Hier kann zu den Seiten 571 – 696 (Teil 5) geschrieben werden.
'Das Spiel der Nachtigall' - Seiten 571 – 696
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Auch dieser Abschnitt hatte es wieder in sich.
Ich fand die Geschichte rund um die Ermordung des Bischofs von Würzburg sehr, sehr spannend und fühlte mich gestern Abend geradezu dazu gezwungen immer weiter zu lesen.
Judith hat mir unglaublich leid getan. Ich kann ihre Trauer und Wut gut nachvollziehen. So wie sie von ihrer eigenen Familie hintergangen und benutzt wird, ist schrecklich. Aber es scheint sie auch freier zu machen. Ihre angebliche Affaire mit Alexios fand ich sehr amüsant. Auch, wie selbstbewußt sie sich Meir gegenüber verhalten hat, hat mir imponiert.
Wolfer, der Bischof von Passau, schreibt also an der Nibelungensage und läßt Walther daran teilhaben. Dieses Verhältnis der beiden zueinander ist zwar nicht freundschaftlich, aber interessant. Ich hoffe, sie begegnen sich noch oft in diesem Roman.
Botho hat Andeutungen gemacht, daß er weiß, was mit Gilles passiert ist. Er hat ihm anscheinend etwas angetan. Ich kann mir vorstellen, wie sehr Judith von Walther enttäuscht sein wird, wenn die Wahrheit herauskommt. Die nächsten Abschnitte dürften also genug Sprengstoff für ihre innige Beziehung sein.
Die politische Lage scheint sich zugunsten von Philipp zu wenden: Anders als von Ottos Leuten geplant, scheint er nicht verantwortlich gemacht zu werden für den Mord an dem Bischof von Würzburg. Er versteht es sogar, das für sich zu nutzen. Das ist alles sehr interessant beschrieben und ich freue mich auch wegen diesen "Erklärungen" zu den politischen bzw. historischen Ereignissen auf die letzten beiden Abschnitte.
Eine Frage habe ich: Was genau haben Judith und Walther getan, damit die Geißelung Bothos noch schmerzhafter als gewöhnlich ist?
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Sie haben die Lederriemen vorher mit ätzenden Flüssigkeiten durchtränken lassen. Was genau sie benutzt haben, hatte ich während des Schreibens parat, aber meine medizinische Recherche ist leider zum Teil in die Papierwiederverwertung gewandert, und auswendig weiß ich es nicht mehr.
Wolfger als Autor des Nibelungenliedes ist mein persönlicher Beitrag zur germanistischen Forschung. Die Sache ist die: man nimmt an, daß es jemand in seinem Umfeld gewesen sein könnte, u.a. wegen des Zwischenstops, den die Burgunder auf den Weg zu den Hunnen in Passau einlegen. Und bei Walthers sonstiger Haltung gegenüber dem höhergestellten Klerus brauchte ich etwas, das ihn und Wolfger (der gesichertermaßen einer von Walthers Gönnern war, und dessen Haushofmeister wir die einzige Aufzeichnung über Walther zu dessen Lebzeiten verdanken) verbindet. Wolfgers heimliche Autorschaft erschien mir als eine gute Erklärung.
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Danke für die Antwort!
Ich finde die Theorie übrigens interessant und sie paßt zu deinem Roman.
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Passau lag wohl nicht am Wege.
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Habe nun auch diesen Abschnitt zu Ende gelesen und er giefiel mir richtig gut. Ich konnte das Buch teilweise gar nicht mehr bei Seite legen. Die Ermordung vom Würzburger Bischof war für mich eines der interessantesten Geschehnisse, gemeinsam mit der Bestrafung Bothos. Besonders lustig fand ich Judiths hilfreiche List bezüglich Alexios.
Da der tatsächliche historische Verfasser des Nibelungenliedes, soweit ich weiß, bisher nicht ermittelt wurde, fand ich die Idee hierfür Wolfger zu nehmen wirklich klasse. Hat mich ziemlich überrascht, damit hatte ich nicht gerechnet. Weiß jemand wo man dazu etwas nachlesen kann? In der Bibliographie hinten im Buch hab ich mal nix gesehen...
Außerdem bin ich gespannt wann Walthers Lüge bezüglich Gilles auffliegt. Hätte ja nicht gedacht, dass sie diesen Abschnitt überdauert. Fand es aber schön, dass sich die beiden nicht direkt wieder entzweien mussten.
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Sollte Botho Gilles beseitigt haben, so wäre es wenigstens eine "fromme" Lüge. Wir werden sehen
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N8eulchen, eine tickende Zeitbombe darf man nicht sofort hochgehen lassen.
Was das Nibelungenlied betrifft, die Autorfrage ist ein Literaturfeld für sich, und irgendwo mußte ich meine Bibliographie eingrenzen. Wolfger erschien mir aus den oben genannten Gründen als der ideale Kandidat, aber das waren Romanerfordernisse, keine linguistischen Ermittlungen.
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Zitat
Original von Tanja Kinkel
eine tickende Zeitbombe darf man nicht sofort hochgehen lassen. LachenDas stimmt absolut! Hat für mich das Lesen auch um einiges spannender gemacht, als wäre in den nächsten Seiten die Bombe sofort geplatzt.
Das mit der Bibliographie sollte keine Kritik sein, ich finde es sogar durchaus positiv, dass nur besonders ausgewählte Literatur dort zu finden ist. So kann man als Leser erkennen, was der Autorin speziell am Herzen liegt und danach dann selbst auswählen. Ich bin sehr begeistert in Sachen Wolfger als Nibelungenverfasser und werde mich wohl (nach der Romanlektüre) weitergehend informieren. Danke für die Anregung!
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Was mich interessiert, gibt es historische Belege über dieses Durchsickern des Nibelungenliedes, also des work in progress als neues Lied?
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In diesem Abschnitt haben Walther und Judith wirklich Zeit ihre Liebe zu leben bis beide wieder in die politischen Lager gedrängt werden. Walther erfährt auch, wer der Verfasser des von ihm so bewunderten Nibelungenliedes ist und ist darüber mehr als erfreut. Vor allem, weil er nun fachsimpeln kann. Mir war gar nicht bewusst, dass der Verfasser nicht bekannt ist - Geschichtsbaunause - und das überhaupt aus dieser Zeit sehr wenig über die Sänger bekannt gewesen ist.
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Ich fand diesen Abschnitt auch sehr spannend, die Ermordung des Bischofs war ja nun wirklich heftig.
Glücklicherweise kann Phillip das ganze noch drehen und es hat keine so schlimmen Auswirkungen für ihn.Allerdings wird Botho nun zu einem wirklich gefährlichem Gegner von Walther und Judith. Und in Rom gelingt es ihm ja mit Hilfe des Schreibers Walther aus dem Verkehr zu ziehen.
Die Rache der beiden ist allerdings auch nicht schlecht, mal sehen, ob Botho einen guten Arzt findet, der ihm hinterher hilft.
Die Lüge von Walther wird wohl noch zu Verwerfungen zwischen ihm und Judith führen. Aber ich denke man muss Walther zu gute halten, daß ihm Markwardts Erklärung durchaus eingeleuchtet hat, auch wenn man ihm vorwerfen kann nicht genug geforscht zu haben.
Wolfger als Autor des Nibelungenliedes finde ich gut. Das macht ihn deutlich sympathischer und ich habe den Eindruck, er ist der einzige, der Walther auch als Mensch wahr nimmt und nicht nur als Werkzeug.
Auch das er Judith wie es scheint so akzeptiert wie sie ist und nicht dauernd auf sie wegen ihres Glaubens einwirkt, gefällt mir. das lässt ihn wie einen, für damalige Zeiten, eher vorurteilsfreien Mann wirken. -
Dieser Abschnitt hat mir auch sehr gut gefallen!
Ich bin auch froh, dass die tickende Zeitbombe noch nicht hoch gegangen ist. Es ist schön zusehen, dass Judith glücklich ist, auch wenn die Beiden viele Hindernisse überbrücken müssen. Die Ruhe vor dem Sturm hat auch was Reizvolles
Mit der Vermutung, dass Botho was mit dem Verschwinden von Gilles zu tun hatte, hatte ich anscheinend recht. Armer Gilles!
Ich bin gespannt, wo es Judith und Walther nun verschlagen wird.
Wolfger ist mir doch recht sympatisch geworden. Wie streifi schon sagt, scheint er nicht viele Vorurteile zuhaben und ist anscheinend auch gerecht. Dass er der Verfasser des Nibulungenliedes sein soll, gefällt mir auch sehr gut!
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Zitat
Original von Minny
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Mit der Vermutung, dass Botho was mit dem Verschwinden von Gilles zu tun hatte, hatte ich anscheißend recht. Armer Gilles!
...sorry, aber das ist zu schön
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Immer besser, immer spannender...
Judith rettet Walther und das, nachdem sie den Schreiber in Angst und Schrecken versetzt hat, als er doch dachte, Judith hätte ihn vergiftet... eine wirklich tolle Aktion.
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Zitat
Original von streifi
sorry, aber das ist zu schön
Das passiert wenn man mit dem Iphone online ist!
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Wieder ein total spannender und sehr lesenswerter Abschnitt.
Judith wird wieder mal von ihrem Onkel benutzt, aber sie durchschaut, was ihr Cousin vorhat. Leider reicht alle Umsicht von ihr und Walther nicht, um Bischof Konrad zu retten. Sein eigener Hochmut lässt ihn die Warnung nicht ernst nehmen. Tja, da hat er seinen Tod wenigstens zum Teil selbst mit verschuldet, ein bisschen vorsichtiger hätte er doch sein können.
Wieder mal erstaunt es mich, welche „Strafen“ man für Mord verhängt. War es im ersten Abschnitt ein Kreuzzug, so ist es jetzt eine Reise zum Papst, damit er den Mord vergibt. Botho kommt mit der Geisselung immer noch prima weg – auch wenn Judith mit irgendwas dafür gesorgt hat, dass es schmerzhafter wird.
Judith droht Wolfger schon sehr geschickt damit, seinem Sohn Hugo was anzutun, wenn Walter in Rom was passieren sollte. Ich hatte da auch richtig Angst um Walther, man weiss ja nie, was den Bischöfen und Fürsten so intrigantes durch den Kopf geht. Aber Judith hätte es bestimmt nicht fertig gebracht, Hugo wirklich was anzutun, wenn ihr der arme Hund schon so Leid getan hat, mit dem sie Odokar in Angst und Schrecken versetzt hat. Sie wird immer geschickter in diesen Spielchen. Notgedrungen.
Wolfger soll also der Verfasser des Nibelungenliedes gewesen sein. Was für eine Wendung! Walther ist hoch erfreut und ich fand diese Entwicklung auch überraschend, aber gut. Könnte sehr gut so gewesen sein.
Botho macht mehr als eine Andeutung wegen Gilles. Er wird wohl keine Ruhe geben und ich fürchte, wir werden erfahren, dass er ihn ermordet oder eingesperrt hat.
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Das mit den Strafen für Mord galt nicht für alle Leute. Walters Zeitgenosse Eike von Rebgow hat das für "normale" Menschen ganz anders berichtet.
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In diesem Abschnitt sind einige thriller-verdächtige Perspektivwechsel. Judith wird noch wagemutiger, immer gewitzter in diesen gefährlichen "Spielchen", macht sich dadurch genau wie Walther auch immer mehr Feinde - was sich aber auch nicht vermeiden lässt. Ihre Flucht nach der Ermordung des Bischofs war kinoreif, spannend und überzeugend. Mehr als einmal rettet ihre Geistesgegenwart ihr das Leben, gleichzeitig wird sie immer härter. All diese Erfahrungen hätte ihr Vater ihr gerne erspart. Wobei ihr das Leben in Salerno auf Dauer vermutlich zu langweilig gewesen wäre.
Wolfger als Verfasser des Nibelungenlieds, schüchtern und eher unsicher gegenüber Walther, gefällt mir die Idee, sehr schlüssig, und auch die Umsetzung. Walther fühlt sich geehrt und ist ausnahmsweise mal nicht so hochmütig, auch diese Szenen sind schön zu lesen bzw. zu hören. Die Stellen mit dem Nibelungenlied könnten ruhig ausführlicher sein oder gibt irgendwann mal ein eigenes Buch über dessen Entstehung? *wunschdenk*
Mich wundert es, dass Botho nur so vage Andeutungen wegen Gilles macht. Ob er mehr weiß oder sich nur wichtig tun will? Ich ahne Böses.... sowohl für Gilles als auch für Walther wegen seiner üblen Lüge.
Und es wundert mich auch, dass Judith bisher nicht schwanger ist. Ich halte sie zwar für eine sehr gute Ärztin und sie bekam ja auch sehr gute Ratschläge aus anderen Quellen. Andererseits müsste Walther doch dank seiner Umtriebigkeit inzwischen irgendwo mindestens ein uneheliches Kind haben. Über Nachfahren von Walther ist scheinbar nichts bekannt.
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Wuermchen, wie Beowulf sagt, wurde man für Mord ganz anders bestraft, wenn man nicht der Neffe des Reichshofmarschalls war. Und in Wien sind die Nicht-Kreuzritter, die Salomon und seinen Haushalt umbrachten - was ja ein historischer, nicht von mir erfundener Vorfall war - gehenkt worden. Leider gab es eben nicht ein Recht für alle.
Ottifanta, ich hatte mir im Vorfeld des Romans überlegt, ob ich Süßkind von Trimberg zu Walthers Sohn mache, aber dann beschlossen, es sein zu lassen, u.a. weil der Roman bereits 1212 endet, aber auch, weil es mehr wie eine Fußnote/ein Gag als wie eine echte Romanentwicklung gewirkt hätte. Außerdem entschied ich mich nach der Sichtung von mittelalterlichen Empfängnisverhütungsmethoden, daß Judith unfruchtbar ist.