Ephraim Kishon starb an Herzattacke

  • Der israelische Autor Ephraim Kishon ist tot. Der weltberühmte Satiriker starb im Alter von 80 Jahren in der Schweiz nach einer Herzattacke.


    Kishon wurde am 23. August 1924 in Budapest als Ferenc Hoffmann geboren. Er schrieb mehr als 50 Bücher, die in 37 Sprachen übersetzt wurden. Die weltweite Auflage seiner Werke beträgt 43 Millionen, davon allein 32 Millionen in deutscher Sprache. Seine „Familiengeschichten“ gelten als das meistverkaufte hebräische Buch der Welt nach der Bibel.


    Mit der Geschichte vom „Blaumilchkanal“ schaffte Kishon in den 50er Jahren den literarischen Durchbruch in seiner Wahlheimat Israel. Seither hatte er die Lachmuskeln einer weltweiten Lesergemeinde strapaziert. Der als eher konservativ geltende Schriftsteller spießte allgemeinmenschliche Schwächen wie die Heuchelei um das Institut der Ehe sowie die grassierende Bürokratie auf – politische Themen vermied er meist.


    Der Schriftsteller arbeitete am liebsten in der Abgeschiedenheit seines zweiten Wohnsitzes im Schweizer Ort Appenzell. Kishon hat Theaterstücke verfaßt und Filme gedreht. Seinen Erfolg finde er selbst rätselhaft, behauptete er nicht ohne Koketterie. „Ich glaube, jemand hat mich gern da oben“, fügte er hinzu. „Anderenfalls hätte ich diesen Tag ja niemals erlebt.“


    Tatsächlich war es nicht nur ein Wunder, sondern eine ganze Kette von Wundern nötig, damit der ungarisch-jüdische Junge den Holocaust überleben konnte. So half ihm beispielsweise seine Schach-Begabung in einem Arbeitslager, weil der Kommandant ebenfalls ein Faible für diesen Sport hatte. Ein Großteil seiner Familie kam in den Gaskammern von Auschwitz um.


    Im Mai 1949 bestieg der junge Ferenc Hoffmann, mit knapper Not den Vernichtungslagern der Nazis und dem Gulag Stalins entgangen, ein Flüchtlingsschiff nach Israel. Kurz zuvor hatte er sich den Namen Kishont zugelegt. Bei der Ankunft im Hafen von Haifa stutzte der Beamte diesen auf Kishon. Den Vornamen Ferenc ersetzte der Mann mit der lakonischen Bemerkung „Gibt es nicht“ durch Ephraim.


    Kishon empfand es als Ironie der Geschichte, daß er gerade in Deutschland so beliebt ist. „Ich verspüre Genugtuung darüber, daß die Enkel meiner Henker in meinen Lesungen Schlange stehen“, hat er gesagt. Den jungen Deutschen gegenüber empfand er keinen Haß. Es gebe keine kollektive Schuld, sondern nur kollektive Schande. Mit seinem Humor habe er zur Versöhnung beitragen wollen.

    LG Katja :wave


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es ,
    alles beim alten zu lassen .
    Und gleichzeitig zu hoffen , das sich etwas ändert."-Albert Einstein ."


    :lesend "FÜNF "- Ursula Poznanski

  • Interessanterweise gibt es bis dato noch keine einzige Rezension zu Kishon bei den Eulen. So beliebt scheint er als Autor also beim lesenden Eulenvolk nicht gewesen zu sein. Ich habe bisher auch nur ein einziges Buch von ihm gelesen und weiß aber nicht mal mehr den Titel. In Interviews kam er zumindest bei mir stets recht sympathisch rüber.


    Gruss,


    Doc

  • ich mag seine bücher sehr gerne und hatte in den nächsten tagen vor, einige bücher vorzustellen...
    zuerst entdeckte ich kishon durch seine verfilmung DER BLAUMILCHkanal, dann lasen wir in der schule seine erzählung: es führt kein weg nach oslogrolls, in welcher er die mnemotechnik vorstellt, als jemand in die helsingforsstrasse möchte.:-)
    familiäre probleme bescherte uns kishon allerdings, als ich meinem vater ein buch mit der geschichte "tagebuch eines haarspalters" schenkte ("abigail war für den hinterkopf zuständig"). :lache


    DAS
    "Es gebe keine kollektive Schuld, sondern nur kollektive Schande. Mit seinem Humor habe er zur Versöhnung beitragen wollen."
    (aus katjas posting kopiert) finde ich besonders bemerkenswert!


    Ephraim Kishon: Nicht so laut vor Jericho


    Die kleinen Dinge des Lebens:
    Zeugnisse der menschlichen Unvollkommenheit, von Kishon liebevoll bis ins satirische Detail dargestellt.


    ISBN: 3-423-00989-6

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von frosch1 ()

  • Ephraim Kishon: Paradies neu zu vermieten


    Neue Satiren
    Pointenfunkelnde, blitzneue Satiren vom "Weltmeister des Humors", der es wie kein anderer versteht, auf lustige Weise ernst zu sein.
    Ein hintergründiges Lesevergnügen, aktuell und zeitlos - ein Paradies der guten Laune.


    ISBN: 3-7844-1760-4


    Ephraim Kishon: Salomos Urteil zweite Instanz


    Satiren voll Charme, Witz und tiefer Menschlichkeit von Ephraim Kishon, dem "olympischen Meister im literarischen Kurzstreckenlauf"


    ISBN: 3-423-01038-X

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von frosch1 ()

  • Ephraim Kishon: Wie unfair, David!


    Meisterhafte Momentaufnahmen zum Thema:
    Wie wird man mit Goliath auf listige und lustige Art fertig?


    ISBN: 3-7844-1788-4



    und mein favorit, in dem fast alle meine "lieblings"erzählungen drin sind:


    arche noah, touristenklasse


    42 satiren...


    isbn 3499107562

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von frosch1 ()

  • Zitat

    Original von Doc Hollywood
    @Eins, Frosch
    Bevor Du jetzt ein Kishon-Buch nach dem anderen hier in diesen Thread knallst, könnte es nicht schaden, daß hier mal durchzulesen: bitte klicken.


    Gruss,


    Doc


    danke, doc.
    aber mit der ergänzung meines lieblingstitels war ich eh "fertig" :lache
    und einen extrathread wollte ich auch nicht schon wieder eröffnen, zumal hier oben ja schon sehr viel über kishon gesagt wurde.
    trotzdem danke für deinen freundlichen hinweis! :-) :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

  • Oh, ich habe früher viel von Kishon gelesen ... und sicher noch einiges von ihm irgendwo im Bücherregal stehen. Er pflegte so eine feine Art von Humor, das hat mir immer gefallen.


    Schade, daß er tot ist... aber mit 80 Jahren "darf" man sich von dieser Welt zurück ziehen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Kishon habe ich früher sehr gern gelesen, aber jetzt schon lange nicht mehr. Ich hatte mehrere Bände im Schuber (wo sind die wohl eigentlich geblieben *grübel*), die ich immer mal wieder gern zur Hand genommen habe.


    Was den Bekanntheitsgrad der Kishon-Geschichten betrifft, ist es aber wohl wirklich nicht sehr weit her damit. Wir hatten vor unserem Bürogebäude kürzlich so merkwürdige Bauarbeiten (riesige Löcher gestemmt, wieder zugeschüttet, wieder aufgestemmt ...), und als ich erwähnte, dass mich das irgendwie sehr stark an den Blaumilchkanal erinnt, gab's ringsum nur verständnislose Blicke :lache

    Wenn es mir schlecht geht, gehe ich nicht in die Apotheke, sondern zu meinem Buchhändler. (Philippe Dijan)

  • Ich habe früher mal etliche Kishons aus der Bücherei geholt. Eine Weile war das Kishonregal meine erste Adresse, wenn ich die Bücherei betrat. Die waren so herrlich geschrieben. :-)

  • Und schon wieder ist ein großer Meister von uns gegangen.


    Während Dan Browns pervers schlechte Werke eins nach dem anderen unter den ersten 10 in der amazon-Bestsellerliste ist, stirbt ein Mensch weg, der die Qualität der Literatur noch hochhob.


    Ohne Kishon wird die Qualität nur weiterhin sinken ...


    Ich werde dich vermissen.


    Gruß

  • Früher hat uns Erdkundelehrer uns öfter mal im Unterricht Kishon vorgelesen, ich habe diese Stunden geliebt. Irgendwie hab ich den privat aber nicht gelesen.


    Lg Katja :wave

    LG Katja :wave


    "Die reinste Form des Wahnsinns ist es ,
    alles beim alten zu lassen .
    Und gleichzeitig zu hoffen , das sich etwas ändert."-Albert Einstein ."


    :lesend "FÜNF "- Ursula Poznanski

  • Zitat

    Original von Orlando
    Ich habe nie etwas von ihm gelesen. Das ist einfach so ein Name, den man kennt. Satire ist so gar nicht mein Interessengebiet.


    satire wird auch von vielen als zu *hart* empfunden.
    aber ich habe hinter kishons feinsinnigen betrachtungen niemals härte oder bosheit, sondern einfach humor und beobachtungsgabe den schwächen seiner mitmenschen gegenüber verspürt.
    und er nimmt sich selbst nicht aus, wenn ich an die geschichten mit der "besten ehefrau von allen" denke.
    nimm zB die haarspalter - geschichte...
    kishon schildert, wie manche herren, bei denen die zeit eine unfreundliche reduzierung der haarpracht vorgenommen hat, sich bemühen, die reste möglichst gleichmässig zu verteilen. der scheitel zB sinkt immer tiefer, damit immer weitere seitenhaare in die überdeckung der oben angesiedelten lichtung miteinbezogen werden können.
    wenn die anzahl der exemplare überschaubar wird, werden sie benamst.
    ("abigail ist für den hinterkopf zuständig")...("auch paulchen ist nun nicht mehr unter den lebenden. heute fand ich ihn im kamm")
    (die namen weiss ich nicht mehr genau, ich habs lange nicht gelesen)
    und am schluss, als alles ratzekahl weg ist:
    "ich glaube, ich muss mich damit abfinden, einen gewissen hang zur kahlköpfigkeit zu haben"
    vielleicht finden die männer es weniger komisch, aber ich habe geBRÜLLT.
    original das verhalten meines vaters damals. obwohl ich ihn nie namen nennen hörte - AUSschliessen möchte ich auch das nicht :lache :wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von frosch1 ()

  • Die Beste Frau von allen, der Spruch mit so viel Wahrheit, verheiratete Ehemänner wissen worum "es" geht. :-)



    Seine Bücher haben soviel Wahrheit und Witz, Schwarzer Humor, Jiidisch einfach schön sie zu lesen.


    Eine der letzten Szenen im Blaumilchkanal, wo ein Leidgprüfter Anwohner Nachts kurz vor dem Einschlafen seinen Casettenrkorder anschmeißt um dem Klang des Presslufthammers zu lauschen damit er endlich einschlafen kann , werden mir immer in Erinnerung bleiben.


    Schön wäre es den Film wieder einmal im TV zu sehen, ein Glück das es diesen Menschen gegegben hat.

    Ich interessiere mich deshalb so sehr für dir Zukunft,weil ich den Rest meines Lebens in ihr verbringe. (Lansky ist ein Fan von Wikileaks)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Lansky ()

  • Schde, daß er tot ist. Ich mochte seinen feinen Humor. Erinnerte mich immer ein wenig an Loriot.
    @ frosch
    wie hieß dein Klassenlehrer und in welcher schule warst du. :grin

    Du mögest arm sein an Unglück und reich sein an Segen, langsam im Zorn, schnell in der Freundschaft. Doch ob arm oder reich, langsam oder schnell, nur das Glück sei dein Begleiter von heute an
    Irisch

  • Zitat

    Original von Sirius Black
    @ frosch
    wie hieß dein Klassenlehrer und in welcher schule warst du. :grin


    wenn du meinst, dass wir auf derselben schule waren, schick mir deine per pn (und hoff, dass ich merke, dass ich eine pn bekommen habe :lache) :lache:wave

    "Ein Buch ist wie ein Spiegel: Wenn ein Affe hineinschaut, kann kein Weiser herausschauen."(Lichtenberg)

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von frosch1 ()

  • Ich hab von Kishon einmal so einen kleinen Sammelband geschenkt bekommen, der mich sehr amüsiert hat. Seitdem mochte ich den Mann eigentlich sehr gerne!


    Umso trauriger macht einen natürlich so eine Nachricht! :cry