Inhalt:
Eddie Russett, 20 Jahre alt, die Hauptperson dieses Buches, ist ein Roter. Wie alle Menschen in seiner Welt, kann er nur einen gewissen Bereich des Farbspektrums farbig warnehmen - alles andere erscheint Grau.
Oberstes Ziel in Eddies Welt: eine Hochzeit mit chromatischem Aufstieg, durch die die Farbwahrnehmung seiner zukünftigen Kinder verbessert wird, denn bessere Farbwahnehmung heißt bessere Gesellschaftstellung.
Eddie versucht daher Constance Oxblood zu bekommen, die aber neben ihm noch jemand anderen an der Angel hat, sodass es für Eddie nur zu einer halbfesten Verlobung reicht. Er malt sich aber aufgrund seiner sehr guten Rotsichtigkeit gute Chancen aus, bis er wegen unbebührlichen Benehmens in die Randzone geschickt wird, um dort eine Stuhlzählung vorzunehmen.
Schon auf dem Weg dorthin überschlagen sich die Ereignise: Eddie und sein Vater werden Zeuge eines seltsamen Todesfalls, er lernt die geheimnisvolle Jane kennen, die in der Gesellschaft ganz unten steht. Sie ist eine Graue und kann gar keine Farben sehen.
Meine Meinung:
In Eddies Welt wird alles davon bestimmt, welche Farben man wahrnehmen kann: sowohl die Karriere in der Gesellschaft, aber auch der Hochzeitspartner werden auf Basis der Farbsichtigkeit ausgewählt. Purpur und Ultraviolett stehen am höchsten auf der Gesellschaftsskala, die Gelben sind verlogen und falsch und die Grünen, na ja...
Alles ist durch Regeln abgegrenzt, die ein gewisser Munsell (Link :grin) im Buch der Regeln vor Urzeiten festgelegt hat.
Als Eddie in den Randgebieten Jane kennenlernt und beginnt, sich in sie zu verlieben, da beginnt er die Regeln der Welt zu hintergragen: Warum dürfen keine neuen Löffel hergestellt werden, was passiert mit den Leuten, die zum Neustart geschickt werden...
Dieses Buch bietet ein Feuerwerk der wahnwitzigen Ideen.
Wie auch in seiner Thursday-Next-Serie spart Fforde hier nicht mit Zitaten und Anspielungen. Ich finde aber, dass man sie hier eher versteht, da weniger Literarische Kenntnisse vorausgesetzt werden müssen.
Die Ideen in diesem Buch sind so genial wie wahnwitzig. Das beginnt schon bei der zugrundeliegenden Gesellschaftsordnung, die auf der Farbsicht-Fähigkeit basiert. Die Farben spielen auch sonst eine große Rolle - so gibt es künstliche Farben, die alle Menschen wahrnehmen können, auch die Medizin bedient sich der Farben (Ärzte werden als Mustermänner bezeichnet), eine Heilung wird über das Vorhalten von Farbkarten realisiert. Diese können natürlich auch als Drogen missbraucht werden - Lincoln: 125-66-53 - zehn Mal so stark wie Lime
Akronyme und die Herstellung von Löffekn sind verboten, Menschen haben einen Strichcode, das Letzte Kaninchen (man achte auf den Großbuchstaben!) ist eine Attraktion - völlig verrückt möchte man meinen.
Aber es macht einfach Spaß!
Die eigentliche Geschichte um die Aufklärung des Eingangs erwähnten Mordfalls rückte für mich etwas in den Hintergrund, viel mehr hat es mich fasziniert immer weitere Details der Welt zu entdecken und Anspielungen zu suchen (Munsell, Oz...). So sind beispielsweise alle Ortsnamen (Hoch-Safran, Ost-Karmin...) und Nachnamen Farben oder farbbezogen, sodass man (wenn man denn weiß, welche Farbe hinter dem entsprechenden englischen Begriff steht) die spektrale Zugehörigkeit der Person erahnen kann.
Das Buch ist eine Dystopie, die versucht, sich selber auf die Schippe zu nehmen, und das Thema mal un-ernst anzugehen. Dennoch steckt eine Menge Weisheit und Gesellschaftskritik darin.
Eddie deckt nach und nach Fakten über seine Welt auf, die ihm vorher nicht bewusst waren und die ihm die schlechten Seiten vor Augen führen.
Dieses Buch ist der erste Teile einer Trilogie und ich freue mich auf die nächsten Bände. Der Weltaufbau hat es mir einfach angetan
9 Punkte von mir!
Edit: Hier ein Link zu Ffordes Seite mit Farbbeispielen! Link