Titel: The Hitch. Geständnisse eines Unbeugsamen
OT: Hitch 22-A Memoir
Autor: Christopher Hitchens
Übersetzt aus dem Englischen von: Yvonne Badal
Verlag: Karl Blessing Verlag
Erschienen: Oktober 2011
Seitenzahl: 672
ISBN-10: 3896674145
ISBN-13: 978-3896674142
Preis: 22.95 EUR
Christopher Hitchens wurde am 13. April 1949 geboren – er starb am 15. Dezember 2011. Zwischen diesen beiden Daten lag ein ereignisreiches Leben, ein Leben voller Tempo, ein Leben voller Engagement; es war das Leben eines ganz besonderen Menschen.
In seiner Autobiographie nimmt Christopher Hitchens kein Blatt vor den Mund; er schreibt so wie man ihn kennt: kompromisslos und ehrlich. Da schreibt jemand der sich nie hat verbiegen lassen, der immer das ausgesprochen hat was er dachte, der aber auch immer zu seinen Irrtümern stand. Christopher Hitchens hat jeden Augenblick seines Lebens intensiv gelebt.
Hitchens war nicht nur Bestsellerautor er war auch Journalist, Bonvivant und dabei aber auch immer ein Provokateur. Er zwang die Menschen zum Nachdenken, seinen Widersachern machte er es beileibe nicht einfach. Er hatte keine Angst davor anzuecken – und er eckte sehr oft an. Christopher Hitchens war zeitlebens ein kompromissloser Gegner der verschiedenen Religionen, polemisch, manchmal auch über das Ziel hinausschießend, griff er die seiner Meinung nach verlogenen Handlungen und Glaubensinhalte der jeweiligen Religionen an. Auch eine Mutter Teresa fand keine Gnade vor seinen Augen; sie bezeichnete er als Fanatikerin. Aber auch andere bekannte Persönlichkeiten waren vor ihm nicht sicher. An dem ehemaligen US-Präsident Bill Clinton ließ er kein gutes Haar. Interessant auch seine Haltung zu den Irak-Kriegen der USA. Hier sah er sich selbst in einem großen Zwiespalt.
Am Anfang seines Buches geht Christopher Hitchens auch auf seine schwere Krankheit ein. Manches was er dort schreibt, klingt fast wie das „berühmte Pfeifen im Walde“. Man könnte fast den Eindruck gewinnen, er hätte nichts dagegen gehabt, wenn das, was er zeitlebens so vehement ablehnte, vielleicht doch nicht so fern jeder Realität wäre. Er spricht das zwar nicht klar aus – aber man bemerkt doch schon einige kleine Unsicherheiten und Nachdenklichkeiten in seinem Text. Immer wieder klingt es aber auch fast wie eine Rechtfertigkeit, wenn Hitchens auf seine harte Gegnerschaft zu den Religionen zu sprechen kommt. Eine Rechtfertigkeit, die genau genommen niemand von ihm verlangt hat.
Dieser vielschichtige Mensch hat ein hochinteressantes Buch geschrieben. Es ist auch das Buch eines engagierten Sozialisten, der oftmals mit Staunen und auch angewidert auf die schaut, die sich Sozialisten nannten, die diese Bezeichnung aber mehr oder weniger in den Dreck getreten haben. So vielschichtig Hitchens auch war – so innerlich zerrissen schien er auch gewesen zu sein. Niemals hat es eine Seite geschafft ihn vollständig zu vereinnahmen. Seine Kommentare und Essays geben davon ein beredtes Bild.
Hervorzuheben ist auch seine Kenntnis der zeitgenössischen englischsprachigen Literatur. Vor allen Dingen Evelyn Waugh hat Hitchens sehr geschätzt.
Christopher Hitchens hatte etwas zu sagen, man hörte ihm zu – wobei es egal war ob man nun seiner Meinung war oder nicht. Er beherrschte die Kunst der intelligenten Provokation. Ein Buch das auch vergangene Zeiten wieder lebendig werden lässt. Eine Autobiographie die wirklich überzeugend geschrieben ist, die auch mich als überzeugten Christ begeistert hat. Eine Autobiographie die eigentlich zu schade dafür ist, nach der Lektüre einfach so beiseite gelegt zu werden. Ein facettenreiches Buch, ein hochpolitisches Buch.
Es ist wirklich schade und sehr traurig, dass man mit Christopher Hitchens nicht mehr über seine Autobiographie sprechen kann. Unabhängig davon aber ein sehr lesenswertes Buch. Unbedingt zu empfehlen.