Titel: Das letzte Frühstück
Autorin: Cornelia Lotter
Verlag: Fihl-Verlag Leipzig
Erschienen: November 2011
Seitenzahl: 142
ISBN-10: 3942829185
ISBN-13: 978-3942829182
Preis: 11.95 EUR
Auf den 142 Seiten dieses Buches haben sich 19 Erzählungen versammelt, in denen es um „die Liebe – oder was die Menschen dafür halten“ geht, so vermeldet es wenigstens der Klappentext. Geht es wirklich aber um die Liebe? Oder geht es in diesen Geschichten nicht vielmehr um das, was da zwischen Mann und Frau so alles passieren kann? Mag sein, dass ab und an auch mal die Liebe auf ein Minütchen vorbeischaut. Nach dem Lesen der einzelnen Erzählungen wird man merken, dass die Liebe in ihrer ursprünglichen Form, in ihrem eigentlich Sinn, eher nicht so präsent ist.
Nach der Lektüre dieses Buches, was in einem sehr angenehmen Stil geschrieben ist, bleibt dann doch eine leichte Enttäuschung zurück. Zuviel wird in schwarz/weiß gezeichnet, der Griff zu zwischentönigem Grau wäre an der einen oder anderen Stelle sicher nicht falsch gewesen.
Man hat den Eindruck, die Männer, hier insbesondere die Ehemänner, wären alle unsensibel, kahlköpfig, schnarchen, wollen ihre Ehefrau nur beherrschen, sind mit einem Wort alles ausgemachte Arschlöcher – während die Frauen dagegen, ewig ausgenutzt und gedemütigt werden, sich dem Diktat ihrer Ehemänner beugen müssen. Als Leser hätte man sich da schon etwas variantenreichere Geschichten gewünscht.
Da ist die Frau die ihren Mann verlassen will, es aber bleiben lässt als sie seinen Schlüssel im Türschloss sich drehen hört, dann ist da die Frau, die endlich mit dem Auto fahren und er nicht in der Lage ist ihre Fahrweise zu kommentieren, aber es wird auch von der Frau erzählt, die vom Schnarchen ihres Mannes sehr genervt ist. Und nicht zu vergessen die Frau, die mit ihrem zukünftigen Mann zu Besuch bei den zukünftigen Schwiegereltern ist und die sich vor den aufgetischten Kutteln ekelt – und damit sich wohl selbst ins Abseits tritt.
Es sind einfach zu viele klischeehafte Vorstellungen, die in den einzelnen Erzählungen beschrieben werden.
Männer sind mies – Frauen sind gut!
Wenigstens habe ich die Grundaussage dieses Buches so verstanden. Zwischentöne hätte diesem Buch, wie bereits eingangs erwähnt, ganz sicher nicht geschadet.
Natürlich gibt es auch positive Dinge über dieses Buch zu sagen. So sind manche Geschichten unterschwellig böse, wobei man das Böse erst sehr spät bemerkt und es das Lesen der jeweiligen Geschichte dadurch umso reizvoller macht. Bei diesen Erzählungen fällt die Autorin nicht gleich mit der Tür ins Haus, sondern baut zuerst eine Trugwelt aus vermeintlicher Harmonie auf, die dann – nicht unbedingt mit einem Knall – in sich zusammenfällt. Es sind gerade die leisen bösen Pointen, die einen ganz besonderen Lesereiz vermitteln.
Wie soll man ein Fazit zu diesem Buch formulieren? Die Autorin schreibt flüssig und in einem angenehmen Stil, sie hat aber noch viel Luft nach oben, es würde sicher auch nicht verkehrt sein, wenn die Zwischentöne einen etwas größeren Raum in ihren Erzählungen einnehmen würden.
Alles in allem – solider Durchschnitt, lesbar – wenn eben auch nicht der große Wurf.