'Herr aller Dinge' - Seiten 631 - Ende

  • Zitat

    Original von Tilia Salix
    Schade, dass der Klappentext diese Überraschung zum großen Teil vorweg nimmt


    Das finde ich auch ein bisschen Schade, dafür dass es für Hiroshi die große Entdeckung am Schluss ist... gut, es wird nicht in voller Konsequenz verraten worum es geht, aber letzten endes hab ich mich deshalb nie auf die "Außerirdische haben die Sonde geschickt"-Version einlassen können. Der Aha-Effekt wäre einfach noch größer gewesen.


    Ich habe das Hörbuch gestern beendet. Wow... das war wirklich ein Knaller! :wow
    Völkermord auf einer völlig neuen, unfassbaren Ebene, noch dazu dass es immer weiter geht unaufhaltsam, die ultimative Antwort warum wir noch keinen Kontakt haben (und BETEN sollten, nie welchen zu bekommen!), und ein absolut schlüssiges und charakterlich stimmiges Ende. Zum Schluss gab's noch so viele "Uff"-Momente.
    Auch der "Sinn" von Charlottes besonderer Fähigkeit, der mir die meiste Zeit ehrlich gesagt ein bisschen gefehlt hat, weil es ja außer am Anfang nur selten eine Rolle gespielt hat, erschließt sich: Sie hat damals gefühltes Wissen auf Hiroshi übertragen, im Moment des schwarzen Messers. Das hat auch gut gepasst und zeigt auch wieder, dass da doch eine tiefe Verbindung zwischen den beiden geherrscht hat. Ich glaube zumindest nicht, dass diese Übertragung mit jedem funktioniert hätte.


    Interessant fand ich hier JBs Rolle im Gesamtbild... die ganze Zeit denkt man, von dem droht noch Unheil, als man dann glaubt es ist so weit, heisst es plötzlich: "Alle an der Grenze gestoppt!" und man denkt sich haha, ätsch! Dummerweise werden so die offiziellen Behörden auf Charlottes Fährte gesetzt und nur deshalb wird Hiroshi offenbar an ihrer Haustür empfangen (gut, früher oder später hätten sie ihn sicher auch so gefunden, aber die Kette der Ereignisse fand ich einfach passend).


    Habe ich im letzten Abschnitt noch Hiroshis sorglosen Umgang mit der Möglichkeit der Naniten kritisiert, erleben wir hier einen völlig veränderten Hiroshi. Als er die volle Tragweite der Funktionen seiner kleinen Freunde begriff, muss er wie vor den Kopf geschlagen gewesen sein. Endlich die Möglichkeit zu haben seine Träume in die Realität umzusetzen und genau an diesem Punkt zu begreifen, was es noch alles für schreckliche Möglichkeiten gibt, die tatsächlich schon einmal stattgefunden haben. Das endgültige Scheitern. Das Wissen, dass es keinen Sinn mehr hat, weiterzuforschen oder einen anderen Weg zu suchen. Ich glaube, das einzige was ihn etwas damit versöhnen konnte, war die Möglichkeit, Charlottes Leben zu retten. Aber für ihn war es das Ende der Straße.


    Der Gedanke, dass Hiroshi sich am Ende des Buches das Leben nehmen könnte, kam mir schon relativ früh im Buch. Mir fiel einfach auf, als Charlotte in ihrer Kindheit von dem Jungen erzählte, der aus Liebe Selbstmord beging und Hiroshi dann meint: Wenn ich mal Selbstmord begehe, dann nicht aus Liebe (sinngemäß) und zum anderen die szenisch genaue Schilderung des Seppuku-Rituals durch Hiroshis Vater. Da kam dann im Hintergrund schon so ein ominöses "Ohoh"-Gefühl auf. Es hat aber einfach so gut gepasst. Die Art und Weise wie er es getan hat, die Schaffung des Tantos und somit die Übergabe seines ganzen Wesens, sprichwörtlich seines Herzblutes, an Charlotte. Das hatte eine ganz eigene Poesie und hat mich auch sehr berührt.


    Ich werde jetzt auch erst mal in mich gehen müssen und die ganze Sache sacken lassen. Es waren viele Denkanstöße darin, einige hoffnungsvoll, einige entmutigend, aber auf jeden Fall beachtenswerte! Danke dafür. :anbet


    Andreas
    Du hast ja Deinen Roman in verschiedene "Insel"-Abschnitte gegliedert. Was hat Dich auf diese Darstellungsweise gebracht?
    Vielen Dank für Deine Begleitung der Leserunde. :wave

    „Furcht führt zu Wut, Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid.“

    - Meister Yoda

  • Der letzte Abschnitt mit dem wohl unumgänglichen Schluss hat auch mich sehr berührt und in Gedanken versunken zurück gelassen.


    Wie muss sich Hiroshi gefühlt haben, als er feststellen musste, dass er seinen Plan, allen Menschen die gleichen Chancen zu gewähren, nicht ausführen kann. Sein ganzes Leben war auf dieses Ziel ausgerichtet - und nun das. Daher freut es mich um so mehr, dass er Charlotte heilen konnte und eine Möglichkeit gefunden hatte, ihr mit seinem Messer seine Liebe zu beweisen!


    Als die letzte Seite umgeblättert war, war ich erst Mal sprachlos und hatte mit Tränen zu kämpfen. Es ist schwierig, dieses tolle Buch einfach in so ein paar Worten zu beschreiben.


    Kurz gesagt: diese Geschichte bietet einfach alles, was das Leserherz begehrt!


    Vielen Dank, Andreas, für tolle Lesestunden und deine Begleitung dieser Leserunde! :wave

  • Ich bin durch.
    Und ich bin tief bewegt.


    Mann oh mann, selten hat mich das Ende eines Buches so vom Hocker gehauen, wie dieses hier.
    Zuletzt waren es "Der letzte seiner Art" und "Eine Billion Dollar", die mich so zurückgelassen haben.


    Im allerletzten Abschnitt, als Charlotte den Brief von Hiroshi erhält, hatte ich plötzlch das Bild von Bruce Willis vor Augen, als er in dem Hollywood-Kracher "Armageddon" die Atombomben zündet.


    Eiin Leben, das in schnellen Bildern vorbeizuckt.
    Ein Ende und eine Theorie, die mich das ganze Buch in wenigen Sätzen nochmal erleben, und mit ganz anderen Augen sehen lassen.


    Jetzt verstehe ich plötzlich den nahezu ausufernden Beginn, die Wendungen und die Ereignisse. Alles lief von Anfang an auf dieses eine Ende hin.
    Es war nur so naheliegend, dass ich es nicht sehen konnte.


    Wenn ich diese Zeilen tippe, liegt das Buch schon zwei Tage hinter mir.
    Und trotzdem ist mir so, als würde ich Hiroshi und Charlotte immer noch sehen können, als würden mich die beiden immer noch wie zwei imaginäre Freunde begleiten.
    Herr aller Dinge bekommt in meinem Regal einen Ehrenplatz.
    Das Buch muss ich mit Abstand nochmal lesen.


    Meinen Dank an Andreas Eschbach für seine Begleitung dieser Leserunde, und für das Schreiben eines solchen Buchs überhaupt.


    So macht Lesen Spaß :lesend


    Dafür lasse ich die Flimmerkiste und das Internet sehr gerne mal links liegen :-)


    LG


    Dirk67 :wave

  • Hiroshi ist klar geworden, dass es für den Menschheit nicht möglich ist, soviel Macht zu besitzen, mit der man das Leben aller Menschen verbessern könnte, weil die Macht immer missbraucht wird und das mit furchtbaren Folgen. Mir ist ganz schlecht geworden, als er die Programmierung der Naniten so deutete, dass sie ALLES Leben vernichtet haben und das nicht nur auf der Erde, sondern im ganzen Sternensystem. Das wirft ein niederschmetterndes Bild auf die Menschheit, aber beileibe kein abwegigs. Auf jeden Fall habe ich seit kurzem einen gehörigen Respekt vor der Nanotechnologieforschung. Von was das bloß kommt :gruebel :lache


    Das Hiroshi Charlotte von ihrem Krebs heilt, hat uns noch einmal vor Augen geführt, wieviel Gutes der Menschheit durch diese Technologie hätte widerfahren können. Wenn das Pendel nur nicht unweigerlich auch in die andere Richtung ausschlagen müsste. Sein Vermächtnis an Charlotte war sehr bewegend und eigentlich auch eine Art Strafe für sie. Hiroshis Liebe zu ihr, die sie zurückgewiesen hat, zu fühlen, als wäre es ihre eigene und zu erleben, was sie zurückgewiesen hat, das dürfte nicht leicht zu verdauen sein. Vor allem, weil man es nie mehr gutmachen kann.


    Mir hat die Geschichte, auch als Hörbuch sehr gut gefallen. Es war ein seltenes, einmaliges Hörerlebnis und ich fange gar nicht erst an, darüber eine Rezi schreiben zu wollen. Ich würde der Geschichte nicht gerecht werden. Danke für die Begleitung der Leserunde, Andreas! :anbet