Kurzbeschreibung bei amazon
Sie dachten, der Tod wäre das Schlimmste. Sie haben sich getäuscht
Ein junges Mädchen, allein, gefangen in der Dunkelheit. Sie ahnt, dass ihr Leben bald vorbei sein wird – nur um festzustellen, dass es schlimmere Dinge gibt als zu sterben ... Derweil erfährt Kriminalkommissarin Nele Karminter von einer erschreckenden Studie: Einer von fünfundzwanzig Menschen hat kein Gewissen, ist ein potentieller Psychopath. Eine Erkenntnis, die sich für Nele bald in blutige Praxis verwandeln wird. Denn kurz darauf wird sie zu einem Tatort gerufen – und zu der grausam entstellten Leiche eines jungen, seltsam bleichen Mädchens ...
Zum Inhalt
Die beiden aus "Tief im Wald und unter der Erde" schon bekannten Kommissarinnen Nele Karminter und Anouschka Rossberg haben es diesmal mit einem besonders grausamen Täter zu tun, der junge Frauen entführt, mit Wasserstoffperoxid überschüttet und sie langsam und qualvoll sterben lässt. Gleichzeitig werden Nele und Anouschka in einen Vermisstenfall verwickelt: die junge Daniela ist seit einem Monat spurlos verschwunden. Die besorgten Eltern wollen nicht allein auf die Polizei vertrauen und haben den Privatdetektiv Alexander Seitz, einen ehemaligen BKA-Beamten, engagiert, der gegenüber der Polizei nicht sehr kooperativ ist.
Nele Karminter besucht ein Fortbildungsseminar über Soziopathen/Psychopathen. Die Referentin klärt darüber auf, dass statistisch gesehen einer von 25 Menschen kein Gewissen hat und damit in diese Kategorie fällt und sie versucht, Wege aufzuzeigen, wie man diese gefährlichen Menschen unter der Maske des angepassten Mitbürgers erkennen kann. Der Mord, an dem Nele arbeitet, scheint von einem solchen Psychopathen verübt worden zu sein, aber in der Praxis ist es gar nicht so einfach, die Erkenntnisse aus dem Seminar umzusetzen. Neben dem beruflichen Stress machen auch noch Schwierigkeiten in der immer noch verheimlichten Beziehung zu ihrer Kollegin Anouschka und gesundheitliche Probleme Nele zu schaffen, sodass sie an die Grenze ihrer Belastbarkeit gerät.
Ein weiterer Erzählstrang gibt erschreckende Einblicke in die Ehe von Nicola, die von ihrem Mann seit Jahren unterdrückt und geschlagen wird, wobei sein Gewaltpotential auf alarmierende Weise wächst.
Beurteilung
"Bleicher Tod" ist buchstäblich von der ersten bis zur letzten Seite hochspannend. Dies liegt zum Einen an dem rasanten Szenenwechsel. Der Autor erzählt aus rasch wechselnden Perspektiven, wobei der Szenenwechsel immer an einer kritischen Stelle erfolgt und es dem Leser unmöglich macht, das Buch aus der Hand zu legen. Andererseits ist der Sog dieses Thrillers auch auf die teilweise recht drastischen Beschreibungen zurückzuführen, die das (Un)Wesen des Täters schonungslos verdeutlichen. Sehr sensible Leser sollten deshalb gewarnt sein, für routinierte Thrillerliebhaber bietet das Buch dagegen Suchtpotential. Der Autor schockt aber keineswegs nur mit grausamen Szenen, sondern hat die Handlung gut und weitgehend glaubwürdig konstruiert, wobei er sich in die Psyche seiner Figuren versetzt und interessante Fragestellungen aufwirft, die den Lesern Diskussionsstoff bieten können: Wie erkennt man Psychopathen rechtzeitig, wie kann/sollte man ihnen im häuslichen Umfeld (Ehe) Einhalt gebieten? Welche Art von Menschen ist zum Opfer solcher gestörten Persönlichkeiten prädestiniert? Der Autor hat das Buch ausdrücklich "starken Frauen" gewidmet, die er bewundert und er präsentiert unter seinen Figuren mehrere solcher starker Frauen.
"Bleicher Tod" ist ein rasanter und stellenweise grausamer Thriller mit Tiefgang und bietet deshalb mehr als nur spannende Unterhaltung. Nach der Lektüre wird man seine Mitmenschen vermutlich etwas misstrauischer beäugen. Für Leser mit starken Nerven empfehle ich das Buch uneingeschränkt, rate aber dringend dazu, es erst nach "Tief im Wald und unter der Erde" zu lesen, weil mehrfach auf die Auflösung des ehemaligen Falls Bezug genommen wird. Ich vergebe 9 Punkte . Der Abzug des 10 Punkts geht darauf zurück, dass mich die Motivation des Täters am Ende nicht ganz überzeugen konnte.