Harenberg. Das Buch der 1000 Bücher. Autoren, Geschichte, Inhalt und Wirkung

  • Kurzbeschreibung
    Gibt es die 1000 wichtigsten Bücher?


    Im Harenberg Verlag ist ein neuer Kanon der Literatur erschienen. Die Frage, welche Bücher der Mensch gelesen haben sollte, ist unter dem Kennwort "Literatur-Kanon" schon so oft gestellt worden, dass sich kaum noch neue Antworten finden lassen. Oder vielleicht doch? Der Harenberg Verlag will das Feuer nicht neu zündeln, sondern hat gleich einen Flächenbrand entfacht: "Das Buch der 1000 Bücher" ist der dicke Wälzer betitelt, in dem Herausgeber Joachim Kaiser über den Sinn eines solchen Kanons nachgedacht und für den 150 Autoren recherchiert, dokumentiert und aufgeschrieben haben, welche Bücher wann und warum die Welt bewegt haben.


    1247 großformatige Buchseiten haben Kaiser und das Autorenteam gebraucht, bevor das Ergebnis jahrelanger Arbeit nun in den Buchhandlungen angekommen ist. Zu jedem der 1000 ausgewählten Werke aus rund zwei Jahrtausenden gibt es neben den genauen bibliographischen und historischen Daten jeweils Informationen über die Einordnung in die Kultur- und Geistesgeschichte.


    Präzise Hinweise auf Entstehung und Umfeld, den kurz referierten Inhalt, eine Analyse zu Aufbau und Struktur und – von der Redaktion besonders ernst genommen – eine sehr präzise Wirkungsgeschichte. Das Ziel, soviel Stoff zu 1000 Büchern nach stringentem Konzept unterzubringen, hat den Band zu einem der umfangreichsten Nachschlagewerke der letzten Jahre gemacht. Wer es nicht in Seiten, sondern nach Gewicht ausdrücken will, bringt 3,1 kg auf die Waage.


    "Das Buch der 1000 Bücher" wäre jedoch mit den Hinweisen auf die 1000 einzelnen Beiträge nur höchst unzureichend beschrieben, denn zur Konzeption gehört – wie immer bei Harenberg – sehr viel mehr: Da sind zuerst die rund 1250 größtenteils farbigen Abbildungen zu nennen, darunter Konterfeis der insgesamt 860 kommentierten Autoren, daneben vor allem die Abbildungen von Umschlägen wichtiger Original-, Erst- oder Jubiläumsausgaben, Szenen aus der Schreibwerkstatt, Fotos von Filmen, die nach den ausgewählten Werken entstanden sind, Dokumente von Dichterfreundschaften und viele andere Darstellungen.


    Ergänzt werden die Texte zu den 1000 Büchern und die inhaltlich genau abgestimmten Abbildungen durch zahllose Übersichten. So gibt es die immer wiederkehrenden Rubriken "Die wichtigsten Bücher von ...", chronologische Anordnungen, die erkennen lassen, in welcher Reihenfolge sich die Hauptwerke eines Schriftstellers aneinandergefügt haben, für die großen Romane der Weltliteratur haben die Redakteure des Mammutwerkes kurze Charakteristiken der Hauptfiguren erarbeitet. Stichwort-Kästen enthalten Erläuterungen zu Fachbegriffen wie "Elegie" und zu Gattungen, literarischen Gruppen und Strömungen (wie z. B. "Frankfurter Schule" oder "Gruppe 47"). Andere Übersichten listen Bücher auf, die das selbe Thema wie das erörterte Werk zum Gegenstand haben.


    In der Marginalspalte, die in allen Nachschlagewerken des Harenberg Verlages eine wichtige Rolle spielt und in der Redakteure und Autoren es inzwischen zur Meisterschaft gebracht haben, finden sich Textauszüge zu den besprochenen Werken, aber auch Zitate, in denen Freunde, Kritiker und Literaturhistoriker sich über das jeweilige Werk geäußert haben. So tritt zu den analysierenden Haupttexten das authentische Bild der oft spannenden und wechselvollen Rezeptionsgeschichte.


    Natürlich wirft ein Werk, das den Kanon der Literaturgeschichte neu definieren möchte, die Frage nach der Auswahl auf. Herausgeber Kaiser und der Verlag haben betont, dass sie "1000 wichtige, wegweisende und lesenswerte Bücher" auswählen wollten. Berücksichtigt wurden nicht nur Romane, sondern auch bedeutende Novellen, eigenständige Lyriksammlungen und Kinderbuchklassiker, außerdem – und darin liegt der besondere Reiz dieses Buches – programmatische Schriften, exemplarische Sachbücher, Reiseberichte und bedeutende Monographien. Auch die großen anonymen Werke der Kulturgeschichte, also z. B. "Bibel", "Talmud" und "Koran", aber auch "Edda", "Nibelungenlied" und das "Gilgamesch-Epos" werden analysiert. Nur die dramatische Literatur bleibt außen vor – was vielleicht darauf schließen lässt, dass mit einigem Abstand ein eigenes Werk zu diesem Thema folgen könnte.


    "In den Naturwissenschaften ist jeweils der neueste Forschungsstand allein verbindlich", schreibt Kaiser in seiner Einleitung, "Inhalt und Gehalt einer Dichtung sind jedoch unüberholbare Sprachformen." Ob sich aus der literarischen Gesamtheit eine absolute Auswahl von 1000 Büchern treffen lässt, nimmt Kaiser nicht in Anspruch: "Der 'Kanon' ist eine empfehlende, hilfreich kommentierte Auswahl, die sehr wohl nützlich sein kann und dem Bereitwilligen, Aufgeschlossenen und Neugierigen helfen will. Jeder ehrgeizige Leser kann diesem 'Kanon' seinen 'eigenen Kanon', seine eigene Auswahl entgegensetzen."


    In diesem Sinne ist die Diskussion eröffnet. "Das Buch der 1000 Bücher" erinnert an viele Werke, die von Generationen von Lesern verschlungen wurden und bis heute Maßstab geblieben sind. Es finden sich darin aber auch jene Bücher, die so viele Menschen immer schon lesen wollten, aber zu deren Lektüre sie vermutlich auch in Zukunft nicht kommen. Auch ihnen soll mit diesem Werk geholfen werden, denn es versteht sich als ein "Wegweiser für Leser".



    Kritik:


    In der Kurzbeschreibung steht ja alles schon drin. Ich kann nur meine Begeisterung ausdrücken. Wer wirklich einen Anhaltspunkt im Literaturdschungel haben möchte, der sollte sich dieses Buch besorgen.


    Besonders interessant ist die Beschreibung über die Wirkung auf die Menschheit eines Buches.


    Gruß

  • kleine anmerkung: das buch gibts derzeit bei amazon.de nicht.
    aber bei buch24.de ist es noch zu haben.
    angeblich galt es auf der buchmesse schon als vergriffen, hab ich gehört.... und es soll wohl eine neue auflage geben. ob das stimmt, weiß ich nicht.
    bei amazon ist das buch der 1000 bücher jedenfalls schon seit wochen nicht mehr lieferbar.

  • Ich hatte mich auch vertan und gedacht, es sei nicht mehr lieferbar, daher hab ich es bei ebay ersteigert - d.h. ich warte noch auf die Lieferung.

  • es war aber wirklich nicht mehr lieferbar... ich hatte nämlich angefragt und eine mail bekommen (das war vor etwa zwei wochen), dass man mir nicht sagen kann, ob es nochmal zu haben sein wird oder nicht. also hab ich es bei buch24.de bestellt. und heute hab ich nochmal nachgesehen, weil eine freundin nachgefragt hatte und es bestellen wollte. immer noch nicht..... (angebote ab 42 euro hieß es und anbieter versendet in 1-2 tagen) und jetzt gibbet dat doch... aber is ja schön ;-)

  • Mmh, die Schwarte steht bei mir im Regal und macht sich da auch wirklich gut, aber ich muß ehrlich zugeben: Nach zwei oder drei Tagen habe ich da keinen Blick mehr reingeworfen - und für einen Staubfänger ist's mit 50 Euro doch ein bißchen teuer.
    Die Auswahl erscheint mir zuweilen etwas willkürlich - es findet sich reichlich Trivialliteratur, wohingegen einige Klassiker doch etwas zu kurz kommen. Und so richtig habe ich noch nicht herausbekommen (und es dann aufgegeben), welchen Zweck die Zusammenstellung haben soll. Immerhin hat man tatsächlich einen soliden Querschnitt durch die etwas anspruchsvollere Literatur vor sich, aber den Büchern fehlt eine Gemeinsamkeit. Einige der Besprechungen sind sehr interessant, andere weniger. Letztlich hat es den gleichen Effekt, wenn man sich irgendwo eine Liste zieht, die den Anspruch "Kanon" hat, und sich dann Kurzbeschreibungen und amazon-Besprechungen dazu ansieht. All diese Bücher lesen wird wohl niemand. Den "Kindler" fasse ich jedenfalls weitaus häufiger an.

  • Na, weil es Geld kostet.... ich bin derzeit Buchkauffrei und versuche so viele wie möglich davon zu überzeugen, nichts zu kaufen :-)

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

  • Ja, nimm es. Es ist schööön und groß und schwer und bunt. ;-)
    Wie kommt's eigentlich, dass diese Rezension gar nicht unter "Rezensionen" steht? Weder unter dem Titel noch unter dem Autor. :gruebel

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda