Mila Lippke - Morgen bist du noch da

  • Inhalt:


    Lioba und ihre Mutter haben nicht das beste Verhältnis zueinander. Lioba versteht nicht, warum ihre Mutter ihr nie etwas über ihren Vater erzählt.


    Aber sie möchte sich mit ihr aussöhnen und lädt sie daher zu ihrer Ausstellung nach Berlin ein.


    Doch leider verläuft das Treffen alles andere als harmonisch. Ihre Mutter, die eher prüde ist, ist ziemlich schockiert über Liobas Darstellungen, die sehr sexistisch sind. Als Lioba ihre Mutter dann auch noch nach ihrem Erzeuger fragt, verläßt diese die Ausstellung und erleidet einen Schlaganfall.


    Daraufhin macht sich Lio auf die Suche nach ihrer Vergangenheit und ahnt nicht, daß dies ihr ganzes Leben auf den Kopf stellen wird.


    Die Autorin:


    Mila Lippke, Jahrgang 1972, studierte Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften. Heute arbeitet sie als Fernsehautorin in Köln. Das Herzstück ihrer Wohnung ist der antike Schreibtisch an dem sie ihre erfolgreichen Unterhaltungsromane und ihre historischen Krimis schreibt.



    Meine Meinung:


    Aufgrund des netten Covers mit den Blümchen in der Vase hätte ich nie erwartet, daß ich eine so leidenschaftliche, tief ergreifende, gefühlvolle Geschichte zu lesen bekommen, bei der ich stellenweise sogar Tränen in den Augen hatte.


    Ich liebe Romane über "Familiengeheimnisse" , daher war dieses Buch ein Muß für mich.


    Die Geschichte wird in zwei Teilen erzählt.


    Der eine Teil handelt von Liobas Mutter und deren Schwester. Wir erfahren viel über das aufregende und traurige Leben der Beiden.


    Im anderen Teil können wir Liobas Leben ab dem 42. Lebensjahr verfolgen. Wir erhalten aber auch viele Einblicke in ihre Kindheit.


    Die Autorin hat mich mit ihrem poetischen, sehr bildhaften Schreibstil gefangen und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Ich denke, wenn ich ab jetzt Blumen betrachte, sehe ich sie mit anderen Augen und muß immer an die Beschreibungen der Farben denken. Die Geschichte war für mich bis zum Schluß nicht vorhersehbar und wird auch noch einige Zeit in mir nachwirken.


    Ich vergebe auf alle Fälle die volle Punktzahl und empfehle das Buch gerne weiter.


    LG Märchenfee

  • Morgen bist du noch da - Mila Lippke


    Dieser Roman war besser als erwartet.


    Er wird in zwei Ebenen erzählt.


    Da ist Lioba, 42 Jahre alt und schwanger, sie ist Künstlerin. Liobas Verhältnis zu ihrer Mutter ist schwierig. Ihre Kindheit war wohl etwas lieblos und ärmlich. Zu einer Ausstellung lädt sie ihre Mutter nach Berlin ein. die kommt auch. Lioba möchte wissen, wer ihr Vater ist. Die Mutter erleidet einen Schlaganfall und kann nicht mehr sprechen. Jetzt fängt Lioba an zu forschen und merkt, sie weiss fast gar nichts von ihrer Mutter.


    Dann ist da zweitens "Das Mädchen", welches mit ihrer Mutter irgendwo in den Niederlanden versteckt lebt und da wird auch ihre Schwester geboren. Die Mutter lässt sich von dem Mädchen versprechen, das sie immer auf die Schwester acht gibt, die nimmt das Versprechen sehr ernst.


    Sehr schön werden die verschiedenen Emotionen erzählt, wie Lioba immer mehr von der Vergangenheit erfährt, sich wirklich Mühe dabei gibt und wie sich das Verhältnis zur Mutter ändert.


    Mila Lippke schreibt sehr einfühlsam und mit viel Gefühl.

  • KLAPPENTEXT:
    Weil man erst verstehen muss bevor man verzeihen kann.
    Lioba stand ihrer Mutter nie nahe. Da war immer dieses Gefühl von Fremdheit. Sind sie einfach zu unterschiedlich? Und dann ist da noch das Geheimnis: Wer ist Liobas Vater? Als ihre Mutter schwer erkrankt, macht sich Lio auf die Suche. Sie muss wissen, woher sie kommt, um zu verstehen, wer sie selbst ist. Aber als sie Antworten findet, ist plötzlich nichts mehr, wie es einmal war ...


    ZUR AUTORIN:
    Mila Lippke, geboren 1972, hat Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften studiert und arbeitet als Fernsehautorin in Köln. Sie hat bereits mehrere Bücher geschrieben, darunter die historischen Romane „Der Puppensammler“ und „Die Kinderdiebin“ und den Roman „Irgendwie mein Leben“. Seit neustem ist sie unter die Bloggerinnen gegangen und hat mit drei Kolleginnen das Blog „Die Seitenspinnerinnen“ ins Leben gerufen.


    EIGENE MEINUNG:
    „Morgen bist du noch da“ ist ein Buch, das mich gefesselt und berührt hat. Das mir sowohl Gänsehaut, als auch wunderschöne Lesestunden verursacht hat. Das mich zu Tränen gerührt, alte Erinnerungen aufgewühlt und sich ganz sanft und leise in mein Herz geschlichen hat.
    Lioba ist 42, Künstlerin, eine gestandene und taffe Frau, die sich ohne Probleme auf eine Beziehung zu einem verheirateten Mann einlassen kann und an politischen Demonstrationen gegen Rechtsextremismus teilnimmt. Das ist die Lio wie alle sie kennen? Doch wer ist die wahre Lio, dass sie eine schwierige Beziehung zu ihrer Mutter hat und denkt sie könne selbst kein Kind groß ziehen. Wie kommt sie darauf, dass sie ihm nicht genug Liebe geben kann? Wer ist die wahre Lioba und wie ist sie zu dem geworden was sie ist?
    Als ihre Mutter an einem Schlaganfall erkrankt, begibt sich Lio auf eine Reise in die Vergangenheit. Dabei macht sie nicht nur schöne Entdeckungen, sondern vor allem solche, die ihr Leben völlig auf den Kopf stellen. Sie stellt Nachforschungen an, um ihren Vater zu finden, entdeckt dabei aber eigentlich ihre Mutter und stellt fest, dass dies auch der einzige Weg ist um sich selbst zu finden.
    „Morgen bist du noch da“ habe ich mit solch einer Intensität gelesen, dass mir Lios Leben, ihre Geschichte und ihre Erfahrungen tief unter die Haut gegangen sind. Das liegt vor allem an der Aussagekraft, die Mila Lippkes Schreibe inne hat. Mit wenigen, aber sehr metaphorischen Worten gelingt es ihr recht schnell Gedanken und Gefühle zu konzipieren, die mich sehr bewegt haben. Verschieden Gefühle wurden aufgeworfen. Von Trauer über Mitleid bis hin zu Freude war alles dabei. Besonders nahe gegangen sind mir aber vor allem die Erinnerungen, die neben dem eigentlichen Text, der aus Lios Leben erzählt, immer wieder eingeworfen wurden. Sie handeln von der Geschichte eines kleinen Mädchens, das mit seiner Mutter auf einem Dachboden lebt. Lange Zeit wissen wir Leser nicht, um wen es sich dabei eigentlich handelt, doch Mila Lippke ist so talentiert im Fäden verweben wie die Spinne, deren Sinnbild eine nicht ganz unwichtige Nebenrolle spielt.
    Einer der großen Fäden, die sich durchs Buch ziehen, ist die Frage der Schuld. Wie viele Fragen nach Schuld man sich stellen kann, wird in dieser Geschichte sichtbar. Wie sich die Frage der Schuld durch mehrere Generationen ziehen und wie belastend diese sein kann. Aber auch wie unsinnig sie manchmal ist, denn es gibt einfach Dinge für die man die Schuld nicht auf sich nehmen kann. So sehr man sich auch wünscht, man hätte an den Tatsachen etwas ändern können …


    FAZIT:
    "Morgen bist du noch da" ist ein traurig schönes Buch, das mich sehr bewegt hat. Dass mit solcher Intensität von Leben, Familie, Schuld und Schicksal erzählt, dass diese Geschichte für immer in meinem Herzen bleiben wird.

  • Der Roman zeigt deutlich wie wichtig unsere Vergangenheit und unsere Erinnerungen für unser gesamtes Leben sind und wie sie unser ganzes Verhalten bestimmen können.
    Die Protagonistin Lio ist Künstlerin und hat gerade die erste größere Ausstellung mit ihrer neuen Kunst in einer recht bekannten Galerie. Zu dieser Ausstellung lädt sie auch ihre Mutter ein, zu der sie ein eher schlechtes Verhältnis hat, geprägt durch die Erinnerungen und Handlungen der Vergangenheit. Gerade in dieser Beziehung zeigt sich, welche Kraft die Erinnerungen haben, denn sowohl das Verhalten von Lio, wie auch ihrer Mutter, ist stark von Erinnerungen geprägt. Ein Mensch der keine Erinnerungen an Liebe hat, kann diese selbst auch nur schwer empfinden oder an andere dieses Gefühl weitergeben. Ebenso wiegt die Erinnerung an Verluste oftmals schwerer als die an positives und verhindert Bindungen, um sich zu ersparen dieses negative Gefühl wieder empfinden zu müssen. In diesem Punkt setzt ein sehr stark ausgeprägter Faktor der Geschichte an, denn die Bindung zwischen Mutter und Tochter hat einige Bruchstellen und Risse.
    Jedoch können Erinnerungen auch Bindungen schaffen. Ein besonderes Element und eine zentrale Rolle in dem Roman haben die Farben, welche schon der Mutter während ihrer Jugend Kraft spendeten, sie zum Träumen und Licht in ihr Leben brachten, was man als Leser auch deutlich in der Atmosphäre dieser Passagen spürt. Auch Lio ist, wenn in manchen Situationen auch eher unbewusst, von den Erinnerungen und der Liebe ihrer Mutter zu den Farben geprägt. Es ist geradezu magisch, wie die Autorin es schafft, zu zeigen, welche Empfindungen man durch Farben ausdrücken kann, wie man durch sie Gegenstände in ihrer Natur beschreiben kann und welche Erinnerungen man durch Farben hervorrufen kann.
    Zudem zeigt der Roman deutlich, wie schwer der Umgang zwischen den Menschen sein kann, wenn man Probleme im Bereich der Verantwortung hat und sich sperrt, diese zu schultern, da die Vergangenheit einem Angst in diesem Bereich beschert. Jedoch auch, wie man lernen kann solche Ängste zu überwinden und in seinen Aufgaben zu wachsen.
    Alle diese Faktoren sind tiefgründig dargestellt und man spürt geradezu die Gefühle, welche die Autorin von sich selbst in diesen Roman gegeben hat, um die Geschichte und die Charaktere zum Leben zu erwecken, da sich vieles deutlich von Klischees in diesem Bereich abhebt.
    Einzig die Art der Protagonistin, insbesondere ihre Kunst, war für mich zum einen etwas zu provokativ, so dass es auf mich schon ein wenig gestellt wirkte, wie auch oft unverständlich, da viele Handlungen der Protagonistin für mich oft nicht nachvollziehbar waren. Ebenso wie die Aussage, die hinter Lios Kunst stehen sollte, jedoch ist Kunst ja relativ zu betrachten.
    Auf jeden Fall sollte man sich bei diesem Roman nicht vom Cover täuschen lassen, welches in meinen Augen deutlich etwas anderes suggeriert, als einen letztendlich erwartet, denn der Roman ist deutlich tiefgründiger, als das blumige Cover vermuten lässt.

    Furcht ist der Pfad zur dunklen Seite. Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass, Hass führt zu unsäglichem Leid.

  • Meine Meinung:


    Ehrlich gesagt hatte ich auf den ersten Seiten so meine Schwierigkeiten mit der Sprache des Buches. Ich hab zwei Seiten gelesen, dann wurde es wieder weggelegt und dann aber doch noch mal in die Hand genommen. Und siehe da: Sobald man sich darauf einlassen kann, überrascht einen die Schreibweise der Autorin durch wunderschöne Metaphern, Bilder und Gleichnisse. Besonders gut hat mir die Baustelle vor Lios Fenster gefallen. Zunächst war es nur eine Baustelle, aber wer das Buch liest, sollte unbedingt von Anfang an darauf achten. Ich liebe solche Spielereien ;)


    Doch nicht nur die Schreibweise sondern auch die Charaktere bestechen hier durch Vielschichtigkeit und Überraschungen. Lio hat es mir schon nach wenigen Seiten angetan. Sie ist ein starke, unabhängige Frau, die sich über das ganze Buch hinweg weiter entwickelt. Auch für jemanden, der in geordneten Verhältnissen aufgewachsen ist, ist es nachvollziehbar, dass sie mehr über ihren Vater bzw. ihre Vergangenheit erfahren möchte.


    Da die Geschichte aus der Ich-Perspektive von Lio geschrieben ist, sind wir als Leser ganz nah an ihren Gedankengängen und somit an ihren Gefühlen dran. Gerade weil sie nicht perfekt ist, ist sie so real und greifbar.


    Auch die Nebencharaktere sind liebevoll ausgearbeitet und in sich stimmig. Durch kleine Details, die aber nicht über Seiten beschrieben werden sondern immer nur nebenbei erwähnt werden, erwachen sie für uns zum Leben.


    Durch Rückblenden am Ende jedes Kapitels setzen sich die Geschichten der Vergangenheit und Gegenwart langsam zusammen. Ich persönlich finde solche Wechsel zwischen den Perspektiven immer spannend, da sie abwechslungsreich sind und wie hier die Spannung noch zusätzlich hoch halten. Der Leser bekommt immer nur Schritt für Schritt einen Einblick und am Anfang sind zunächst mehr neue Fragen da, als sie beantwortet werden. Aber das Weiterlesen lohnt sich in jedem Fall.


    Ich kann diesen Roman wirklich jedem Leser ans Herz legen, der sich zusammen mit Lio auf die teilweise traurige aber in jedem Fall tiefsinnige Suche nach der Vergangenheit begeben möchte. Der Roman besticht durch eine tolle Sprache und eine spannende Handlung. Hier kann ich eine Leseempfehlung ohne Einschränkungen aussprechen.


    Bewertung: 5/5 Sterne

  • Ich habe das Buch jetzt auch gelesen. Mich hatte erst das Cover angesprochen, aber auch der Inhalt.


    Der Perspektivwechsel hat mir auch gefallen und ich fand es spannend wie Lio versucht hat, Stückchen für Stückchen das Puzzle ihrer Vergangenheit zusammenzusetzen.


    Ich glaube, wenn ich in Zukunft Farben sehe, fallen mir auch die Zauberwörter wieder ein. Da waren wirklich schöne dabei und es hat mich fasziniert, was es nicht alles für Farbtöne gibt.


    Mein Lieblings-Nebencharakter war Ben. Schade, dass er in dem Buch eher eine kleinere Rolle hatte.


    Am Anfang hatte ich beim Lesen auch etwas Schwierigkeiten, doch nachdem ein, zwei Kapitel mal gelesen waren, war es gut. Ich habe gestern weit über 100 Seiten gelesen und es dann auch ausgelesen.


    Milas anderen Roman werde ich mir sicherlich auch irgendwann zulegen. :-)

    Zündet man eine Kerze an,erhält man Licht.Vertieft man sich in Bücher,wird einem Weisheit zuteil.Die Kerze erhellt die Stube, das Buch erleuchtet das Herz.


    (Sprichwort aus China)

  • Klappentext:
    Weil man erst verstehen muss, bevor man verzeihen kann.


    Lioba stand ihrer Mutter nie nahe. Da war immer dieses Gefühl von Fremdheit. Sind sie einfach zu unterschiedlich? Und dann ist da noch das Geheimnis: Wer ist Liobas Vater? Als ihre Mutter schwer erkrankt, macht sich Lio auf die Suche. Sie muss wissen, woher sie kommt, um zu verstehen, wer ist selbst ist. Aber als sie Antworten findet, ist plötzlich nichts mehr wie es einmal war …


    Lio hat sich von ihrer Mutter gelöst – mehr noch – befreit. Sobald sie volljährig wurde, hat sie Köln und die mütterliche Enge verlassen und sich in Berlin auf eigene Faust durchgeschlagen.


    Heute ist sie 42 und als Künstlerin endlich soweit, dass ihre Werke in namhaften Galerien ausgestellt werden. Zur Präsentation ihres aktuellen Projekts lädt sie ihre Mutter ein, auch weil sie sich mehr als zwei Jahre lang nicht gesehen haben. Vor allem aber weil Lio die Ungewissheit um ihre Herkunft nicht länger erträgt.


    Am Morgen vor Ausstellungseröffnung findet Lio heraus, dass sie schwanger ist. Ungewollt. Von einem verheiratetem Mann.


    Meine Meinung:
    Die Ausstellung ist kontroversiell, Lio ist Feministin und provoziert mit ihrer Kunst. Ihre Mutter scheint vor den Kopf gestoßen, müht sich aber um Harmonie als die beiden Frauen aufeinander treffen. Lio aber ist voller Wut und Ungeduld, wieder konfrontiert sie ihre Mutter mit der Frage nach ihrem Vater. Diese weicht aus, verlässt die Ausstellung. Was Lio nicht weiß, noch auf dem Heimweg erleidet die alte Dame einen Schlaganfall.


    Am Krankenbett findet Lio ihre Mutter – der Sprache beraubt. Mit einem Schlag wird ihr bewusst, dass sie beinahe nichts über die Mutter, deren Vergangenheit aber auch kaum etwas über ihre eigene Geschichte weiß und nun womöglich nie erfahren wird. Sie fährt nach Köln um Unterlagen für das Krankenhaus und Kleidung für die Mutter zu holen.


    In der engen Mietwohnung angekommen, die ihr 18 Jahre ihres Lebens mehr wie ein Gefängnis schien, beginnt sie nach Hinweisen zu suchen. Lio will endlich Licht in den tiefen Graben bringen, der die Mutter und sie trennt.


    Der Roman ist aus zwei Perspektiven erzählt. Kapitelweise wechseln sich Lio’s Erlebnisse mit denen eines Mädchens und später Frau ab, die in den Wirren während und nach dem 2. Weltkrieg aufwächst. Während Lio immer weiter in ihre unbekannte Vergangenheit vordringt, erfahren die LeserInnen auch mehr über das Schicksal des Mädchens und schließlich verweben sich die Geschichten der beiden Frauen auf untrennbare Weise.


    Ich habe „Morgen bist du noch da“ in wenigen Tagen durch gehabt, es war ein Buch, dass mich nicht mehr losließ, trotzdem musste ich an manchen Stelle inne halten und mit dem Lesen aufhören. Abgründe menschlicher Traumata taten sich vor mir auf.


    Ich habe oft auch an einige meiner Verwandten gedacht, die den zweiten Weltkrieg mit erlebt haben und mir davon erzählten. Von dem Juden, den sie im Heustadl versteckt hielten, von der Angst, die meine Großmutter vor den Russen hatte, die ihren späteren Mann ins Exil in die Gefangenschaft schickten. Ein Krieg bringt immer nur Verlierer hervor. (Habe noch mal bei meiner Mutter nachgefragt, es war ein Jude der einige Zeit bei meiner Familie unterkam)


    Ich hatte mir eine gänzlich andere Geschichte nach der Leseprobe erwartet und war sehr positiv überrascht, denn ich rechnete eher mit einer seichten Frauengeschichte. Genau das Gegenteil war der Fall – komplex und schonungslos zeigt die Autorin wie menschliche Fehler und Schwächen andere verletzen, dass einmal getroffene Entscheidungen weitreichende, manchmal sogar unwiderrufliche Folgen haben können und zeichnet dabei lebendige und glaubwürdige Charaktere, dies gelingt ihr vor allem weil sie auf eine typische Täter/Opfer Verteilung verzichtet.


    Das vielleicht zu warme, harmonische Ende sei verziehen, es versöhnt ein wenig mit dem tragischen Schicksal aller Beteiligten.


    Für mich ein absoluter Goldgriff!


    Ich vergebe 10 von 10 Eulenpunkten