Limmat Verlag, 2011
Gebundene Ausgabe: 141 Seiten
Kurzbeschreibung:
Hanna, Treuhänderin im Burnout, sitzt wie gelähmt vor ihrem Computer, flüchtet in die Stadt, klaut in Warenhäusern, versucht Männer kennenzulernen. Ihre junge Sekretärin Sabine übernimmt mehr und mehr die Dossiers, jubelt ihr Dates unter und träumt selbst von der Liebe. Georg, Gamedesigner im Timeout, kämpft gegen Drachen und rennt durch die Stadt, etwas Undefinierbares im Nacken. Um schliesslich durch die Kontaktinserate auf den Bildschirmen von Hanna und Sabine am Helenenplatz zu geistern. Drei moderne Stadtmenschen treffen und verpassen sich, gelenkt der Stadt, ihren Strassen, Warenhäusern, Bürotürmen und Bildschirmen. Gelenkt von ihren Träumen von der Liebe, die länger hält als ein paar Nächte. Wunderbar musikalisch erzählt Simona Ryser von der Stadt, von der Arbeit und der Liebe. "Helenenplatz" ist ein modernes Märchen im Zeitalter der Onlineportale, auf denen einsame Singles auf der virtuellen Suche nach dem einzig wahren Date sind: Am Stadtrand unter der Kastanie.
Über die Autorin:
Simona Ryser, geboren 1969 in Zürich, Lehre als Verlagsbuchhändlerin, studierte Philosophie und deutsche Literatur an der Universität Zürich und bildete sich zur Opernsängerin aus. Sie arbeitete als Verlagslektorin und lebt heute als Autorin, Hörspielregisseurin und Sängerin in Zürich.
Mein Eindruck:
Diese schmale Buch erschien im Schweizer Limmat-Verlag und erzählt von 3 Menschen, Hanna, Sabine und Georg und von ihren Befindlichkeiten.
Ausgebrannt, verträumt in einer eigenen Welt leben oder unter Druck stehen sind der momentane Zustand der drei. Sie wohnen alle in der selben Stadt, aber wie die Autorin schreibt: “Dass sich Hanna und Georg … nicht begegnen, liegt daran, dass die Stadt eine Krake ist mit unzähligen Armen, ein weit verzweigtes Nervennetz.”
Solche und ähnlich gelungene Sätze (vor allen immer wieder über die Stadt) schaffen entsprechende Bilder im Kopf des Lesers.
Intensiv werden dann die Beschreibungen über die Schneemassen beim überraschenden Wintereinbruch im zweiten Teil.
Auffällig ist Hannas Schweigen, ihre Reglosigkeit. Das Verstummen wird von der Umgebung aber nicht bemerkt. Dem entgegengesetzt ist Georgs Ruhelosigkeit, er wird zum Rastlosen.
Die Autorin zeigt die Symptome der Krankheit anonymes Großstadtleben, in de sich die Figuren zwar begegnen, aber sich nicht wirklich wahrnehmen.
Die Aufteilung des Textes in drei Teile ergibt sich im Einklang mit der musikalischen Gestaltung.
Helenenplatz ist ein Roman, der mich sprachlich in Passagen begeistern konnte, thematisch aber nur teilweise überzeugt.