'Solitaire und Brahms' - Kapitel 15 - ENDE

  • Zitat

    Original von Idgie
    Insgesamt ein Buch, in das ich mich immer wieder gefreut habe, einzutauchen und das ich grade eben fertig gelesen habe.


    Ich werde es einer sehr guten Freundin weiterempfehlen, die sich darin wohl auch wiederentdecken wird.


    Das freut mich wirklich, dass das Buch gut angekommen ist und dass es für Diskussionsstoff gesorgt hat. :-)


    Vielen Dank @alle fürs Mitmachen! :kiss


    (Was natürlich nicht heisst, dass nicht mehr weitergeschrieben werden kann, ich bleib ja vorläufig hier! :wave)

    Surround yourself with human beings, my dear James. They are easier to fight for than principles. (Ian Fleming, Casino Royale)

  • Ich habe das Buch nun schon vor ein paar Tagen beendet, ertappe mich aber immer wieder dabei, wie ich in Gedanken der Story noch nachhänge und mich noch nicht hundertprozentig auf Lycidas konzentrieren kann. Das Buch hat mich sehr berührt, so liebe und gefühlvoll ist es geschrieben, ich hatte mehr als an einer Stelle ein Tränchen im Auge. :grinEs würde an seelische Grausamkeit grenzen, sich dieses Buch entgehen zu lassen, egal ob als Homo oder Hetero! Es war garantiert nicht mein letztes Buch von Sarah Dreher, ich schiele schon auf die Stoner-Bücher :grin


    Ein paar Anmerkungen hätte ich noch zu Solitaire und Brahms:


    S.278 Schwer schockiert hat mich die damalige Auffassung von den Pfandfinderinnen :wowwenn man den Mädchen damals schon das Zelten gehen vorenthalten wollte, hätte man dem Ganzen wenigstens einen anderen Namen geben können. Ist doch völlig klar, dass Shelby enttäuscht war, als Sie dort hinkam und Topflappen häkeln und Sitzkissen basteln musste. Was für ein Schwachsinn!


    S.282 ...Es war ein zorniges Gewitter. Blitze scharf wie Rasierklingen und silbern wie Elritzen... Was sind Elritzen?


    S. 284 ...Im Innern war Sie kalt und hart wie ein Stalaktit, der auf seinem Weg irgendwohin ins Unbekannte gefroren war...Was kann ich mir unter einm Stalaktit vorstellen?


    Rays Verständnis für Shelby und seine Erkenntnis, dass er die Hochzeit eigentlich auch gar nicht will, als Shelby ihm den Verlobungsring zurückschickt, kommt mir etwas zu plötzlich. Für mich waren seine Liebesbezeugungen im Laufe des Buches "echt" und dann dieser Wandel...ich weiß nicht... :-(naja, aber trotzdem tröstlich zu wissen, dass die beiden befreundet bleiben wollten.


    Schlimm zu wissen, dass es auch heute noch Mütter gibt, die ähnlich heftig auf die Homosexualität ihrer Kinder reagieren wie Libby in den 60ern... Obwohl Sie mir so verhaßt ist, tut Sie mir auch ein klitzeklitzekleines bißchen leid. Libby ist für mich eine von diesen "Bei meinen Kindern läuft alles besser"-Müttern. Durch ihre Scheidung hat Sie sich ähnlich wie letztendlich Shelby durch ihre Homosexualität in eine damalige gesellschaftliche Randgruppe befördert. Sie wollte bestimmt nur das Beste für ihre Tochter...durch die Hochzeit mit Ray usw...auf ihre eigene merkwürdige blinde Art, mit dem Anschleppen des Psyschiaters ging es allerdings zu weit.


    Meine Lieblingscharaktere waren Jean, Fran und Charlotte.


    Das Ende finde ich bezogen auf die 60er sehr realistisch und ganz und gar nicht überzogen. Spätestens an der Stelle, als Fran von einer Bekannten erzählt, die in einer psychiatrischen Anstalt zu Lobotomie gezwungen worden ist, wurde mir klar, dass Shelby und Fran überhaupt keine andere Wahl haben als zu flüchten. Jedes andere Ende, z. B. eine Versöhnung mit Libby, wäre für mich überzogen und kitschig gewesen.


    Das Wort Lobotomie war mir bis dahin fremd. Nach dem Lesen hab ichs mir sofort ergoogelt. Durch das Herausnehmen von weißer Gehirnmasse versuchte man damals die Persönlichkeit des Menschen zu verändern, um so Homosexualität zu heilen. WIE PERVERS IST DAS DENN BITTE SCHÖN??? Mich schüttelts, dafür gabs sogar einen Nobelpreis...

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    Ich lese gerade: "Das Erbe von Ragusa" von Corinna Kastner

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  • Hi, Emilia,
    Elritzen sind kleine Süßwasserfische, soweit ich weiß, die blitzschnell durch Wasser flitzen.
    Stalakiten sind diese Kalksteingebilde in Tropfsteinhöhlen. Kommt mit dem 'gefroren' nicht so ganz hin, es soll so ein Gefühl zwischen eisig und versteinert sein.
    war eine Stelle, die mich auch ziemlich mitgenommen hat.
    Und Lobotomie gab es nicht nur für Homosexuelle, sondern für überhaupt für nichtangepaßte Frauen. Ganz schlimmes Thema. Ein bißchen aufmüpfig in den 40er, 50er und 60er Jahren, besonders in den USA und sie haben dir am Gehirn rumoperiert. Beruhigungstabletten gab es sowieso dauernd.
    Brrrr.
    magali

    Ich und meine Öffentlichkeit verstehen uns sehr gut: sie hört nicht, was ich sage und ich sage nicht, was sie hören will.
    K. Kraus


  • egal ob für Homosexuelle oder allgemein nicht angepaßte Frauen, ich finde diese Methode so oder so grauenhaft. Man weiß doch gar nicht, was dabei rauskommt, wenn man bei einem Menschen einfach mal so was von der Gehirnmasse rausnimmt.

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    Ich lese gerade: "Das Erbe von Ragusa" von Corinna Kastner

  • Emilia
    Die Elritzen hat magali ja schon erklärt. Die kamen mal in irgendeinem Kinderbuch vor, das ich vor Uuuuurzeiten gelesen habe; deswegen haben sie mich beim Übersetzen gar nicht so gewundert.


    Das mit den Stalaktiten stimmt... sie "gefrieren" nicht. "Erstarren" trifft es vielleicht besser... :gruebel


    Und was Libby betrifft - stimmt, sie dürfte es durch ihre Scheidung eigentlich selbst nicht ganz leicht gehabt haben, oder war Scheidung damals gesellschaftlich anerkannt? In den USA vielleicht schon? Ich kann mich nicht erinnern, dass in meiner Schulklasse ein Kind war, dessen Eltern geschieden waren... Jedenfalls hätte sie dann vielleicht auch Verständnis entwickeln können für ihre Tochter, die ebenfalls dem gesellschaftlichen Mainstream nicht entsprach. Aber das ging dann wohl doch zu weit... :-(

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  • Laut meinem Vater wurden Geschiedene damals wie Ausgestoßene behandelt (Scheidung war ein Makel), nicht so schlimm wie Homosexuelle, aber das Getuschel und Getratsche über Geschiedene, war enorm... Andere verheiratete Frauen hatten u. a. Angst davor, dass geschiedene Frauen es auf ihre Männer abgesehen haben.

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  • Zitat

    Original von MaryRead
    Emilia
    Die Elritzen hat magali ja schon erklärt. Die kamen mal in irgendeinem Kinderbuch vor, das ich vor Uuuuurzeiten gelesen habe; deswegen haben sie mich beim Übersetzen gar nicht so gewundert.


    Und es ist gar nicht verwunderlich, daß die heute weniger bekannt sind. Elritzen sind nämlich ein Hinweis auf die Wasserqualität. Je mehr dieser Fischlein da rumflitzen, desto besser das Wasser. Das freilebende Süßwasser heutzutage allerdings...
    MR, gebe dir völlig recht in Bezug auf Libby. Auch ein Opfer der Zwänge. Scheidung war bestimmt nicht so gut angesehen, sicher nicht in den Kreisen, aus denen sie stammte. Da hieß es unnnachsichtig 'for better for worse, till death do us part' Und das mit dem Tod war wörtlich zu nehmen. Was ihr Handeln nicht besser macht, aber einsichtiger. Aber das brauche ich dir ja nicht zu erläutern ;-)
    magali

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    K. Kraus

  • o, und meine Synapsen hängen schon wieder!
    *magali Gummibärchen nachschiebt*
    MaryRead,
    noch mal ganz öffentlich danke für die Erklärungen, Kommentare und Hintergrundinformationen.
    Falls mal eine Leserunde für die Eulen Hall of Fame vorgeschlagen werden soll, dann diese!
    :anbet :anbet
    magali

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    K. Kraus

  • Ich wollte Libby nicht in Schutz nehmen, ich hab nur versucht, ihr Handeln ein wenig nachvollziehen zu können. Ich hoffe, ich werde nie so eine Mutter wie Libby, die ihre Tochter nur dann liebt, wenn Sie doch endlich mal was mit ihrem Haar macht...wenn ihr die gleichen Brautjungfernkleider gefallen wie mir...wenn Sie den Mann heiratet, den ich für Sie vorgesehen habe :grin...bla bla bla...nein nein nein Libby als Mutter war wirklich äußerst abschreckend... :-(

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    Ich lese gerade: "Das Erbe von Ragusa" von Corinna Kastner

  • Yep... hat mir auch supergut gefallen, die Leserunde und besonders gut gefallen hat mir das nimmermüde Engagement von MaryRead.


    Liebe Piratin,


    da hat man Dir echt Dein Herzblut angemerkt. Danke nochmal! :knuddel1

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)

  • Zitat

    Original von Batcat
    Yep... hat mir auch supergut gefallen, die Leserunde und besonders gut gefallen hat mir das nimmermüde Engagement von MaryRead.


    Liebe Piratin,


    da hat man Dir echt Dein Herzblut angemerkt. Danke nochmal! :knuddel1


    Da kann ich mich nur anschließen :kiss :knuddel1


    Und vielen Dank für die anderen supertollen Buchtipps, mich juckts schon in den Fingern die Muschelöffnerin zu bestellen :grin

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  • Ich hab gerade unter www.frauenzimmer.at einen Kommentar zu Solitaire und Brahms gelesen:......Ein netter Schmöker, der einen nicht vom Hocker reißt....ts ts ts da könnte ich mich echt drüber aufregen. Derjenige, der das geschrieben hat, hat dieses Buch bestimmt niiiiiiiiiiiiiiiiiieeeeeeeeeeeeemals wirklich gelesen :fetch :fetch :fetch

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  • Zitat

    mich juckts schon in den Fingern die Muschelöffnerin zu bestellen


    Ich les das grad auf Englisch. :-] Insgesamt gefällt es mir gut, es ist aber ganz anders als Solitaire und Brahms. Insgesamt ist es etwas...äh...expliziter. Teil 2 (da bin ich grad), wo sie als "renter" (~ Strichjunge) arbeitet, ist schon krass. :wow


    lg Iris :wave

  • Zitat

    Original von Orlando
    Frauenbuchhandlung? Braucht man sowas? Sachen gibts...


    Orlando, spotte nicht.
    Mach eine auf, dann weißt du's
    :grin
    magali, lila Fahne schwenkend

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    K. Kraus

  • Zitat

    Original von Orlando
    Frauenbuchhandlung? Braucht man sowas? Sachen gibts...


    Ich weiß von einer gut gehenden und weiß auch gar nicht, warum es Frauenbuchhandlungen nicht geben sollte.
    Natürlich können auch Männer dort einkaufen, aber es gibt vorrangig Lesbenlektüre, darüber hinaus natürlich auch Krimis etc. In meinen Augen ist es eine sehr gut sortierte Fachbuchhandlung :-)

  • Das Buch habe ich ja nun schon einige Zeit sacken lassen und nun also auch meine Gedanken zum Ende des Buches.
    Je länger ich darüber nachgedacht habe, je mehr konnte ich das Ende des Buches verstehen und nachvollziehen. Ich wußte vorher nicht, wie groß die Probleme der Leseben in den sechziger Jahren waren.
    Bevor jemand zwangseingewiesen wird, ist Flucht doch vielleicht ein besserer Weg. :-)
    Mit anderen Worten, ich finde das Ende des Buches völlig in Ordnung und nicht überzogen :-)

  • Zitat

    Original von MaryRead
    oh, im Moment sterben die leider wie die Fliegen :-(


    Ich kenne hier am Ort, ehrlich gesagt, gar keine.


    Dafür hatte der Hugendubel eine Riesenecke mit schwul-lesbischer Literatur. Bei den anderen Buchläden habe ich noch nicht explizizt danach gesucht.

    Lieben Gruß,


    Batcat


    Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt (aus Arabien)