Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag
128 Seiten
Originaltitel: L'autre sommeil
Übersetzt von Peter Handke
Kurzbeschreibung:
Der zarte achtjährige Arztsohn Denis ist ein Außenseiter. In der von Melancholie und vom Eingeständnis des Scheiterns geprägten Atmosphäre seines Elternhauses kann er keine Wärme finden. Nur sein fünf Jahre älterer Cousin Claude, ein Waisenkind, lebenstüchtiger, aber verschlossen und zu bedrohlicher Gewalttätigkeit neigend, übt eine rätselhafte Anziehungskraft auf ihn aus. Dieser frühe Roman Julien Greens erzählt nicht nur die Geschichte einer Knabenliebe, beschrieben wird das Ende einer Kindheit, die Ablösung vom Elternhaus und der Prozeß der Selbstfindung.
Über den Autor:
Julien Green wurde am 6. September 1900 als Sohn amerikanischer Eltern in Paris geboren, er wuchs zweisprachig auf und wurde protestantisch erzogen. 1916 konvertierte er zum Katholizismus. 1919 bis 1922 studierte er in Charlottesville/Virginia unter anderem Geschichte und Griechisch. Ab 1922 wieder in Paris. Bereits mit seinem dritten Roman, ›Leviathan‹ (1929), erlangte er Weltruhm. 1940-45 Emigrant in Amerika. 1971 Mitglied der Académie française. Green starb am 13. August 1998 in Paris
Mein Eindruck:
Ein ruhiges, kurzes Buch aus dem Jahr 1931 des großen Romancier Julien Green. Die Erzählperspektive wird durch die Hauptfigur Denis, einen anfangs 8ährigen Arztsohn, getragen. Ein stiller Junge, der genau beobachtet und das Gesehene ohne jede Verhüllung reflektiert. Diese Perspektive kann gnadenlos sein. So sieht er die Schwäche seines Vaters, der sich dann auch bald, noch kurz vor dem ersten Weltkrieg, umbringt. Zur Mutter hat Denis ein distanziertes Verhältnis.
Eine wichtige Figur im Buch ist der 5 Jahre ältere Cousin Claude, lebhaft und eigensinnig, von Denis dafür bewundert und später geliebt.
Aus meiner Sicht gegrenzt sich der Roman durch seine Kürze. Er zeigt aber sehr gut eine Isolierung eines Menschen, in der er Gefangen ist und die er nur durch sein Empfinden für einen anderen ausbrechen kann.
Da die üblichen Julien Green-Stilmittel hier in Perfektion angewendet werden, eignet sich der kurze Roman für interessierte Leser vielleicht für den leichten Einstieg in das umfangreiche Werk des Autors.