Gabriella Engelmann – Cinderella Undercover: Aschenputtels wahre Geschichte [14 - 17 Jahre]

  • Nachdem ich das Schneewittchen ausgelesen hatte, war ich so angefixt von dem tollen Schreibstil, den lebendigen Charakteren und dem märchenhaften Hamburg, dass ich dat Frollein Cinderella direkt dahinter schieben musste (ihr kennt das sicher von irgendwelchen Serien – wer einmal Blut geleckt hat, will noch mehr…).


    Und was soll ich sagen – ich wurde nicht enttäuscht – im Gegenteil: mir hat Cinderella noch einen Tacken besser gefallen als Schneewittchen, aber immer der Reihe nach. Das Cover ist wieder märchenhaft schön gestaltet. Natürlich ist maßgeblich, was im Buch steht, aber so ein tolles Cover macht doch erst richtig Lust auf die Geschichte! Und die begann – ebenso wie Schneewittchen auch – mit dem von mir so geliebten Personenverzeichnis. Ich fand es schon beim 1. Teil der Märchenreihe spannend zu sehen, wie die Autorin selbst ihre Figuren in ein paar Sätzen beschreibt. Hier konnte ich schon mal ein bisschen in die Story reinschnuppern und mir ein erstes „Bild“ von den einzelnen Personen machen.


    Beim ersten Überfliegen war ich doch ziemlich zufrieden, denn es schien nichts zu fehlen:



    Cinderella namens Cynthia: checked


    Verwitweter Vater mit leichter Affinität zu blöden Zicken: checked


    Böse Stiefmutter: checked


    Böse Stiefschwestern – zwei an der Zahl: checked


    Hübscher Jüngling, der jedoch auch von einer der bösen Stiefschwestern begehrt wird: checked



    Außerdem kamen wir noch in den Genuss eines schwulen Designers, einer mit Kreuzfahrten verheirateten Oma, einer supersportlichen besten Freundin und einem sprechenden Vogel.


    Einzig und alleine die Tatsache, dass im Personenverzeichnis schon leicht angedeutet wurde, dass manches vielleicht nicht so sei wie es zu Anfang scheine, machte mich etwas stutzig: sind doch im traditionellen Märchen Gut und Böse klar voneinander getrennt. Hier anscheinend nicht – umso besser; ein bisschen Abwechslung hat ja noch keinem geschadet. Außerdem mag ich es, wenn Personen sich im Laufe einer Geschichte entwickeln (in welche Richtung auch immer).


    Doch die Anfänge waren schon recht „Schneewittchen-like“: Cynthias Mutter ist vor einiger Zeit gestoben und so lebt die 15-jährige mit ihrem Vater in einem mehr oder weniger gut organisierten Haushalt. Bis Thomas Aschenbrenner ihr eines Tages von Stephanie, ihres Zeichens Juwelierin und selbst Mutter von zwei Töchtern, erzählt und diese auch einige Tage später zum Abendessen einlädt.


    Cynthia war mir sofort sympathisch; schon alleine die Tatsache, dass sie als Teenager Halbwaise wurde und sie recht tapfer scheint, ließ sie für mich sehr liebenswürdig erscheinen. Entsprechend dessen war es für mich natürlich klar, dass ich Stephanie und ihre beiden Gören namens Kristen (weder eine richtige Christin noch eine Kirsten) und Felicia nicht leiden konnte. Wie denn auch?


    Bei den Grazien, deren Lebensinhalt lediglich darin zu bestehen schien, reich zu heiraten und nicht mehr arbeiten zu müssen, wäre bei mir spätestens nach den Affären Spülmaschine, Haarbürste und Ovemaltine Ende im Gelände gewesen. Aber auch hier hat mich Cynthia mit ihrer sympathischen Art beeindruckt, indem sie relativ ruhig blieb und als Klügere des öfteren nachgab.


    Als es jedoch um ihren Schwarm (sagt man das heutzutage noch?) Daniel geht, ist auch für Cyn Schluss mit lustig und mit Hilfe ihrer Freundin Pauline, dem schwulen Designer GG, ihrer Oma Aurelia und nicht zuletzt dem Beo LaPerla macht sie sich an einen Schlachtplan.


    Dieses Buch hat von allem etwas zu bieten: 1.: eine tolle, fantasievolle, emotional-berührende, spannende, lustige und manchmal auch nervenaufreibende Handlung (mich haben die Grazien streckenweise zur Weißglut gebracht!). 2.: Ich war mit Cynthia an wunderbaren Schauplätzen, die ich nun genau kenne (sogar nachts ), obwohl ich in diesen Ecken Hamburgs noch nie war. 3.: Ich habe Charaktere kennengelernt, die mir ans Herz gewachsen sind und welche, denen ich zumindest eine klitzeklitzekleine Pest an den Hals gewünscht habe. Ich habe mich mit Cynthia gefreut (besonders an der Stelle, an der es Felicia nicht so gut ging und es keinen Menschen interessiert hat) und ich war mit ihr traurig, als sie am Grab ihrer Mutter stand.


    Die Tatsache, dass manche Personen – wie oben bereits angesprochen – nicht einfach schlicht gut oder böse sind, sondern es dazwischen viele verschiedene Grautöne gibt, macht sie so lebendig, lebensecht und glaubwürdig, was das Lesevergnügen ins Unermessliche hat steigen lassen. Ich finde es einfach wichtig, dass Protagonisten eine gewisse Natürlichkeit aufweisen und ihre Gedanken und Verhaltensweisen nicht gänzlich abwegig sind.


    Für mich Prädikat unbedingt lesenswert und die Empfehlung: lesen, genießen, ärgern, aufregen, lesen, schmunzeln, lesen, Kopf schütteln, lesen, freuen, lesen – glücklich sein!


    Danke für die unterhaltsamen Lesestunden!

  • Zusammenfassung:
    Cynthia's Mutter ist tot. Ihr Vater, Thomas, kümmert sich aber liebevoll um seine Tochter, auch wenn ihm manchmal die Zeit fehlt, da er arbeitsbedingt sehr viel unterwegs ist. Er lernt eine neue Frau kennen, was Cynthia am Anfang gar nicht gut findet. Stephanie und ihre Töchter Kristen und Felicia schikanieren Cynthia wo es nur geht. Wenigstens hat sie noch Pauline - Paule - ihre beste Freundin, die immer zu ihr hält.


    Meine Meinung:
    Ich habe es ja schon bei den letzten Gabriella Engelmann Buch gesagt, solange nerven mich diese Märchenadaptionen (ja ja ich weiß, wieso habe ich sie dann gekauft?!). An sich ist das Buch ja ganz okay, aber es ist an manchen Stellen so langweilig, dass ich es manchmal nur noch in die Ecke schmeißen wollte. Schade.

  • Nach dem Tod ihrer geliebten Mutter ist Cynthia Aschenbrenner zusammen mit ihren Vater Thomas auf sich allein gestellt. Von Trauer überwältigt versuchen beide, ihr Leben so gut es geht zu gestalten und halten wie Pech und Schwefel zusammen, bis Stephanie Wolters in ihr Leben tritt. Die Frau wirkt auf Cynthia wie ein Fremdkörper und wird nur “diese Frau” genannt. Zu ihrem Pech hat Stephanie auch noch zwei Kinder in Cynthias Alter, die ihr das Leben schwer machen.
    Als Thomas beschließt, mit Stephanie zusammenzuziehen, bricht für Cynthia eine Welt zusammen, was sie jedoch nicht nach außen hin zeigt.
    Sie bekommt das kleinste Zimmer in der Wohnung und ist zum Großteil für den Haushalt verantwortlich, weil es sonst keiner macht. Da kann man sich schon mal wie Aschenputtel fühlen.
    Durch ihre Liebe zur Kunst lernt Cynthia den 20-jährigen Studenten Daniel Petersen kennen, der sie jedoch nicht wirklich wahrnimmt. Sie verliebt sich Hals über Kopf in ihn und versucht sein Herz zu erobern, was sich als schwieriger herausstellt, als zunächst befürchtet.
    Kann Cynthia am Ende vllt. doch wie Aschenputtel mit ihrem Märchenprinzen zusammen kommen oder enden Märchen doch nicht immer mit meinem Happy End?


    “Cinderella Undercover” ist bereits das dritte Märchen, dass von Gabriella Engelmann modernisiert wird. Nach Schneewittchen und Dornröschen bekommt nun Aschenputtel ihre ganz eigene, moderne Geschichte, die das Leben der 16-jährigen Cynthia Aschenbrenner erzählt.


    Mit “Cinderella Undercover” nimmt die Autorin ihre Leser auf eine ereignisreiche Stadtrundfahrt durch Hamburg mit, die immer wieder interessant ist.
    Neben bereits bekannten Schauplätzen aus anderen Märchenbüchern, wie z.B. dem Schloßhotel aus “Hundert Jahre ungeküsst”, lernt man hier viele tolle neue Orte kennen, die Lust auf eine spontane Hamburgtour machen.


    Der Schreibstil ist wie immer wunderbar. Die Geschichte liest sich leicht und flüssig und ich bin nur so durch die Seiten geflogen. Gabriella Engelmann hat ein tolles Gespür dafür, sich in die Gedanken und Gefühle von Teenagern zu versetzen, ohne das es zu aufgesetzt oder übertrieben wirkt.
    Interessant ist auch, wie die Autorin auf das Thema Patchwork-Familie eingeht und nicht einfach nur die “Böse Stiefmutter und ihre Töchter” in eine Ecke drängt.
    Es ist schön zu sehen, wie hier auch auf die Unsicherheit von Stephanie und ihren Töchtern eingegangen wird, an denen die Umstellung ebenfalls nicht spurlos vorübergeht.
    Obwohl man ja im Normalfall weiß, wie ein Märchen endet, war der Weg dorthin doch voller Überraschungen und so manche Situation war für mich unvorhersehbar.


    Das Personenregister direkt am Anfang ist toll zusammengefasst und bringt einem die Protagonisten direkt näher. So konnte ich direkt zu Anfang meine Lieblinge und “Hassobjekte” finden, deren Entwicklung ich im Laufe der Geschichte bestens beobachten konnte. Und die Entwicklung der Charaktere ist wirklich großartig!


    Cynthia war mir sofort sympathisch. Ihre leicht schüchterne, aber dennoch direkte Art macht sie zu einer tollen Protagonistin, die man einfach gern haben muss. Ihre Liebe zur Kunst und Büchern wird gut dargestellt, ohne übertrieben zu wirken. Sie ist verantwortungsbewusst und sehr reif für ihr Alter.
    Obwohl ihr Vater nicht gerade wenig Geld besitzt, möchte sie nicht von ihm abhängig sein und sucht sich einen Job in der Bar “Erste Liebe”. Neben ihrer Arbeit in der Bar arbeitet sie gleichzeitig mit ihrem besten Freund Gernot, genannt GG, in seinem Atelier und hilft ihm dort bei seiner neuen Kollektion.
    Ihre Verliebtheit bzgl. Daniel ist süß zu verfolgen. Sie schwärmt für ihn und möchte unbedingt bei ihm auffallen, ist aber gleichzeitig zu schüchtern, ihn anzusprechen. Trotzdem wirkt dies weder zu kindlich, noch zu naiv.
    Ihr Verhältnis zu ihren neuen Schwestern ist schwierig, da sich beide abkapseln und weder im Haushalt beitragen, noch sonst respektvoll mit Cynthias persönlichen Sachen oder ihren Freunden umgehen.


    GG ist mein absoluter Liebling in dem Buch. Er ist ein typischer Designer, der zu Gefühlsausbrüchen neigt und Cynthia gerne “Liebchen” nennt. Er legt großen Wert auf ihre Meinung und ihre Ideen und fördert ihre Kreativität. Aber auch Paulina und Louisa sind immer für Cynthia da und stehen ihr mit Rat und Tat zur Seite.


    Ein Highlight in der Geschichte ist La Perla, ein Beo-Vogel, den ihr Vater aus Sri Lanka mitgebracht hat. Der Vogel lernt schnell und spricht in kurzer Zeit ganze Sätze, die Cynthia manchmal ganz schön in den Wahnsinn treiben, aber auch oft zum Lachen bringen.


    Das Cover ist wunderschön und passt sehr gut zu Aschenputtel, ohne zu kitschig zu wirken. Die Chucks sind ein toller Gegensatz zum Glasschuh und die Kutsche passt perfekt zum ursprünglichen Märchen.


    Insgesamt konnte mich Gabriella Engelmann” erneut von ihrem großen Talent überzeugen und die Geschichte hat mir ein paar tolle Lesestunden beschert. Ich freue mich schon auf viele weitere Märchen.


    :lesend :lesend :lesend :lesend :lesend

  • Ich "musste" gestern auch unbedingt noch "Aschenputtel" beenden und hoffe abends aus der Bibl. auch gleich "Rotkäppchen" mitnehmen zu können.
    Mir hat Cinderella gefallen, auch gerade die Begegnung mit Schneewittchen und den sieben Zwergen, doch kam in diesem Buch das Cinderella-Märchen etwas zu kurz. Die Stiefmutter ist nicht böse und ungerecht und die drei Mädels haben untereinander das normale Gezicke und Abgegrenze. Trotzdem ein schönes und gelungenes Buch.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)