Delirium (1) - von Lauren Oliver [Hörbuch Rezi]

  • Kurzbeschreibung
    Liebe ist tödlich. Nur wusste das früher keiner. Die Leute strebten sogar danach, sich zu verlieben. Heute und in Lenas Welt ist Liebe als Krankheit identifiziert worden und heilbar. Auch Lena steht ein kleiner Eingriff bevor. Danach wird sie normal sein. Sie wird sich nicht verlieben. Niemals. Aber dann lernt sie Alex kennen. Und kann einfach nicht mehr glauben, dass das, was sie in seiner Anwesenheit spürt, schlecht sein soll.



    Über die Sprecherin
    Annina Braunmiller, geb. 1985 in Augsburg, absolvierte eine Musicalausbildung an der Stage School Hamburg und arbeitet als Sprecherin und Schauspielerin. Als deutsche Stimme von Bella Swan in den 'Biss'-Verfilmungen und den Hörbuch-Lesungen wurde sie einem großen Publikum bekannt.



    kamelin meint
    Es sind nur noch wenige Wochen bis zu Lenas großem Tag, an dem ein kleiner chirurgischer Eingriff ihr Leben verändern soll. Dann wird sie, wie alle 18-jährigen in den USA der Zukunft, von der Volkskrankheit "Amor Deliria Nervosa", kurz, Liebe, geheilt. Lena zählt die Tage bis zu ihrer OP, denn von Klein an wurde ihr die Angst vor der Liebe eingeimpft, die als todbringende Krankheit beschrieben wird.
    Als sie Alex kennenlernt gerät die stets pflichtbewusste Lena in einen Sog, der nach und nach ihr Leben verändert, bis sie eines Tages feststellt, dass sie mit der "Amor Deliria Nervosa" infiziert wurde. Doch es ist nicht so, wie die Regierung ihr jahrelang weißgemacht hat. Die Liebe ist keine Krankheit, stellt sie fest, vielmehr ist sie die Essenz des Lebens. Doch gerade, als sie eine folgenschwere Entscheidung trifft, droht sie alles zu verlieren: Ihre Freiheit, ihr Leben, die eben entdeckte Liebe.


    "Delirium" von Lauren Oliver, war für mich ein ganz besonderes Hörvergnügen. Die Geschichte wird von Annina Braunmüller außerordentlich emphatisch erzählt, die einmal mehr beweist, dass sie mehr ist, als Bellas Synchronstimme.
    Die Story selbst war glaubwürdig, rund und in sich stimmig, und gleichzeitig irre spannend mit überraschenden Wendungen, die mich immer wieder überrumpelt haben.
    Dazu passt Lena, deren Wandlung von Miss Pflichtbewusst zum Revoluzzer alles, nur nicht langweilig war. Die intensive Beschreibung ihres Gefühlslebens schafft einen tiefen Einblick in ihr Innerstes, ihre Sehnsüchte, die Konflikte, und ihre Zerrissenheit, die mir ein paarmal das ein- oder andere Tränchen abgerungen hat.


    Auch die Nebenhandlungen bestechen durch eine angenehme Tiefe, die ich regelrecht in mich aufgesogen habe.
    Entsprechend greifbar war die düstere Atmosphäre einer Welt, deren Enge mich allein vom Zuhören bedrückt hat, wäre da nicht die Heldin. Sie versucht sich mit einem System zu arrangieren, das seinen Bürgern vorschreibt, was sie fühlen dürfen - und was nicht. Umso mehr verwirrt Alex sie, der Lena auf eine Weise berührt, die sie beunruhigt. Als sie schließlich feststellt, dass sie sich verliebt hat, ist es bereits zu spät.


    Das Ende war für mich sehr überraschend - dummerweise habe ich vorher nicht gewusst, dass "Delirium" der Auftakt einer Trilogie ist. Anscheinend ist man vor den Mehrteilern heute nirgendwo mehr sicher, was ich ein bisschen schade finde. So ist der Schluss entsprechend offen, aber zumindest darf man als Leser bzw. Hörer auf eine Fortsetzung hoffen - wenn auch erst im nächsten Jahr.


    Auf diese Weise blieben einige Fragen offen, die ich hier kurz *SPOILERN* muss, um sie anzusprechen:
    Warum ist Alex von der Wildnis nach Portland gezogen, das habe ich bis zum Schluss nicht wirklich verstanden. Wenn es um seinen Vater ging - nun, den hat er gefunden, bleibt die Frage warum er in dieser bedrückenden Stadt geblieben ist. Zudem war mir nicht klar, warum wegen Lenas Eingriff ein derartiges Gewese veranstaltet wird. Das ist so, als würde man für einen Ladendieb die Navy Seals einfliegen lassen. Die Hundertschaften von Soldaten, Straßensperren, Hubschrauber, das alles kam mir reichlich übertrieben vor, nur weil jemand seine OP nicht wahrnehmen will.
    *Spoiler Ende*
    Was mir zudem gefehlt hat ist der politische Hintergrund. Irgendjemand muss von den Eingriffen profitieren, wozu sonst dient der ganze Aufwand. Wer regiert Portland, und wie sieht es mit anderen Städten aus? Ist Portland ein Einzelfall, oder sind die verbliebenen Städte ähnlich gestrickt.
    Das sind nur einige Fragen, die in der gekürzten Hörbuchversion offen geblieben sind.


    Fazit:
    9 Punkte für einen klasse Auftakt der Trilogie, die an Spannung und Intensität einiges zu bieten hat.


    Spieldauer: 7 Std. 22 Min. (gekürzt)