ZitatOriginal von Tilia Salix
Schade, dass der Klappentext diese Überraschung zum großen Teil vorweg nimmt
Das finde ich auch ein bisschen Schade, dafür dass es für Hiroshi die große Entdeckung am Schluss ist... gut, es wird nicht in voller Konsequenz verraten worum es geht, aber letzten endes hab ich mich deshalb nie auf die "Außerirdische haben die Sonde geschickt"-Version einlassen können. Der Aha-Effekt wäre einfach noch größer gewesen.
Ich habe das Hörbuch gestern beendet. Wow... das war wirklich ein Knaller!
Völkermord auf einer völlig neuen, unfassbaren Ebene, noch dazu dass es immer weiter geht unaufhaltsam, die ultimative Antwort warum wir noch keinen Kontakt haben (und BETEN sollten, nie welchen zu bekommen!), und ein absolut schlüssiges und charakterlich stimmiges Ende. Zum Schluss gab's noch so viele "Uff"-Momente.
Auch der "Sinn" von Charlottes besonderer Fähigkeit, der mir die meiste Zeit ehrlich gesagt ein bisschen gefehlt hat, weil es ja außer am Anfang nur selten eine Rolle gespielt hat, erschließt sich: Sie hat damals gefühltes Wissen auf Hiroshi übertragen, im Moment des schwarzen Messers. Das hat auch gut gepasst und zeigt auch wieder, dass da doch eine tiefe Verbindung zwischen den beiden geherrscht hat. Ich glaube zumindest nicht, dass diese Übertragung mit jedem funktioniert hätte.
Interessant fand ich hier JBs Rolle im Gesamtbild... die ganze Zeit denkt man, von dem droht noch Unheil, als man dann glaubt es ist so weit, heisst es plötzlich: "Alle an der Grenze gestoppt!" und man denkt sich haha, ätsch! Dummerweise werden so die offiziellen Behörden auf Charlottes Fährte gesetzt und nur deshalb wird Hiroshi offenbar an ihrer Haustür empfangen (gut, früher oder später hätten sie ihn sicher auch so gefunden, aber die Kette der Ereignisse fand ich einfach passend).
Habe ich im letzten Abschnitt noch Hiroshis sorglosen Umgang mit der Möglichkeit der Naniten kritisiert, erleben wir hier einen völlig veränderten Hiroshi. Als er die volle Tragweite der Funktionen seiner kleinen Freunde begriff, muss er wie vor den Kopf geschlagen gewesen sein. Endlich die Möglichkeit zu haben seine Träume in die Realität umzusetzen und genau an diesem Punkt zu begreifen, was es noch alles für schreckliche Möglichkeiten gibt, die tatsächlich schon einmal stattgefunden haben. Das endgültige Scheitern. Das Wissen, dass es keinen Sinn mehr hat, weiterzuforschen oder einen anderen Weg zu suchen. Ich glaube, das einzige was ihn etwas damit versöhnen konnte, war die Möglichkeit, Charlottes Leben zu retten. Aber für ihn war es das Ende der Straße.
Der Gedanke, dass Hiroshi sich am Ende des Buches das Leben nehmen könnte, kam mir schon relativ früh im Buch. Mir fiel einfach auf, als Charlotte in ihrer Kindheit von dem Jungen erzählte, der aus Liebe Selbstmord beging und Hiroshi dann meint: Wenn ich mal Selbstmord begehe, dann nicht aus Liebe (sinngemäß) und zum anderen die szenisch genaue Schilderung des Seppuku-Rituals durch Hiroshis Vater. Da kam dann im Hintergrund schon so ein ominöses "Ohoh"-Gefühl auf. Es hat aber einfach so gut gepasst. Die Art und Weise wie er es getan hat, die Schaffung des Tantos und somit die Übergabe seines ganzen Wesens, sprichwörtlich seines Herzblutes, an Charlotte. Das hatte eine ganz eigene Poesie und hat mich auch sehr berührt.
Ich werde jetzt auch erst mal in mich gehen müssen und die ganze Sache sacken lassen. Es waren viele Denkanstöße darin, einige hoffnungsvoll, einige entmutigend, aber auf jeden Fall beachtenswerte! Danke dafür.
Andreas
Du hast ja Deinen Roman in verschiedene "Insel"-Abschnitte gegliedert. Was hat Dich auf diese Darstellungsweise gebracht?
Vielen Dank für Deine Begleitung der Leserunde.