Originaltitel: Mortal Curiosity (2007)
Bastei Lübbe Verlag 2010, 330 S.
Der 2. Fall für Lizzie Martin und Ben Ross
Über den Inhalt:
New Forest, England 1864: Die ländliche Idylle trügt. Ein Baby stirbt auf tragische Weise. Die junge Mutter ist verzweifelt. Verzweifelt genug, einen Mord zu begehen? Kurz darauf findet der Rattenfänger des Ortes ein grausames Ende. Als Lizzie Martin aus London in New Forest eintrifft, stolpert sie wieder einmal über eine Leiche und muss erneut ganz auf ihre Intuition und die Hilfe ihres alten Freundes Benjamin Ross von Scotland Yard vertrauen, um das Verbrechen zu lösen.
Über die Autorin:
Ann Granger war früher im diplomatischen Dienst tätig. Sie hat zwei Söhne und lebt heute mit ihrem Mann in der Nähe von Oxford.
Meine Meinung:
Dieser Teil schließt gleich an den Vorgänger „Wer sich in Gefahr begibt“ an. Lizzie wohnt immer noch bei Tante Parry und ist mit Benjamin Ross befreundet, dessen Beruf als Detective bei Scotland Yard ihm leider nur wenig Freizeit lässt. Auch um ein wenig über ihre Beziehung nachzudenken, nimmt Lizzie das Angebot an, im ländlichen Hampshire als Gesellschafterin für die 17-jährige Lucy Craven zu arbeiten, deren Ehemann beruflich in China weilt und die ihr Baby kurz nach seiner Geburt verloren hat. Lucy wohnt bei ihren Tanten, zwei ältlichen Schwestern, die in der jungen Frau nur eine Bürde sehen. Als auf dem Grundstück ein Mord geschieht, gelingt es Lizzie, dass dank ihrer Fürsprache Inspector Ross mit den Ermittlungen betraut wird und aus London anreist.
Ann Granger baut die Handlung sehr geschickt auf, läßt Lizzie und Ben abwechselnd aus der Ich-Perspektive erzählen. Die Geschichte ist recht raffiniert angelegt und baut sich recht langsam auf. Alle Personen im Haus einschließlich des Personals benehmen sich merkwürdig und es braucht einige Zeit, bis sich erkennen lässt, wer die Wahrheit sagt, wer etwas verbirgt oder gar lügt. Trotz der geringen Personenzahl habe ich den Täter nicht vor dem Ende erraten können. Auch wenn die Auflösung mir etwas zu kurz geraten erscheint, fand ich sie doch schlüssig.
Sehr gut gefallen haben mir wieder die Beschreibungen der Landschaft, des Umfelds und der Lebensumstände sowie die gelungenen Charakterzeichnungen bis hinein in alle Nebenfiguren. Der Krimianteil ist spannend, aber auch der Einblick in die gehobene Gesellschaft des 19. Jahrhunderts mit ihren dazugehörigen Randexistenzen liest sich interessant.
Die Beziehung zwischen Lizzie und Ben entwickelt sich nicht recht weiter, eigentlich gehen sie eher nüchtern und wie Freunde miteinander um, nicht wie ein Liebespaar. Ich bin gespannt, wie es mit ihnen in der Fortsetzung weitergeht und ob noch ein Ehepaar aus ihnen wird.
Nur die Sprache ist mir gelegentlich etwas zu modern, vielleicht liegt es aber auch an der Übersetzung, wenn von „Sex“, „gestresst“ und „zusammen gehen“ die Rede ist.