Winterstarre - Joachim Rangnick

  • Kurzbeschreibung - Klappentext / amazon.de
    Ein abgelegenes Hochtal in den Allgäuer Alpen – und ein grauenvoller Fund: In einer Hütte liegen mehrere Leichen. Wer sind die Toten? Der Rechtsmediziner stellt fest, dass die Leute mit einem bislang unbekannten Virus infiziert wurden. Kommissar Brunner gründet eine SOKO, der sich auch Walcher anschließt. Die Jagd nach einem Gegner, der an Gier und Grausamkeit kaum zu überbieten ist, beginnt.


    Über den Autor - amazon.de
    Joachim Rangnick, geboren 1947, ist studierter Grafiker und lebt in Weingarten. Heute widmet er sich ganz dem Schreiben. In seinen Kriminalromanen bringt sich Journalist Robert Walcher im beschaulichen Allgäu immer wieder in höchste Gefahr. Winterstarre ist der neueste Fall von Robert Walcher.


    Meine Meinung
    Winterstarre ist der dritte Fall um Robert Walcher nach "Der Ahnhof" und "Bauernfänger". Das erste Buch hatte ich noch gelesen, das zweite habe ich mir gespart, nachdem es mir gar nicht gefallen hat. Aber nachdem ich bei vorablesen nun bei Teil Drei Glück hatte, habe ich Joachim Rangnick eine zweite Chance gegeben, die er wohl im Laden nicht bekommen hätte.


    Und ich muss sagen: Es hat sich durchaus gelohnt und ich bin positiv überrascht worden. Auch wenn es sich irgendwie nicht um einen typischen Krimi handelt, bei dem man "mitermitteln" kann - es ist einfach sehr schnell klar, wie der Hase läuft (oder gelaufen ist), aber man begleitet Walcher als ermittelnden Journalisten oder schreibenden Ermittler gemeinsam mit Kommissar Brunner und durchleidet die ein oder andere Situation, die man Walcher, der mir um einiges sympatischer wirkt als im ersten Band, gern erspart hätte.


    Sein Privatleben hat sich seit dem ersten Band (also schätze ich eben im zweiten...) auch weiterentwickelt, auch wenn sich hier immer noch nicht alles wirklich gut und einfach darstellt. Ganz toll fand ich wieder seinen Tier-Haufen zuhause um Rolli, Bärendreck und die Hühner. Und natürlich die Unterstützung seiner beiden Mädels zuhause, auch wenn Ziehtochter Irmi in diesem Buch weniger vorkommt.


    Das Buch an sich ist eher ein Wirtschaftskrimi, Konzerninteressen und Machtgeklüngel wechseln sich ab. Dies versetzt ins Allgäu und somit einer Prise rustikalem Winterfeeling hat mich gut unterhalten. Kein Meisterstück, aber solide und so gut gemacht, dass ich wohl den ein oder anderen Blick auf die nachfolgenden Bücher von Joachim Rangnick werfen werde!

  • Nichts für Landeier:
    Mit dem vorliegenden Buch "Winterstarre" von Joachim Rangnick ist ein weiterer Krimi rund um den Allgäuer Journalisten Walcher enstanden, den ich gerne gelesen habe.


    Im Krimi geht es nach der Entdeckung mehrerer marokkanischer Leichen auf einem Allgäuer Hof um Verbrechen an der Menschlichkeit, die ich mir als "Landei" zunächst gar nicht vorstellen konnte. Hier liegt denn dann auch ein gehörige Portion Ironie, denn die Dinge, die sich im Laufe der Geschichte zeigen (ich will hier nicht zu viel verraten), passieren gerade in kleinen beschaulichen Allgäuer Fleckchen, wenn auch mit weltweiten Verstrickungen.


    Mir gefällt die moderne Sprache und die Schilderung des Lebens auf dem Hof von Walcher sehr gut, für mich lässt es sich schnell lesen und einige Male musste ich auch laut lachen.


    Hat mir Spaß gemacht!


    Jaune

    "Vorrat wünsche ich mir auch (für alle Kinder). Nicht nur Schokoriegel. Auch Bücher. So viele wie möglich. Jederzeit verfügbar, wartend, bereit. Was für ein Glück." Mirjam Pressler

  • Für mich war es das erste Buch des Autors.
    Es fing auch recht spannend an mit dem Auffinden der Leichen in der Alphütte.
    Die Schilderungen der Lebensbedingungen im Mägertal, die Beschreibung der Ureinwohner, all das hat mich amüsiert, da die Charaktere schrullig, ja liebenswürdig rüberkamen.
    Rangnick spart auch nicht mit sozialkritischen Seitenhieben aber alles versteckt unter ironischen fast schon sarkastischen Worten. Überhaupt gefällt mir der anspruchsvolle Schreibstil des Autors.
    Die Ermittlungen selbst gestalten sich etwas schwierig was zum einen dem Schneefall zum anderen einem Maulwurf bei der Polizei zu verdanken ist.
    Die zweite Hälfte des Buches zog sich dann etwas. Recht verworren auch die Schilderung der Verwicklungen des Pharmakonzerns was mir dann die Lust am Lesen etwas minderte.
    Trotz des Spannungsabfalls aber ein solide gemachter Krimi. Es gibt wirklich schlechtere.

  • "Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt." Joachim Rangnick bezieht sich auf das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland, als er dieses Zitat seinem Kriminalroman "Winterstarre" voranstellt. Dieses Zitat verdeutlicht, wie schnell dieses wichtige Grundgesetz von den Figuren seines Romans, sowohl von einfachen Menschen als auch von großen Institutionen, verletzt wird und wie wenig ein Menschenleben in unserer Welt zählt.


    Der Journalist Robert Walcher unterstützt die SOKO "Winterstarre" bei deren Ermittlungen zu einem grauenvollen Leichenfund: In einer abgelegenen Hütte im Mägertal, einem Hochtal in den Allgäuer Alpen, werden im Frühjahr mehrere zu Bündeln verschnürte verweste Leichen gefunden. Todesursache ist ein bislang unbekanntes Virus, das im Winter auch einige Menschenleben der Mägertaler Bevölkerung gekostet hat. Schnell wird deutlich, dass hinter diesen Todesfällen ein riesiger Skandal steckt, den mächtige Institutionen vertuschen möchten.


    Der Kriminalroman ist fesselnd und informativ geschrieben, wobei er sich in zwei Handlungsstränge aufteilt: In der ersten Hälfte erlebt der Leser nach einem Kapitel über den Leichenfund die Ereignisse des Winters hautnah mit. In kurzen Kapiteln, die den Fokus auf die einzelnen Protagonisten legen, erfährt der Leser von der illegalen Arbeitsvermittlung einer marokkanischen Reisegruppe im Mägertal, von der Erkrankung eines Mannes, der innerhalb kürzester Zeit seine Kollegen und Teile der Mägertaler Bevölkerung tödlich infiziert. Man spürt die Angst der Marokkaner vor Krankheit, Tod und Abschiebung, die Angst der Brüder, die die Marokkaner beherbergen, vor Entdeckung und Bestrafung, die Angst der Bevölkerung vor dem Fremden. Und es wird deutlich, dass die Ereignisse sich rasch zuspitzen und sofort vertuscht werden. Die Menschenrechte und das Grundgesetz werden trotz besseren Wissens schnell aufgrund der eigenen Ängste verdrängt. Erst in der zweiten Hälfte wird die SOKO aktiv und entdeckt die wahren Hintergründe der Allgäuer Ereignisse des Winters, die noch skandalöser und unmenschlicher sind als bereits die schockierenden Taten im Winter. Diese Aufteilung ist dem Autor sehr gut gelungen und bietet dem Leser zwei interessante Perspektiven, wobei der Leser jederzeit bereits viel mehr weiß als die einzelnen agierenden Figuren. Das Thema ist sehr gut gewählt, aktuell und sehr gut erarbeitet. Dennoch habe ich drei Kritikpunkte, die mein Gesamturteil etwas mindern: Erstens erinnert mich der Computerspezialist und dessen wichtige Rolle bei der Enttarnung der Drahtzieher zu sehr an Lisbeth Salander. Zweitens fällt die Spannung am Übergang zwischen der ersten und der zweiten Hälfte kurz ab, da die Ermittler sich zunächst Wissen aneignen müssen, das der Leser bereits hat. Drittens hat mich der Bezug zu den Menschenversuchen der Pharmaindustrie wiederum an Henning Mankells "Kennedys Hirn" erinnert.


    Winterstarre ist ein hervorragender Kriminalroman, der Spannung, interssante Charaktere und informative Hintergründe mit brisanter Aktualität in sich vereint, und ist folglich sehr zu empfehlen.