Sibylle Gurtner May: Ina hört anders - vom Hören mit Hörgeräten
Atlantis 2007. 32 Seiten
ISBN-13: 978-3715205328. 14,90€
Vom Verlag empfohlen ab 5 Jahre
Illustratorin: Suse Schweizer
Verlagstext:
»Am Liebsten mag ich es, wenn Mama mir ein Buch vorliest. Da ist es warm und gemütlich und Mamas Stimme ist ganz nah.« - Ina hört ohne Hörgeräte wenig und mit Hörgeräten anders als die meisten von uns. Deshalb ist sie froh, wenn ihre Freundin sie beim Reden anschaut. Wenn viele Leute durcheinanderreden, dann wird es Ina zu viel - und ihrer Oma auch. Ina besucht eine Spielgruppe, in der alle nicht gut hören, die Kinder und die Erwachsenen. Fast alle tragen Hörgeräte, und viele reden untereinander auch in Gebärdensprache. Regelmäßig muss Ina in die Stadt zum Audiologen. Danach ist sie müde und nimmt gern die Hörgeräte raus. »Das mache ich auch, wenn ich meine Ruhe haben möchte. - Und du? Hast du auch Hörgeräte?« In prägnanten Sätzen berichtet Ina, und die Bilder zeigen in sympathischer Art das Gewöhnliche und das Besondere dieses Kinderalltages. Im Begleitheft bieten Fachleute Hintergrundinformationen zur Lebenswelt hörbehinderter Kinder und zum Buch an. Außerdem gibt es Spielimpulse für bewusste Hör-Erfahrungen von Hörenden.
Die Autorin:
Sibylle Gurtner May geboren 1962, studierte klinische Heilpädagogik in Freiburg, war im sozialpädagogischen Bereich tätig und ist seit 2001 Mitarbeiterin im Audiopädagogischen Dienst in Münchenbuchsee (Bern). Sie ist Tochter gehörloser Eltern und seit Geburt schwerhörig. Auch ihre Gedichte ( an solchen tagen, Nimrod Verlag 2002) setzen sich mit den Themen »Hören - Anders Hören - Dazugehören« auseinander. Letztes Jahr machte Sibylle Gurtner ihr Diplom als Pädagogin für Schwerhörige und Gehörlose. In ihrer Diplomarbeit analysierte sie den theoretischen Hintergrund von Kinderbüchern zur Hörbehinderung. Da lag es nahe, das eigene, lyrisch knappe Schreiben und das Fachwissen zu verbinden.
Die Illustratorin:
Suse Schweizer geboren 1973, wäre beinahe Lehrerin geworden, hat dann (zum Glück) an der Bauhaus-Universität in Weimar studiert und zeichnet heute mit Vorliebe zu Hause in Erfurt. Und das mit links! Für ihre Illustrationen zu der Geschichte Nasenweich und Schneuzfest von Ute Andresen erhielt sie 2005 den Meefisch, den 1. Preis dieses erstmals vergebenen Illustrationswettbewerbes.
Inhalt:
Ina ist in ihrer Spielgruppe nicht das einzige Kind, das ein Hörgerät trägt. Ein Kind hat ein CI (Cochlea-Implantat) erhalten und es gibt Teilnehmer, die sich in Gebärdensprache verständigen können. Ina zeigt sehr anschaulich, dass sie mit ihrem Hörgerät besser hört als ohne, aber immer noch anders als ein nicht hörbehindertes Kind. Inas Einblick in ihr Leben mit Hörbehinderung gibt Kindern die unterschiedlichsten Denkanstöße, was sie selbst tun können, damit hörbehinderte Mitschüler gleichberechtigt am Alltag teilnehmen können. Sibylle Gurtner May zeigt am Beispiel ihrer Ina in Hunde-Gestalt unterschiedliche Aspekte einer Hörbehinderung, die Teilnahme an einer Kinder- oder Kindergartengruppe, Inas Hörtest, den Besuch ihrer Therapeutin, sowie die Bedürfnisse von Inas Großmutter, die auch schwer hört. Dass die Figuren des Buches Hunde sind, verblüfft zunächst. Die von Suse Schweizer dargestellte Hundewelt vermittelt mit ihrer sehr menschlichen Körpersprache einen ganz eigenen Charme und regt Kinder dazu an, genau auf die Empfindungen der Figuren und ihre Stellung in der Gruppe zu achten. Die Vermittlung von Inas Gefühlen gelingt ausgezeichnet und wird von Kindergartenkindern mit großer Anteilnahme aufgenommen. Dass Ina sanft und harmoniebedürftig gezeigt wird, schließt eine mögliche wütende Reaktion auf ihre Außenseiterrolle von vornherein aus.
Fazit:
Sibylle Gurtner Mays Bilderbuch vermittelt betroffenen Kindern, dass sie in ihrer Situation nicht allein sind und soll hörenden Kindern ermöglichen, sich in hörbehinderte Freunde und Klassenkameraden einzufühlen. Die Autorin ist selbst hörbehindert und Kind gehörloser Eltern. Die beiliegende Begleitbroschüre liefert interessierten Erwachsenen grundlegende Informationen und Kontaktadressen. Lehrer und Erzieher erhalten Hinweise darauf, wie sie einem hörbehinderten Kind die Teilnahme an Unterricht und Kindergruppe erleichtern können. "Ina hört anders" ist für Kinder ab 5 Jahren empfohlen und kann auch schon für jüngere Zuhörer eingesetzt werden.