Originaltitel: Into the Darkest Corner (2011)
Diana Verlag 2011, 478 S.
Über den Inhalt:
Niemand glaubt Cathy, als sie sich von ihrem charmanten, allseits beliebten Freund Lee zunehmend bedroht fühlt. Er kontrolliert jeden ihrer Schritte, schleicht sich heimlich in ihre Wohnung, manipuliert ihre Freunde. Völlig auf sich allein gestellt, plant sie ihre Flucht — die sie nur knapp überlebt. In einer neuen Stadt und ohne jeden Kontakt zu den Menschen aus ihrer Vergangenheit gelingt es ihr, sich ein Leben in vermeintlicher Sicherheit aufzubauen. Doch auch jetzt, Jahre später, verfolgt Cathy noch die Angst, dass Lee zurückkommen und sie finden könnte. Und sie soll Recht behalten …
Über die Autorin:
Elizabeth Haynes wuchs in Seaford, Sussex auf und studierte an der Leicester University Englisch, Deutsch und Kunstgeschichte. Sie arbeitet als Fallanalytikerin bei der Polizei und lebt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Kent. „Wohin du auch fliehst“ ist ihr erster Roman.
Meine Meinung:
Auf der Flucht vor der Vergangenheit ist Cathy nach London gezogen. Mitgebracht hat sie ein schweres Trauma und eine massive Zwangsstörung. In ihrem früheren Leben war sie eine fröhliche, sorglose junge Frau, die das Leben liebte. Bis ihr Freund Lee anfing sie zu kontrollieren, zu demütigen und zu misshandeln. Nur mit knapper Not gelang es ihr, zu entkommen. Doch auch vier Jahre später hat Cathy noch immer fürchterliche Angst vor ihm und fühlt sich in London nicht sicher.
Die Cathy von heute ist nicht mehr die Frau von vor vier Jahren. Wie es zu dieser Veränderung kam, erzählt Elizabeth Haynes eindringlich und mit viel Energie. Es gelingt ihr hervorragend, die Höhen und Tiefen in Cathys damaligem und heutigem Leben vor Augen zu führen und ein beklemmendes Bild ihrer Welt aus Angst, Zwangsstörung und Gewalt zu vermitteln.
Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. In kurzen Kapiteln und häufigen Wechseln werden beide Handlungsstränge nahezu parallel erzählt, wobei der Vergangenheit viel Raum gegeben wird. Der Fokus aber liegt auf der Beschreibung des Alltags in Cathys jetzigem Leben, der beherrscht wird von ihren Zwangshandlungen und Panikattacken. In diesem Handlungsstrang kommt für meinen Geschmack der Spannungsaufbau zu kurz.
Ich hatte eher einen psychologischen Thriller erwartet, als ein Drama häuslicher Gewalt. Über weite Strecken ist es die Geschichte einer Frau, die sich aus einer gewalttätigen Beziehung befreit und nun versucht, in ihrem neuen Leben mit Zwangsstörungen und Panikattacken fertig zu werden, die ihren Alltag bestimmen und sehr ausführlich und detailliert geschildert sind. Zum Psychothriller entwickelt sich das Buch erst gegen Ende, wobei die ganze Zeit vorhersehbar war, worauf die Geschichte hinausläuft. Der Schreibstil von Elizabeth Haynes hat mich allerdings dazu verführt, das Buch praktisch in einem Rutsch durchzulesen.
Es gibt nur eine geringe Anzahl an Personen im Roman, die für die Handlung eine Rolle spielen, überzeugt hat mich nur Cathy. Es liegt vielleicht auch an der Wahl der Ich-Perspektive, dass die anderen Charaktere blass und unscheinbar bleiben.
Insgesamt ein ordentliches Romandebüt, dessen Thema zwar nicht neu ist, aber treffsicher umgesetzt wurde. Das Gefühl von Angst und Schrecken war greifbar, die Beklommenheit spürbar. Nur durch die ständig wiederkehrenden gleichen Szenen geriet der Roman stellenweise etwas langatmig, ich hätte mir in dem Teil, der in der Gegenwart spielt, mehr Spannung gewünscht.