Die Fackeln der Freiheit: Ein Lord-John-Roman

  • Englisches Original: The Scottish Prisoner


    Eins zur Klarstellung vorweg: dies ist nicht der neueste Band in der Claire-Jamie-Outlander-Saga sondern ein weiterer historischer Krimi mit Lord John Gray. Die Handlung ist 1760 angesetzt, parallel zum 3. Band der Outlander Saga "Voyager" (Ferne Ufer), also zu der Zeit die Jamie in Helwater als Gefangener der Krone verbringt.


    Lord John erhaelt einige brisante Dokumente, die ihn auf die Spuren eines ehemaligen Soldatenkameraden nach Irland fuehren. Da ein Teil der Dokumente in der gaelischen Sprache geschrieben sind, wird auch Jamie zur Hilfestellung mehr oder weniger gezwungenermassen mit in diesen Fall hinein gezogen.


    Doch wie bei Gabaldon ueblich, stehen auch in diesem Krimifall Charakterentwicklungen wieder einmal im Vordergrund. Hier geht es auch um Fragen der Loyalitaet und die Bedeutung von Freundschaft. Jamie muss sich entscheiden wie er mit alten Freunden aus der Jakobinerzeit umgeht. Lord John versucht die mit Jamie stark erschuetterte Freundschaft wieder aufzubauen.


    Fuer mich als Leserin ist dieses Buch wieder einmal eine langersehnte Begegnung mit alten Freunden. Ich mag Lord John, der immer wieder mit sich zu kaempfen hat. Jamie ist ohne seine Claire ein bischen farbloser, aber man sieht auch ihn gerne wieder und kann ein wenig mehr ueber seine Beziehung mit seinem Sohn William erfahren. Sehr interessant fand ich es auch mal etwas mehr ueber Lord Johns Bruder Hal und dessen Frau zu lesen.


    Das ganze liest sich wie immer fluessig weg, hat einen netten Humor hier und da, ist spannend hier und da, und wie immer bei Gabaldon gibt es auch stellenweise ein paar Laengen, durch die ich mich eher quer lese. Kann ich aber mit leben. Es ist auf jeden Fall einer der besseren Lord John Geschichten.


    Dies ist alles in alles ein sehr maennerlastiger Roman. Es liegt natuerlich vor allem am Thema, bzw. daran, dass Lord John Grey eben fest im Militaer verankert ist. Doch mir fehlen da doch am Ende ein paar Frauengestalten. Das macht sich auch im Schreibstil und dem Art des Humors deutlich bemerkbar. Auch in diesem Roman schafft Gabaldon es ihn gewohnter Manier ein paar Sexscenen unterzubringen - auch diese ohne Frauen! So sehr ich Jamie mag, aber gleich auf der allerersten Seite diesen Mann in einer Masturbationsszene zu erleben, fand ich allerdings dann doch etwas - ahem - gewoehnungsbeduerftig :wow


    Fazit: Fans werden ganz sicherlich auf ihre Kosten kommen und sind sich dem gewohnten Lesevergnuegen mit alten Freunden gewiss.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Mir hat's gefallen. Ich wollte schon immer mehr über Lord Johns und Jamies Beziehung aus der Zeit nach Ardsmuir wissen und das Ganze ohne Übermutter Claire und die nervige Brianna ist natürlich noch viel besser. Diesmal hat mich auch die Kriminalgeschichte nicht total gelangweilt, es war ja im Grunde auch kein richtiger Krimi.


    Gefiel mir auf jeden Fall viel besser als der letzte Lord-John-Roman.

  • Uh, seh ich ja jetzt erst! Im Threadtitel hast du in "scottish" ein c eingeschmuggelt. :wave


    Ich mag die Lord-John-SpinnOffs eigentlich so gar nicht. Das ist mir meistens zu politisch und zu kriminal-mäßig und ich muss ich jedes Mal wieder erinnern, wer die erwähnten Männer waren. Und irgendwie langweilt mich Johns Sicht auch generell, weiß nicht warum. ?(

  • Am 25. Juni 2012 erscheint die deutsche Uebersetzung, wie gewohnt von Barbara Schnell geschrieben (HC Ausgabe). Ich hab daher jetzt den Titel des Threads geaendert, damit der deutsche Titel im Verzeichnis zu finden ist.


    Hier dann der neue Link zum englischen Original.

    Gruss aus Calgary, Canada
    Beatrix


    "Well behaved women rarely make history" -- Laura Thatcher Ulrich

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  • Hallo,


    mir hat der Roman auch gut gefallen. Ein wenig mehr Spannung hätte es aber zu einem sehr guten Buch gemacht. Toll fand ich, dass man etwas mehr über die Entstehung der Freundschaft von Lord John und Jamie erfahren hat.

  • Eigentlich ist dies meiner Ansicht nach nicht nur kein Krimi, es ist eigentlich nur ein Vehikel, um die Lücken in Jamies und Johns Beziehung zu füllen und Jamies Verhältnis zu seinem Sohn zu zementieren. Ein Neueinsteiger würde sich hier wohl zu Tode langweilen.


    Da ich John und natürlich Jamie aber kenne und sehr gern mag und es viel zu lange her ist, dass ich über sie gelesen habe, habe ich das Buch trotzdem sehr genossen. Das ist die Kategorie für mich, wo ich die Leute so gern habe, dass ich ihnen auch beim Zehennägel schneiden noch einigermaßen gern zulese. Und wie wir DG kennen, ist das gar nicht mal so ein weit hergeholtes Beispiel! :lache


    Aber ich mag die Art, wie sie ihre Figuren ausgesprochen liebenswert zum Leben erweckt und vor allem ihren Humor. Da John zu meinen Lieblingsfiguren in DGs Büchern gehört, ist es zwar ein bisschen frustrierend, dass der Ärmste auf ewig dazu verdammt ist, in unerfüllter Liebe zu darben, aber trotzdem schön für ihn, dass er zwischendurch sowas ähnliches wie Liebesbeziehungen haben kann, was ja schwer genug ist für ihn durch die gesellschaftliche und nicht zuletzt rechtliche Situation. Ich hoffe sehr für ihn, dass er noch mal "jagen" gehen kann mit Stephan. Ein Mann, der Dackel züchtet, perfekt! :grin


    Die wiederaufkeimende Freundschaft zu Jamie ist sehr schön beschrieben, das ist zumindest ein Trost. Und wir wissen ja schon, dass John in Kürze Willie "erben" wird als Ziehsohn und zumindest in der Hinsicht Liebe geben können wird, als Ziehvater.



    Das Schließen der Lücken ist auch recht gut gelungen. Ich hatte mich gewundert, was die Episode mit Isobel gegen Ende sollte. Aber, klar, das dient dazu, sie mehr oder weniger in Johns Arme zu treiben.


    Und jetzt habe ich unglaubliche Lust, die entsprechenden Stellen in "Voyager" noch mal nachzublättern. Und Wunder über Wunder, ich habe tatsächlich ernsthaft darüber nachgedacht, "A breath of snow and ashes" irgendwann endlich zu lesen. Nicht jetzt, aber irgendwann dann doch. Denn ich habe mich jetzt wieder daran erinnert, dass es mal einen guten Grund gab, warum ich DGs Bücher verschlungen habe.