Die Suche nach dem Vater, den sie nicht gekannt hat, der hingerichtet wurde mit den Hitler Attentätern des 20. Juli 1944, lässt die bekannte Journalistin Wiebke Bruhns, geborene Klamroth, ein Familienporträt ausbreiten, das zugleich ein Zeitportrait ist. Das Großbürgertum zu Beginn des 20. Jahrhunderts bringt diese Männer hervor, die im ersten Weltkrieg als Offiziere mit Hurra auf den Kaiser in das Ensetzen gehen und die danach entwurzelt ihrer Ideale an der Herausforderung der Demokratie scheitern und in das nächste Unglück mehr stolpern als rennen. Ein sehr stark und sehr nah an den Menschen und der Zeit geschriebenes Buch. Sehr beeindruckend.
Wibke Bruhns: Meines Vaters Land
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Als ich kürzlich dieses Buch gelesen habe, hat es mich an das von Wiebke Bruns erinnert. Obwohl es deutliche Unterschiede gibt, haben doch beide etwas fesselnd Authentisches. Beide Bücher beschreiben Familiengeschichten von Widerstandskämpfern aus erster Hand, nur dass im Fall von Wiebke Bruns der Vater die Hauptrolle spielt und im Buch von Konstanze von Schulthess die Mutter und Ehefrau Nina Schenk Gräfin von Stauffenberg die Hauptfigur ist. Dennoch enthalten beide Bücher sehr private und persönliche Eindrücke.
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Zur Autorin: lt. Wikipedia
Wibke Bruhns ist die Tochter des zur Gruppe der Attentäter vom 20. Juli 1944 zählenden Hans Georg Klamroth, der am 15. August 1944 als Mitwisser zum Tode verurteilt und am 26. August 1944 hingerichtet wurde. Sie wuchs in Stockholm, Berlin und London auf. Bruhns studierte Geschichte und Politikwissenschaft. Sie volontierte bei der Bild-Zeitung, was sie „aus politischen Gründen“ jedoch vorzeitig abbrach. 1962 wurde sie Redakteurin beim ZDF, als politische Fernsehjournalistin war sie die erste Frau im deutschen Fernsehen, die im ZDF ab 1971 die Heute-Nachrichten moderierte, was zur damaligen Zeit großes öffentliches Aufsehen erregte.
Sie war als politische Korrespondentin in Bonn während der Ära von Bundeskanzler Willy Brandt tätig. Von 1984 bis 1988 arbeitete Bruhns für den Stern als Nahost-Korrespondentin in Israel und in Washington. 1993 moderierte sie die Nachrichten auf VOX, 1995 wurde sie Kulturchefin beim ORB. 2000 war Bruhns Sprecherin der Weltausstellung Expo 2000 in Hannover.
Meine Meinung:
Es ist schwer, dieses Buch in Worte zu fassen.Es hat mich oft fassungslos den Kopf schütteln lassen, so wie wohl auch die Autorin selbst oft nicht glauben konnte, was sie in den Familienschriften fand. Es liegt natürlich auch daran, dass ich zur Nachkriegsgeneration gehöre und die Erzählungen meiner Familie so gar nichts mit Ruhm und Ehre für das Vaterland zu tun hatten, wie die der Familie Klamroth.
Von den kaisertreuen, preußischen Großeltern bis zur Hinrichtung des Vaters , als einer der an dem Hitlerattentat beteiligten "Volksverräter",
hat Wibke Bruhns das großbürgerliche Leben einer Familie beschrieben. Eine Biografie, welche durch die penibel geführten Tagebücher der Familienmitglieder, den gesammelten Aufzeichnungen von Freunden und Verwandten, sowie nicht zuletzt durch den privaten Schriftverkehr von Großeltern und Eltern, sowie vielen Fotografien untermauert, und somit wirklich authentisch wird.
Wibke Bruhns hat nichts beschönigt, hinzugedacht oder verklärt. Hier wurde beleuchtet, hinterfragt und ergründet, soweit man das Gedankengut und die Handlungsweise eines - ihr völlig unbekannten - Vaters im Nachhinein aus seinen Tagebüchern und Briefen ergründen kann.Das Buch verfolgt Geschichte einer "Klasse" von Menschen, wie sie im Großbürgertum des Deutschen Reiches zu Reichtum und Ansehen kam bis hin zum Absturz durch den 2. Weltkrieg. Es beschreibt die - naheliegende - Hinwendung zum Nationalsozialismus, die Verdrängung bzw. das Desinteresse an den damit verbuncenen Verbrechen. Eine Klasse von Menschen in einem riesigen Familienverband, mit eigenem Familienverein und eigener Satzung, in der die "Reinerhaltung der Rasse" schon weit vor den Nürnbergern Gesetzen einen Paragraphen fand.
Die Briefe von "HG" für Hans-Georg Klamroth - sind oft pathetisch und auch für die damalige Zeit, sehr ungewöhnlich zu nennen. Sie schildern aber eindringlich sein ereignisreiches Leben und auch seine Nöte und Ängste, sein schlechtes Gewissen, welches ihn seit dem 1. Weltkrieg verfolgte und seine Liebe zu Else, seiner Frau. Diese hat er durch seine notorische Fremdgeherei und seine Neigung zur Lüge, schwer enttäuscht. Auch wie Else damit umgegangen ist, wird uns erzählt.
Ich konnte über das Buch nur staunen. Zunächst einmal, dass soviel Schriftverkehr erhalten blieb - ich sage nur: Durchschläge von den privaten Briefen, auch den täglichen Liebesbriefen (!) - Haushaltsbücher, Geschäftsbriefe und natürlich Zeugenaussagen der Freunde und der Familie, ist doch wohl nicht alltäglich zu nennen. Dazu kommt der schonungslose Umgang mit dem eigenen Vater - soweit ich es erkennen konnte, ohne ihn wertemäßig zu verdammen oder zu entschuldigen - trotzdem sie sich der Kommentare über allzu Unverständliches nicht enthalten konnte: Spinnt der? Ist das alles, was er darüber zu sagen hatte? Ja gehts noch?
Alles in allem ein Zeitzeugnis, welches sich Interessierte nicht entgehen lassen sollten.
Edit: ISBN vom Taschenbuch eingefügt!
Edit wollte noch den Wikipediahinweis. -
Mein Mann hat das Buch geschenkt bekommen und verschlungen. Er empfiehlt es allen Leuten, die er kennt.
Das Buch behandelt ja nicht nur die Geschichte von Wibkes Vater, sondern auch schon die von ihrem Großvater. Sehr eindringlich und schnörkellos berichtet Wibke Bruhns über die Zeit des ersten und zweiten Weltkrieges. Was es für eine wohlhabende Familie bedeutete, Kriegszeiten ausgesetzt zu sein.
Ich finde das Buch auch sehr lesenswert, obwohl es -durch viele geschichtliche Einschübe und Erklärungen- streckensweise etwas schwer zu lesen ist. Ich muss gestehen, dass ich einige Sätze nur überflogen habe. Sie wirkten mir eher wie Geschichtsbuchbeiträge. Aber ansonsten ist es echt lesenswert! -
Da heute Stauffenberg im Fernsehen läuft, ist mir dieses Buch wieder eingefallen. Ich schließe mich voll und ganz Wanjas Meinung an. Ein sehr beeindruckendes und auch lange im Gedächtnis bleibendes Buch. Stellenweise etwas schwer zu lesen.
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Das Buch liegt seit einer Woche auf meinem SUB, ich hab es von einem Onkel geschenkt bekommen. Jetzt hab ich mich wohl dazu überzeugen lassen, es auch zu lesen Demnächst dann mein Bericht