Mehr als nur ein halbes Leben - Lisa Genova

  • Mehr als nur ein halbes Leben - Lisa Genova
    Isbn: 3785760574


    Kurzbeschreibung:
    Sarah hat alles, wovon sie immer träumte: einen tollen Job, drei wunderbare Kinder, ein schönes Haus und einen liebevollen Mann. Nur eins hat Sarah nicht: Zeit. Bis zu jenem Morgen, an dem ihre Welt zusammenbricht. Auf dem Weg zur Arbeit hat Sarah einen Unfall. Als sie Tage später aus dem Koma erwacht, kann sie ihre linke Körperhälfte nicht mehr steuern. Die einst so selbstständige Frau ist auf einmal von anderen abhängig. Und dazu gezwungen, ihr Leben dramatisch zu entschleunigen. Doch während es Sarah allmählich besser geht, stellt sie sich immer öfter die Frage: Will ich mein altes Leben überhaupt zurück?


    Die Autorin:
    Nach ihrem Psychologiestudium hat Lisa Genova an der Universität Harvard in Neurowissenschaft promoviert. Ihr Debütroman, "Mein Leben ohne Gestern", zunächst im Eigenverlag veröffentlicht, hat sich inzwischen zu einem internationalen Bestseller entwickelt, stand lange auf der New-York-Times-Bestsellerliste und wurde von Lesern und Rezensenten begeistert aufgenommen.


    Meine Meinung:
    Jede Minute in Sarahs Leben ist verplant und wird immer nur mit nützlichen Aktivitäten ausgefüllt, bis sie eines Tages während einer Autobahnfahrt zu lange auf ihr Handy starrt und zu wenig auf den Verkehr aufpasst. Nach schweren Kopfoperationen behält sie ein Left Neglect, sie ignoriert völlig alles was links ist und muss sich mit viel Mühe wieder im Leben zu Recht finden und versuchen diesen Neglect zu überwinden.


    Schon das erste Buch der Autorin hat mich berührt, dieses ist anders hat aber den selben positiven Grundton, auch wenn es gerade um traurige Ereignisse handelt. Das Buch wird nicht kitschig und will auch nie Mitleid erregen, es erzählt und es informiert. Alle Informationen sind sehr geschickt in die Geschichte eingesponnen und wirken nie aufdringlich.
    Die Beschreibung über das Left Neglect sind sehr einfach verständlich und doch sehr detailliert beschrieben. Die Folgen und die Probleme, wenn man damit leben muss, sind so eindringlich erzählt, dass man nach diesem Buch sicher nicht mehr während der Fahrt am Handy fummelt.


    Ich wünsche diesem Buch sehr viele Leser, von mir bekommt es 10/10 Punkten.

  • Ich war von dem Buch enttäuscht, vielleicht, weil ich nach "Mein Leben ohne gestern", welches mich sehr begeistert hat, zu hohe Erwartungen hatte.
    Ich fand Sarah schnell nervig und die langwierigen Erzählungen über ihren Stress zu langgezogen. Alle Personen fand ich etwas "blutleer" und konnte mich mit keinem der Beteiligten identifizieren.
    Ich würde höchstens 4 von 10 Punkten vergeben.

  • Ich habe das Buch letzten Monat gelesen, und war begeistert.
    Mein Leben ohne Gestern fand ich schon gut, dieses hier gefiel mir noch besser.


    Zu Beginn begleitet der Leser Sarah und Bob eine Woche durch ihr "normales" Leben auf der Überholspur.
    Nach Sarahs Autounfall werden aber plötzlich ganz andere Dinge wichtiger als beruflicher Erfolg.
    Die Familie muss ihren Alltag ganz anders organisieren und ist dabei auch auf Hilfe anderer angewiesen, wie z.B. der von Sarahs Mutter, mit der sie kaum noch Kontakt hatte. Die vorsichtige Annäherung der beiden wird sehr gut beschrieben.


    Mir gefiel der positive Grundton der Geschichte, teilweise gespickt mit Situationskomik, dadurch glitt die Handlung nie ins Düstere oder Negative ab, sondern blieb immer lebensbejahend.


    Auch von mir gibt es 10 Punkte

  • Meine Rezension
    Sarah und ihr Mann Bob führen ein Leben auf der Überholspur: Beide haben Karriere gemacht und aufreibende Jobs, die sie beinahe rund um die Uhr fordern. Dazu haben sie auch noch drei relativ kleine Kinder, die noch viel Aufmerksamkeit und Zuneigung einfordern. Ihr Tag ist vom Aufstehen bis zum Schlafengehen minutiös durchgetaktet und funktioniert überhaupt nur mit Hilfe ihres Kindermädchens. Und selbst zuhause oder unterwegs hängen die beiden zumindest gedanklich noch immer in ihren Büros fest.


    Ein Leben, das eigentlich keines ist – auch wenn beide das anders sehen. Ich habe mich bei der Lektüre ernsthaft gefragt, wer von den beiden als Erstes einem Herz- oder Schlaganfall erliegt. Doch die beiden werden auf andere Art ausgebremst: Sarah erleidet bei einem Autounfall schwere Schädelverletzungen, infolge derer sie ihre linke Körperhälfte nicht mehr steuern kann, sie noch nicht einmal mehr bewußt wahrnimmt.


    Nach ihrem Unfall will Sarah lange nicht wahrhaben, wie gehandicapped sie ist. Sie lehnt auch strikt Bezeichnungen wie „behindert“ für sich ab – allerdings vermisse ich bei ihr auch gelegentlich den Elan und die Tatkraft, daran zu arbeiten, daß sie es möglichst bald nicht mehr ist. Sie wählt für sich den schweren Weg – aber dort, wo sie es eigentlich nicht müßte. Nur als Beispiel: so lehnt sie zu Beginn leicht anzuziehende Ballerinas und Schlupfhosen für sich ab und will lieber ihre alten Blusen mit zig Knöpfen und zu kleine Hosen mit Reißverschluß und Knöpfen anziehen. Hier könnte sie sich das Leben einfacher machen. Bei ihren therapeutischen Übungen hingegen zeigt sie nicht so einen Ehrgeiz.


    Lange redet sie sich auch ein, sie könnte nach einer Zeit auch einfach so in ihren Job und ihr altes Leben zurückkehren (und das zu einer Zeit, in der sie sich noch lange nicht alleine ankleiden, geschweige denn auf die Toilette gehen kann). Es dauert wirklich lange, bis sie sich die Frage stellt, ob sie das so überhaupt noch will… Das Buch erzählt ihre Schritte zurück in ein halbwegs normales Leben. Ich habe mich hierbei sehr schwer getan mit Sarah als Protagonistin – warum will und muß eine Frau, die pro Woche 80 Stunden und noch mehr arbeitet, gleich drei Kinder haben? Ich bin weiß Gott nicht in alten Rollenmodellen verhaftet – aber das ist doch etwas, wo man irgendwo einmal Prioritäten setzen muß. Bei der „alten“ Sarah hatte ich stets das Gefühl, ihre Prioritäten lägen eben nicht auf ihrer Familie. Ein zweiter Handlungsstrang erzählt die Geschichte um Sarah und ihre Mutter, die lange Zeit nicht gut miteinander klar gekommen sind. Doch nun, wo Sarah Hilfe braucht, ist ihre Mutter da. Dieser zweite Handlungsstrang hat mir gut gefallen.


    Fazit:
    Die Protagonisten führen ein Leben, das ich nicht nachvollziehen kann: beide arbeiten über 80 Stunden die Woche und haben drei Kinder. Sie haben ein Haus in einem Vorort von Boston, aber auch ein zweites in Vermont, in dem sie die Wochenenden und Ferien verbringen. Um das zu stemmen, beschäftigen sie ein Kindermädchen. Um ehrlich zu sein, das wäre nicht mein Ding. Lieber „nur“ ein Haus, geregelte Arbeitszeiten und genug Zeit, um sich selbst um die Kinder zu kümmern. Wie verquer diese Welt ist, wurde mir auch klar, als Sarahs Chef später bereit ist, sie für eine Zeit lang Teilzeit arbeiten zu lassen und damit „nur noch“ eine 40-Stunden-Woche meint. Das wäre nicht mein Leben. Und Gottseidank ist es das auch nicht.


    Nichtsdestotrotz fand ich das Buch interessant und gut lesbar geschrieben – über ihren „Neglect“ hatte ich noch nie vorher etwas gehört, aber wie ich lese, scheint diese Störung nicht so selten zu sein, wie man meint. Ich habe es – mit kleineren Einschränkungen – gerne gelesen.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Ich hab das Buch gestern zu Ende gelesen und es hat mir mit einigen Einschränkungen sehr gut gefallen. Anfangs hätte ich Sarah an die Wand klatschen können, sie machte mich total wütend. Ich hab mir dabei, ähnlich wie Batcat, die Frage gestellt, warum man 3 Kinder haben muss, wenn man gleichzeitig 80 Stunden die Woche arbeiten will/muss. Und das beide Elternteile....


    Das Buch brachte mich aber auch sehr zum Nachdenken, wie schnell sich durch einen unbedachten Moment (Blick aufs Handy bei der Autofahrt) das Leben einer ganzen Familie ändert. Und dass ein so schlimmer Lebenseinschnitt nicht nur Negatives nach sich zieht, für die Kinder brachte er sicherlich sehr viel Positives...sie konnten endlich Zeit mit ihrer Mutter verbringen.


    Dieses Buch würde ich gerne so manchem Arbeitskollegen von mir in die Hand drücken, aber sie würden es sicherlich nicht verstehen....


    Das Buch bekommt von mir 8 von 10 Punkten.

    Liebe Grüße
    Sabine


    Ich :lesend"Talberg 1935" von Max Korn

    Ich höre "Mein Leben in deinem" von Jojo Moyes

    SuB: 163

  • Mich konnte das Buch leider gar nicht fesseln.
    Die Personen sind alle total oberflächlich geblieben. Sarah, die absolute Workaholikerin, lebt nach ihrem Unfall mehr oder weniger ganz "normal" weiter.
    Wenn jemand so verrückt nach seiner Arbeit war, würde er so einen schweren Schicksalsschlag nicht einfach so teilnahmslos hinnehmen :rolleyes
    Das ging mir vieeeel zu leicht!!


    Außerdem wurde meiner Meinung nach die Krankheit viel zu wenig erklärt.
    Sarah bekommt nichts mit, was links von ihr geschieht. Das ist jetzt vielleicht naiv gedacht aber warum dreht sie sich nicht um?
    Wenn sie steht und sie eine Person auf ihrer linken Seite nicht sehen kann, muss sie sich doch einfach nur ein wenig drehen. Oder verstehe ich da irgendwas nicht richtig?! :gruebel



    5 Punkte

  • Sarah führt ein Leben auf der Überholspur mit Ehemann, 3 Kindern und einem 80-Stunden-Job. Doch nach einem Autounfall liegt sie kurz im Koma und zurück bleibt ein linksseitiger Neglect. Sie kann links nicht mehr erkennen. Nirgends. Sarah weiß, sie hat eine linke Hand, kann sie aber weder sehen noch finden, schon gar nicht benutzen. In einem Buch findet sie die linken Seiten nicht und auf ihrem Teller isst sie nur das, was auf der rechten Seite liegt. Personen im linken Teil eines Raumes kann sie hören, aber nicht sehen. Sogar einen 3 Meter hohen geschmückten Weihnachtsbaum übersieht Sarah, denn er steht in der linken Zimmerseite. Links existiert einfach nicht!


    Mit viel Energie, Willen und Kampfgeist versucht Sarah mit der Hilfe und Unterstüzung ihres Mannes und ihrer Mutter ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.


    Nach "Mein Leben ohne Gestern" hat Lisa Genova wieder ein bemerkenswertes Buch geschrieben. Der tägliche Kampf um die Bewerkstelligung ganz gewöhnlicher Tätigkeiten (Gang zur Toilette, sich selbst anziehen) oder Handgriffe (eine Cola aus dem Kühlschrank holen, Zeitung lesen) wird extrem realistisch beschrieben. Und genau wie Sarah nicht bemitleidet werden will, so kommt auch während des lesens weder Mitleid noch Fremdschämen auf. Eher Respekt und sehr viel Sympathie für eine echte Kämpferin mit eisernem Willen, die trotz einiger Rückschläge ihr Ziel nicht aus den Augen verliert.
    Wenn ich schon von Alice angetan war, so hat mich Sarah richtig begeistert. Für mich eine eindeutige Leseempfehlung!