Norman Doidge - The Brain that changes itself

  • Norman Doidge - The Brain it changes itself


    joa ich bin sicher jemand hier, der Zeug liest, was sonst niemand liest aber das macht ja nix.


    Kurzbeschreibung:
    An astonishing new science called neuroplasticity is overthrowing the centuries-old notion that the human brain is immutable. Psychiatrist and psychoanalyst, Norman Doidge, M.D., traveled the country to meet both the brilliant scientists championing neuroplasticity and the people whose lives they’ve transformed—people whose mental limitations or brain damage were seen as unalterable. We see a woman born with half a brain that rewired itself to work as a whole, blind people who learn to see, learning disorders cured, IQs raised, aging brains rejuvenated, stroke patients learning to speak, children with cerebral palsy learning to move with more grace, depression and anxiety disorders successfully treated, and lifelong character traits changed. Using these marvelous stories to probe mysteries of the body, emotion, love, sex, culture, and education, Dr. Doidge has written an immensely moving, inspiring book that will permanently alter the way we look at our brains, human nature, and human potential.


    Ich wollte dieses Buch unbedingt haben - allerdings war mir die Deutsche Campus Ausgabe mit 25 Euro zu teuer. Habe mich heute spontan entschieden mich selbst zu Weihnachten zu beschenken und habe mir das Buch bei KOBO als Ebook gegönnt.


    Es handelt von der Regenerierungsfähigkeit des menschlichen Gehirns und beschreibt einige kleine "Geschichten" die das verdeutlichen sollen. In der ersten, die ich grad lese ist einer Frau zb dauernd schwindlich und sie hat aufgrund von Medikamenten, die sie in KKH nach einem Eingriff bekommen hat ihr Balance-System verloren und hat ständig das Gefühl zu fallen. (muss schrecklich sein) An ihr wurde ein Gerät ausprobiert, was Reize an die Zunge wiedergibt, je nachdem wo sie sich im Raum wie befindet, dadurch soll sie das Balance-System wiedererlernen. (soweit binsch aber noch ne)


    Ich brauche mutmachende Bücher mehr denn je, und sauge dieses hier wie ein Schwamm auf. Ich bin normal kein englisch Buch Leser, mein Englisch is sehr eingerostet, aber es liest sich erstaunlich leicht, leichter als jeder Roman, den ich bisher versucht habe. - Gefällt mir ausgesprochen gut!

  • Hallo LieblingsHufie,


    Da fällt mir der Fall des Schauspielers/Regisseurs Christopher Reeve ein, der auch in dein Thema fällt. Es geht darum um die Neuroplastizität und die unbekannten Grenzen des Möglichen.




    Es ist eine Passage aus dem Buch "Zur Besinnung kommen", von Jon-Kabat-Zinn:


    Er war nach einem Reitunfall im Jahr 1995 vom Nacken abwärts gelähmt, und seine Ärzte sagten ihm immer wieder, dass er niemals mehr in der Lage sein werde, einen Teil seines Körpers unterhalb des Nackens zu bewegen. Seine Situation wurde als "das Szenario des schlimmstmöglichen Falls" eingestuft. Doch nach den Worten von Dr. Michael Merzenich von der Universität Kalifornien in San Francisco, einem Pionier der Forschung auf dem Gebiet der Neuroplastizität sowie der Veränderungen, zu denen es in Gehirnkarten im somatosensorischen Kortex und im auditiven Kortex infolge von Lernen und wiederholtem Gebrauch kommen kann, hat Christopher Reeve "sämtliche Annahmen über die Fähigkeiten des menschlichen Gehirns und des Rückenmarks, sich nach einer katastrophalen Verletzung wieder zu erholen, in Frage gestellt."


    In seinem Fall waren wenigstens zwei Drittel der Nervenbahnen in seinem Rückenmark auf der Höhe des Nackens durchtrennt, und was noch übrig war, funktionierte nicht mehr. Er war vom Nacken abwärts total gelähmt, konnte dort nichts mehr fühlen oder bewegen, und er konnte nicht einmal mehr ohne ein Ventilator-Modul atmen, da die Verletzung auch die Nerven beeinträchtigt hatte, die das Zwerchfell kontrollieren. Während der ersten fünf Jahre nach dem Unfall machte er von passiver elektrischer Stimulation Gebrauch, um seine Muskelmasse aufrechtzuerhalten und den Kreislauf anzuregen. Er verbrachte auch Zeit auf einem Tisch liegend, der ihn in die Vertikale kippte, um die Knochendichte zu erhöhen und den Blutkreislauf noch weiter zu stimulieren. Und er versuchte, in einem Geschirr aufgehängt über einem eingeschalteten Laufband zu hängen. All diese Bemühungen, seinen Körper wieder aufzuwecken, fruchteten klinisch nichts. Er stellte keinerlei Verbesserung fest. Aber er weigerte sich, aufzugeben.


    Nach fünf Jahren ohne Veränderung seines körperlichen Zustands und einer Vielzahl lebensbedrohlicher medizinischer Komplikationen führte Reeve mit Hilfe seiner Ärzte und Pfleger ein Trainingsprogramm durch, das man nur als übermenschlich bezeichnen kann; es wird ABR oder "activity-based recovery" genannt. Im Rahmen dieses Programms wurde sein Körper durch computergestützte elektrische Stimulation der Hauptmuskelgruppen in seinen Beinen auf einem stationären Fahrrad passiv bewegt. Er machte dieses Training dreimal in der Woche eine Stunde lang bei einem fixierten Leistungsoutput (dreitausend Umdrehungen pro Stunde). Zusätzlich liess er täglich abwechselnd wichtige Muskelpartien in den Armen und im Rumpf elektrisch stimulieren. An einem bestimmten Punkt wurde einmal in der Woche eine Wassertherapie eingeführt, bei der er sich in einem Schwimmbecken bewegen und von einem Therapeuten bewegen lassen konnte: gegen einen Widerstand, aber ohne gegen die Schwerkraft kämpfen zu müssen. Er begann auch ein Training mit Atemübungen. Reeve hielt dieses intensive passive Trainingsprogramm aufrecht, weil es, wie er sagte, seine Muskeln stark hielt und seine Stimmung verbesserte. Eines Morgens, nach beinahe sechs Jahren ohne Gefühl in seinem Körper und ohne willkürliche Kontrolle von Bewegungen, und fast ein Jahr, nachdem er das intensive ABR-Programm begonnen hatte, fiel ihm auf, dass er willkürlich ein spastisches Zucken seines linken Zeigefingers auszulösen vermochte.


    Dieser winzige Vorbote, dass Bewegung möglich war, war der Beginn einer langsamen Wiedergeburt motorischer Kontrolle und Empfindung während der nächsten drei Jahre. An jenen Tag zurückdenkend sagte Reeve: Meine erste Reaktion war, meinen Enthusiasmus zu dämpfen. Doch innerlich hoffte und glaubte ich, dass ich, wenn ich plötzlich meinen Finger auf Kommando bewegen konnte, alle anderen Teile meines Körpers erforschen musste, um zu sehen, was möglich war. Ich entschloss mich, das Trainingsprogramm damals zu intensivieren. Wenn Reeve dies sagte, darf man nicht vergessen, wenn er mein Körper sagt, dann war das zu dieser Zeit mehr ein Gedanke und eine Erinnerung als eine im gegenwärtigen Moment vorhandene Beziehung...bis sein Finger sich bewegte.


    Als der sich bewegte, entstand eine neue Ebene der Verbindung. Er wurde wieder "*sein*" Finger im Gegensatz zu einem gefühllosen, unbeweglichen Fortsatz seines Körpers, den er zwar sehen, aber nicht fühlen konnte und der nicht im Geringsten auf seinen Willen reagierte. Als er sich an jenem Tag erneut kontrolliert bewegte, erwachte der Finger, wie man sagt, wieder zum Leben. Und in den folgenden Jahren wurden mehr und mehr Teile seines Körpers wieder lebendig.


    Nach drei Jahren des Wiederherstellungsprogramms auf der Grundlage von Bewegung hatte sich sein Zustand zu dem Zeitpunkt, zu dem dies geschrieben wurde, auf der Skala der Rückenmarksverletzungen um zwei Grade verbessert, ein Ausmass der Wiederherstellung, das noch nie zuvor bei einem Patienten mit einer derart schwerwiegenden Verletzung beobachtet wurde. Dazu gehörte eine Zunahme der Muskelmasse, der Knochendichte, grössere kardiovaskuläre Ausdauer und eine Abnahme von Muskelkrämpfen. Die Anzahl an Infektionen, die den Einsatz von Antibiotika nötig machte, nahm drastisch ab. Seine schwere Osteoporose, die zu pathologischen Brüchen zweier der grössten Knochen in seinem Körper, dem Femur und dem Humerus, beitrug, wurde komplett rückgängig gemacht und auf die Ebenen zurückgeführt, die er vor seinem Reitunfall hatte


    Von dem Tag an, an dem er seinen Finger bewegen konnte, kehrten ganz langsam Empfindung und motorische Kontrolle zurück. Im zweiundzwanzigsten Monat des Übungsprogramms hatte die Empfindung von leichter Berührung sich auf 52% des Normalzustands verbessert; nach weiteren sechs Monaten waren es 66%. Die Fähigkeit nahm ausserdem zu, Vibrationen zu erkennen und warm von kalt zu unterscheiden, und erstaunlicherweise nahm auch sein Sinn der Propriozeption zu, der ihm schliesslich erlaubte, zu wissen, wann seine Position verändert werden musste, weil er sich wundgelegen hatte oder die Blutzufuhr irgendwo im Körper abgeschnitten wurde.


    Zum Zeitpunkt des klinischen Berichts im Jahr 2002 waren etwa 70% von Reeves Körper aktiv in seinem Gehirn repräsentiert, was bedeutet, dass die sensorische Information wieder von der Peripherie, also von seiner Haut, den Muskeln, Knochen und Gelenken, zu seinem Gehirn floss. und dass motorische Botschaften von seinem motorischen Kortex in seine Arme und Beine sowie andere Körperbereiche flossen. Es gab zudem eine Verbesserung um 20 Punkte, auf einer Skala von 100. bei den motorischen Werten, was sich als Bewegung in den meisten Gelenken, einschliesslich Ellbogen, Handgelenk, Finger, Hüfte und Knie manifestierte. Die meisten Muskeln in den Beinen waren noch nicht in der Lage, der Schwerkraft standzuhalten, aber es wurde ihm möglich, im Pool zu stehen und sogar zu gehen. Er war nun auch in der Lage, mehr als eine Stunde lang ohne den Ventilator zu atmen, auch wenn er weiterhin darauf angewiesen war.


    Eine Weise, die Plastizität im erwachsenen Gehirn und Körper voranzutreiben, besteht darin, das, was zu lernen ist, in kleine Schritte aufzuteilen. Ausserdem muss die Anregung, wie Dr. Merzenich sagt, für das Individuum wichtig sein. Der Grad der Wiederherstellung, der bei Christopher Reeve zu beobachten war, hat wie wir uns vorstellen können, sein Leben beträchtlich verändert. Acht Jahre nach dem Unfall und drei Jahre nach Beginn des ABRT-Programms notierte sein Arzt in seinem medizinischen Bericht, dass Reeve seit mehr als dreieinhalb Jahren nicht mehr ins Krankenhaus musste. In nächster Zeit war es ihm möglich, keine Antibiotika mehr nehmen zu müssen. Sein Gewicht war unter Kontrolle. Er konnte ohne Probleme bis zu fünfzehn oder sechzehn Stunden in seinem Stuhl aufbleiben. Wenn man bedenkt, dass er ein Ventilator-abhängiger C2-Fall war. Der nächste Schritt war es für ihn, ohne den Ventilator auszukommen. Zu dieser Zeit war er in der Lage, mit seiner Familie auszugehen, er konnte seinen Kindern und seinen Freunden beim Spielen zusehen. er konnte so nahe wie möglich an das Spielfeld herangehen, ohne selber teilzunehmen.


    Was Reeve später einmal sagte war dies: "Unser Geist hat eine unglaubliche Fähigkeit, den Körper zu beeinflussen".


    Ich habe dir noch ein Buch unten angehängt

    In der Schule fragten die Lehrer mich, was ich später werden wolle. Ich antwortete: Glücklich. Die Lehrer sagten, ich verstünde die Frage nicht. Ich sagte, sie verstünden das Leben nicht.


    John Lennon




    Test-Webseite für Bücher weit abseits des Mainstreams:

    aufwachen.bplaced.net