Thomas Melle - Sickster

  • Titel: Sickster
    Autor: Thomas Melle
    Verlag: Rowohlt Berlin
    Erschienen: September 2011
    Seitenzahl: 330
    ISBN-10: 3871347191
    ISBN-13: 978-3871347191
    Preis: 19.95 EUR


    Das sagt der Klappentext:
    Zwei junge Männer stehen an vorderster Front einer überhitzten Konsum- und Leistungswelt und halten stand, bis die Beschleunigung ihr Leben erfasst, überwuchert. Der idealistische Magnus Taue schreibt für das Kundenblatt eines Ölkonzerns, fühlt sich als Loser und hasst seine Arbeit mit der Wut eines Schläfers. Thorsten Kühnemund, Manager und Macho, leidet insgeheim am erfolgreichen Hochglanzleben voller Druck und Alphatierneurosen, er betäubt sich mit Alkohol, schnellem Sex und Abstürzen im molochartigen Clubbing der Stadt. Aus Schulzeiten bekannt, freunden die beiden sich zögerlich an. Doch als es Thorstens Freundin Laura zu Magnus hinzieht, brechen die Fassaden ein, alle drei strudeln ins Haltlose.


    Der Autor:
    Thomas Melle, 1975 in Bonn geboren, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie in Tübingen, Austin (Texas) und Berlin. Er gehört zu den wichtigsten jungen deutschen Theaterautoren. 2007 erschien Thomas Melles Prosadebüt, wofür er 2008 den Förderpreis zum Bremer Literaturpreis erhielt. Thomas Melle lebt in Berlin.


    Meine Meinung:
    Gibt es eine Überdosis Leben und würde eine Überdosis – so es sie denn gibt – bedeuten, dass dieses Leben nicht nur oberflächlich gelebt wurde? Diese Frage zieht sich wie ein Roter Faden durch dieses Buch. Oder verwechseln die Protagonisten das hektische, das ausufernde Leben mit einem wertebestimmten Leben? Thorsten, Magnus und Laura lassen sich treiben, scheinen aber der Ansicht zu sein, sie wären es, die über ihr Leben bestimmen würden. Dabei werden ihnen die Lebensentscheidungen immer wieder abgenommen, nicht sie sind es, die über ihr Leben entscheiden, es sind die Umstände die sie an- und vor sich hertreiben. So wie man bei einer Überdosis irgendeines Rauschmittels den Blick für die Realität verliert, so verlieren auch die drei Hauptfiguren dieses Buches immer wieder den Blick auf das Wesentliche, auf das Notwendige – eben weil sie eine Überdosis von dem genommen haben und immer wieder nehmen, was man gemeinhin als Leben bezeichnet.
    Thomas Melle hat einen Roman geschrieben, der versucht mehr zu schildern als die Oberflächlichkeit seiner handelnden Personen. Der Autor seziert nicht, er beschreibt hinterfragt, lässt aber die Antwortzeile frei – die Antwort muss jeder seiner Leserinnen oder Leser selbst finden.
    Menschen auf der Suche nach sich selbst, auf der Suche nach der Authenzität des eigenen Lebens. Sie suchen tiefere Gefühle – sind aber nur in der Lage mit Oberflächlichkeiten zurückzuzahlen.
    Das Buch macht auch deutlich, dass es sehr schwer fällt nicht mit dem Strom zu schwimmen, dass es sicher nicht einfach ist, sich auch einmal der Gegenströmung anzuschließen. Das Leben besteht aus mehr als Sex Promillevergnügungen und zweifelhaften Rauschzuständen.
    Ein wirklich lesenswertes Buch.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.