Tanja Kinkel: Das Spiel der Nachtigall

  • Ich habe das Buch in der Testleserunde gelesen und bin begeistert.


    Nach anfänglichen Einstiegsschwierigkeiten mit der Vielzahl an Mitwirkenden habe ich den Roman nicht nur gelesen, sondern fast selbst miterlebt.


    Die Ereignisse werden so gut beschrieben, dass man sich alles sehr gut vorstellen kann. Walther und Judith lernen sich kennen, verlieren sich dann wieder aus den Augen und treffen zufällig wieder aufeinander. Sie überstehen sämtliche Schwierigkeiten und Hindernisse gemeinsam. Zum Glück finden sie zum Schluss doch noch zusammen.


    Ich habe viel erfahren und gelernt über die damalige Zeit, den Minnesang und Walther von der Vogelweide. Außerdem war ich sehr begeistert über die medizinischen Beschreibungen in diesem Buch.


    Dieses Buch bekommt von mir 10 von 10 Punkten.


    Viele Grüße :wave

  • Auch ich durfte dieses Buch im Rahmen einer LR lesen. Die Ausstattung dieses historischen Romanes läßt keine Wünsche offen - ein schönes Cover, Karten, Personenverzeichnis und auch ein Lesebändchen sind vorhanden. Aber auch die Geschichte von Walther von der Vogelweide ist beeindruckend geschrieben. Die Zeit des deutschen Mittelalters wird spannend geschildert und erklärt. Die Staufer gegen die Welfen - dies wird hier anschaulich an Personen dargestellt, die ich vorher nur aus dem Geschichtsunterricht kannte. Es sind Figuren, die sehr authentisch handeln, alle mit ihren kleineren und größeren Nöten und Freuden. Die Geschichte wird anhand des Lebensweges von Walther von der Vogelweide und Judith von Köln, einer jüdischen Ärztin beleuchtet, bei sich an den unterschiedlichsten Orten treffen...


    Der Roman hat mir sehr gut gefallen und hat mir das deutsche Mittelalter sehr nahe gebracht. Das ich vorher nicht viel über diese Zeit und über Walther von der Vogelweide wußte, war kein Problem, da Tanja Kinkel es schafft einen in diese Zeit zu entführen und auch komplexe Sachverhalte einfach darzustellen. Die Charaktere waren sehr stimmig - und auch sehr vielschichtig. Ein Buch, das mich überzeugt hat. Für mich volle Punktzahl!

  • Das war nicht mein erstes Buch von Tanja Kinkel, aber das vorige liegt schon so lange zurück, dass ich mich nur noch dunkel erinnere. Deswegen war ich ein wenig unschlüssig ob ich mich auf "Das Spiel der Nachtigall" einlassen soll oder nicht. Ich habe es aber nicht bereut.


    Ich habe von dem geschichtlichen Hintergrund im Vorfeld wirklich wenig bis gar keine Ahnung gehabt. Normalerweise komme ich da dann sehr schnell durcheinander. Tanja Kinkel versteht es aber die Geschichte in ihrem Roman so zu schildern, das ich mich nach anfänglicher Verwirrung gut zurecht gefunden habe und die letzte Seite mit dem Gefühl, das mir etwas Geschichte vermittelt wurde, schließen konnte.


    Zusätzlich habe ich mich natürlich gut unterhalten gefühlt. Der Schreibstil lässt sich gut und flüssig lesen und die beiden Hauptpersonen Walther und Judith sind mir sehr sympathisch. Ich habe das Buch sehr wehmütig beendet, denn ich hätte das Leben der beiden gerne noch weiter verfolgt.


    Das Buch hat mich eindeutig neugierig auf mehr gemacht und auch auf das Leben der historischen Persönlichkeiten die darin enthalten sind. Auf jeden Fall empfehlenswert und es wird sicherlich nicht mein letztes Buch der Autorin gewesen sein.

  • Ich durfte das Buch im Rahmen der Testleserunde lesen.


    Die Ausstattung ist wirklich sehr schön geworden, Landkarten, Personenverzeichnis, Lesebändchen, wunderschöner Umschlag, besser kann man es nicht machen.


    Nun aber zur Geschichte: Walther von der Vogelweide - wer war er?, woher kam er? Viel ist es nicht was wir über ihn wissen, aber Tanja Kinkel gelingt hier eine sehr überzeugende Darstellung der Ereignsse, wie sie gewesen sein könnten. Eingebettet in ein sehr interessantes Kapitel deutscher Geschichte, erlebt Walther die wichtigsten Personen seiner Zeit hautnah und beeinflusst so manchen von ihnen mit seinem Geschick - dem Minnesang. Ihm zur Seite steht die kluge jüdische Ärztin Judith, die für mich sehr glaubhaft und sympathisch den weiblichen Part der Geschichte einnimmt.


    Wie auch schon mit "Die Puppenspieler" und "Die Löwin von Aquitanien" schaffte Tanja Kinkel es mich von der ersten Zeile an gefangen zu nehmen, das Buch hatte trotz der großen Menge an geschichtlichen Hintergründen und Politik keinerlei Längen - im Gegenteil es war unheimlich interessant, und für Fragen stand die Autorin während der Leserunde immer zur Verfügung.


    Ich vergebe beeindruckte 10 von 10 Punkten und bedanke mich beim Verlag für mein Testleserexemplar

  • Mich hat dieses Buch leider erst knapp einen Monat nach Beginn der Testeserunde erreicht, deshalb auch erst jetzt meine Rezension.
    Vorab vielen Dank an Wolke, den Verlag und die Autorin.


    Es wurde zum Inhalt schon sehr viel geschrieben, auch dem Lob über Personenverzeichnis, Hintergrundinformationen, Karten, Lesebändchen und das geschmackvolle Cover kann ich mich nur anschließen.
    Es war nicht mein erstes Kinkelbuch (und bestimmt auch nicht mein letztes), sie hat es erneut geschafft, eine ganz eigene fiktive Geschichte überaus glaubhaft in reale geschichtliche Ereignisse einzuflechten und den Leser mit den Protagonisten bis zur letzten Seite hoffen und bangen zu lassen. Trotzdem hat mich dieses Buch weniger berührt als andere von ihr oder auch weniger als Viola Alvarez´Buch über Walther. Möglicherweise, das muss ich fairerweise sagen, wäre es andersherum gewesen, wenn ich das Kinkelbuch VOR "Wer gab dir, Liebe, die Gewalt?" gelesen hätte, ich weiß es echt nicht.
    Was ich aber weiß, ist, dass ich mir Stammbäume der Staufer, Welfen etc gewünscht hätte, um die ganzen Intrigen und Heiratspläne besser verstehen und die Bösewichter besser auseinander halten zu können. Natürlich kann man sich so etwas ergooglen, aber ich finds bequemer, wenn es im Buch mit drinnen ist.

    “Lieblose Kritik ist ein Schwert, das scheinbar den anderen, in Wirklichkeit aber den eigenen Herrn verstümmelt.”Christian Morgenstern (1871 – 1914)

  • Wenn von einer historisch belegten Figur lediglich die Eckdaten bekannt sind, bietet das für einen Autor eine Fülle von Möglichkeiten. Andererseits kann die Auslegung der spärlichen Informationen aber auch eine Gratwanderung zwischen glaubhaftem Lebensweg und vollkommen überzogener Dichtung bedeuten. Tanja Kinkel hat sich also mit ihrem Roman über Walther von der Vogelweide auf ein dünnes Eis begeben. Die Zeit zwischen Geburt und Tod des mittelalterlichen Minnesängers wird nur vermutet, genauso wie die jeweiligen Orte. Bekannt sind lediglich die über einhundert Lieder, die er verfasst hat. Daraus erschließt sich ein bewegtes Leben zwischen den zahlreichen Kaiser- und Königshöfen Europas. Da die politische Situation Ende des 12. Jahrhunderts im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation alles andere als gefestigt war, dürfte auch ein Troubadour einiges erlebt haben.


    Dem überaus spannenden Charakter Walther von der Vogelweide wird hier die fiktive Magistra Judith an die Seite gestellt und ein Großteil ihres gemeinsamen Lebensweges anschaulich in Szene gesetzt. Vom Hof in Wien geht die Reise unter anderem nach Köln, Bamberg bis nach Sizilien. Neben einigen fiktiven begleiten aber vor allem historisch belegte Personen ihren Weg. So wird bereits im Einstieg über die Gefangennahme von Richard Löwenherz in Wien berichtet und die Streitigkeiten zwischen Welfen und Staufer deutlich. Sowohl am Hof von Philipp von Schwaben als auch später bei dessen Widersacher Otto IV begegnen sich Judith und Walther immer wieder. Voneinander angezogen können sie allerdings auch oft nicht über ihren Schatten springen und bieten eine turbulente Liebesgeschichte.


    Die Autorin haucht den zahlreichen Charakteren nicht nur durch die exakte Recherche ein facettenreiches Leben ein. Unter Berücksichtigung der politischen Ränke und Differenzen durch religiöse Glaubensrichtungen erhält man einerseits ein deutliches Bild der Lebensumstände, das andererseits vage genug für eine persönliche Phantasie bleibt. Die jüdische Ärztin wird oftmals allein durch ihren Glauben angegriffen und steht unter dem Schutz von Irene von Byzanz. Dadurch erhält die Geschichte immer wieder eine Wendung und als Leser kann man um Judith mitbangen oder sich empört auf ihre Seite schlagen. Die Emotionen werden immer intensiver geweckt, je mehr man sich auf die Geschichte einlässt. Auch die Antagonisten bekommen nachvollziehbare Beweggründe für ihr Handeln zugestanden. Alles zusammengenommen ist eine lebendige Geschichtsstunde, die ich auch wegen der dichten Atmosphäre und des flüssigen Schreibstils unbedingt weiterempfehlen kann. Die gelungene Ausstattung des Buches ist obendrein eine Visitenkarte des anspruchsvollen Buches.

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    Bingo 2017

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  • 31:48 Stunden
    ungekürzte Lesung
    Sprecher: Katrin Fröhlich, Uve Teschner
    Hörprobe bei Audible *klick*


    Meine Meinung
    Ich habe das Buch in der von Tanja Kinkel begleiteten *Leserunde* gelesen und parallel die ungekürzte Hörfassung gehört. Die Buchfassung ist wunderschön gestaltet, in der Hörfassung wirken meiner Meinung nach die beiden Hauptfiguren und auch die Nebenfiguren dank der herausragenden Sprecherleistung von Katrin Fröhlich und Uve Teschner noch lebendiger.


    Über das Leben von Walther von der Vogelweide ist wenig bekannt, ihm hat Tanja Kinkel eine fiktive jüdische Ärztin namens Judith zur Seite gestellt. Sowohl das Leben des bis heute bekannten Minnesängers als auch das von Judith sind so überzeugend dargestellt, dass ich bis zum Ende (mit wenigen kurzen Ausnahmen) das Gefühl hatte, die Autorin hätte den Lebensweg der beiden tatsächlich begleitet. Denn so glaubwürdig und nachvollziehbar sind die Gedanken, Gefühle und Motive der beiden dargestellt, so geschickt werden die politischen Zusammenhänge geschildert und die Ränkespiele an den verschiedenen Höfen.


    Sind Walther und Judith zu Beginn noch sehr unterschiedliche junge Menschen, Walther eher gewitzt und ehrgeizig, Judith eher zurückhaltend und nicht minder ehrgeizig, verändern sie sich im Lauf des Buchs zu geschickten und risikofreudigen Ränkeschmieden. Ihr Privatleben erinnerte mich oft an die beiden sprichwörtlichen Königskinder, mit ihren historisch belegten Gönnern und Bekannten wollte ich nicht tauschen.


    Geschickt und perfekt passend werden immer wieder längere Abschnitte und Verse aus Walthers Liedern eingeflochten, die Sprache des Buchs der jener Zeit auf heute gut verständliche Weise angepasst, sehr anspruchsvoll und trotz manch düsterer Stellen immer wieder auch sehr hintergründig humorvoll. Bei den Dialogen zwischen Walther und Judith sprühen oft die Funken, geistreich und einfühlsam zugleich. Die gesamte Handlung wird abwechselnd aus der Perspektive der beiden erzählt, so dass die Leser bzw. Zuhörer sehr unterschiedliche Eindrücke erfahren, gelegentlich sehr gelungen zu ein und dem gleichen Ereignis. So kann man die Figuren begleiten, wie sie erwachsen werden und sich dann im Lauf ihren Lebens verändern, hört ihre inneren Dialoge, spürt ihre Selbstzweifel und möchte sie gelegentlich schütteln. Die Abschnitte sind stets zum Eintauchen lang genug, enden gelegentlich mit fiesen Cliffhangern.


    Sowohl das Leben zu Hofe, in der Universitätsstadt Salerno als auch das des einfachen Volkes sind überzeugend dargestellt und insbesondere in der zweiten Hälfte wird die Handlung immer spannender, so dass ich froh war, dank der Hörfassung auch bei der Hausarbeit und im Auto das Leben der Figuren begleiten zu können.


    Walther selbst beschreibt sich und seine Zunft auf Seite 538 sehr treffend:
    "Das ist das Geheimnis von uns Nachtigallen: Was auch immer wir Rose nennen, ist auch eine, wir könnten sonst doch auch nicht die Farbe des Windes beschreiben."
    Und er ist der Meister, der dieses Spiel perfekt versteht, mit seinen freiwilligen und unfreiwilligen Zuhörern zu spielen versteht - ein sehr gefährliches Spiel, das Walther jedoch sehr genießt.


    Fazit
    Ein wundervoller historischer Roman, dessen Handlung aufgrund der wenigen bekannten Fakten über das Leben von Walther von der Vogelweide über weite Strecken frei erfunden ist und mich gerade deshalb so faszinierte, denn Tanja Kinkel versteht es, Walther und die anderen Figuren so authentisch wirken zu lassen, als wäre sie damals selbst dabei gewesen. Fast nebenbei lernte ich mehr über jenen Abschnitt der europäischen Geschichte als in der Schule und dies auf weit unterhaltsame und einprägsame Weise.
    Die beiden Sprecher der Hörbuchfassung, Katrin Fröhlich und Uve Teschner, sind die ideale Besetzung für die zwei so unterschiedlichen Hauptfiguren.
    Absolute Hör- bzw. Leseempfehlung.


    P.S. Ich habe die ungekürzte Fassung von Audible gehört, die unter verlinkte Version ist auf 12 CDs bei Argon erschienen und hat laut Verlag 14:20 Stunden Spielzeit.


    P.P.S
    Einziger kleiner Kritikpunkt ist, dass Uve Teschner das Nachwort spricht - bei einer weiblichen Autorin hätte ich eine weibliche Sprecherin passender gefunden, vor allem wenn immer wieder in der ich-Form erzählt wird.

    "It is our choices, Harry, that show what we truly are, far more than our abilities." Albus Dumbledore
    ("Vielmehr als unsere Fähigkeiten sind es unsere Entscheidungen, die zeigen, wer wir wirklich sind.")


    "An allem Unfug, der passiert, sind nicht etwa nur die Schuld, die ihn tun, sondern auch die, die ihn nicht verhindern."

    Erich Kästner.

  • 1192: Walther von der Vogelweide begegnet auf seiner Reise nach Wien in einem Gasthof niemand Geringerem als dem König Richard von England und dem Herzog Leopold von Österreich. An dessen Hof kann er dann als angehender Minnesänger in die Lehre des Dichters Reinmar gehen. Er verfasst bald schon seine eigenen Lieder und zieht damit durchs Reich. Dabei trifft er immer wieder auf Judith, eine jüdische Ärztin, die er, trotz allen Widrigkeiten liebt.


    Tanja Kinkel legt hier einen sehr bewegenden Roman vor, der in die geschichtlichen Hintergründe der damaligen Zeit einführt und dem Leser sehr augenscheinlich vorführt, was die Herrschenden wie auch das "gemeine" Volk damals alles auszuhalten hatten.


    Ich fühlte mich sehr gut unterhalten, die Figuren sind mehr sehr vertraut geworden und wer einen Einblick in diese faszinierende, wie auch schockierende Zeit gewinnen möchte, dem sei dieses Buch nur Wärmstens zu empfehlen. So spannend und berührend kann Geschichte sein!

  • Ich hab grad mit großem Schrecken festgestellt, dass ich meine Rezi hierzu glatt vergessen habe, da ich die Geschichte erstmal sacken lassen wollte. ;-( Furchtbar!


    Ich habe das Buch auch in der Testleserunde lesen dürfen, danke nochmal! :knuddel1


    Zuerst einmal: das Cover ist wunderschön, finde ich! Es passt gut dazu und vermittelt gleich ein wenig den Blick in diese vergangene Zeit.


    Die Sprache von Tanja Kinkel ist sehr anspruchsvoll. Das ist gut so. Ich habe zwar etwas länger zum Lesen gebraucht als bei mir normal ist, aber diese Kunst die Sprache so zu nutzen wie es die Autorin vermag und vermutlich damals auch Walther von der Vogelweide vermochte, die kann man nicht einfach so überfliegen und als nichts Besonderes abtun. DIes muss man würdigen und daher war selbst ich, die ich als Schnellleser bekannt bin, bereit dafür viel Zeit zu opfer.


    Die Geschichte an sich ist glaubwürdig erzählt. So könnte es gewesen sein, weiß man doch leider recht wenig von diesem weit bekannten Minnesänger. Jedoch möchte ich gerne glauben, dass es sich vielleicht so ähnlich abgespielt hat. Gut erklärt werden die meisten Intrigen und Vorgehensweisen der damals Herrschenden, jedoch hab ich da manchmal nicht mehr ganz durchgeblickt , wie so einige, aber interessant wars allemal! Man leidet mit den "Guten" und verwünscht die "Bösen". Alle Charakter sind gut dargestellt und könnten sich so verhalten haben, sowohl die männlichen wie Heinrich oder Walther als auch die weiblichen wie beispielsweise Judith oder Isabel.


    Hut ab! Vergebe 10 von 10 Punkten!

  • Ich habe das Buch mit etwas Verspätung im Rahmen einer Leserunde gelesen.


    Zum Inhalt wurde bereits viel gesagt; ich beschränke mich daher auf meine Meinung.


    Leider kann ich mich dem überwiegenden Lob der bisherigen Eulenrezensionen hier nicht anschließen, ganz im Gegenteil, ich war mehrmals nahe daran, die Lektüre entnervt abzubrechen: Die vielen Personen mit häufig auch noch ähnlichen oder sogar identischen Namen (dafür kann die Autorin, wenn es sich um historisch belegte Personen handelt, natürlich nichts, aber ich schließe mich hier dem in der Leserunde bereits geäußerten Vorschlag nach Stammtafeln der einzelnen Dynastien an) und dazu manche sich immer wiederholende Geschehnisse beispielsweise innerhalb der Familie von Walthers weiblichen Gegenpart, der scharfzüngigen Jüdin Judith.


    Meine bisherigen Kinkelbücher gefielen mir besser.
    Vielleicht werde ich dem Buch daher zu gegebener Zeit eine zweite Chance geben.

    Mögen wir uns auf der Lichtung am Ende des Pfades wiedersehen, wenn alle Welten enden. (Der Turm, S. King)


    Wir fächern die Zeit auf, so gut wir können, aber letztlich nimmt die Welt sie wieder ganz zurück. (Wolfsmond, S. King)


    Roland Deschain

  • Als ich vor Monaten zu diesem Buch nach Rezensionen gesucht habe, habe ich sogar zwei in Zeitungen entdeckt, wo Bücher einer Tanja Kinkel normalerweise nicht beachtet werden. (Leider ist verlinken nicht möglich, da ich beide Artikel inzwischen im Netz nicht mehr finden kann. Ich bitte daher um Nachsicht.)


    Beide Rezensionen waren jedenfalls sehr negativ, und es war eindeutig erkennbar, dass die (männlichen) "Kritikerprofis" in erster Linie in ihren Kritiken ihrer Empörung darüber Ausdruck gaben, dass sich eine "Autorin" wie diese Kinkel gewagt hat, sich an dem Minnesänger Walther von der Vogelweide bzw. an einem so anspruchsvollen Thema zu vergreifen, und diesem Thema nicht im Geringsten gerecht wurde. :lache
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    Gleichzeitig habe ich mich an eine Vorlesung erinnert, in der diskutiert wurde, wie sich die Menschen im 18. und 19. Jahrhundert bzw. wir aus der Gegenwart einen Minnesänger vorstellen. Die Idee, dass Walther ein gesellschaftlicher Außenseiter und Aufsteiger (bzw. "Selfmademan" ) war, dürfte tatsächlich unsere heutige Vorstellung von einem Künstler sein, ebenso die Vorstellung, dass er das, was er dichtete, auch selbst erlebt haben könnte. Andererseits ist außer den Werken nichts über Walther bekannt, also hatte die Autorin ziemlich viel Freiraum.


    Abgesehen davon hat es mir schon immer gefallen, wenn Hauptfiguren nicht gleich Schwert oder Revolver einsetzen, sondern sich ganz anderes behaupten müssen bzw. Können. (Was bei Walther und Judith der Fall ist. Vgl. dazu auch ihre eigenen Informationen aus der "Leserunde".)


    Originell finde ich auch die Idee, dass Judith einen eigenen Beruf und Hintergrund hat, und somit nicht wirklich auf Walther angewiesen ist. Sie ist Magistra / Ärztin und eben nicht die unerreichbare Burgdame oder Minnesängerin, die bei einem Minnesänger wie Walther zu erwarten gewesen wäre. Dass sie auch für seine Liebeslyrik mal seine Muse ist, ändert nichts daran, als gleichberechtigte, wenn gleich fiktive Hauptfigur, darf sie ihm auf Augenhöhe begegnen, und das trägt wesentlich dazu bei, dass die Beziehung der beiden sich durchaus spannend entwickelt.


    Gefallen hat mir auch, dass die Autorin nicht ständig Klischees bedient. Die Rivalin Jutta (eine historische Figur) ist nicht etwa böse, Judiths jüdischer Onkel und ihr Cousin dürfen durchaus auch unerfreuliche Züge haben. Überhaupt sind gerade die fiktiven Nebenfiguren großteils gelungene und recht differenzierte Charaktere.


    Zu kritisieren ist allerdings sämtliche historische Figuren an deren Höfe Walther und vor allem Judith kommen, ziemlich farblos bleiben. Diese Szenen hätten reduziert werden können.


    Was die ganzen Aktivitäten im Dienste der Königin und Ähnliches betreffen, das ist zwar sicher erfunden, aber schließlich sollte es kein historisches Dokumentarwerk, sondern ein spannendes Buch werden, und da finde ich es in Ordnung, wenn die Hauptfiguren außer ihrer Beziehung auch anderswo beschäftigt sind. Zudem die meisten Handlungsstränge innerhalb des historischen Rahmens bleiben, und auch durchaus schlüssig umgesetzt sind.


    FAZIT: Eine Leseempfehlung bzw. ein Buch, das eine Chance verdient, und wenn es dem Minnesänger einige neue Fans beschafft, hat sie vielleicht sogar damit mehr geleistet, als so manche/r "anspruchsvoller" (Sekundär-)Literat/in. :-)

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    Die gefährlichsten Unwahrheiten sind Wahrheiten, mäßig entstellt. (Georg Christoph Lichtenberg)