broschierte Ausgabe: 512 Seiten Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag erschienen 2010
zum Inhalt:
Cristin Bremer lebt mit ihrem Ehemann Lukas, der eine Goldspinnerei führt, in Lübeck. Nach einigen Jahren Ehe wird Cristin endlich schwanger und ihr Glück ist perfekt, als ihre Tochter Elisabeth geboren wird. Doch wenig später fühlt sich Lukas unwohl und stirbt. Cristin hat sich plötzlich vor dem Richteherrn zu verantworten und wird als Hexe zum Tod verurteilt. Nur durch Hilfe des Henkersohnes Baldo kann sie fliehen. Um als ehrbare Kaufmannsfrau in ihrer Heimat weiter leben zu können, muss sie so schnell wie möglich ihre Unschuld beweisen und die wahren Mörder finden. Ihr abenteuerlicher Weg führt sie über Hamburg nach Krakau, bis sie sich erneut dem Gericht stellt.
zu den Autoren: (Quelle: Blanvalet)
Gerit Bertram ist das Pseudonym eines Autorenpaares, das sich 2007 durch ein Internet-Schreibforum kennenlernte. Schnell entdeckten sie ihre gemeinsame Liebe zur Geschichte. Seitdem arbeiten sie erfolgreich zusammen. Iris Klockmann ist gelernte Arzthelferin und lebt mit ihrer Familie in ihrer Geburtsstadt Lübeck. Peter Hoeft war fast dreißig Jahre lang in der stationären Altenpflege tätig und wohnt mit Frau und Sohn in Bad Oeynhausen.
meine Meinung:
Hinter dem Pseudonym Gerit Bertram verbirgt sich ein Autorenduo, das mit diesem Roman sein Debüt vorlegt. Es führt seine Leser dabei in das Lübeck des 14. Jahrhunderts, wo es Frauen weder gestattet war, Lesen und Schreiben zu erlernen, noch einem Mann Widerworte zu geben. Protagonistin Cristin setzt sich natürlich darüber hinweg und hat auch einen sehr rücksichtsvollen Mann. Somit sind die Grundlagen für eine mutige und eigensinnige Hauptfigur gegeben. Mit dem Sohn des Henkers, der in der damaligen Zeit wie ein Geächteter behandelt wurde, bekommt sie einen Gegenpol aus einer anderen Gesellschaftsschicht an die Seite. Bis zu dieser Stelle der Geschichte war ich sowohl vom Schreibstil als auch vom Handlungsaufbau beeindruckt. Flüssig und die Geschichte vorantreibend waren die Worte gewählt. Dass nach einer gefährlichen Aktion nun ausgerechnet ein hilfsbereiter Bader den Weg kreuzt, stößt dabei noch nicht sauer auf. Das Paar bekommt immer genau dann die passende Lösung zum Problem präsentiert, wenn sie eigentlich selber darauf kommen müssten, dass sie ein Problem haben. Die Frage nach sicheren Schlafplätzen wird ebenso rasch beantwortet wie die Frage der Mahlzeiten. Die Häufung der Zufälle verdirbt mir einigen Lesespaß, weil so das Mitfiebern im Vorfeld ausgeschlossen wird.
Die Hauptmotivation für Cristin, nämlich den Mörder ihres Mannes zu finden, tritt stellenweise dermaßen in den Hintergrund, dass ich fast glaubte, sie hätte sich nun einem anderen Lebensziel zugewandt. Die Fülle an Ereignissen auf ihrer Reise lenkt dabei vom roten Faden ab. Zur Suche nach dem Mörder gesellen sich bald noch die Untaten der Deutschritter in Polen, der Aufbau von Waisenhäusern, die Lebensumstände von Hübschlerinnen und Gauklern und natürlich auch das Treiben der Vitalienbrüder auf der Ostsee. All diese Punkte sind zwar passend zum historischen Zeitpunkt gewählt, überfrachten die Handlung der Goldspinnerin zum Negativen. Weniger wäre hier sicher mehr gewesen. Das trifft auch auf die Dialoge zu, die die angespannte emotionale Situation der Reisenden beschreiben sollen. Hier ist deutlich zu merken, dass zwei Autoren am Werk waren.
Das Buch macht es mir nicht einfach, mir eine Meinung zu bilden. Es gibt einige gute Abschnitte und die Grundidee des plötzlichen Abstiegs der geachteten Kaufmannsfrau ist interessant, wenn auch nicht neu. Die durch allzu konstruierte Dialoge an Qualität verlierenden Handlungsverläufe mindern allerdings das Lesevergnügen. Gern hätte ich auch facettenreichere Pro- und Antagonisten gehabt. Ein paar Ausflüchte hätten die mit den wahren Ereignissen konfrontierten Übeltäter schon haben können. Hier wissen aber sowohl die Mörder als auch die Ostseepiraten, dass sie eigentlich Unrecht tun und lenken sofort ein. Vermutlich werde ich ebenso lange mit der Entscheidung ringen, ob ich der Fortsetzung Das Gold der Lagune überhaupt eine Chance gebe. (3 von 10 Punkten)