Georg Kreisler - Letzte Lieder

  • Kurzbeschreibung:


    Achtung: Diese Autobiografie sprengt den Rahmen!
    Georg Kreisler ist ein Phänomen. Er ist nicht nur einer der bekanntesten Kabarettisten und Komponisten unserer Zeit sondern auch ein Mann, der es in gleich drei Disziplinen zu unerreichter Meisterschaft gebracht hat: auf Füße zu treten, vor Köpfe zu stoßen und Augen zu öffnen. So wird es nicht verwundern, dass "Letzte Lieder" keine versöhnlichen Gesänge beinhaltet, sondern Paukenschläge: Kreislers furiose, autobiografisch fundierte Abrechnung mit bürgerlichem Kleingeist, nationalistischem Größenwahn, der Stadt Berlin, dem Staat Österreich und schließlich dem ganzen letzten Jahrhundert.


    Über den Autor:


    Georg Kreisler, geboren 1922 in Wien. Die Kindheit in seinem jüdischen Elternhaus war überschattet von Ausgrenzung und Antisemitismus. 1938 emigrierte er mit seinen Eltern in die USA, wo er in die Army eingezogen wurde. 1955 kehrte Georg Kreisler nach Europa zurück. 2004 erhielt er den Richard-Schönfeld-Preis für literarische Satire. Neben über 500 Liedern schrieb er Romane, Essays, Kurzgeschichten, Theaterstücke und Opern. 2010 wurde ihm der Friedrich Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg für sein Lebenswerk verliehen. Georg Kreisler verstarb 2011.



    Meine Meinung:


    Vorab sei gesagt, dass es sich bei „Letzte Lieder“ nicht um eine Autobiographie üblicher Art handelt – Kreisler erzählt nicht chronologisch und anekdotisch, sondern assoziativ und mit ordentlichem Nachdruck zu seinen Lebensthemen Antisemitismus und Kunst. Wenn ich das richtig überblicke, hat er diese Memoiren im Alter von 87 Jahren verfasst, allein dafür gebührt ihm großer Respekt.


    Auch wenn man mit den Aussagen Kreislers nicht immer einer Meinung ist (so betrachte ich etwa Gerhard Bronner nicht als „dumm“), ist die Art und Weise, wie er seine Ansichten argumentativ untermauert, doch immer wieder bemerkenswert. Neben den großen Themen Judenfeindlichkeit und der Kunst/Kulturbetrieb spricht Kreisler viele verschiedene Bereiche an, besteht etwa auf einer Unterscheidung zwischen Religion und Glaube an Gott.


    Mitunter fand ich einiges etwas larmoyant, etwa wenn Kreisler immer wieder festhält, dass er mit seinen Theaterstücken/Opern/usw. kaum in einer Spielstätte unterkam und so quasi zwangsweise zum „Kabarettisten“ (gegen diese Bezeichnung verwehrt er sich vehement) wurde.


    Fazit: interessant zu lesen, ein ewig Unangepasster und großer Mahner erzählt sprunghaft auf 155 Seiten aus seinem Leben.


    Georg Kreisler verstarb hochbetagt 2011.