So, dieses Geschichte wollte ich zuerst für den "Der nächste Morgen" Schreibwettbewerb nehmen. Dann habe ich mich für die andere entschieden.
(Auf) Wiedersehen
Julia spürt den Hosenbund immer weiter in ihr Hüftfleisch einschneiden. "Nicht nach oben ziehen", herrscht sie die Verkäuferin in dem hippen Laden an der Ecke ( Fuck Fashion- Mode für Teens) an. Ein junges Ding mit saftiger Haut und zu enger Bluse, in der das pralle Leben beheimatet zu sein scheint. "Das ist eine Hüfthose." Das Wort "Alte", schwebt sozusagen unausgesprochen in der Luft herum, bevor es sich breit grinsend mit einem Extrakilo Gewicht auf Julias Hintern niederlässt. Die Verkäuferin zieht eine Augenbraue hoch. "Macht schlankere Beine und mogelt glatt drei Kilo und einskommafünf Konfektionsgrößen weg."
Julia holt tief Luft, saugt den Bauch in ihr Innerstes und hofft, dass sie gut aussieht, unwiderstehlich muss sie mindestens sein. Sie will sich endlich zeigen können, endlich, nach zwanzig Jahren, hundert Träumen, die zwischen diesen paar Wochen im Frühling und Heute liegen. Auf dem Bild hat er ein paar Falten mehr um sein markantes Dreitagebartkinn, sie erinnert sich an das angenehme Kratzen an ihren empfindlichsten Hautstellen. Und an einen weggestoßenen, heißen, keuchenden Kopf. Sie betrachtet das Bild, die Augen sind immer noch klar und hellbraun, sie lügen. So, wie in ihrer Erinnerung.
"Wir Beide in derselben Stadt", das müssen wir feiern, Juli. Das kann kein Zufall sein. Um sechs in der Malzmühle."
Sie zieht die Augenbrauen nochmal nach, fährt mit den Fingerspitzen durch die Haare, tupft Caramelgloss auf die Lippen.
In der Malzmühle ist es schummrig, Kerzen brennen und verdecken den klebrigen Dunst der Jahre, der in den Räumlichkeiten hängt. Sie reden und lachen gezwungen, weißt Du noch, früher? Ja, sie weiß es noch. Endlose Wege. Endlose Nächte. Endlose Liebe. Dachte sie. Damals. Endlose Wut und endlose Trauer. Endlose Leere.
Er nimmt ihre Hand. "Das ist lange her, Julia. Ich habe oft an Dich gedacht."
Sie betrachtet die Schemen seines Gesichtes, erforscht seine Augen, die über ihre kaschierten Kurven wandern und wie kleine Nadelstiche in ihr brennen. Die Narbe am Kinn, wieviele Hände haben sie im Laufe der Jahre gestreift? "Hast Du mit vielen Frauen.....?"
Sein Blick tastet über sie, hält sie. "Ja." Und diesmal lügen seine Augen nicht.
Die Hüfthose liegt ausgebeult am Boden, Katja atmet ein. Atmet aus. Fühlt die die schwere Erschöpfung ihres Körpers und Arme des Mannes neben sich, die bald in einem anderen Bett liegen werden. Nach zwanzig Jahren fühlt sie seine Unbeschwertheit, teilt sie. Endlich.
Edit: Kleinigkeiten verbessert, schwere Fehler dringelassen.