Hier kann zu den Kapiteln 15 - ENDE geschrieben werden.
'Solitaire und Brahms' - Kapitel 15 - ENDE
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Trotz dem schönen Liebespaar sind meine Lieblingsfiguren:
Jean
Miss Myers
Charlotte May.Und natürlich Connie, wandelnde Pest auf zwei Beinen.
magali
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Das sind die Figuren mit Rückgrat.
Stimmt schon.
Was mir ein bisschen seltsam aufgestossen ist, ist der Wandel von Penny.
Ich könnte eigentlich gar keine Person nennen, die mir so im wirklichen Leben gefallen könnte.
Gezeichnet sind sie *alle* wunderbar. Sehr plastisch.
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Penny?
Hm.
Hab ich als Geschichte einer letztlichen Anpassung gelesen. Die, die sie liebt, kriegt sie nicht. Überhaupt kommt sie mit Liebe zu Frau nicht zurecht, ist auch verwirrt durch die vielen Umzüge und die Begegnung mit vielen Kulturen. Also: flüchtet sich in die (vermeintliche) Sicherheit der Anpassung.
Ist aber bloß ein Vorschlag von mir, muß nicht stimmen
magali -
Da wir ja hier im letzten Teil sind:
- magali , was meinst du damit, die Essensszenen seien bedeutsam in ihrer Schilderung? Ist mir gar nicht aufgefallen.
- @alle - ist das Ende nicht entsetzlich kitschig, wie sie da in den Sonnenuntergang reiten bzw. in den Sonnenaufgang fahren...?
- noch mal @alle - habt ihr denn nun alle Bezüge des Gewinnspiels gefunden?
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Hm, kitschig find ich es nicht, eher immer noch sehr bedrohlich. Sie wissen ja nicht, was sie erwartet, eine ungewisse Zukunft auf der Flucht vor Mutter/Irrenhaus/"Freunden"/Staat mit Handgepäck.
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Zitat
Original von MaryRead
Da wir ja hier im letzten Teil sind:- magali , was meinst du damit, die Essensszenen seien bedeutsam in ihrer Schilderung? Ist mir gar nicht aufgefallen.
Das sind immer wieder regelrechte Schlüsselszenen. Wer ißt mit wem? Wer ißt was? Am wichtigsten natürlich bei Jean. Eine Frau auf der Suche nach ihrer Unabhängigkeit. Sie richtet ihr Essen selbst und verzehrt es allein. Nicht nur aus Öko - Überzeugung, das ist bloß ein Teil, sondern als Zeichen von Autonomie. Sie grenzt sich ab, weil sie ja auch ein anderes Leben sucht.
Auch Miss Myers ißt allein. Das ist Teil ihrer dominierenden Stellung und gleichzeitig ebenso Zeichen ihrer Autonomie.
Jemand wie Connie dagegen ist es immer unglaublich wichtig, daß man gemeinsam ißt. Nicht bloß zum Kartenspielen zusammensitzen, sondern zum Essen auch. Essen als Teil der Gruppendisziplin. "Warum hast du nicht mit uns gegessen?" Für Connie gleich Verrat an der Freundschaft und natürlich an den Konventionen.
Wenn Shelbys Krise zum Höhepunkt kommt, kann sie nicht essen und schon gar nicht mit ihren Bürofreundinnen.
Ich war fasziniert von dem Motiv, wenn es am einigen Stellen auch bloß trivial eingestzt ist.
Denk auch an die Szene, wenn Shelby kochen will, weil sie ihrer Mutter endlich beweisen will, daß sie selbständig ist.
Die Szenen, wenn Fran resp. Shelby krank sind. Wer füttert, wer versorgt? Warum? Hier entsteht Liebe und Fürsorge mit dem Mittel des Stillens von Grundbedürfnissen.
Dann ist Essen und seine Zubereitung, wie immer in Romanen, Teil der erotischen Szenerien. Marshmallows rösten am Feuer!
magali -
Wow, Magali, Du hast es wieder drauf. Mir ist die Häufigkeit des Essens und die intensiven Bilder, die bei den Beschreibungen entstehen, zwar auch aufgefallen, aber ich habe keine richtige Erklärung dafür gefunden.
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Ich hab's drauf? Ich bin bloß verfressen
Erkenne dich selbst, heißt das.
Was mich noch interessieren würde, ist, wie man eigentlich beim Übersetzen vorgeht.
Fängt man vorn an? Oder drängt sich einem beim Lesen eine Stelle plötzlich in der eigenen Sprache auf und man fängt da an?
Was macht man, wenn man hängebliebt? Keine Worte findet?
Und kann man sich Manuskripte aussuchen? Oder kriegt man die hingeknallt?
Wieviel Zeit hat man zum Übersetzen? Es gibt ja Bücher, da habe ich den Eindruck, ÜbersetzerIn hat das in 48 Stunden runtergehauen, immer mit dem Redaktionsschluß im Nacken. Oder sie hatten kein Geld fürs Wörterbuch, ähem.
Wobei Wörterbücher natürlich auch nicht immer recht haben.
magali -
So, da ich die letzten Tage krank im Bett lag, bin ich bisher noch nicht dazu gekommen hier was zu schreiben. Und ich gebe es ganz ehrlich zu: Ich hatte das Buch schon einen Tag vor Start der Leserunde aus... *räusper* Ich konnte es halt einfach nicht mehr aus der Hand legen...
Den Anfang des Buches fand ich ein wenig langgezogen. Es hat tatsächlich ein wenig gedauert, bis ich Zugang zu den Personen fand und mich ganz in die Handlung vertiefen konnte. Danach war ich aber hin und weg... Ich fand das Buch richtig, richtig toll. Schön einfühlsam geschrieben und die seelischen Probleme von Shelby wunderbar erzählt... Einfach klasse... *schwärm*
Die letzten zwanzig Seiten - also sprich: den Schluss - fand ich aber irgendwie total doof. Das hat mir überhaupt gar nicht gefallen. Den hätte ich mir anders gewünscht... Irgendwie fand ich das Ende total überzogen...
Trotzdem bekommt das Buch von mir 5 von 5 Daumen...
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Gerade den dritten Teil des Buches empfinde ich zum Teil als ganz schön bedrückend, Beispiele:
Seite 309/310 Fran besteht darauf, dass Shelby mit ihren Kolleginnen ausgeht, damit ja kein falscher Verdacht aufkommt....
Seite 313, die Kolleginnen versuchen Shelby auszufragen....
Seite 323, Zitat: "Das werden sie dir nicht abnehmen. Deinen Job und deine Freundinnen kannst du abschreiben. Unser Vermieter kann uns rauswerfen." Sie lächelte Shelby ironisch zu. "Leute wie wir sind nicht sehr beliebt."Wenn ich die drei Beispiele lese, bekomme ich einen richtigen Klops im Bauch. Vielleicht kannst du dazu etwas mehr sagen, Piratin.
War es früher wirklich so ein Riesenproblem, lesbisch zu sein? Seit wann ist es "kein Problem" mehr?Charlotte gefällt mir übrigens auch sehr gut. Ihr Satz: "Haben Sie mich schon mal tratschen sehen?" zeigt sehr schön, was für eine tolle Kollegin sie ist. Und besonders gut hat mir im Zusammenhang mit ihr der Satz: "Ziehen Sie nie Ihre Zweifel in Zweifel" gefallen!!
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Charlotte mochte ich auch sehr... Irgendwie hatte ich bei ihr immer den Eindruck, dass sie vielleicht auch ein klitzekleines Geheimnis hat, was keiner wissen soll und dass sie sich deshalb so gut in Shelby hineinversetzen kann...
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Ja, icj fand den letzten Teil auch bedrückend.
Und genau deswegen kam mir der Schluß-Schluß auch zu schön vor.
Ich mein, man kann sagen, es ist ja 'ne Unsicherheit für die beiden, wenn sie so losfahren. Ist ja auch ein ofener Schluß, man weiß ja nicht genau, ob sie es schaffen.
magali -
@ magali
Ja, das mit dem Essen ist mir irgendwie auch aufgefallen, auch wenn ich es nicht so in Worte hätte kleiden können, wie Du das getan hast.
Das Ende... ich wußte nicht so recht, was ich davon halten sollte.
War es denn wirklich noch SO dermaßen schlimm in den 60ern in den USA, daß man riskieren mußte, in die Klapse zu kommen, wenn man sich als lesbisch oder schwul geoutet hat? Das überstieg irgendwie mein Vorstellungsvermögen, daß das Buch so dramatisch mit einer Flucht enden mußte.
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So, ich muss meine Titel-Kommentare mal grad hierherschieben, damit ich vorne nicht spoilere.
ZitatOriginal von Delphin
Solitaire assoziiere ich mit Einsamkeit und Shelby kommt mir manchmal sehr einsam vor mit ihren Gefühlen - trotz Libby und Frauenkränzchen.Ja... obwohl es ja Fran ist, die die beiden Elemente immer wieder reinbringt, sozusagen als Leitmotiv, eben weil sie Solitaire spielt und Brahms hört, wenn es ihr schlecht geht.
Aber Augenblick mal....
"... Solitaire spielt"'??Tut sie ja gar nicht. "Solitaire" habe ich in den Anfangszeiten der Windows-Welt an meinem PC gespielt, bis er qualmte. Fran legt Patiencen. Die altmodische Variante, mit Karten, die man umständlich auf dem Tisch auslegen muss. Als klar wurde, dass der Titel in der wörtlichen Übersetzung bestehen bleiben würde, habe ich die Übersetzung so vergewaltigen müssen, dass Fran im Jahre 1962 schon "Solitaire" spielt, aber gerne getan hab ich das nicht.
Womit wir beim Titel wären. *seufztief*
Ich persönlich fand den Originaltitel unübersetzbar, eben wegen des "Patience und Brahms"-Dilemmas. ("Patience and Sarah" von Isabel Miller ist übrigens ein absoluter Klassiker der Lesbenliteratur; das wäre noch eine nette Anspielung geworden, hätte aber einfach nicht geklungen.)
Darum habe ich ziiiiiemlich lange vor mich hin braingestormt, was für Titel ich vorschlagen könnte - hat wirklich Spass gemacht. Das Ergebnis habe ich hier schon mal gepostet, ich zitiere:
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„Dame im Spiel"
Das Bridgespiel der Freundinnen in der Mittagspause zieht sich durch das ganze Buch, und oft bildet dabei der Spielverlauf einer Bridge-Partie die Handlung der Geschichte oder das Verhältnis der handelnden Personen zueinander ab. Die „Dame im Spiel“ in Shelbys Leben ist natürlich Fran. (Leider heißt das „Herz“ beim Bridge nicht „Herz“ sondern „Coeur“, und „Kreuz“ heißt „Treff“, sonst könnte sich daraus auch ein Titel konstruieren lassen.)„Sterne aus Porzellan“
In der Schlüsselszene in Kapitel 6 entdeckt Shelby im Gras „quaker ladies“, zu deutsch „Porzellansternchen“. Ihre Blüten sind von hellblauer Farbe, ähnlich wie Frans Augen, auf die immer wieder Bezug genommen wird. Porzellan ist außerdem so zerbrechlich wie das Glas des Spiegels, das in Kapitel 10 (?) „in eine Million Sterne“ zersplittert. Allerdings gibt es schon die „Sterne im Bauch“ von Ahima Beerlage, was vielleicht zu ähnlich ist?„Eine richtige Frau“
„Ich bin keine richtige Frau“, sagt Fran in Kapitel 15. Das sei jedenfalls die Meinung der meisten Menschen. Von Shelby wird das Rollenverhalten einer „richtigen Frau“ (Ehefrau, Hausfrau und Mutter) erwartet. Und beides ist natürlich zu engstirnig: Fran ist sehr wohl eine „richtige Frau“; obwohl sie lesbisch ist, und Shelby ist ebenfalls sehr wohl eine „richtige Frau“, obwohl sie aus der Vorbereitung auf die traditionelle Rolle ausbricht.Der letzte Vorschlag war mein Favorit, da kommt - finde ich - der intelligente Humor am besten zum Ausdruck, der das Buch an so vielen Stellen auszeichnet.
Und Sarah Dreher hat mir zugestimmt - ich hatte sie extra deswegen angeschrieben, weil ich auf eine strategisch wichtige Verbündete hoffte, gegen die sich auch der Verlag nicht stellen würde. ("Der Titel ist nicht so wichtig, die Frauen kaufen unsere Bücher sowieso." - oder so ähnlich lautete der O'ton.)
War aber nix.
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Zitat
Original von magali
Penny?
Hm.
Hab ich als Geschichte einer letztlichen Anpassung gelesen. Die, die sie liebt, kriegt sie nicht. Überhaupt kommt sie mit Liebe zu Frau nicht zurecht, ist auch verwirrt durch die vielen Umzüge und die Begegnung mit vielen Kulturen. Also: flüchtet sich in die (vermeintliche) Sicherheit der Anpassung.Genauso habe ich das auch gelesen. Ausser vielleicht dem Multi-Kulti-Aspekt. Der hätte ihr auch eine etwas grössere Abgeklärtheit/Reife geben können. Aber Penny schwärmt für Shelby (ohne sich dessen so recht bewusst zu sein), sie flüchtet sich in Affären mit Männern, die ihr nichts bedeuten, und als sie Shelby "verliert", da wird sie bockig und die Schwärmerei schlägt in Ablehnung um. In Connie und Co. findet sie Verbündete und vermeintliche Sicherheit. Zumal sie selbst noch total in der Verdrängungsphase ist und sich überhaupt noch nicht damit auseinandersetzen kann, was sie für Shelby empfindet.
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Zitat
Original von Morgana
Die letzten zwanzig Seiten - also sprich: den Schluss - fand ich aber irgendwie total doof. Das hat mir überhaupt gar nicht gefallen. Den hätte ich mir anders gewünscht... Irgendwie fand ich das Ende total überzogen...Irgendwas stört mich an dem Schluss halt auch. Mindestens mal das letzte Kapitel, wo sie plötzlich die Flucht planen, alles wunderbar klar ist und klappt, und dann sind sie unterwegs (Kerouac lässt grüssen - auch wenn ich den rausgeworfen und nur Steinbeck dringelassen habe, um nicht noch relativ unbekannte Namen erklären zu müssen). Das geht mir zu schnell, und da kommt mir die Ungewissheit, in die hinein sie fahren, nicht genug heraus.
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Zitat
Original von Batcat
Das Ende... ich wußte nicht so recht, was ich davon halten sollte.War es denn wirklich noch SO dermaßen schlimm in den 60ern in den USA, daß man riskieren mußte, in die Klapse zu kommen, wenn man sich als lesbisch oder schwul geoutet hat? Das überstieg irgendwie mein Vorstellungsvermögen, daß das Buch so dramatisch mit einer Flucht enden mußte.
Das ist durchaus realistisch, leider. Mir geht der Schluss ja auch zu holterdipolter, aber der Druck ist schon echt.
Dringende Buchempfehlung, habe ich neulich schon mal losgelassen, siehe unten. Eigentlich sollte ich mal eine Rezension dazu schreiben, aber dazu müsste ich es noch mal lesen.
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Zitat
Original von MaryRead
Irgendwas stört mich an dem Schluss halt auch. Mindestens mal das letzte Kapitel, wo sie plötzlich die Flucht planen, alles wunderbar klar ist und klappt, und dann sind sie unterwegs (Kerouac lässt grüssen - auch wenn ich den rausgeworfen und nur Steinbeck dringelassen habe, um nicht noch relativ unbekannte Namen erklären zu müssen). Das geht mir zu schnell, und da kommt mir die Ungewissheit, in die hinein sie fahren, nicht genug heraus.Das war es noch nicht mal so, was mich gestört hat. Ich fand es einfach irgendwie unglaubhaft, dass sie die Mutter mit dem Psychiater da sitzen sieht, dass Fran direkt weiß was los ist und dass sie die Befürchtung haben, dass Shelby eingeliefert werden soll... Irgendwie fand ich das alles total überzogen... Und dann die Flucht... Neeee.... Das Ende hätte ich mir irgendwie total anders gewünscht. Das hat mir gar nicht gefallen. Das hat irgendwie - für meinen Geschmack - gar nicht zum tollen Rest des Buches gepasst... Und ich fand das Buch wirklich sonst super schön...
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Für mich macht grad das "Holterdipolter" die Bedrohung und den wirklich überraschten Aufbruch deutlich. Ich finde,es musste genau so sein.
Alles in allem einfach ein Buch, an dem ich quasi nichts auszusetzen habe, weil alles einen Sinn hat. - das passiert mir bei zeitgenössischen Autoren ansosnten nicht wirklich häufig.
Und zum Titel, auch der gefällt mir wirklich gut, weil er nochmal eben auch (auch wenn man es erst erfährt, wenn man an der entsprechenden Stelle angelangt ist) das Depressions-Thema aufgreift.
Von den drei anderen Vorschlägen hätte mir der zweite auch noch gefallen, aber der erste und der letzte wären mir zu "platt", zu eindeutig gewesen.
Auch die Covergestaltung dazu wäre dann eher simpel geworden, meiner Meinung nach.