestern Nachmittag quasi geflogen. Ich konnte überhaupt nicht mehr auffhören zu lesen. :-)


    Nach dem schrecklichen Erlebnis in Rom kehrt Walther zunächst in sein Heimatdorf zurück. Dort trifft er seinen alten Freund Markwart wieder, der beschließt ihn zu begleiten.


    Ihr Weg führt sie zuerst nach Köln, wo Walther sich vor allem bei Stefan nach Judith erkundigen möchte. Er weiß auch nicht, wo sie steckt und fordert Walther auf sie zu suchen. Ich bezweifle, daß dies aus verwandtschaftlicher Sorge geschieht und ich bin sicher, daß wir Stefan nicht zum letzten Mal begegnet sind.


    Der Auftritt von Walther vor dem versammelten Klerus von Köln war herrlich zu lesen. Ich habe über das Spottlied über den Papst so lachen müssen und konnte mir die Flucht der beiden und die sprachlose Wut des Erzbischofs und seiner Kumpanen nur zu gut vorstellen. :lache
    Das Kopfkino funktioniert bei diesem Buch bei mir generell sehr gut.


    Der Papst hat sich zwischenzeitlich auf Ottos Seite geschlagen und es ist nur eine Frage der Zeit bis er Philipp mit dem Kirchenbann belegt.


    Walther reist auf der Suche nach Judith zu König Philipp und Königin Irene. Beide wollen ihm keine Auskunft geben, wo sich Judith aufhält. Durch ihre ehemalige Magd Lucia erfährt er, daß sie in Braunschweig ist und dort versuchen soll den Bruder König Ottos auf die Seite der Staufer zu ziehen.


    Judith geht es in Braunschweig zunächst sehr gut, bis Gilles verhaftet wird, weil sein ehemaliger Liebhaber verraten hat. Walther findet Judith und hilft ihr, Gilles zu befreien. Sie flüchten aus Braunschweig.


    Auf dem Weg zurück zu König Philipp kommen sich Judith und Walther endlich näher. Sie machen sich aber auch Botho, den Neffen des Reichshofmarschalls zum Feind. Ich bin gespannt, auf das nächste Zusammentreffen.


    Gilles verschwindet spurlos und Walther erzählt Judith, daß er sie verlassen hat, um ihrem Glück nicht im Wege zu stehen.
    Diese Lüge wird sicher irgendwann herauskommn. Wie Judith dann wohl reagiert und was ist wirklich mit Gilles geschehen?


    Die politische Situation damals, war vor allem für das einfache Volk sehr schwer. Das Buch macht sehr deutlich, wie sehr die Menschen von der Willkür der Herrschenden abhängig waren. Am Beispiel von Walther und Judith wird sehr deutlich beschrieben, wie schwierig es war, sich selbst treu zu bleiben, überhaupt zu überleben. Das ist ebenfalls eines der vielen Dinge, die mir an diesem Roman so gut gefallen.

  • Oh, das Buch fesselt mich auch ungemein und Walther als historische Person ebenso. Ich habe gestern den nächsten Abschnitt schon beendet (zu dem werde ich später noch etwas schreiben, wenn ich mehr Ruhe habe) und freue mich aufs Weiterlesen heute Abend. :-]

  • Mir scheint, auch die anderen Eulen lesen langsamer, bei diesem gehaltvollen Buch.
    Dieser Abschnitt hat mir jetzt besonders gut gefallen. Das hat vor allem zwei Gründe. Natürlich, dass sich Walther und Judith nach einigem Geplänkel - sehr schön zu lesen, habe ich total genossen - endlich zueinander finden und sich ihre Zuneigung gestehen und schließlich auch ausleben. :grin
    Und zum anderen, dass neben den politischen Verwicklungen und Machenschaften auch die Aktion nicht zu kurz kommt. Wie Walther und sein Freund Markwart Gilles aus dem Gefängnis befreien und alle vier dann flüchten ist ganz großes Kino gewesen.
    Dabei fällt mir auf, dass mir auch Maria sehr gut gefallen hat. Die Art wie sie ihr Gewerbe beschrieben hat und Judith die körperliche Liebe näher brachte, ebenso wie ihre handfeste und kluge Art und ihre Hilfsbereitschaft in der Not. Eine tolle Nebenfigur - Schade, dass sie schon wieder weg ist.


    Und inzwischen ist nicht nur Walther ein Meister im manipulieren und dirigieren. Judith mischt sich auch ganz schön in die politischen Querelen der hohen Herrschaften ein. Für eine Jüdin sehr gewagt.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich habe diesen Abschnitt gestern Abend beendet und muss sagen, er gefällt mir richtig richtig gut.


    Zitat

    Original von hollyhollunder
    Wie Walther und sein Freund Markwart Gilles aus dem Gefängnis befreien und alle vier dann flüchten ist ganz großes Kino gewesen. Dabei fällt mir auf, dass mir auch Maria sehr gut gefallen hat.


    Das kann ich nur bestätigen! Ich finde Markwart insgesamt sehr sympathisch und Maria äußerst interessant. Gerade die Passagen mit ihr waren sehr amüsant zu lesen. Die Geschehnisse kann ich mir sehr gut vorstellen. Hat echt was von Kopfkino ;-)


    Bin sehr gespannt wie es mit Walther und Judith weitergeht. Die bisherige Entwicklung gefällt mir sehr gut. Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass Walthers Lüge nicht auffällt. Ich denke Judith wird dahinter kommen. Hoffentlich geht es wenigstens eine Zeit lang gut... :rolleyes

  • Die Befreiung von Gilles ist wirklich großes Kino, kostbares Pergament und etwas was aussieht wie ein Siegel und eine Uniform- die deutschen und der amtliche Stempel, einfach Klasse. das Walther mit der Lüge nicht durchkommt muß ihm doch klarsein. Von Frauen hat er echt keine Ahnung.

  • Ich fand den Abshcnitt auch sehr schön, endlich finden Walther und Judith zusammen und schaffen es mal miteinander zu reden, ohne sich zu streiten.
    Ich gönne ihnen ihr Glück wirklich und hoffe, daß es zeitlich nicht zu begrenzt ist.


    Gilles Verschwinden kommt mir aber seltsam vor. Nach den Erlebnissen in Braunschweig denke ich nicht, daß er sich einfach alleine davon gemacht hat. Dafür war er zu treu und zu sehr Judith und später auch Markwart und Walther verbunden.

  • Ich glaube, in diesem Abschnitt (S. 538) findet sich der schönste Satz des ganzen Buchs:


    "Das ist das Geheimnis von uns Nachtigallen: Was auch immer wir Rose nennen, ist auch eine, wir könnten sonst doch auch nicht die Farbe des Windes beschreiben."


    :anbet


    Und dazu dann (S. 566) das Lied, das Walther vor Philipp und Irene singt...
    PERFEKT!

  • Ich bin gerade mit dem Abschnitt fertig geworden.
    Endlich haben Judith und Walther zueinander gefunden! :-]
    Nur leider denke ich, dass es bald Ärger geben wird. Mit seiner Lüge hat sich Walther keinen Gefallen getan! Die Wahrheit wird ans Licht kommen. Wobei ich mich frage, was mit Gilles geschehen ist! Ich habe die Befürchtung, dass ihm was zugestoßen sein könnte und das Botho seine Finger im Spiel hat :gruebel Was wirklich sehr traurig wäre!


    Und ich stimme hollyhollunder zu, dass Judith sich ebenfalls in Ränke der hohen Herren einmischt, ist sehr gewagt. Auch hier hoffe ich, dass es kein böses Ende geben wird! Dass sie Irene auf ihrer Seite hat, ist zumindest ein kleiner Trost!


    So und nun werde ich schnell weiter lesen!

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


    Mein Blog



    :lesend Laini Taylor - Daughter of Smoke and Bone - Zwischen den Welten



    Langzeitprojekte:
    Margaret George - Maria Stuart LR


  • :write


    Die Stelle habe ich mir im Hörbuch 2 x angehört und auch nochmal nachgelesen. :anbet


    In diesem Abschnitt passiert wieder sehr viel, sowohl politisch als auch im Leben der Hauptfiguren, die deutliche Veränderungen/Entwicklungen aufweisen. Ja, Judith hat auch Gefallen an den Ränkespielen gefunden bzw. zumindestens gelernt, so zu denken und auch bei Bedarf entsprechend zu handeln. Gefährlich gerade für sie als Jüdin, aber sicherlich auch gut, dass sie in dieser Hinsicht viel dazugelernt hat.
    Die Befreiung von Gilles war genial durchdacht und perfekte Teamarbeit von Walther, Judith, Markwart und Maria, die mir auch fehlen wird. Ein durch und durch lebendige und überzeugende Nebenfigur. :-)


    Ich bin gespannt, ob Gilles wieder auftauchen wird. Sein Verschwinden kommt mir komisch vor und auch wenn ich mich für Walthers und Judiths gemeinsames Glück freue, so wirkt es auf mich wegen Walthers unnötiger Lüge gestohlen, irgendwie ergaunert. Gilles hatte doch vorher schon deutlich gemacht, dass er nichts gegen eine Beziehung der beiden hätte, mit einer solche Lüge "nachzuhelfen".... das kann irgendwie nicht gut gehen, sagt mir mein Bauchgefühl.


    Und auch bei Königs ging es rund, die Ränkespiele sind eindrücklich beschrieben, wie das Fronten gewechselt werden, wo Prioritäten gesetzt werden und das einfache Volk immer zwischendrin, der Willkür der Herrschenden wehrlos ausgesetzt.... Walthers Vortrag in Köln war tolldreist, sehr gelungen beschrieben. Auch bei mir löste die Szene perfektes Kopfkino aus. Mir tut ja Walthers Freund leid, der auf der gemeinsamen Reise vermutlich wegen der Adrenalinschocks um Jahre altert. :lache

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Zitat

    Original von hollyhollunder.., dass neben den politischen Verwicklungen und Machenschaften auch die Aktion nicht zu kurz kommt


    Ja, den Eindruck hatte ich auch, dieser Abschnitt war deutlich mehr von Handlung bestimmt als die vorherigen.
    Und ja, schön, dass die Beiden zueinander gefunden und wohl auch "heißen Sex" haben, wahrscheinlich nicht zuletzt dank Marias Einführungen ;-)! Dazu noch Walthers reicher Erfahrungsschatz ...:grin. Mir hat auch sehr gefallen, dass dieser Teil der Geschichte weitgehend der Fantasie der Leser überlassen bleibt.


    Mir läuft immer wieder ein Schauer den Rücken runter, wenn ich lese wie häufig und mit wie vielen, meist noch wildfremden, Menschen man in einem Zimmer nächtigen musste, oft sogar in einem Bett :yikes! Für mich echt gruselig, aber in damaliger Zeit gar nicht der Rede wert.


    Amüsant auch die Szene der beiden Juttas (S. 535) rund um das heikle Thema Verhütung und die zunächst subtile, dann eskalierende Rivalität bezüglich des gleichen Mannes - ein echtes Lesevergnügen :-]!
    Beim Lesen der Verhütungsvorschläge habe ich mich gefragt wie denn diese Zitronenstücke bzw. Kohlblätter wieder herausgeholt werden? Hinterher? :grin
    Wurden Fäden daran befestigt? Oder geht das jetzt zu sehr ins Detail?


    Letzten Herbst waren wir in Bamberg - mit der absolut besten und genialsten Stadtführung, die ich je erlebt habe! Und es war jetzt schön für mich, beim dortigen Aufenthalt unserer Protagonisten ein Bild vor Augen zu haben, auch wenn es heute nicht mehr so aussieht. Mit dieser Stadtführerin hatte ich mich kurz über historische Romane unterhalten (wollte wissen, ob sie etwas bezüglich Bamberg empfehlen kann) und ratet mal, welches ihre Lieblingsautorin ist? :grin

  • Lumos, über Fäden habe ich nichts gefunden, aber ja, die Kohlblätter und Zitronenschalen wurden hinterher wieder herausgeholt.


    Bei erotischen Szenen verlasse ich mich generall mehr auf die Fantasie der Leser. Meiner Meinung nach ist es sehr leicht, statt erotisch unfreiwillig komisch zu werden und Sex wie gymnastischen Leistungssport zu beschreiben, wenn man zu sehr ins Detail geht. ;-)


    Weißt du noch, wie die Stadtführerin hieß? :knuddel1

  • Tanja Kinkel


    Nein, ich weiß leider nicht mehr wie die Stadtführerin hieß. Sie hatte einen Doktortitel in Kunstgeschichte, wenn ich mich richtig erinnere eine gebürtige Bambergerin, die längere Zeit außerhalb Frankens verbracht hat.
    Falls ich den Namen noch in Erfahrung bringen kann, schreibe ich dir eine PN. Vielleicht weiß ihn noch der Organisator unseres Bamberg-Wochenendes, ich habe ihm auf den AB gesprochen.


    Wie mag man die Kohlblätter und Zitronenstücke nur herausgeholt haben :gruebel? Ich weiß es ist albern und völlig irrelevant, aber es will mir nicht aus dem Kopf.


    Gar kein gutes Gefühl habe ich bei der Sache mit Gilles! Er hat sich bestimmt nicht einfach so vom Acker gemacht und ich fürchte, ihm ist etwas passiert. Und wie kann Walther das gerade hergestellte Vertrauen Judiths mit einer derartig massiven Lüge aufs Spiel setzen? Dass er sie nur beschützen und schonen will, reicht m. E. nicht als Rechtfertigung.

  • Dieser Abschnitt hat sich nach dem vorherigen wunderbar leicht lesen lassen. Viel Handlung und jede Menge Spannung bei der Befreiung von Gilles.


    Das Hin und Her zwischen Otto und Philipp hat noch nicht aufgehört. Sowohl Walther als auch Judith über legen, wer von beiden ihre Treue verdient hätte und sind sich nicht sicher. Tja, Macht verändert und korrumpiert die Menschen, das war damals so und ist es heute auch noch ….


    Die beiden Hauptpersonen haben sich endlich gefunden. Und Gilles schaut schmunzelnd dabei zu. Es könnte alles so schön sein. Hmmm, ob Gilles sich wirklich einfach ohne ein Wort davon gemacht hat? Das würde gar nicht zu ihm passen und sicher geht Walthers Methode, Judith einfach deswegen anzulügen, nach hinten los.


    Besonders hat mir die Beschreibung von Bamberg gefallen. Ich kenne die Stadt und konnte mir alles bestens vorstellen.

  • Also ich schließe mich meinem Vorredner und -innen an, mir gefällt das Buch immer besser :grin


    Hatte ich doch am Anfang so meine Schwierigkeiten, wer ist wer und ist mit wem verbandelt, fügt sich jetzt alles und ist nicht mehr allzu verwirrend.


    Wie Judith und Walther endlich zueinander finden, sich ihre Liebe gestehen und auch ausleben ist sehr schön beschrieben. :kiss
    Aber ich habe den Verdacht, daß Walther irgendwann noch dafür büßen muß, daß er Judith nicht die Wahrheit über Gilles Verschwinden gesagt hat :gruebel


  • In diesem Zusammenhang ist auch der Titel des Buchs so passend. Denn genau wie Walthers Worte ist dieses wunderbar doppeldeutig. :anbet

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • Walther macht sich auf die Suche nach Judith - auch gegen alle Widerstände.
    Selbst Irene fragt er, und macht sich dann auf nach Braunschweig, wo er Judith hilft! Markward kann ich noch nicht einschätzen, aber er hilft auch direkt.
    Stephan kommt mir immer berechnender vor - ob ihm irgendetwas an Judith als Nichte liegt? :gruebel
    Botho ist auch ein gefährlicher Gegner - hoffentlich ist ihm Walther gewachsen...


    Zitat

    Original von hollyhollunder
    Dabei fällt mir auf, dass mir auch Maria sehr gut gefallen hat. Die Art wie sie ihr Gewerbe beschrieben hat und Judith die körperliche Liebe näher brachte, ebenso wie ihre handfeste und kluge Art und ihre Hilfsbereitschaft in der Not. Eine tolle Nebenfigur - Schade, dass sie schon wieder weg ist.


    Maria ist (bisher) auch eine meiner Lieblingsfiguren. Sie spricht, was sie denkt und hilft, wo sie kann. Hoffentlich taucht sie nochmals auf.


    Zitat

    Original von streifi
    Gilles Verschwinden kommt mir aber seltsam vor. Nach den Erlebnissen in Braunschweig denke ich nicht, daß er sich einfach alleine davon gemacht hat. Dafür war er zu treu und zu sehr Judith und später auch Markwart und Walther verbunden.


    :write Ich kann mir auch nicht vorstellen, daß er freiwillig gegangen ist. Und Walther's Lüge geht bestimmt auch nach hinten los... :rolleyes

  • Ich bin jetzt etwa auf Seite 500 und bin schwer angetan. Diese Schwulengeschichte in einen historischen Roman zu packen, hat was. :lache. Ich wusste ja, hier geht es irgendwie um bestrumpfte Männer. :grin


    Die Flucht aus dem Gefängniss liest sich dementsprechend gut. Der Roman pendelt zwischen tragisch und heiter. Er punktet mit der glaubhaften Darstellung der Mächtigen, auch die mörderischen Inbrunst ihrer Untergebenen kommt beim Leser an. Meine Lesegeschwindigkeit nimmt zu!


    Später mehr!


    :wave