'Solitaire und Brahms' - Kapitel 08 - 14

  • Ich möchte nur schnell hier ein paar Zeilen schreiben, bevor ich los muß.
    Shelby könnte ich gerade mal kräftig durchschütteln oder auch in den Hintern treten. Wie kann man sich so von der eigenen Mutter gängeln lassen??
    Die Mutter zieht die Hochzeit einfach mal ein paar Monate vor und Shelby ist zwar genervt und entsetzt, läßt aber alles über sich ergehen.
    Ist Shelby hier so ein gutmütiges Schäfchen, das sich nicht durchsetzen kann, oder ist es einfach nur die damalige Zeit, in der die Kinder nichts zu sagen hatten?
    Ich bin schon sehr gespannt, wie es im Buch weitergeht. Heute Nachmittag habe ich hoffentlich Zeit ein wenig weiter zu lesen :-)

  • Ich denke, dies Mutter-Tochter-Problem ist durchaus zeitlos, wenn es auch heutzutage wahrscheinlich subtiler ausfällt, als in der alleinigen Planung einer ganzen Hochzeit. :-(

  • Ich glaube, das Problem mit der Figur Shelby liegt daran, daß es ja in dem Roman nicht bloß um eine Mutter - Tochter - Geschichte geht. Shelby muß sich ja von viel mehr befreien als von einer Übermutter und mit ihr einem Teil der Konventionen.
    Sie muß sich von ALLEM befreien. Das ist schon hart. Sie ist 'anders' im Wortsinn, das muß sie auch erstmal von sich selber akzeptieren.
    Der Roman fängt ja so an: sie hat immer gewußt, daß da in ihr was anderes ist. Ist schon zum Fürchten
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Orlando
    Dieser erste Absatz ist herrlich... vor allem beim zweiten Lesen. :-]


    Schön, dass dir der gefällt - das war soooo schwer zu formulieren, dass es "klang"!

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Bin grad mit Kapitel 10 fertig. Ich les ja eigentlich am Liebsten Bücher mit männlichen Hauptfiguren, mal so ein fast reines Frauenbuch zu lesen, war echt ein Experiment. Aber das Buch gefällt mir wirklich gut. Ich kann mich wirklich gut in Shelby reinfühlen und Fran mag ich sehr gern.


    lg Iris :wave

  • Aber die beiden Grippe-Kapitel (10 und 11) haben mich genervt. Ich mein, man kann doch eine erwachsene Frau mit Grippe mal eine Stunde allein lassen um zum Supermarkt zu fahren, oder nicht? Fand das alles ein bisschen zu dramatisch beschrieben...


    lg Iris

  • Zitat

    Original von Delphin
    Aber die beiden Grippe-Kapitel (10 und 11) haben mich genervt. Ich mein, man kann doch eine erwachsene Frau mit Grippe mal eine Stunde allein lassen um zum Supermarkt zu fahren, oder nicht? Fand das alles ein bisschen zu dramatisch beschrieben...


    lg Iris


    Es war keine Erkältung, es war echte Grippe. Und das ist 'ne gefährliche Krankheit.
    Ich fand es bloß zu lang, mein ewiger Einwand bei dreher. Sie weiß nie, wann es genug ist.
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Delphin
    Ich mein, man kann doch eine erwachsene Frau mit Grippe mal eine Stunde allein lassen um zum Supermarkt zu fahren, oder nicht? Fand das alles ein bisschen zu dramatisch beschrieben...


    Hallo Iris,
    ich glaube dieses sich nicht trennen wollen und nicht können hat etwas mit den unterdrückten Gefühlen zu tun. Mehr ist es gar nicht, dass Fran nicht gleich an einer Grippe sterben wird, kann sich Shelby sicherlich auch denken.

  • Hi, Wolke,
    das ist gut, sich nicht trennen wollen!
    Aber trotzdem betont Dreher ausdrücklich die Schwere der Krankheit. Das macht aber auch die Fürsorge noch wichtiger.
    Aber insgesamt ist es da mit der Liebe schon klar, oder???
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Libby hat mich auch schwer genervt. Eine anstrengende und dominante Frau. Warum steht Shelby nicht auf? War das in jenen Zeiten wirklich noch so schlimm? Ich meine, Shelby wehrt sich ja eigentlich nicht wirklich gegen die ewige Bevormundung... :fetch

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von magali


    Es war keine Erkältung, es war echte Grippe. Und das ist 'ne gefährliche Krankheit.
    Ich fand es bloß zu lang, mein ewiger Einwand bei dreher. Sie weiß nie, wann es genug ist.
    magali


    Dass Shelby nicht mal einkaufen fahren will, fand ich auch übertrieben.


    Aber die Krankheit war wohl schon schwer - zumal es damals vielleicht noch nicht entsprechende Antibiotika etc. gab. (??) Mal ehrlich - wenn die wirksamste Medizinbombe ausgerechnet Zitronen-Jello ist? :wow


    Zu lang zum Lesen fand ich den Teil nicht, aber Kapitel 10 nahm beim Übersetzen echt kein Ende *stöhn*.

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Zitat

    Original von Batcat
    Libby hat mich auch schwer genervt. Eine anstrengende und dominante Frau. Warum steht Shelby nicht auf? War das in jenen Zeiten wirklich noch so schlimm? Ich meine, Shelby wehrt sich ja eigentlich nicht wirklich gegen die ewige Bevormundung... :fetch


    Ich glaube, dass Shelby sich nicht gegen Libby wehrt, hat viel mehr damit zu tun, dass sie die Kraft nicht aufbringt. Wie magali schon sagt - es gibt so vieles ringsherum, was ihr zu viel ist. Ray, der etwas von ihr will, von dem sie sich nicht sicher ist, ob sie es ihm geben will/kann. Ihr Job, in dem sehr viel von ihr verlangt wird. Die Frauen von der Kantinenclique ("the lunch bunch"), die sie in eine bestimmte Rolle drängen. Und dann auch noch diese unsägliche Mutter. Ich glaube, das ist weder Gutmütigkeit noch Zeitgeist, sondern schlicht Überforderung.

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  • Ich fand den Grippe-Teil besonders schön.


    Man macht sich auch bei "nur-einer-Grippe" Sorgen um jemand den man *liebt* ;-).


    Ich fand die Beschreinungen klasse und gar nicht zu lang. Eben grad richtig.


    Ich habe auch noch nie eine derartig detaillierte BEschreibung dieser Situation gelesesn, die ja irgendwie jeder kennt. :anbet

  • Hi,
    noch mal zu Mutter:
    da kommt gegen Ende noch mal Shelbys Erklärung, warum sie es nie geschafft hat, sich zu Wehr zu setzen.
    Für mich, und nun könnt ihr schreien, war die Mutter aber trotzdem im Buch NICHT präsent genug. Die hätte öfter auftreten müssen, in Person erscheinen. Man kriegt sie meist nur durch Shelbys Reaktion mit und dadurch wird das manchmal so zährend. Jammerig. So 'ne Horrorgestalt muß unvermittelt auf die Leserin wirken. Uns gegenübergestellt werden. Damit wir das Gefühl kriegen, sie macht eigentlich uns an! Dann wäre die Wirkung von dieser echt grauslichen Gestalt viiiiiiiel besser.
    Sie müßte eine Steigerung der Connie-Figur sein. Aber das ist natürlich schriftstellerisch ein echter Brocken, seufz.
    Zur Grippe: Kinners, kapiert doch mal, daß es sich nicht um den landläufigen 'grippalen Infekt' handelt. An 'Grippe' kann man sterben. z.B. an der Lungenentzündung, die man dabei kriegt. Antibiotika helfen nicht, weil es eine Virus-Erkrankung ist. Da hilft vor allem Ruhe und alles, was den Körper kräftigt. Dreher beschreibt das perfekt. Und außerdem: da ist kein Arzt, keine Ärztin.
    Frage: liegt das an der schlechten Krankenversicherung in den USA? Sind die nicht versichert und können sich keinen Arzt leisten? Oder hat Fran keine Versicherung mehr, weil sie aus der Armee rausgeflogen ist? Bloß so allgemein gefragt. Weiß das zufällig eine Eule?
    @MR Monstera? Na, det is'n Jummibaum! Der botanische Name einer der Sorten die bei uns so unter 'Gummibaum' laufen. Wirf's in google, da gibt's schöne Bilder ;-)
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

  • Hm, mir reicht die Mutter als dunkle Bedrohung im Hintergrund (und am Telefon :-)).


    Wäre sie in ihrer Art zu oft in persona erschienen, wäre es zu aufgesetzt geworden, denke ich.

  • Zitat

    Original von Orlando
    Hm, mir reicht die Mutter als dunkle Bedrohung im Hintergrund (und am Telefon :-)).


    Wäre sie in ihrer Art zu oft in persona erschienen, wäre es zu aufgesetzt geworden, denke ich.


    Aber man hätte diese Zährende vermieden. Es wäre konzentrierter geworden. Für mich zieht sich das Ganze zu lang.
    Und ja, das wäre schriftstellerisch die ganz große Herausforderung geworden, die Szenen so hinzukriegen, daß es eben nicht aufgesetzt, künstlich und unglaubwürdig ist. Da hast du völlig recht. So 'ne wirklich unüberwindliche Horrorgestalt, bei der man erstarrt und sich nicht mehr rühren kann. Karnickel - Schlange.
    Bei Connie krieg ich auch schon Erstickungsanfälle. Ist das eine Type!
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus

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  • Zitat

    Original von magali
    Aber man hätte diese Zährende vermieden. Es wäre konzentrierter geworden. Für zieht sich das Ganze zu lang.


    :gruebel hey, Mag, brauchst Du noch nen Kaffee :grin? Ich versteh irgendwie nicht, was Du sagen willst :grin