'Solitaire und Brahms' - Kapitel 01 - 07

  • was nicht mit "Szene" gleichzusetzen ist... ich lese massenhaft Lesbenbücher, bin aber keine "Szene"-Frau, d.h. gehe nicht in Lesbenkneipen, auf Lesbenschwoofs etc.


    Sarah Dreher ist unter Lesben schon sehr bekannt, aber in allererster Linie für ihre Krimiserie um die leicht schusselige und in Liebesdingen gerne etwas paddelige, aber superliebenswerte Stoner McTavish (guckst du hier)

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Darf ich mal eben! <Ellbogenausfahr>


    Zitat

    Original von magali
    Faun:
    Ja, das sind so eine Art Waldgeister. Korrekt kommen sie aus der griechischen Mythologie, sind die Söhne des Faunus, in der Antike bockfüßig und mit Hörnchen am Kopf. Pan, den Flötenspieler, kennt ihr vielleicht.
    Die englischsprachige Kultur ist stark von der Antike beeinflußt. Faun wird dort in der Sprache zu einem Wort für 'Waldgeist' allgemein, wie Elfe. Was Zartes, nicht ganz von dieser Welt.
    Wichtig ist hier besonders, daß diese Faune im englischen Gebrauch (nicht in der Antike!) kein eindeutiges Geschlecht haben müssen. Das ist an der Stelle wichtig.


    I beg to differ! Faunus ist genuin italisch -- das griechische Pendant sind Pan und die Satyrn aus dem Gefolge des Dionysos! Satyrn bzw. Pan oder Faunus sind die ikonographischen Archetypen für die christliche Vorstellung des Teufels als bocksbeinig, behaart und mit Quastenschanz und Hörnern versehen.
    Der Barock hat das Bild des Satyrs in ganz Europa verbreitet, so daß es auch in der englischen Kunst und Literatur Niederschlag fand, allerdings (da die Briten wohl Probleme mit den griechischen Zungenbrechern hatten) machte man die Satyrn zu "fauns".
    Grundsätzlich sind Satyrn "geile Böcke"; in der Romantik mutierten sie zu kindlicheren, zarteren Wesen in derselben Weise wie in Deutschland der Alb zur Elfe wurde. Daher auch die androgyne Erscheinung, wie sie sich erst so richtig in der Spätromantik ausprägte.


    Macht mir Faunus, Pan und die Satyrn nicht zu braven Engelchen! Das sind solche hier:

  • Mary, ich meinte auch eher "wie beliebt sind ihre Bücher, im Vergleich zu anderen" oder so. Oder anders gefragt: wie beliebt ist es generell so eine "Heten-Umwandelgeschichte"zu lesen? (war das jetzt ein Spoiler, oder ist das allen klar ?)


    Iris, an so einen Faun hatte ich beim Lesen auch gedacht, mich bei dem Vergleich etwas gewundert und es dann wieder vergessen.


    Nach Magalis Erläuterung war ich dann gänzlich verwirrt. :-)

  • Zitat

    Original von Orlando
    BJ, du meinst, du bleibst nicht so ruhig wie Shelby, nicht wie Libby, oder?
    .


    Ja genau so meinte ich das, meine Mutter kriegt von mir zur Zeit kräftig Kontra, wenn sie sich mal wieder aufführt....*stöhn*



    EDIT:


    Mary danke für die Beantwortung der Fragen.


    Hab direkt neue :grin


    1. Wie eng arbeitet man eigentlich als Übersetzerin mit der Autorin zusammen? Oder besteht da eigentlich so gut wie gar kein Kontakt???
    Wie läuft das überahupt ab? Du bekommst ein Buch von ihr als Manuskript und dann wird gesagt, "Hier übersetz mal?" Oder muß man sich da selbst bewerben und drum bitten als Übersetzerin tätig zu werden?? Kann mir das alles so schlecht vorstellen.


    2. Also das Tabuleh hab ich in meinem Kochbuch gefunden und werde es im Gegensatz zu dem Jello-zeug wohl mal ausprobieren (scheint schnell zu gehen)
    Aber gibt es den Jellokram noch? Ich hab im Internet leider nicht wirklich was dazu gefunden....


    3. (Keine Frage sondern eine Feststellung)
    Also ich mag Ray irgendwie, er ist zwar schrecklich unsensibel, aber das waren alle anderen Kerle vor Tarzan bei mir auch... also so what ???


    4. Also ich muß mir immer wieder vergegenwärtigen in welcher Zeit das Buch spielt, das vergesse ich hin und wieder und bin dann immr wieder überrascht. (als sie Nachrichten schaut bin ich aus allen Wolken gefallen...*lach*)
    Hätte man da nicht vielleicht eine präzisere Datumsangabe machen können???



    EDIT: IRIS DU BESSERWESSI :lache

  • Zitat

    Original von Orlando
    Oder anders gefragt: wie beliebt ist es generell so eine "Heten-Umwandelgeschichte"zu lesen? (war das jetzt ein Spoiler, oder ist das allen klar ?)


    glaub nicht, dass das gespoilert war - irgendwo muss das Label "Lesbenbuch" ja herkommen ;-)


    die andere Frage ist interessant, dazu schreib ich heute Abend noch was


    übrigens, @BJ, hab noch vergessen, zu "Shelby und Penny" was zu schreiben - das hast du ganz gut beobachtet, dass da was Unterschwelliges im Gange ist

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  • Zitat

    Original von MaryRead


    übrigens, @BJ, hab noch vergessen, zu "Shelby und Penny" was zu schreiben - das hast du ganz gut beobachtet, dass da was Unterschwelliges im Gange ist


    Wäre ja schlimm wenn ich nicht gut beobachten würde.... :grin
    Irgendwie finde ich die Schreibweise halt ein wenig ...hm...tja wie..... erotisch trifft es nicht ganz, aber es werden Dinge angesprochen, oder sie sehen sich an, wie es halt bei einer stink normalen Frauenbekanntschaft nicht der Fall wäre... zumindest empfinde ich das so. :-]

  • Hi,
    zur Klärung des Wortes Faun
    Hier geht es nicht um Antike. Tatsächlich kann das Wort im Englischen heute einfach für Elfe, Waldgeist gebraucht werden, wenn es auch selten geschieht. Daher meine Erklärung.
    Ich war jedoch auf der falschen Spur.
    Das Wort steht im englischen Originaltext gar nicht da. Also könnt ihr es grad wieder vergessen.
    Da steht, wie ich grad bei MaryRead gelesen habe 'fawn'. DAS nun wiederum ist ein Hirschkälbchen. Man hätte also übersetzen können: Jean sah aus wie ein Kälbchen. So ein neugeborenes, nasses Ding. Bloß weckt ein Kälbchen im Deutschen die falschen Assoziationen. Täppisch, ungeschickt, viel zu rundlich für so 'ne Zierliche wie Jean.
    Tatsächlich müßt ihr euch einfach Bambi vorstellen, das großäugige Viech aus dem Disney-Film. Das isses.
    Auch wenn es erklärt wird, bin ich mit dem Titel nicht ganz zufrieden. Außerdem paßt er nicht zum Umschlagtext.
    Und Batcat, darf ich dich erinern: ich habe das Buch auch schon längst gelesen.
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von magali
    Auch wenn es erklärt wird, bin ich mit dem Titel nicht ganz zufrieden. Außerdem paßt er nicht zum Umschlagtext.


    Weil ich den Umschlagtext für einen anderen Titel geschrieben habe! :fetch :fetch :fetch

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  • Auf jeden Fall ist es ein Titel, der gar nichts verrät. Find ich nicht schlecht, mich macht so ein Titel jedenfalls neugierig.



    EDIT wegen lästerlichem Kommentar :grin

  • Zitat

    Original von magali
    Und Batcat, darf ich dich erinern: ich habe das Buch auch schon längst gelesen.
    magali


    Na, dann ist es doch auch nicht schlimm, wenn wir schon vorher angefangen haben. ;-)



    Ich muss das tun, sonst komm ich bei der kleinen Schrift nicht so mit. :grin





    Lieben Gruß Idgie - die jetzt nebenbei ein wenig weiterschmökert und dabei in die 60er abtaucht.

  • Idgie


    sehr gut, daß noch eine wegen der Schrift mault. Hatten wir bei der Anmeldung zur Runde schon, aber man kann es gar nicht oft genug monieren!


    Also ALLE
    :bruell
    Die Schrift ist zu klein :bruell


    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hmm, ich bin gespannt, ob mir dieser Ray, der nicht merkt, wenn seine Freundin weint, noch sympathisch wird. Auf jeden Fall merkt man bei der Beschreibung von Shelbys Seelenzustand bei der Szene im Auto nach ihrer Party förmlich die Beklemmung an. Man hat fast das Gefühl, als müsse man ihr die Autotür aufhalten, damit sie flüchten kann.

  • Mir gefällt der Titel gut.


    Solitaire assoziiere ich mit Einsamkeit und Shelby kommt mir manchmal sehr einsam vor mit ihren Gefühlen - trotz Libby und Frauenkränzchen. Ausserdem ist es ein Kartenspiel, dass man im Gegensatz zu Bridge gegen sich allein spielt, was ja zum Buch passt, da sie ja auch irgendwie einen Kampf mit sich selbst austragen muss. Warum Brahms, wird ja erklärt, weil er einen nicht aufzwingt, das zu fuehlen, was er will, das passt ja auch ganz gut, nicht nur zu Shelby, sondern irgendwie scheint das ein Thema im Buch zu sein, das irgendwelche Leute versuchen, versuchen, andere Leute umzuformen. Zum Beispiel auch Jean, die zu still ist, oder Penny, deren Wohnung nicht eingerichtet ist, wie eine Wohnung eingerichtet sein sollte..


    Find den Titel ganz gut, besser auf jeden Fall als "Lass mich Deine Pizza sein" :lache


    lg Iris :wave

  • Ja, ich nehme an, daß das hinter dem Originaltitel steckt.
    Den Vorschlag, der hinter dem Covertext steht, Eine richtige Frau (MaryRead??!!), fand ich aber besser. Und hätte einen genauso neugierig gemacht.
    Was ich noch sagen wollte: ich mochte den Einsteig ins Buch sehr. Ich mag Drehers Beschreibungen und die sind so schön übersetzt, daß es richtig fließt.
    Und so Wörter wie Gummibaumelend oder war's sogar 'Gummibaumblattelend' ist hinreißend. Muß ich mir eigentlich eine Monstera vorstellen, MaryRead?
    Mein Lieblingssatz steht auf S. 80, wenn Jean zu Shelby sagt:
    Du brauchst ein Wandbrett.
    Was soll ich denn da drauf anbringen?
    Photos von Serienmördern.

    Ein echter Dreher!
    Wahnsinn.
    Trotzdem finde ich ihre Beschreibungen insgesamt viel zu lang. Aber das ist ein anderes Problem.
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Dieses "unterschwellige"... das ist mir auch beim Lesen aufgefallen. Ich fand das aber sehr interessant, denn es hat in mir natürlich die Frage aufgebracht, wohin das führen wird.


    Bzw. auch die Frage: wie werden sich die Freundinnen verhalten/entscheiden, wenn offenbar wird, daß Shelby wohl irgendwie "anders" ist.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    Bzw. auch die Frage: wie werden sich die Freundinnen verhalten/entscheiden, wenn offenbar wird, daß Shelby wohl irgendwie "anders" ist.


    Na Batty es ist so, wie es immer im Leben ist. Wahre Freund lernt man erst in wichtigen, entscheidenden Situationen kennen. Die anderen kann man danach getrost aussortieren.

  • Zitat

    Original von Orlando
    Mary, ich meinte auch eher "wie beliebt sind ihre Bücher, im Vergleich zu anderen" oder so. Oder anders gefragt: wie beliebt ist es generell so eine "Heten-Umwandelgeschichte"zu lesen?


    Da scheiden sich immer wieder die Geister. "Heten-Umwandelgeschichten" gibt es massenweise. Und viele sagen, das Thema sei erstens ausgelutscht, und zweitens wollen sie "richtige Lesben" in den Büchern sehen. (Stellt sich die Frage, was eine richtige Lesbe ist, aber die müssen wir jetzt nicht diskutieren.)


    Ich finde aber, es kommt drauf an. Wenn mir ein Buch gut gefällt, dann ist es egal, ob die Frau "immer schon" lesbisch war, und ein Buch kann noch so durch und durch lesbisch sein - wenn es mir nicht gefällt, nützt ihm das nichts.


    Ich würde da eher zwei andere Unterteilungen vornehmen wollen.


    Zum einen: Wie schwer wird der Heldin das (lesbische) Leben gemacht? Shelbys Geschichte ist in der Zeit, in der sie spielt, sicher realistisch, und es ist wichtig, diese Zeit auch so zu beschreiben. Allerdings ist eine solche Leidensgeschichte heute nicht mehr typisch, und ich bin sehr froh, dass es heute auch viele glückliche, frohe Lesben in Büchern und Filmen gibt, die - genauso wie Heteros - ihr normales Auf und Ab im Leben haben, für die das schmerzensreiche Coming-out aber nicht mehr das einzige Thema ist.


    Dies war auch einer der Gründe, weswegen der Verlag Krug & Schadenberg, dem ich meine Übersetzung am liebsten zugedacht hätte, das Buch nicht machen wollte: Für sie ist das kein Thema mehr, sie möchten sich zeitgemässeren Geschichten zuwenden. Das habe ich akzeptiert.


    Zum anderen: Wie fügen sich die lesbischen Frauen in die Gesamtgeschichte ein? Sind sie die Exoten, dreht sich alles um sie, oder ist es eine Geschichte, in deren Mittelpunkt eigentlich ein ganz anderes Thema steht, nur die Hauptpersonen sind zufällig lesbisch? Solche Bücher (und auch Filme) gibt es heute immer mehr, und das finde ich sehr begrüssenswert.

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