Geschichten aus dem Alltag
Hanser Verlag, 2011
Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
Kurzbeschreibung:
Oft ist es nur ein kleiner Moment, der den Alltag plötzlich aus dem Gleis springen lässt. Wie bei dem Sparkassenangestellten, der eines Freitagnachmittags einfach so mit 3,2 Millionen Mark davongeht. Ursula März erzählt Geschichten von großen und kleinen Verbrechen, von kaltblütigen Betrügern und ungeschickten Mördern. Es sind ungeheuerliche Geschichten über menschliche Ausnahmesituationen, inspiriert vom wahren Leben und zugleich von großer literarischer Kraft. Einmal mehr offenbart die Autorin, wie schmal der Grat zwischen Normalität und Brutalität ist - und wie stark ein Verbrechen von absurden Zufällen abhängen kann.
Über die Autorin:
Ursula März, 1957 in Herzogenaurach, Mittelfranken, geboren Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Erlangen
Studium der Germanistik und Philosophie in Köln, Studienabschluss in Berlin
ab Ende 80er Jahre Tätigkeit als freie Journalistin und Kritikerin für verschiedene Rundfunksender und die FRANKFURTER RUNDSCHAU
1990-1995 längere private Aufenthalte in der Äußeren Mongolei, auf der italienischen Insel Stromboli und in Rostock
ab 1995 freie Mitarbeit bei der ZEIT, seit 2006 feste Mitarbeiterin
2002-2008 Jurorin beim Klagenfurter Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb, außerdem Jurorin des Wilhelm-Raabe-Preises Braunschweig und des Düsseldorfer Literaturpreises deLit.
Ursula März lebt in Berlin.
Mein Eindruck:
Die bekannte Literaturkritikern Ursula März hat ein Buch mit Kurzgeschichten geschrieben.
Da ich die erste Geschichte “Auf Bestellung” bereits auf der Lesung von Ursula März in Frankfurt gehört hatte, war mir das Konzept des Buches geläufig. Es werden in kurzen voreinander unabhängigen Geschichten Fälle gezeigt, mit kleinen Betrügern, im Leben zu kurz gekommenen und allerlei skurrilen Figuren.
Immer geraten die Protagonisten mehr oder weniger mit dem Gesetz in Konflikt und vor Gericht. Es sind meistens kleine Leute. Auffallend ist die Sachlichkeit, die die Autorin anwendet und letztlich so auch immer die Würde ihrer Figuren wahrt.
März schreibt eindeutig und zeigt dabei Schwächen und Ticks ihrer Protagonisten, sie dabei jedoch nicht verurteilt.
Sie baut auch bewusst eine Distanz zu den Figuren auf, die schließlich auf reale Personen basieren. Diese Form des Respekts ist zu begrüßen, kann aber in einigen Geschichten dazu führen, dass auch der Leser den handelnden Personen nicht nahe kommt. In den meisten Geschichten wird es dem Leser aber ermöglicht, sich in die Figuren hineinzufühlen.
Erfreulicherweise ist das Niveau bei fast allen Geschichten etwa gleich hoch.
Die forcierte Leseart erinnert mich an die Fälle von Ferdinand von Schirach. Die Geschichten von März sind ebenfalls berührend, manchmal witzig, oft tragisch.
Die Geschichte, die mir persönlich am besten gefallen hat, ist
“Doch eine Leuchte”, um eine Frau, die als Dummer Mensch betrachtet wird, doch dann stellt sich heraus, dass sie im Gegenteil um einen hohen Intelligenzquotient verfügt.
Das Experiment der Kritikerin auch mal Kurzprosa zu schreiben, ist gelungen, einen Roman darf man hingegen nicht so schnell erwarten.