Was ich eigentlich für ein Kinderbuch hielt, war irgendwie etwas ganz anderes, nur was genau weiß ich noch nicht so recht.
Es fängt alles ganz überschaubar an. Ein Junge, es wird wohl Mitte des letzten Jahrhunderts sein, dümpelt durch die Trägheit des isländischen Sommers. Er wohnt auf einem Bauernhof, die Erwachsenen sind sonderbar lieblos und wohl eher Pflege- denn leibliche Eltern. Und da er außer gelegentlichen Hilfsarbeiten nichts zu tun hat, träumt er vor sich hin, quält den Nachbarshund, macht Unsinn. Nicht aus Bösartigkeit, eher aus Langeweile, es gibt schließlich auch niemanden, der ihm in irgendeiner Weise moralisches Vorbild wäre: ein einsamer Junge in einer fast surrealistisch fremden, aber doch vertrauten Umgebung.
Doch irgendwann dreht die Geschichte, der Junge verwandelt sich in ein so eben von ihm gemaltes Eichhörnchen, die Perspektive wechselt von der ersten zu dritten Person, und dieses Tier tut wohl, was der Junge schon immer tun wollte: es geht weg, in die Stadt. Nicht etwa in einen schönen Park, um sich nachmittags von Omas füttern zu lassen, nein, plötzlich entsteht eine Fabelwelt, mit autofahrenden Berhardinern, nähmaschinensammelnden Katzen und einem Bären, der einen Trödelladen betreibt. Na, und da lebt es dann in einer Kellerwohnung und erlebt so gut wie nix...
Also ehrlich, dieses Buch ist mir ein Rätsel. Eichhörnchen gibt es in Island gar nicht, außer in der Edda, wo es in der Weltenesche Yggdrasil wohnt. Ratatöskr heißt es dort, und vermittelt zwischen dem Adler in der Krone und dem Drachen unter den Wurzeln. Aber was hat das mit diesem Buch zu tun? Welche Rolle spielt das Rentier, warum macht der gestiefelte Kater mit, was haben die Kleiderbügel zu bedeuten? Bei jedem Satz dachte ich, der will entziffert werden, aber vielleicht ist das Buch einfach nur Unsinn, eine Fabel ohne Moral, Connie auf poetisch.
Die Ausstattung jedenfalls ist toll, geprägter Einband, mit Illustrationen, originellem Satz, hochwertiger Bindung usw.
Trotzdem, ich muss das Buch mal sacken lassen, vielleicht kann ich die vielen Motive, die ich durchaus erkannt zu haben glaube, aber leider nicht deuten konnte, bei erneutem Lesen interpretieren. Und immerhin habe ich gelernt, dass es in Island im 16. Jhd mal einen Massenmörder gab