Tanja Kinkel: Das Spiel der Nachtigall

  • Kurzbeschreibung bei amazon


    Brich alle Regeln. Mach Worte zu Waffen. Riskier dein Leben für die
    Liebe. Er liebt die Freiheit, die Frauen und das geschliffene Wort.
    Ende des 12. Jahrhunderts beginnt ein Mann, das Heilige Römische Reich
    Deutscher Nation zu prägen: Walther von der Vogelweide raubt dem
    Minnesang die Keuschheit, spottet über Fürsten und klagt selbst Kaiser
    und Papst mit spitzer Zunge an, obwohl in dieser gefährlichen Zeit jeder
    ketzerische Gedanke den Tod bedeuten kann. Immer wieder kreuzt dabei
    eine ungewöhnliche Frau seine Wege: Die Ärztin Judith ist manchmal seine
    Gegnerin, manchmal seine Verbündete – und wie er immer entschlossen,
    die Welt zu verändern. Spannend, emotional, hautnah: Das deutsche
    Mittelalter-Epos!




    Geschichtlicher Hintergrund


    Als der Stauferkaiser Heinrich VI(Sohn des Friedrich I Barbarossa)im Jahre 1197 starb, war sein Sohn Friedrich erst drei Jahre alt. Die Staufer wählten Heinrichs Bruder Philipp von Schwaben zum deutschen König, er sollte regieren, bis sein Neffe Friedrich alt genug wäre, das Erbe seines Vaters anzutreten. Die Welfen erhoben dagegen Otto IV zum Gegenkönig, dieser war als Sohn Heinrichs des Löwen und Mathildes von England gleichzeitig der Neffe des englischen Königs Richard Löwenherz. Der kriegerische Konflikt zwischen den Staufern und den Welfen erstreckte sich über gut anderthalb Jahrzehnte, während der designierte Thronerbe Friedrich auf Sizilien, der Heimat seiner Mutter Konstanze, heranwuchs.


    Inhalt und Aufbau des Romans


    Dieser sehr komplexe Roman ist in sieben Hauptteile gegliedert, die sich auf insgesamt 46 Kapitel verteilen und deckt die Jahre 1192 bis 1212 ab. Passend zum Titel des Buchs und der Hauptfigur Walther von der Vogelweide sind die Hauptteile teilweise als "Gesänge /Lieder " überschrieben:
    Prolog: Aufgesang 1192, I. Werbelied 1194 - 1195, II. Wechsellied 1195 - 1197, III. Wahl 1197 - 1198, IV. Krieg 1199, V. Tagelied 1202 - 1203, VI. Fall 1207 - 1208, VII. Frauenlied 1209 - 1212
    Dem eigentlichen Romantext ist glücklicherweise ein umfangreiches Personenverzeichnis (Dramatis personae) vorangestellt.


    Der Protagonist des Romans ist der Meistersinger Walther von der Vogelweide (ca 1170 - ca 1230), über dessen Leben man wenig Fakten findet, jedoch vieles aus seinen überlieferten Liedern erschließen kann. Walther war wesentlich mehr als ein Minnesänger. Im Minnesang führte er "deftigere" Varianten ein, indem er im Gegensatz zu seinen Kollegen nicht nur über die unerfüllte Liebe zu gesellschaftlich hochgestellten Damen sang, sondern auch über die erfüllte Liebe. Sein Repertoire beschränkte sich allerdings nicht auf Liebes- und Frühlingslieder, vielmehr zog er durch das ganze deutsche Reich von einem Hof zum nächsten und gab politische Lieder zum Besten. Dabei fiel er wegen seiner scharfen Beobachtungsgabe ebenso wie durch sein freches Mundwerk auf, denn er scheute sich nicht, die Kirche, den Papst und diverse Adelige anzuprangern und zu verspotten. Im vorliegenden Roman nutzt er seine Wortgewalt - seiner Meinung nach können Worte wie Waffen sein - um auf die an der Königswahl beteiligten Adeligen und damit indirekt auf die politische Lage im Reich Einfluss zu nehmen.
    Als zweite Hauptfigur ist Walther die fiktive jüdische Ärztin Judith gegenübergestellt. Sie ist zwar eine von der Autorin erfundene Figur, die Umstände ihres Lebens und ihrer Ausbildung zur Magistra (Ärztin) an der berühmten Medizinschule von Salerno sind jedoch wirklichkeitsgetreu wiedergegeben. Judith bleibt im Herzen immer eine gläubige Jüdin, sie praktiziert aber als (vermeintlich christliche) Magistra Jutta von Köln unter den Christen und steigt dabei zur Leibärztin und Vertrauten der Königin Irene, Gemahlin des Philipp von Schwaben auf. Ihr zum Christentum konvertierter und mit einer Christin verheirateter Onkel Stefan ist ein reicher Kölner Kaufmann, der Judiths Beziehungen immer wieder ausnutzen will, um auf die politische Entwicklung im Land Einfluss zu nehmen und der Kaufmannschaft den größtmöglichen Profit zu sichern. Auch Philipp und Irene scheuen nicht davor zurück, Judith als "Spionin" ins gegnerische Lager des ihr verhassten Otto IV zu schicken. Walther und Judith begegnen einander bei ihren Reisen immer wieder. Obwohl sie eine beständige Liebe miteinander verbindet, ist ihre Beziehung dennoch auch sehr konfliktbeladen, da Judith eine starke Persönlichkeit ist, der Lügen und Vorteilsstreben zuwider sind und die ihren aufrechten Charakter für nichts und niemanden verbiegen lässt.
    Sowohl Walther als auch Judith ziehen - teilweise gemeinsam, oft auch getrennt - unermüdlich durch das riesige Deutsche Reich und geraten in lebensgefährliche Situationen...
    Landkarten des Deutschen Reichs und des Kirchenstaats um 1200 im vorderen und hinteren Einband des Buchs erlauben es dem Leser, den Wegen der Protagonisten zu folgen. Im Anschluss an den Roman erläutert die Autorin in einem Nachwort kurz die weitere Entwicklung der politischen Lage nach 1212 und ergänzt eine sehr ausführliche Bibliographie zur Thematik und den wichtigsten Figuren des Romans.


    Fazit


    "Das Spiel der Nachtigall" ist ein ausgezeichnet recherchierter und sehr anspruchsvoller Roman über eine faszinierende Epoche der deutschen Geschichte. Größtenteils wird diese Geschichte sehr spannend und bei glaubwürdiger Ausgestaltung der Charaktere erzählt. Manchmal gerieten mir die Abschnitte über die Intrigen und "Spionageaufträge" etwas zu ausführlich und erforderten für mich als Nicht-Historiker zusätzliche Recherchen. Wer sich für die deutsche Geschichte des Mittelalters interessiert und sich damit ein bisschen auskennt, sollte sich diesen Roman nicht entgehen lassen. 9 Punkte

  • KLAPPENTEXT:
    Ende des 12. Jahrhunderts gilt nur das als Wahrheit, was der Klerus von der Kanzel und der Adel mit dem Schwert diktiert. Ein Mann aus einfachen Verhältnissen ist nicht bereit, dies hinzunehmen: Walther von der Vogelweide erkennt, dass auch seine Worte gefährliche Waffen sind, und beginnt mit List und Lautenspiel, diejenigen zu bekämpfen, die nur ihre eigene Herrlichkeit kennen. Doch selbst ein Mann wie Walther kann in die Knie gezwungen werden – von einer Frau, die alles tut, um ihre Träume zu verwirklichen: Als Jüdin hat Judith keine Rechte. Sie darf nur hoffen, gut verheiratet zu werden. Und doch gelingt ihr das schier Unmögliche: Sie studiert als eine der wenigen Frauen in Salerno in Heilkunde. Als Magistra zieht sie von Hof zu Hof und beginnt wie Walther Einfluss auf Menschen und die Geschicke des Landes zu nehmen. Das bringt die beiden immer wieder in tödliche Gefahr ...
    ZUR AUTORIN:
    Tanja Kinkel wurde 1969 in Bamberg geboren, gewann mit 18 ihre ersten Literaturpreise, veröffentlichte mit 21 Jahren ihren ersten Roman, studierte in München und gründete 1992 die Kinderhilfsorganisation Brot und Bücher e.V. Ihre zahlreichen Romane wurden in mehr als ein Dutzend Sprachen übersetzt. Zu ihren bekanntesten Werken zählen „Die Puppenspieler“, „Die Söhne der Wölfin“, „Götterdämmerung“ und „Venuswurf“.
    EIGENE MEINUNG:
    Ich finde es immer etwas schwierig für mich einen passenden historischen Roman zu finden, denn entweder sind sie zu schmalzig, - alles dreht sich nur um die verlorene oder verbotene Liebe - , oder sie sind so voll mit politischen bzw. royalen Machtspielchen, dass man hinterher nicht mehr weiß welcher König / Bischof / Graf gegen wen intrigiert hat. Tanja Kinkel ist es gelungen eine ziemlich gute Mischung aus beidem hin zu bekommen und hat mich damit in eine spannende Geschichte in einer interessanten Zeit entführt.
    Protagonist ihres Romans ist Walther von der Vogelweide. Der wohl bekannteste Minnesänger aller Zeiten. Auch mir war sein Name ein Begriff, doch ich wusste überhaupt nichts über ihn. Das ist auch kein Wunder, denn trotz seiner Bekanntheit weiß man recht wenig über sein Leben. Sein Geburtsort ist unbekannt, man weiß jedoch, dass er in etwa zwischen 1170 und 1230 gelebt hat. Tanja Kinkel hat gerade diese Wissenslücken genutzt und Walther einfach eine tolle Geschichte angeschrieben.
    Ihm zur Seite stellt sie die (frei erfundene) jüdische Ärztin Judith, die eine wirklich tolle und bewundernswerte Frau ist. Taff, mutig und sehr selbstbewusst, mit dem ein oder anderen kleinen Makel gelangt sie recht schnell in die Herzen der Leser. Sie ist, wie man so schön sagt, eine „Frau aus dem Volk“ und hat es nicht einfach in ihrem Leben. Immer wieder begegnen ihr Gewalt und Ablehnung auf Grund ihres Geschlechts und ihrer Religion. Immer wieder erschütternd, wie Menschen aufgrund dessen diskriminiert wurden und es auch heute immer noch werden.
    Wie verblendet die Menschen damals vor allem dadurch waren, was ihnen Kleriker und Kirchendiener vor beteten, ohne darauf zu achten, welche Leistung bzw. welche Qualifikationen die jeweilige Person hat. Unerschütterlich und naiv war ihr Gottvertrauen vor allem in Judiths Berufsgruppe des Medicus, in dem man auf gar keinen Fall irgendwelche wissenschaftlichen Neuerungen oder Erkenntnisse anerkennen wollte.
    Doch Judith hat Glück im Unglück und trifft nicht nur in Walther, sondern auch in Irene von Byzanz eine Vertraute, die ihre Augen öffnet für Judiths Können und deren Persönlichkeit. Als diese Philipp von Schwaben heiratet, geraten beide Frauen in die mächtigen Kreuzfeuer der mittelalterlichen Politik.
    Die Beziehung zwischen Judith und Walther ist das Besondere an dem Buch. Ihr ewiges hin und her und vor und zurück macht beim Lesen sehr viel Freude und auch die ränkeschmiederei der Beiden ist eine wahrer Genuss. Aber was wäre das Mittelalter ohne Tod, Krankheiten und Gewalt und so ist Autorin Tanja Kinkel nicht zimperlich und lässt ihre Leser mit so manchem Verlust kämpfen. Dabei kann einem schon mal der ein oder andere Kloß in den Hals geraten und vorsichtig auf die Tränendrüse drücken …
    Ein fulminantes Finale lässt mich das Buch schließen mit den Gedanken: „Es hat mal wieder Spaß gemacht ein Buch von Tanja Kinkel zu lesen (wie gut, dass sich zwei weitere auf meinem SuB befinden ;)).“ Ihre Geschichten sind nicht zu abgehoben, nicht kitschig und gut durchdacht, wunderschön bildlich beschrieben und lassen sich flüssig lesen. Was will man mehr, um gut unterhalten zu werden. Einen kleinen Abzug bekommt „Das Spiel der Nachtigall“ allerdings doch: obwohl Tanja Kinkel wirklich schön schreibt, hätten es ein paar Seiten weniger auch getan, denn an ein paar wenigen Stellen wird es doch etwas langatmig. Das bessert sich aber nach den ersten dreihundert Seiten und dank ihrer klaren Schreibe lässt sich das Buch wirklich schnell lesen . Also nicht von der Seitenzahl abschrecken lassen. Dank einer Auflistung der Namen aller Charaktere und deren Rolle im Buch behält man sowieso sehr gut den Überblick.


    FAZIT:
    „Das Buch der Nachtigall“ ist eine wahrer Lesegenuss für alle Fans von historischen Romanen.

  • Kurzbeschreibung (von amazon.de)


    Brich alle Regeln. Mach Worte zu Waffen. Riskier dein Leben für die Liebe. Er liebt die Freiheit, die Frauen und das geschliffene Wort. Ende des 12. Jahrhunderts beginnt ein Mann, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zu prägen: Walther von der Vogelweide raubt dem Minnesang die Keuschheit, spottet über Fürsten und klagt selbst Kaiser und Papst mit spitzer Zunge an, obwohl in dieser gefährlichen Zeit jeder ketzerische Gedanke den Tod bedeuten kann. Immer wieder kreuzt dabei eine ungewöhnliche Frau seine Wege: Die Ärztin Judith ist manchmal seine Gegnerin, manchmal seine Verbündete – und wie er immer entschlossen, die Welt zu verändern.



    meine Meinung


    Ich habe das Buch im Rahmen der von Tanja Kinkel begleiteten Leserunde lesen dürfen. Dies ist nicht mein erster Roman von ihr, aber es ist schon einige Jahre her, daß ich eines ihrer Bücher gelesen habe.


    Ich bin durch die Geschichte buchstäblich geflogen. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, so sehr hat mich Judiths und vor allem Walthers Geschichte gefesselt.


    Das liegt aber nicht nur an den beiden Hauptfiguren, sondern auch daran, daß mir hier ein Teil der deutschen Geschichte mit einer verzwickten politischen Lage, unklaren und immer schwankenden Machtverhältnissen, vielen Ortswechseln auf eine wunderbar verständliche Weise erklärt wird ohne langweilig zu sein. Das ist für mich persönlich immer eines der Hauptmerkmale eines sehr guten Historischen Romans. Historische Fakten und Personen eingebettet in eine gut erzählte Geschichte mit glaubwürdigen Charakteren. Unter Glaubwürdigkeit verstehe ich vor allem, daß die Figuren menschlich sind; daß sie mit all ihren Stärken aber auch den Schwächen dargestellt werden und mir als Leser nicht immer rundum symphatisch sind. Das trifft auf Judith und Walther auf jeden Fall zu.


    Walther von der Vogelweide war mir vorher zwar ein Begriff. Dies aber höchstens dem Namen nach aus dem Deutsch- oder Geschichtsunterricht. Dieses Buch hat mir buchstäblich eine Tür zu seinen Werken geöffnet. Dabei ist es mir vollkommen gleich, ob Tanja Kinkels Walther dem Echten nahe kommt oder nicht. Sie hat ihn rund um sein überliefertes Werk und die historischen Begebenheiten so faszinierend geschildert, daß ich einfach begeistert bin, von ihm, aber auch von diesem Buch.


    Ich habe mich sehr gut unterhalten gefühlt und das Buch hat mich nachhaltig beeindruckt. 10 Punkte, auch wenn ich gerne mehr vergeben würde.



  • Tanja Kinkel kann ja nie verkehrt sein - und bei dieser Begeisterung - hopp aus die Wunschliste


    :wave

  • Auch ich habe das Buch im Rahmen der Leserunde gelesen und bin sehr begeistert davon.
    Tanja Kinkel gelingt es in diesem Buch aus trockenen Fakten erlebte geschichte zu machen und füllt die Namen aus den Geschichtsbüchern mit Leben.


    Gerne habe ich Judith, Walther, Irene von Byzanz, Wolfger von Passau und viele andere existierende und fiktive Personen über 20 Jahre ihres Lebens begleitet.


    Die Zeit war mir an sich relativ unbekannt, allerdings wurden mir die Fakten des Köngisstreits zwischen Phillip und Otto lebhaft nahe gebracht und mein Wissen hat sich deutlich vermehrt. Ausserdem hat das Buch in mir den Wunsch geweckt auch mehr über Friedrich den Zweiten zu erfahren.


    Alles in allem ist ein ein tolles informatives Buch, das geschichtliche Fakten in ein unterhaltsames Kleid packt.


    Von mir 10 von 10 Punkte

  • Zitat

    Original von Sylvi
    Dieses Buch gibt es auch als Hörbuch ungekürzt auf Audible.de
    Fast 32 Std.Laufzeit und kann es nur empfehlen :-]


    Oh, dann weiß ich ja, was ich mir von meinem nächsten Guthaben gönne. :)
    Danke für den Tipp! :wave

  • Kurzbeschreibung (von amazon.de)
    Brich alle Regeln. Mach Worte zu Waffen. Riskier dein Leben für die Liebe. Er liebt die Freiheit, die Frauen und das geschliffene Wort. Ende des 12. Jahrhunderts beginnt ein Mann, das Heilige Römische Reich Deutscher Nation zu prägen: Walther von der Vogelweide raubt dem Minnesang die Keuschheit, spottet über Fürsten und klagt selbst Kaiser und Papst mit spitzer Zunge an, obwohl in dieser gefährlichen Zeit jeder ketzerische Gedanke den Tod bedeuten kann. Immer wieder kreuzt dabei eine ungewöhnliche Frau seine Wege: Die Ärztin Judith ist manchmal seine Gegnerin, manchmal seine Verbündete – und wie er immer entschlossen, die Welt zu verändern.


    Eigene Meinung:
    Da ich am gesamten Buch nur einen einzigen (und noch dazu sehr subjektiven) Kritikpunkt finden kann, möchte ich mit diesem beginnen: Mir waren die politischen Geschehnisse etwas sehr detailliert und genau erklärt, wodurch diese Stellen etwas langatmig für mich zu lesen waren.


    Ansonsten fällt mir absolut nichts Schlechtes ein. Die Figuren der Geschichte sind sehr sympathisch, allen voran Walther, Judith, Markwart, Irene und Beatrix. Auch Gilles und Jutta haben mir gut gefallen. Die Geschichte war durchweg stilistisch erstklassig und spannend erzählt. Durch die wechselhafte Beziehung zwischen Walther und Judith war es immer wieder spannend, wann sie sich wieder treffen und wie lange sie wohl zusammen bleiben.


    Besonders gut gefallen hat mir, dass einige Lieder Walthers in den Roman integriert wurden. Außerdem fand ich die immer wiederkehrenden Vogelvergleiche, die Walther wählt, schön und sehr passend. Ganz besonders angetan war ich von der Idee der Autorin, in welcher Beziehung Wolfger zum Nibelungenlied steht.


    Fazit:
    Durch den Roman bin ich einerseits auf einige historische Fakten und Personen gestoßen, die ich weiter nachverfolgen möchte, und andererseits habe ich Tanja Kinkel als Autorin für mich entdeckt. „Das Spiel der Nachtigall“ war mein erster Roman von ihr und ich freue mich schon sehr, viele weitere in Angriff zu nehmen. Sie weiß einfach, wie man eine Geschichte erzählt.

  • Auch ich durfte "Das Spiel der Nachtigall" im Rahmen einer Testleserunde lesen und kann nur sagen, wie begeistert ich von diesem Buch und von Frau Kinkels Schreibstil bin.


    Ich hatte vor dem Buch noch nichts über von Walther von der Vogelweide gelesen oder gehört, sodass es für mich ungemein interessant war zu erfahren, wie dieser Minnesänger allein mit Worten und seiner spitzen Zunge, die Menschen in seiner Umgebung und auch das Geschehen drum herum beeinflusst hat.
    Tanja Kinkel hat mit ihrem bemerkenswerten Schreibstil eine Geschichte auferstehen lassen, die nicht nur geschichtlich höchst interessant und aufschlussreich war, sonder auch voller Leben, Liebe und Emotionen.
    Die realen, wie auch die fiktiven Personen in diesem Buch waren liebevoll herausgearbeitet, sodass der Leser voller Mitgefühl oder auch voller Abneigung, diese auf ihrer Reise durchs Leben begleitet hat.
    Trotz der knapp tausend Seiten ist für mich die Geschichte wie im Flug vergangen. Es war zu keinem Zeitpunkt langatmig oder langweilig gewesen. Im Gegenteil, ich konnte gar nicht genug von Walther, Judith oder auch der vielen anderen sympatischen Protagonisten erfahren. Die vielen Wendungen in diesem Buch haben mich immer wieder gefesselt und mein Interesse neu entfacht.


    Wer auf ein geschichtlich, wie auch menschlich gut herausgearbeitet Buch hofft, liegt bei diesem Buch mehr als richtig.
    Für mich war es das erste Buch von Frau Kinkel, aber mit aller größter Sicherheit nicht das Letzte!


    Von mir 10 von 10 Eulenpunkte!

    Und manchmal ist ein Buch die Welt für mich!


    Mein Blog



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    Langzeitprojekte:
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  • Ich habe von Tanja Kinkel schon einige Bücher gelesen, einschließlich ihres Ausflugs ins Thrillergenre. Dieses Buch hier gehört eindeutig zu ihren Besten und zu den herausragenden historischen Romanen dieses Jahres wird es wohl auch gehören- auch wenn diese Prognose im Januar recht gewagt sein mag.
    Ich bedauere ja immer, dass viele Fans von Rebecca Gablé problemlos über Richard Lionheart oder John Lackland diskutieren können, aber über diese Zeit in ihrer Heimat keine Ahnung haben. Ihnen sei dieser Roman von Tanja Kinkel empfohlen, der mit der Verhaftung des Löwenherzigen in Wien startet und an der Person und den Liedern Walther von der Vogelweides den Streit um Königs- und Kaiserwürde hie Welf, hie Stauf beschreibt bis zu dem Zeitpunkt als Freidrich II in Konstanz als kommender deutscher Kaiser eintrifft. Dabei verwendet zur besseren Darstellung, die auch die weibliche Perspektive einbringt, die Autorin eine fiktive Ärztin aus Köln, eine in Salerno ausgebildete Medizinerin. Der Autorin gelingt es die wechselvolle Geschichte in ihre Geschichte flüssig einzubauen, Bischofs- und Königsmord, König- und Gegenkönigskrönung werden transparent. Die beiden Protagonisten ermöglichen es der Autorin gleichzeitig die Perspektiven von Staufer- und Welfenanhängern zu zeigen und auch Walther wechselt als fahrender Sänger zwischen Staufer und Welfenhöfen. So erfährt man viel über Phillip von Schwaben und den Welfenkaiser Otto IV., über Ränke des Thüringer Hermanns oder die Macht des Papstes Innozenz III, der als der mächtigste Papst des Mittelalters in die Geschichte einging.


    Im Mittelpunkt steht aber eindeutig das Handeln und das Leben Walther von der Vogelweides, erschlossen aus seinen Liedern, den viel mehr gibt es an historischen Daten nicht über ihn.


    Ein wirklich wunderschönes Buch. Und für die Gablé- Fans- John Lackland wird auch erwähnt, für die Fans guter historischer Romane- vergesst das englische Mittelalter, das deutsche war genauso spannend, vor allem wenn es so gut wie von Tanja Kinkel beschrieben wird.

  • Auch ich habe an der Leserunde teilgenommen und muß sagen, ich bin genauso begeistert, wie meine Vorredner... :-)


    Ein toller Roman der Mittelalterzeit mit den tatsächlich gelebten Personen, sowie für diesen Roman fiktiven Personen - eine gelungene Mischung, die Lust auf mehr macht.


    Ich werde mich auch weiter mit dieser Epoche beschäftigen.


    Am Anfang hatte ich etwas Schwierigkeiten, die einzelnen Personen nicht durcheinanderzubringen, doch Dank der Personenbeschreibung am Anfang des Buches konnte ich immer wieder nachschlagen. Nach und nach wurde es dann besser.
    Die Kombination der Thematik Mittelalter und Liebesgeschichte wurde von Tanja Kinkel sehr lebhaft beschrieben und ich habe mich nie gelangweilt, ganz im Gegenteil, die Spannung wurde Kapitel für Kapitel immer mehr gesteigert.


    Ein tolles Buch, welches von mir 10 von 10 Punkten erhält :-]

  • Der Name Walther von der Vogelweide ist – wie wohl jedem – auch mir bekannt. Aber was weiß man Näheres? Ich wusste gar nichts über ihn und seine Zeit, Ende des 12. und Anfang des 13. Jahrhunderts, und das hat mich dazu gebracht, zum „Spiel der Nachtigall“ zu greifen.
    Als Sänger ist Walther von der Vogelweide an vielen deutschen Fürstenhöfen präsent. Er besingt nicht nur die Minne, die theoretische Bewunderung der hohen Damen, sondern verfasst auch handfestere Lieder über die Liebe und äußert in seinen oft spöttischen Versen auch seine Meinung über Fürsten, Könige und den Papst. Seine Texte sind immer wieder ins Buch eingeflossen und ergänzen die Handlung hervorragend. Walther wird von seinen Gönnern zur Meinungsmache benutzt und entdeckt auch schnell, wie er die Tatsache, dass man ihm gerne zuhört, selbst nutzen kann, um Einfluss auszuüben.
    Judith hat als jüdische Frau keine guten Voraussetzungen dafür, ihren scharfen Verstand und ihre Freiheitsliebe ausleben zu dürfen. Nur die Tatsache, dass sie keine überlebenden Brüder hat, verschafft ihr die Möglichkeit einer medizinischen Ausbildung, die sie ebenfalls an verschiedene Fürstenhöfe führt und ihr Zugang zu einflussreichen Damen verschafft. Dort treffen sie und Walther immer wieder auf einander.
    Wir verfolgen das Schicksal dieser beiden interessanten Persönlichkeiten und erfahren gleichzeitig eine Menge über die Geschichte dieser turbulenten Zeit. Denn ohne einen eindeutigen König und Kaiser entbrennt ein Streit um die Krone, auf die verschiedene Adelige Anspruch erheben. Durch Versprechungen und Eheschließungen, Überfälle und Mord versuchen die Kandidaten, die Konkurrenz zu beseitigen und sich den alleinigen Anspruch auf die Krone zu sichern. Es ist nicht immer leicht, dieses komplexe Wirrwarr von Verwandtschaftsbeziehungen, Überläufern und Intrigen auf eine einfache Darstellung zu reduzieren, aber das Buch schafft es, dass man trotzdem dran bleibt und weiter liest, auch wenn es einen Abschnitt gibt, der sich für meinen Geschmack zu detailliert auf die geschichtlichen Entwicklungen konzentriert.
    Ich bin in der Geschichte nicht so bewandert, aber Tanja Kinkel hat es geschafft, mir diese Zeit viel besser nahe zu bringen als das im Geschichtsunterricht passiert ist. Die einzelnen Personen und ihre (bekannten oder möglichen) Motive sind mir vor dem geistigen Auge sehr lebendig erschienen, ob nun sympathisch oder nicht. An Spannung fehlte es schon wegen der dramatischen historischen Ereignisse nicht, die durch die beiden Einzelschicksale von Judith und Walther und noch einigen anderen bunten Nebenfiguren ergänzt wurden.
    Vielen Dank an Tanja Kinkel für die wunderbare Zeitreise!

  • Über Walther von der Vogelweide zu schreiben ist nach dem Meilenstein von Viola Alvarez "Wer gab Dir, Liebe, die Gewalt" ein gewagtes Unterfangen. Tanja Kinkel ist das Risiko eingegangen und hat einem Walther Leben eingehaucht, der so ganz anders ist, aber genauso lebensecht.
    Walther ist hier ein Mensch, der sehr von sich eingenommen ist, der weiß was er will und das auch durchsetzt, meistens mit scharfzüngigen Bewerkungen und ohne Rücksicht auf andere. Er ist ein politischer Intrigant, der mit seinen Liedern politische Einflußnahme nimmt. Sehr geschickt sind hier auch immer wieder seine Lieder eingeflochten. Er war mir nicht von Anfang an sympathisch, erst als er mehr und mehr über seinen eigenen Tellerrand hinaussieht, ist er mir ans Herz gewachsen.
    Ihm zur Seite gestellt ist eine fiktive Figur, die jüdische Ärztin Judith, die aber nicht weniger lebendig und authentisch ist wie ihr männlicher Gegenpart. Ihre Handlungen, seien sie nach außen auch noch so undurchsichtig und anscheinend selbstsüchtig, sind immer nachvollziehbar - bis auf eine, mit der sie Walther zutiefst verletzt. Die Entwicklung der Beziehung der beiden geht parallel mit der politischen Entwicklung, während sie letzteres immer versuchen zu beeinflussen, fällt ersteres irgendwie hinten runter.
    Die politischen Verhältnisse des 12./13. Jahrhunderts in Deutschland werden sehr anschaulich dargestellt, die historischen Personen wirken sehr lebendig, was soweit geht, dass ich um sie weine, wenn sie sterben. Es sind vor allem die Frauen, auf denen der Fokus liegt, aber auch in die Männer kann sich die Autorin ausgezeichnet hineinversetzen und bringt sie und ihre Gefühlswelt dem Leser näher.
    Tanja Kinkel hat einen eigenen Meilenstein in der Betrachtung des Lebens von Walther von der Vogelweide geschaffen und damit wieder einmal bewiesen, dass sie zu den besten deutschsprachigen Autoren historischer Romane gehört.

    :lesendR.F. Kuang: Babel


    If you don't make mistakes, you're not trying hard enough. (Jasper Fforde)

  • Von Walther von der Vogelweide weiß man sehr wenig, so ist er eine willkommene Leinwand für die Autorin Tanja Kinkel, die auf ihm und mit ihm das Bild einer Epoche politischer Unruhen und Umbrüche zeichnet in welche der Sänger und sein weiblicher Gegenpart, die Ärztin Judith, sich immer tiefer verstricken. Hier wird der Leser nicht einfach unterhalten, hier wird informiert, fachsimpelt, gemutmaßt. Hier wird politische Geschichte erzählt in all ihren Facetten und mit all ihren Wendungen. Walther und später auch Judith agieren zwischen den politisch ambitionierten Herren und Damen ein bisschen wie die Marionettenspieler im Theater, sie ziehen Fäden, singen Lieder, streuen Zwietracht und locken Könige und solche die es werden wollen in die von ihnen gewünschte Richtung. Walther versteht dieses Spiel von Anfang an sehr gut. Judith ist lange ein Spielball, der mal hier hin mal da hin getrieben wird, bis auch sie erkennt, dass sie ihr Schicksal - und das Schicksal anderer - in die eigenen Hände nehmen muss.


    Das Spiel der Nachtigall ist vor allem ein geschichtspolitischer Roman, der einen aufmerksamen und interessierten Leser erfordert. Walther und Judith und sämtliche Nebenfiguren werden mit viel Liebe und Freude am Detail beschrieben und entwickeln jede für sich einen homogenen und interessanten Charakter, dessen Handlungen glaubwürdig und nachvollziehbar durch das Buch laufen. Der Schreibstil ist von hoher literarischer Raffinesse, niemals seicht, immer anspruchsvoll mit schönen Wortbildern und einem Nachhall der damaligen Zeit.


    Ich gebe zu, ich musste manchmal einzelne Absätze zweimal lesen, da ich die geballte Ladung an geschichtlichem Wissen nicht immer beim ersten Mal verdauen und für mich logisch verstehen konnte. Bei manchen Passagen hätte ich mir ein klein wenig mehr Aktionen gewünscht, da das Buch dort für mich sehr gesprächslastig war.
    Der letzte Abschnitt schien mir etwas im Zeitraffer und hätte gerne noch ein paar Seiten mehr vertragen. Aber das Ende war rund und harmonisch und sehr zufriedenstellend.


    Ein wirklich hervorragender historischer Roman.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Zitat

    Original von hollyhollunder


    .....Ich gebe zu, ich musste manchmal einzelne Absätze zweimal lesen, da ich die geballte Ladung an geschichtlichem Wissen nicht immer beim ersten Mal verdauen und für mich logisch verstehen konnte. Bei manchen Passagen hätte ich mir ein klein wenig mehr Aktionen gewünscht, da das Buch dort für mich sehr gesprächslastig war.
    .....


    Ein wirklich hervorragender historischer Roman.




    Das kenne ich sehr gut. Oftmals hole ich mir zwischendurch noch Zusatzinformationen bei wiki, hauptsächlich bei so nebenbei erscheinenden Personen...

  • Im Rahmen der Testleserunde durfte auch ich das Buch lesen.
    Am Anfang habe ich mich kurz schwer in das Buch reingefunden, aber dann ging es zügig mit lesen.
    Walther von der Vogelweide ist ja bekannt, doch leider habe ich gerade aus dieser Zeit einfach wenig Bücher gelesen um viel zu Wissen. Dies hat nun dieses Buch erledigt.
    Walther will Minnesänger werden und macht sich so auf den Weg zum Herzog von Österreich, was er allerdings da schon erlebt bis er dort ist, gar nicht schlecht und dann das leben am Hof, so wird er es sich dann doch auch nicht vorgestellt haben.
    Dort lernt er dann Judith kennen die beiden verlieren sich zwar wieder aus den Augen, aber begegnen sich im Laufe des Buches doch immer wieder.
    Judith will in Salerno Ärztin werden und schafft dies auch, doch damit hat sie noch nicht alles erlebt und so lernt die Irene von Byzanz kennen und arbeitet für die als Ärztin.
    Dann gibt es auch noch Jutta von Meißen die auch noch mitmischt.
    Das es damals so ein Problem war einen König für das Römische Reich zu bekommen war mir so nicht bekannt. Was müssen das damals für Intrigen gewesen sein um den von einer Gruppe gewünschten Kandidaten auf den Thron zu bringen.
    Auch wenn es mein erstes Buch von Tanja Kinkel gewesen ist, mein letztes wird es bestimmt nicht gewesen sein. Sobald mir eines in der Buchhandlung begenet werde ich es mitnehmen.

  • Inhalt:


    Der Minnesänger Walther von der Vogelweide betört die Herzen schöner Frauen und gerät in den Strudel geschichtlicher Ereignisse. Der historische Roman „Das Spiel der Nachtigall“ beginnt 1192 und endet zwanzig Jahre später. Das Zeitalter marodierender Kreuzritter, machtgierigem Klerus und nicht minder raffgieriger Könige und Kaiser. Staufer gegen Welfen. Phillipp von Schaben versus Otto IV. Walther von der Vogelweide, auf Stauferseite verspottet den Pabst in seinen Liedern und sprengt die damaligen Gesangsnormen. Anders, als bis dahin üblich beschreibt er die Liebe wie sie ist und nicht, wie sie sich ein liebestrunkenes Hirn vorstellt. Die jüdische Ärztin Judith tritt auf den Plan. Zwischen den beiden entspinnt sich ein „was sich liebt, das neckt sich“ Konflikt. Zwischen Judith und Walther sprühen die Funken zweier geradliniger, emotionaler Dickköpfe, die keinem Streit aus dem Wege gehen. Judith trägt einen emanzipatorischen Keim in das Buch, eine zupackende kompetente Medizinerin, an Phillipps Hof, die alles umkrempelt. Walther von der Vogelweide und Judith zieht es nach Wien, Köln, Würzburg und Rom. Überall begegnen ihnen Mord, Totschlag und Intrigen. Furchtbare Schicksalsschläge und unvorstellbare Grausamkeiten. Aber auch Liebe, Aufrichtigkeit und Freundschaft.


    Meinung:


    900 Seiten, das ist fürwahr kein Pappenstiel. Aber was noch viel bemerkenswerter als der Buchumfang ist: es hat kaum Längen. Obwohl der Stauferstoff nicht jedem geläufig ist, gelingt es der Autorin mühelos die Liebe zwischen ihrem, ganz eigenen Walther von der Vogelweide und der jüdischen Ärztin Judith in den geschichtlichen Kontext einzuweben. Man kann das alles für bare Münze nehmen, was da auf dem Papier steht. Man will, dass es so gewesen ist für diese 900 Seiten eines Unterhaltungsromans. Besonders hervorzuheben ist die warmherzige und liebevolle Ausarbeitung der Figuren. Ein Roman voller tragischer Ereignisse und aufregender Wendungen, von Walthers bissigem Gesang ironisch unterwandert, endet in einem fulminanten Finale. Ich habe mich einfach gut unterhalten gefühlt. 8 von 10 Punkten.


    :wave