Verlag: Carl Hanser , 2011
Gebundene Ausgabe: 96 Seiten
übersetzt aus dem Französischen von Elisabeth Edl
Kurzbeschreibung:
Als Vivien, zwanzig Jahre, in Paris aus dem Haus stürmt, wird ihm ein teuflischer Pakt vorgeschlagen: Ein etwa doppelt so alter Herr fordert seine Jugend, er will die Welt noch einmal mit den Augen des Jüngeren sehen. Obwohl Vivien entrüstet ablehnt, stürzt er jetzt in einen Strudel, in dem sein Leben wie im Zeitraffer vergeht. Seine geheimsten Handlungen notiert er dabei in einem Tagebuch - bis hin zu einem Mord. Julien Green erzählt auf verblüffend heitere Weise vom Tagtraum eines jungen Mannes und stellt die zentrale Frage: Wer ist der Unbekannte in mir, der Ich sagt?
Über den Autor:
Julien Green wurde am 6. September 1900 in Paris als Kind protestantischer, aus den Südstaaten gebürtiger Eltern, geboren. Er genoß eine protestantische Erziehung und wuchs zweisprachig auf.
1916 konvertierte er zum Katholizismus. Nach einem Studienaufenthalt in den USA kehrte er 1922 nach Paris zurück; hier erschienen dann auch die ersten bedeutenden Veröffentlichungen, darunter die Romane Mont-Cinère (1926) und Leviathan (1929). Green beschäftigte sich stark mit dem Buddhismus, doch in den dreißiger Jahren verstärkte sich die konfessionelle Bindung wieder, und 1939 konvertierte er ein zweites Mal zum Katholizismus. Während einer USA-Reise wurde Green vom Ausbruch des Zweiten Weltkriegs überrascht und verbrachte daher einige Jahre als Lehrer am College in Baltimore; in dieser Zeit erschienen diverse Artikel und Übersetzungen. 1945 kehrte Green nach Paris zurück. In den Nachkriegsjahren veröffentlichte er zahlreiche Theaterstücke und Romane, sowie drei weitere Teile seines Journals, das er 1938 begonnen hatte. 1951 wurde ihm der "Grand Prix littéraire de Monaco" verliehen. Im selben Jahr erfolgte die Aufnahme in die Köngliche Akademie von Belgien; 1971 bis 1996 war Julien Green Mitglied der Académie Francaise.
Am 13. August 1998 ist Julien Green in Paris gestorben.
Mein Eindruck:
Eine Warnung vorab: Dieser letzte Roman von Julien Green beträgt nur 77 Seiten, zudem sind zwischen den Abschnitten auch Leerseiten enthalten. Es ist also wenig Prosatext für 12,90€. Es gibt allerdings zusätzlich noch ein umfangreiches Nachwort von Wolfgang Matz zum Text.
“Der Unbekannte” schrieb Julien Green ungefähr 1996. Das Buch erinnert an seine ersten Roman aus den 20ziger Jahren.
Es ist ein rätselhafter Text, der sich nahe am Dorian Gray-Motiv von Oscar Wilde bewegt.
Vivien, ein junger Mann aus Paris, wird immer mehr zum Getriebenen, der rastlos durchs Leben taumelt. Er fühlt sich außerdem kontrolliert von einem Mann namens Maxime, dem er immer wieder mal begegnet.
Der Roman gibt sein Geheimnis nicht ohne weiteres preis. Das der Leser die Problematik mehr erspüren als direkt erkennen kann, verleiht dem Buch seinen Reiz. Es ist teilweise düster, aber mit Julien Greens bekannter Leichtigkeit und Eleganz verfasst. Interessant sind die Stellen im Text, die in Tagebuchform verfasst sind. Auch Julien Green hat sein Leben lang lang Tagebuch geführt, das auch in mehren Bänden veröffentlich wurde. Daher sind die Tagebuchreflexionen Viviens die entscheidenden Passagen in Der Unbekannte.
Das Ende bietet dann noch eine Überraschung. Ein passendes Finale für einen Schriftsteller, der über 70 Jahre geschrieben hat.