Klingsors letzter Sommer - Hermann Hesse

  • Der Maler Klingsor hat sich bei seiner Arbeit jahrelang völlig verausgabt und dabei fast sein Augenlicht eingebüßt.
    In diesem letzten Sommer, den er mit Freunden verbringt, spürt Klingsor bereits die Schatten des nahenden Todes und versucht das Leben durch Trinkgelage und Frauenbekanntschaften noch einmal bis zur Neige auszukosten.
    In einer letzten großen Arbeit, seinem Eigenporträt, übertrifft sich der Künstler noch einmal selber.


    Und genau dasselbe ist Hermann Hesse mit dieser kurzen Erzählung gelungen, der nicht einmal viel Inhalt zugrunde liegt. Mit meisterlich arrangierten Satzkombinationen zeichnet der Autor ein farbenfrohes Gemälde einer Künstlerexistenz, die sich in einem leidenschaftlichen Leben und Schaffen widerspiegelt. Auch hier werden existentielle Fragen nach dem Sinn und Ziel des Daseins aufgeworfen und aus der Sicht des großen Suchers nach Harmonie und Frieden beantwortet.
    Besonders gut hat mir die Schilderung des Selbstporträts gefallen, in das Klingsor Leid und Freud der ganzen Welt zu legen vermochte.
    In jedem Falle aber lohnt sich der Genuss dieser kleinen, feinen, literarischen Kostbarkeit.

  • Ein Buch voll flackernder Sprachgewalt, das fast schon expressionistische Züge trägt. Es wurde von Hesse in einem kurzen, heissen Schaffensrausch geschrieben, hier ist alles am Brennen und Lodern. Man wird in den Wirbel von Klingsors Farbpalette getaucht, es entsteht beim Lesen nahezu permanentes Delirium. Doch Hesse wäre nicht Hesse, wenn er nicht zwischendurch leise Töne anschlagen würde.


    Vom Sprachstil her ist es sein experimentellstes Buch, wie ich finde.

  • Klingsors letzter Sommer - Hermann Hesse


    Kurzbeschreibung:
    Geschildert werden die letzten Lebensmonate eines Malers, dessen Lebensgier und Schaffensrausch an die Intensität Vincent van Goghs erinnern, seinen Wettlauf mit dem Tod, den er mit immer neuen und waghalsigeren Bildern zu überrunden versucht.


    Über den Autor :
    Hermann Hesse, geboren am 2.7.1877 in Calw/Württemberg als Sohn eines baltendeutschen Missionars und der Tochter eines württembergischen Indologen, starb am 9.8.1962 in Montagnola bei Lugano.


    Er wurde 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur, 1955 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. Nach einer Buchhändlerlehre war er seit 1904 freier Schriftsteller, zunächst in Gaienhofen am Bodensee, später im Tessin.


    Er ist einer der bekanntesten deutschen Autoren des 20. Jahrhunderts.


    Mein Eindruck:
    Das Jahr endet bald. Daher ist nur noch Zeit für eine Kurz-Rezi!


    Diese Erzählung von 1919 gehört zu den ersten Texten, die ich von Hermann Hesse las. Vielleicht war es sogar der erste. Ich war damals fasziniert von der überbordenden Sprache, die wirklich nicht jedes Hesse-Buch besitzt, und bin es heute immer noch.


    Hauptfigur ist der Maler Klingsor. Er ist 42 Jahre alt und dies wird sein letzter Sommer sein, wie der Leser schon zu Anfang erfährt.


    Klingsor lebt rauschhaft. Er und seine Freunde diskutieren, arbeiten und feiern zusammen.


    Diese Welt der Kunst ist glaubwürdig dargestellt und lässt sich trotz der Kürze mit anderen Künstler-Romanbiografien vergleichen. Klingsor aber ist eine fiktive Figur, die sicher doch auch viel mit dem Autor zu tun hat.


    Klingsor liebt seine Kunst, die Frauen und das Leben, auch das Trinken.
    Doch einiges davon fällt ihm mittlerweise schwerer. Er befindet sich in einer Art Schaffens- und Lebenskrise, die er bezwingt, indem er sich mit Freunden Louis, ebenfalls ein Maler und dem Dichter Hermann trifft und in die junge Gina verliebt ist.
    Es ist also kein direkt düsteres Werk, nur ein wenig Melancholie befällt Klingsor manchmal.